lkowald
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Ein prosaisches Sonett
lkowald veröffentlichte ein Thema in der Kategorie Experimentelles & Wortspieldichtung
Der Zuhörer Es gibt nur wenige aufmerksame Zuhörer, die neugierig und offen für Überraschungen sind. Der normale Zuhörer will nur das hören, was er vorher schon zu wissen glaubte. Alles andere wird schon bei der akustischen Wahrnehmung konsequent verwässert, gefiltert und interpretiert bis er das hört, was er gerne hören will. Dann gibt es Beifall. Damit die Message beim Zuhörer ankommen kann, muss auf jede Ironie, auf alle Methaphern, Scherze und die Musik verzichtet werden. Dann aber kann das gelangweilte Publikum und der Künstler auch gleich ganz zu Hause bleiben. Drum Liedermacher, lasst die Message sein! :mrgreen: -
Tötet das Mammon! Das Mammon ist kein Fabeltier ein Götze ist's, halb Bär, halb Stier gefährlich ist das Mammon es streift in seinem Jagdrevier umher und leidet große Gier es frisst und frisst, das Mammon. Die Marge ist sein Lebenssinn es kann vom Maximalgewinn den Hals nicht voll bekommen und was es nicht verzehren kann davon legt es sich Vorrat an es investiert, das Mammon Es investiert in Unternehmen wo die Menschen an Maschinen emsig schuften dürfen dafür müssen sie artig sparen um in seinen Billigwaren- märkten einzukaufen. Und Schurken dreht es Waffen an damit's am Krieg verdienen kann und lässt sich Zinsen geben es feiert mit bei Siegparaden Zivilisten und Soldaten kostet es das Leben. Es investiert in Immobilien- fonds in Hongkong und Sizilien und den Emiraten und wenn die Immobilien bröseln und die Rohstoffbörsen kriseln spielt's mit Derivaten Sein Vorrat fängt so irgenwann natürlich mal zu faulen an und seine Werte fallen das kann das Mammon schwer ertragen muss sich neue Beute schlagen frischen Vorrat krallen. Auf seiner wilden Jagd nach Spendern nimmt es Geiseln, ganzen Ländern droht es mit Zerrüttung das Mammon will Ersatz in bar es nötigt Parlamente gar zur großen Bankenrettung. In nationalen Ritualen muss das Volk die Zeche zahlen opfern stets die Armen so werden die Vermögenslosen ihre Existenzen los in endlosen Reformen. Das Mammon wird noch immer größer jede Krise macht es böser wütender und wilder schon zieht sich eine breite Spur des Elends hinterm Mammon her nur kahlgefress'ne Felder. Wo sind die Menschen, die sich sehnen nicht dem Mammon mehr zu dienen eingepfercht im Käfig? Wann werden sie die Bestie töten und aus seinem Käfig treten? Mammon herrscht nicht ewig!
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Kultur-Hauptstadt Ruhr 2010
lkowald veröffentlichte ein Thema in der Kategorie Gesellschaft & Alltag
Kultur- Kultur- Hauptstadt Ruhr Zweitausend-Zehn im Pott Sozial-Struktur kaputt im Wandel ohne Kohle dank Agenda Zwanzig-Zehn nach lebenslang im Dunkeln Schuften dann am Schluss im Regen steh'n oft langt's nicht 'mal zum anständigen Abgesang Dann bitte den Edit-Button in Zukunft verwenden. MfG Knigg3, MOD -
Da sieht man, wie man mit seiner Interpretation daneben liegen kann. Zur Intention des Dichters kommt beim Verstehen halt die Brille des Lesers hinzu. Sorry für das Missverständnis (Für mich liegt in der Diffusität mancher "Freiheitsgefühle" eine große Gefahr, weil sie so leicht zu missbrauchen ist). Ich hatte aus dem Text eine Ironie herausgelesen, die offenbar nicht beabsichtigt war.
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Sorry, ich meinte natürlich Assonanz, nicht Alliteration... Danke für den Kommentar! -------------- Meine letzte Version, nach Beherzigung aller dankenswerten Anregungen: Mutter Erde Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde und schaut sie sich genau von allen Seiten an nachdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan Mal sah er sie verwüstet oder ganz versunken und traf vom Himmel sie ein Sternenvagabund dann tauchten Feuerstürme ihr Gesicht in Funken er wachte bei ihr bis sie alles überstand Sie war in ihrem Koma schöner noch geworden mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden im bunten Trubel war noch Platz für alle da Millionen Runden später sah er auf den Weiten sich feine Linien nach einem Zahlgesetz verzweigen und verknoten, über alles breiten die Kugel eng umschlingend wie ein Spinnennetz Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken und in die Ebenen ergoss sich grau ihr Staub und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken und leise drang - Musik zu ihm hinauf Er hörte Waffen donnern und sah grelle Blitze verkohlte Städte, Länder voll des Bombenrauchs er schien auf Felder unzähliger weißer Kreuze bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde und schaut sie sich genau von allen Seiten an noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode hat sich auf ihrer Haut - nichts mehr getan bitte keine Doppelposts! MfG Knigg3
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Soviel Schwulst, Phrasen und abgegriffene Metaphern, ja, das passt gut zur "Restauration", dem gegenwärtigen Kreuzzug gegen Aufklärung und Humanismus. Das Gedicht ist für mich eine gute Denunzierung dieser wagen Freiheitssehnsüchte, die immer wieder dazu missbraucht werden, die Menschen in Massen ins Feuer zu schicken für ganz andere Interessen. Konsequenterweise müsste das Gedicht damit schließen, dass man am Ende den Verstand endgültig zur Strecke bringt: Doch vergesst nicht bei dem Drängen sei es noch so gut geleitet und strategisch vorbereitet, den Verstand ans Kreuz zu hängen! Oder so ähnlich...
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Erstmal vielen Dank für die konstruktive Kritik Der unreine Reim "zuletzt" und "Spinnennetz" stört mich weniger. Ich versuche unreine Reime auch in der Regel zu vermeiden, baue aber auch manchmal bewusst Alliterationen statt Reimen ein, um das Gedicht nicht zu glatt werden zu lassen, sozusagen als eingebauter Stolperstein. Ich opfere lieber mal einen Reim als einen klaren Gedanken. Die Unterbrechung des Leseflusses bei "nichts mehr getan" ist auch ganz bewusst gesetzt (was ich durch den "·" als Pausezeichen angedeutet habe). Da bestehe ich drauf! Eine kleine Pause (oder Verzögerung) erzeugt Aufmerksamkeit auf den folgenden Text. Es ist auch die einzige derartige Stelle im Gedicht, und das ganz zum Schluss.
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Mutter Erde (Juli 2009) Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde und schaut sie sich genau von allen Seiten an seitdem er roh aus ihrem Leib geschlagen wurde hat sich auf ihrer Haut erstaunliches getan Mal sah er sie verwüstet oder fast versunken und traf sie plötzlich ein Kometen-Vagabund dann färbten Feuersbrünste ihre Hülle dunkel und er hielt Wache bis sie alles überstand In ihrem Koma war sie schöner noch geworden mit grünen Wäldern, blauen Seen und Flüssen, klar skurrilen Wesen in der Luft bis tief in Fjorden in dem Gewusel war kaum Platz für alle da Nach vielen Runden sah er auf den Kontinenten sich feine Linien verzweigen und zuletzt als wucherndes Geflecht sich über alles breiten die Kugel eng umschlungen wie ein Spinnennetz Und an den Knoten wuchsen Städte und Fabriken die um sich griffen, und die Luft war schmutzig grau und in der Dämm'rung sah er ihre Lampen blinken und leise drang Musik und Lärm zu ihm hinauf Er hörte ihre Waffen donnern und sah Blitze und viele Länder waren voll des Bombenrauchs er schien auf Felder abertausend weißer Kreuze bedeckte sie mit Raureif seines Morgenhauchs Mit kühler Miene zieht der Mond um seine Erde und schaut sie sich genau von allen Seiten an noch lange nach der kurzen Menschheitsepisode hat sich auf ihrer Kruste · nichts mehr getan
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Beeindruckend, sehr dicht! Ich glaube, ich begreife auch den Inhalt. Toll der Satz: "wird vor dem Un-Gewissen die Armut totgelogen"! Ich habe nur Schwierigkeiten mit der Zeile: "und dein Alter mit dem Tod aufgewogen" Vom Un-Gewissen? Also zusammengesetzt hieße das "Wird vom Un-Gewissen dein Alter mit dem Tod aufgewogen" Das verstehe ich nicht...
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Fragen eines Vaters an Georges
lkowald veröffentlichte ein Thema in der Kategorie Gesellschaft & Alltag
Fragen eines Vaters an Georges brassens (November 2009) Ja, Du hättest mein Vater sein können er war nur ein paar Tage älter als Du und während er, der Polen-Sohn, in sein Vater-Land einbrach, da standest Du in Sète wegen Dummer-Jungen-Streiche vor Gericht. Und als er mit Gelbsucht in Frankreich lag da zwangen sie Dich nach Basdorf zur Arbeit bei BMW, Flugzeugmotoren für den Endsieg. Sie hatten Dir Ausweis und Rationen genommen also bist Du, noch jung, nach Basdorf gefahren. Hatte Dein Vater als Kommunist nicht Kontakte zur Resistance gehabt? Hatte er nicht gewusst, dass hier Leute wie er grundsätzlich gefoltert vergast und arbeitsvernichtet wurden? Hatte er versucht, dich zurückzuhalten? In Oranienburg, dreizehn Kilometer Nordwest, war neun Jahre zuvor im KZ Sachsenhausen der Anarchist - wie Du - Erich Mühsam am beißenden Hass der Faschisten gestorben. Basdorf, Arbeitervorstadt von Berlin, Gemeinde Wandlitz, genau da, wo später sogenannte Genossen an goldenen Wasserhähnen die Chance auf ein "Nie wieder" verspielten. Dafür droh'n heute schon wieder dreist Nazi-Plakate zu oberst vom Mast: "Vaterland, Muttersprache, Kinderglück" so höhnen sie das von der Stange herab was sie Deiner Generation gestohlen haben, und Deinem Vater, und meinem Vater, und Dir. Als nachkriegsdeutschem Wirtschaftswunderkind steht's mir nicht zu, dich zu kritisieren ich suche noch immer mein Leben zu meistern und der Weg ist so unübersichtlich und krumm. Nein, ich hätte nicht Einundzwanzig geboren sein wollen, dann hätte ich womöglich die gleichen Fehler gemacht wie mein Vater. Der natürlich nicht gehört hat auf die Warnungen seines, so wie Du Deines und ich meines Vaters. Und was macht eigentlich gerade mein Sohn? -
Die Schnecke zum Gärtner (Tritt-in-den-Arsch-Walzer, Oktober 2009) Die Kreuze der Wähler in den Urnen sind alle gezählt: Wer hat denn schon wieder die Schnecke zum Gärtner gewählt? Die schweigende Mehrheit hat ohne mich vorher zu fragen mein zierliches Pflänzchen Hoffnung zum Kompost getragen Ich finde, ein solches Verhalten ist nicht souverän wie fahrlässig darf man als Wähler zur Wahlurne geh'n muss man den eig'nen Belangen zuwider stimmen oder wie ein Stück Treibholz im Strome der Nichtwähler schwimmen? Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n! Man könnte als Wähler vor Wahlen sich mal informier'n aus eigenen Quellen, statt nur in die Glotze zu stier'n um sich dort mit Scheinargumenten verwirren zu lassen die so gut in die Scheinwelt der Reichen und Schönen passen Der Liberalismus steht da wie ein Clown ohne Socken das ist doch kein Grund, sich 'ne Westerwelle zu locken! Als hätten die Pleitenwellen dem Volk nicht genügt hat es prompt den Apostel der Banken zum Vize gekriegt Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n! Drum dürfen, wie üblich nach deutschen Reichstagswahlen die niederen Klassen die Abkackprämien bezahlen der Staat wird die Schurken an Krisengewinnen nicht hindern und mit Opferritualen die Taschen der Wehrlosen plündern Und Kopfgeldpauschalen und ew'ge Atomrestlaufzeiten! Der Wähler vergaß, sich die Pläne der Merkel zu merken die Wahlkampf-Dementis, die harschen sind eben verklungen und schon wird ihm der neueste Tritt-in-den-Arsch-Walzer g'sungen: Egal, ob von Schröder und Fischer, von Merkel und Müntern nach Wahlgeschenken gibts immer 'nen Tritt in den Hintern von Merkel und Steinmeier oder vom welligen Western den Schmerz, wenn er nachlässt, der Wähler, vor Wahlen vergisst er'n!
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