Die Schatten der Weihnacht
Lichterlos starren mir die Fenster entgegen, bedrohlich mit leerem Blick, getränkt von der Schwärze der Nacht. Kalter Schnee knirscht unter meinen Füßen. Kälte, scheinbar aus den herab glotzenden Fenstern sich über mich ergießend, nagt an meinen Fingern, meinem unter zerfetzten Kleidern verborgenen Leib, droht, die letzte Wärme meines Herzens, den letzten Funken Licht, zu ersticken. Zitternd, mit gesenktem Blick, die Arme um den Leib geschlungen, schreite ich die schmale Gasse entlang.
Dort, am Horizont der Gasse, ein zarter Schimmer. Ein Licht, Wärme, gar Leben? Von dem unstillbaren Durst der Sehnsucht getrieben, beschleunigen meine schwerfälligen Schritte. Wie eine warme Liebkosung des Glücks erfüllt Kerzenlicht einen Weihnachtsstern. Nah, ganz nah, dränge ich heran. Mein warmer Atem taut die Eiskristalle auf der Scheibe, ich glaube fast, die Wärme der Kerze zu spüren. Zart streifen Finger übers Glas. Meine Finger, losgelöst von meinem Willen, Vasale der schmerzenden Einsamkeit in mir. Ein buntgeschmückter Baum, Geschenke, verborgen unter seinen Nadeln, das Lachen von Kindern – eine warme Woge durchflutet mein durstendes Herz, eine Woge der Wärme, die mein Herz schon fast vergaß. Die fremden Finger drückten fester gegen das Glas. Ein Teil in mir will dabei sein, Leben, Liebe und Freude teilen.
Trübe Erinnerungen steigen auf, ein bitterer Stich, der die Illusion durchschneidet. Nur ein Fenster, ein wenig Glas trennen zwei Welten, wie unüberwindbare Mauern, das warme Licht der Kerze von der Dunkelheit.
Meine Finger gehorchen mir wieder, akzeptieren das Unabänderliche, lösen sich vom Glas, von der Erinnerung an einstiges Glück. Still und unbemerkt wende ich mich ab, der Bedeutungslosigkeit ergeben. Noch schwerfälliger als zuvor, tragen mich meine Schritte wieder der dunklen, leeren Gasse entgegen …