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Hera Klit

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Alle erstellten Inhalte von Hera Klit

  1. Hera Klit

    Hauptsache CO2

    Hauptsache CO2 Rhein-Main-Gebiet, wieder hebt ein Flugzeug ab. Irgendwo hin, wo es schöner ist. Shoppen in New York ist doch viel geiler, die gelben Taxis, die Verrückten auf den Straßen. Geschäftsdelegationen heben ab. Wieso in Hannover Geschäfte machen, besser ist doch Vancouver? Und all die Ballermänner, die von der ewigen Vernünftelei die Schnauze voll haben. Flieg kleines Flugzeug, mit all deinen Hoffnungen und Träumen wirst du immer kleiner, wie ein kindisches Spielzeug, und ich sitze hier am Fenster und fühle die Schwerkraft mehr als je und mein CO2-Ausstoß lässt zu wünschen übrig.
  2. Schön geschrieben, lieber Tobuma, Ich mache mir Sorgen um die nächste Generation, deren Eltern mehr auf ihre Handys schauten, als auf sie. Liebe Grüße Hera
  3. Hera Klit

    Finale

    Finale Mutter ging bis elf nicht ran, musste den Nachbarn einschalten. Sie war im Bad und hörte das Telefon nicht. Nach hinten raus wirds schwierig. Schnürsenkel binden als Herausforderung. Nicht putzen können wie früher, fuckt ab. Ich ging einkaufen und machte einen Spaziergang an der wilden Mümling Ja, ich konnte entspannen, kam zurück und hatte Post vom Finanzamt. Dann konnte ich meine neue Geschichte, die ich beim Gehen vorplante, nicht aufschreiben. Wegen totalem Frust. Schade, die Story hatte ein super geiles Finale. Ganz anders, als das Leben.
  4. Vielen Dank, liebe Sternenherz, Vielen Dank lieber Herbert, freut mich, dass es euch gefällt, denn eure Meinung ist mir sehr wichtig. Liebe Grüße Hera
  5. Obwohl ich damals kaum noch über männliche Ambitionen verfügte, spürte ich doch deutlich die von meiner Mutter gehegten Erwartungen an mich. Noch hatte sie scheinbar die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, mich, der ich ihr so viel näher stand als ihre unweibliche Tochter, als Nachfolger auf dem Bauernhof zu etablieren. Wie viele Mütter brachte sie ihr Söhnchen in die Rolle des Prinzen, der sie erretten muss. Sie war damals ohne Mitgift in die Ehe mit meinem Vater gegangen und musste sich deswegen, immer wieder Sticheleien vonseiten der Schwiegermutter anhören, oder sogar von Vater selbst, wenn dieser mal wieder zu tief ins Glas geschaut hatte. Mithilfe des Sohnes glaube sie, so schätze ich das heute ein, die Macht auf dem Hof einnehmen zu können. Ihre Tochter hielt natürlich treu zu ihrem Vater, wie Töchter das gewöhnlich tun, wohl auch mit dem Hintergedanken, Alleinerbin zu werden, während der unbrauchbare Sohn, mit einem Butterbrot abgespeist in die Wüste geschickt wird. Bauernhöfe sind keine normalen Kinderstuben, sie sind Wohnstätten, Arbeitsplätze und vermögende Besitzungen. Man kann dort nicht lange naiv heranreifen, ohne in Machtkämpfe verstrickt zu werden. Ich hätte ja auf alles Materielle gerne verzichtet, wenn ich mich so entwickeln hätte dürfen, wie es mir mein Inneres vorschrieb, doch meine Mutter wollte ich ja auch nicht enttäuschen, deswegen blieb ich lange auf der Schwelle der Ausgangstüre aus der Männlichkeit stehen. Eine Art Zwischenwesen. Im Gegensatz zu mir, stand meine Schwester zuverlässig ihren Mann. Einmal reparierten Vater und sie einen Pfosten am Fressgitter der Kühe, die zu dem Zeitpunkt alle auf der Weide waren. Mich brauchten sie dafür nicht. Meine Schwester war ja der Ansicht, Männerarbeit sei generell nichts für mich. Womöglich hatte sie ja recht, aber musste sie das bei jeder Gelegenheit betonen und Vater dadurch mehr und mehr gegen mich aufbringen? Ich weiß nicht mehr, warum ich damals in den Stall ging, vielleicht wollte ich mich nur verabschieden, weil ich in die Stadt musste, oder so, ich weiß nur, wir drei standen dann in einer Reihe im engen Fressgittergang. Vorne ich, in der Mitte meine Schwester mit einem schweren Fäustel zugange und hinten direkt vor der Wand mein Vater, was auch immer er gerade machte. Plötzlich hörte ich ein Schnauben und fuhr herum. Einer unserer Mastbullen stand am Zugang zum Fressgittergang und senkte und hob rhythmisch den schweren gehörnten Schädel und schabte dabei mit einem Fuß auf dem Boden. Wer ihn losgemacht, oder nicht richtig angebunden hatte, konnte nie geklärt werden. Jedenfalls war klar, was passieren würde, er würde uns alle drei wie lästige Fliegen an der hinteren Wand zusammenquetschen, denn das Fressgitter war zu hoch um sich drüber schwingend zu retten und der Gang war nur kaum breiter als das Gehörn des Bullen. Solche Bullen sind ihr ganzes Leben lang mit Ketten am Hals in einem engen Stand angebunden, ohne Auslauf, ohne irgendeine Abwechslung oder gar ein Vergnügen. In dem Schnauben diese Bullen lag der ganze über Jahre aufgestaute Hass, gegen seine schwächlichen, aber enorm listigen Peiniger. Jetzt hatte er seine Chance auf Rache und die wollte er nutzten, das war deutlich. Wäre ich ein richtiger Sohn und Mann gewesen, hätte ich mich bestimmt dem Bullen entgegengestellt und versucht Schwester und Vater zu schützen. Da ich das nicht war, schlüpfte ich flink durch das enge, zum Glück teilweise offene Fressgitter und rettete mich selbst und gab den Weg auf Schwester und Vater kampflos frei. Der Bulle stürmte kurz danach auf meine Schwester los, was sich als sein letzter Fehler erweisen sollte, denn diese Brunhilde donnerte ihm mit voller Wucht den Fäustel auf die Blesse sodass er, wie vom Blitz getroffen zusammenbrach. Der Abdecker holte den erfolglosen, unglücklichen Bullen später ab. Spätestens seit diesem Tag, war meine Schwester Vaters erklärte Thronfolgerin und sie trug , nachdem diese Geschichte im Ort die Runde gemacht hatte, den Beinamen Thor. Dennoch setzte meine Mutter weiterhin auf mich, das war wohl eine Art Naturgesetz. Bald sollte der Bauernball stattfinden und ich träumte schon davon, im Dirndl hingehen zu können. Der Gedanke, reife Herren würden im vollgestopften Bierzelt lüsterne Blicke auf meine gut gepushte Auslegeware werfen und dreiste Übergriffe planen, erregte mich schon Wochen vorher und ich hatte die heißesten Träume, noch heißere Ladungen aus reifen Herrenbüchsen würden auf mein Dekoltee abgefeuert werden. Möglichst am Fließband. Das waren nicht die Träume, die ein wackerer Hoferbe haben sollte und unter dem sanften Druck der mütterlichen Erwartungen, gab ich mir einen Ruck und erschien auf dem Fest letztlich mit mehr oder weniger männlicher Bekleidung. Meine Mutter hatte mir noch nahegelegt, mit der Bärbel, einem recht süßen Mädchen und der einzigen Tochter eines gut begüterten Bauern aus der Nachbarschaft, ein Tänzchen zu wagen und recht nett zu ihr zu sein, sie vielleicht sogar in die Sektbar zu entführen. In solchen Sektbars auf Bauernfesten wurde schon der Grundstein für viele Ehen gelegt, aber auch der Grundstein für viele Ehebrüche. Wer es dort nicht bringt, der bringt es nirgends. Beide Aspiranten füllen sich dort so lange ab, bis sämtliche Hemmungen hinweggefegt sind. Diese Szenarien in Aussicht, entließ mich meine Mutter an jenem Abend, guter Hoffnung, bei mir ginge doch noch alles seinen rechten Gang. Ich war mir da nicht sicher. Schon auf dem Hinweg zog ich mein Hemdchen fesch aus der Hose und machte die oberen drei Knöpfe auf und den Gürtel schnallte ich über dem Hemd zusammen, um meine Wespentaille zu betonen. Trotzdem nahm ich mir vor, mit Bärbel zu tanzen, wenigstens einmal, denn lügen mochte ich nicht, wenn Mutter mich am nächsten Morgen ausfragen würde. Solche Feste beginnen ja gewöhnlich ganz gesittet am frühen Abend, doch unter dem Einfluss von hektoliterweise Bier gerät die Ausgelassenheit im Lauf des Festes dann mehr und mehr aus den Fugen. Kaum betrat ich das Zelt, erblickte ich schon, wie der Knecht vom Rheinhauser Hof gerade auf dem Weg war, die süße Bärbel zum Tanzen auffordern zu wollen. Dieser Kerl durfte natürlich nicht fehlen. Noch war er nüchtern genug, um das Tanzbein schwingen zu können, was erfahrungsgemäß sicher nicht mehr lange der Falle sein würde. Ich sprang ihm kurzerhand in den Weg und forderte meinerseits Bärbel zum Tanzen auf. Diese stimmte erleichtert, dem Knecht nicht in die Hände gefallen zu sein, sofort freudig zu und als ich sie in meinen Armen im Tanze wiegte, sah ich den Alten unwirsch am Rande der Tanzfläche stehen. Jedes Mal wenn ich rüber sah zu ihm, schaute er mir direkt in die Augen und seine Blicke waren eine seltsame Mischung aus Verachtung, Herablassung und Triumph, fast schienen sie ausdrücken zu wollen: „Was willst du denn, dich habe ich doch schon durchgenommen, gib mir die Kleine raus, damit ich sie auch beschmutzen kann.“ Statt jetzt, wie ein echter Mann den Drang zu verspüren, diesen frechen Unhold zu verprügeln, empfand ich in mir das mehr als unmännliche Gefühl, das in etwa sagte: „Nimm mich bitte nochmal und lass die dumme Schlampe stehen.“ Hätte Mutter jene Gedanken lesen können, sie hätte auf der Stelle eingesehen, meine Schwester sei die viel geeignetere Hoferbin. Diesen Zwiespalt, Frauen vor aufdringlichen alten Männern schützen zu müssen und gleichzeitig das tiefe Bedürfnis, selbst die Bedrängte zu sein, habe ich sehr oft erlebt in meinem Leben. Hier, mit Bärbel war dies wohl das erste Mal. Obwohl ich sie selbst gar nicht wollte, wollte ich doch nicht, sie fiele jenem, wie ich wusste gut bestückten reifen Haudegen, der nichts als billigsten Sex im Kopf hatte, in die Hände. Hätte ein junger Bursche in ihrem Alter mir bei ihr Konkurrenz gemacht an jenem Abend, so hätte ich sicherlich gerne den Weg frei gemacht, erleichtert einen Grund zu haben, Mutter meine Erfolglosigkeit als Freier verkünden zu können. Diese alten, kampferprobten Wölfe lassen freilich eine einmal ausgekundschaftet Beute nicht mehr aus dem Blick, nein, sie bleiben ihr stets ganz eng auf den Fersen und lauern auf einen Moment der Schwäche, um dann rücksichtslos zuzuschlagen. Dies wurde mir schlagartig klar als ich sah, wie jener Unhold von Knecht sich nun einen Stuhl herbeiholte und sich ganz nah an der Tanzfläche daraufsetzte, lüstern lauernd. Fast schien es mir, als sei ich dazu verdammt, Bärbel den ganzen Abend und vielleicht noch die halbe Nacht, auf der Tanzfläche beschäftigen zu müssen, um sie nicht diesem drängenden Knecht auszuliefern. Zumindest so lange, bis jener genug gesoffen haben würde und sein Begattungsdrang dadurch verloren hätte. Also tanzte ich und tanzte ich mit ihr. Ihr schien es nicht unangenehm, also hatte ich wenigstens mit ihr leichtes Spiel. Wie leicht wird so ein schutzloses Girl von so einem alten Kerl, während eines unübersichtlichen Festes in irgendeine Ecke gedrängt und betatscht und wer weiß, was dem noch alles einfällt. Manche schaffen es ja, bis zum Äußersten zu gehen, wie ich aus hinter vorgehaltener Hand erzählten Geschichten von früheren Festen wusste. Nicht wenige verdanken ja ihre Existenz einer schnellen Nummer hinter Bierzelten. Mein Gott, so ein fesches Mädl, diese langen blonden Haare, diese Traumfigur, diese sinnlichen Lippen und da sollte so einer dazwischenkommen? Nicht so lange ich es verhindern könnte. Solche Gedanken gingen mir beim Tanzen unablässig durch den Kopf, bis dieser mir schwirrte und just als ich gerade an dem Stuhl des Alten vorbei tanzte kam ich etwas ins Straucheln und stolperte rückwärts und landete ausgerechnet auf dem Schoss dieses Schwerenöters. Seltsamerweise stieß er mich nicht sofort von sich, wie man es doch tut, wenn ein ungeschickter Bursche einem unnötigerweise auf dem Schoß landet. Nein, zu meinem und womöglich auch zu Bärbels Erstaunen, schnappte er mich mit starken Armen und hielt mich auf eine in Männerbegegnungen dieser Art unüblich langen Sekundenzeit auf seinem Schoß fest und machte sogar, für aufmerksame Augen durchaus erkennbare eins zwei Stöße mit seinem Unterleib, fast als wolle er eine Penetration andeuten. Als ich darauf, endlich von ihm entlassen, den Tanz mit Bärbel weiterführte, kam sie mir schon vom ersten Augenblick recht steif und starr in meinen Armen vor. Nichts schien mehr darauf hinzudeuten sie tanze gerne mit mir. Ich ahnte, sie hätte erwartet, dass ich diesen alten Kerl zunächst mal verprügelte, für seine Dreistigkeit, mit der er mich doch im kompletten Zelt als Mann total lächerlich gemacht hatte und so wunderte es mich nicht, sie bald sagen zu hören, sie wolle aufs Klo, um sich die Nase zu pudern. Damit wollte sie sich mir doch sicher nur entziehen, was sonst. Ich war schlagartig kein Heiratskandidat mehr für sie, nicht mal mehr ein Mann. So kann es gehen, wenn man keine eindeutigen Signale sendet. Ich sah sie im Flur zu den Toiletten verschwinden und zu meiner Bestürzung verschwand auch kurz danach der sittenlose Knecht des Rheinhauser Hofes in jenem Gang. Obwohl ich mir eingestehen musste, mit mir und Bärbel war es ohnehin aus, bevor es überhaupt angefangen hatte, verspürte ich die Pflicht in meinem Herzen, den beiden zu folgen, um Bärbel vor den Übergriffen dieses für sie viel zu alten Sittenstrolches zu schützen, koste es mein Leben. Als ich um die Ecke bog, sah ich gerade noch ihn im Herrenklo verschwinden und beschloss ihm zu folgen, um ihn in Schach zu halten. Auf das Damenklo hätte ich ja schlecht gehen können, um Bärbel direkt Schutz zu bieten. Schon stand er an einem Pissbecken und ich stellte mich jetzt doch recht mannhaft direkt an das Pissbecken links neben seinem. Gewöhnlich pinkele ich ja im Sitzen, weil ich von jeher diese Männerunsitte, ihre Penisse so frank und frei aus ihren Hosenschlitzen hervorzuholen und stolz aller Welt zu präsentieren, für absolut indiskutabel für mich einstufe. Natürlich sah ich, ohne wirklich so direkt hinzuschauen schon im Augenwinkel... Der Rest ist leider nicht jugendfrei!
  6. Hera Klit

    Mein wahres Ich

    Vielen Dank, ihr Lieben, für eure lieben und hilfreichen Kommentare. Ich weiß nicht, was ich täte, wenn ich unbekannt und frei in irgendeiner toleranten größeren Stadt leben würde, aber ich lebe hier auf dem Land, als ehemaliger Ehemann H., der eingetragene Pflegeperson für eine alte depressive Mutter ist und Bruder einer kranken Schwester, für die er als Betreuer eingetragen ist und Vater einer Tochter, die noch studiert und gerne und oft väterliche Hilfe, besonders handwerklicher und finanzieller Art in Anspruch nimmt. Nur meine Enkeltochter macht mir bisher reine Freude, meine drei anderen "Frauen" belasten mich täglich bis über die Hutschnur. Ich sage manchmal spaßeshalber, aber mit einer versteckten Träne im Auge, ich möchte noch ein Buch schreiben, mit dem Titel: "Mein Leben für die Frauen." Liebe Grüße Hera
  7. Hera Klit

    Mein wahres Ich

    Mein wahres Ich Ich erwache morgens in aller Herrgottsfrühe, starte die Kaffeemaschine und trete an den Badspiegel heran. Leider erblicke ich ein recht zerknittertes Gesicht mit einem deutlichen Bartschatten und einer total verwuschelten braunen Kurzhaarfrisur darüber. Weil ich dies nicht lange ertragen kann, beschließe ich mich schleunigst zu verändern. Also wasche ich mein Gesicht, das nun gleich etwas frischer wirkt, wobei in mir die Frage auftaucht:, „Bin ich der mit dem zerknautschten, ungewaschenen Gesicht, oder der mit dem frisch gewaschenen?“ Nach dem Zähneputzen rasiere ich mich gründlich, weil ich Haare in meinem Gesicht grundsätzlich nicht ertragen kann, wobei bei mir die Frage auftaucht: „Lüge ich jetzt? Ist mein eigentliches, echtes Ich nicht vollbärtig, oder zumindest ein Dreitagebarttyp? Nach dem Duschen style ich meine, aus meinem scheinbar eigenen Kopf sprießenden, kurzen, braunen Haare, die ich regelmäßig töne, so feminin wie ich es nur irgendwie hinbekomme. Evtl. schon wieder ergraute Schläfen besprühe ich geschickt mit brauner Ansatzfarbe, wobei ich mich echt frage: „Lüge ich jetzt? Müsste mein echtes Ich nicht eine praktisch gestutzte Herrenkurzhaarfrisur zur Schau tragen?“ Dann ziehe ich meine Augenbrauen mit dem dunkelbrauen Augenbrauenstift nach, ziehe sogar am unteren Augenlid nochmal unverfrorener Weise einen leichten Lidstrich, denn dann werden meine Augen meiner bescheidenen Meinung nach viel ausdrucksstärker. Zusätzlich nutze ich noch etwas getönte Tagescreme und gelegentlich noch einen dezent gefärbten Labello, um die Lippen kussechter zu machen. Natürlich befallen mich bei meinem törichten Tun gehörige Zweifel und ich frage mich: „Ist mein echtes Ichgesicht nicht das, welches nur mit Kernseife und Waschlappen abgewischt gehört und ungeschönt der Menschheit zu präsentieren ist? Nun ziehe ich Klamotten an, die ich als mindestens androgyn bezeichnen möchte und gehe hinaus ans helle Tageslicht, um der Welt die Stirn zu bieten, dabei stets hoffend irgendwo, im Discounter oder in einem Straßencafé, dem Richtigen zu begegnen, der solche Zwischenwesen wie ich es glaube jetzt zu sein anziehend findet. Manchmal reicht mir das alles nicht und dann gebe ich meiner Sehnsucht so feminin wie möglich und so anziehend wie möglich auf Männer zu wirken, total nach und dann schminke ich mich extrem, setzte eine Perücke, die für Frauen gedacht ist auf, ziehe Nylonstrümpfe an und High Heels und ein ganz kurzes Kleidchen mit einem winzigen Slip darunter. Womöglich lackiere ich mir sogar noch die Nägel und dann fotografiere ich mich mit Selbstauslöser in den putzigsten, Stellungen und Positionen und versuche ein absolut begehrenswertes lebenslustiges Ding zu verkörpern. Die best gelungensten dieser Bilder lade ich dann in einschlägigen Foren hoch und freue mich dann tierisch, wenn Männer, die ich ansprechend finde, diese dann ansprechend finden. Aber irgendeine Stimme in mir ruft dabei: „Stopp, das bist du doch gar nicht, das ist doch nicht dein wahres Ich, auch wenn es dir noch so viel Freude bereitet?“ Dann frage ich(wer immer das dann ist) diese Stimme: „Ja, wer bin ich dann?“ Keine Antwort! Vielleicht können Expert*Innen beantworten, welche der Verkleidungen, die ich seit dem Aufstehen übergestreift habe, die meines wahren Ichs ist?“ Oder war ich nur ich, als ich unrasiert und zerknittert und verwuschelt im Bett herumlag? Manchmal meine ich, ich habe gar kein wahres Ich.
  8. Hera Klit

    Ganz bestimmt unbestimmt

    Ganz bestimmt unbestimmt Mag sein, dass ich mein Glück blockiere, weil mir seine Unberechenbarkeit nicht geheuer ist. Sonntags morgens am vollen Spülstein und ohne Plan für einen menschenwürdigen Tag zahle ich die Rechnung dafür. Mag sein, dass ich Menschen echauffierte, weil ich keinen Cent auf ihre Launen setzte. Sonntags morgens, am leeren Kühlschrank, zahle ich den Tribut für meine Risikoscheu. Ein alleine durchgewühltes Bett, sieht nur unordentlich aus, keine Spur von Romantik. Der Schmutz von Paaren ist gesellschaftsfähig. Ein Single ist einfach nur eine Sau. Grunz, grunz, ihr könnt mich mal. Ich habe Kinder in die Welt gesetzt und Jahrzehnte den Schreibtisch gedrückt. Nu is es gut, wenn ich nix tu und die Welt auf Standby schalte. Ich beraube mich doch nur selbst und dafür stehen keine Strafen im Gesetzbuch. Mir fällt schon etwas ein, mit dem ich den Tag bei den Ohren packe und sowas von überrasche. Mein Tag wird keine endlose Wüste bleiben. Ganz bestimmt. Hinter diesem Berg Geschirr warten blühende Landschaften auf mich.
  9. Zu heiß, um Wurzeln zu schlagen Ich fuhr damals diesen gebrauchten grünen Ford Mondeo. Ein Diesel. Er tuckerte, wenn ich an der Ampel stand, wie ein ausgeleierter Traktor. Daran konnte ich mich nie gewöhnen und ich litt die gesamten sieben Jahren, in denen ich ihn fuhr, unter diesem elendigen Dieselgerumpel. Aber ich besaß ihn nun mal und objektiv gesehen, war er das billigste Auto, das ich je mein Eigen nannte. Ich hatte einen Job in einer Elektronikfirma im tiefsten Odenwald gefunden und wir waren auch gleich dorthin gezogen und kauften sogar ein Haus in diesem deutschen Mittelgebirge. Mein Leben bestand praktisch nur aus meiner Arbeit, halbstündigen Fahrten dorthin und zurück und dem Übernachten in dem Haus, das der Bank gehörte. Mir lag schön ein Strick um den Hals und ich musste funktionieren, wie ein Esel, der im Kreis läuft, um eine dämliche Wasserpumpe am Laufen zu halten. Wie es eben den Durchschnittsmännern ohne besondere Talente auf der ganzen Welt so geht. Jeden Tag fuhr ich an seiner freien Tankstelle vorbei. Sie lag in einem dieser, für die Gegend typischen ewig lang gezogene Straßendörfer. Jeweils eine Reihe Häuser, links und rechts von der Straße und dahinter dichte Wälder voll mit Wildsäuen, Rehen und Füchsen. Alle paar Tage hielt ich an, um bei ihm zu tanken. Er arbeitet in der Autowerkstatt und sein gehbehinderter Vater machte die Tankstellenkasse. Seine Mutter war im Haus gegenüber und schüttelte auch sein Bett auf und putzte auch bei ihm durch. Er war ein Sohn, der fest in seiner Familie verankert war. Familiär und beruflich, alles ein einiges Miteinander. So gingen vier, fünf Jahre ins Land. Ich fuhr morgens und abends vorbei und tankte einmal die Woche bei ihnen. Man lernt mit der Zeit diese Menschen kennen und sie werden irgendwie zu festen Größen. Hin und wieder hatte ich Scherereien mit dem Mondeo und er reparierte den Wagen dann schnell, zuverlässig und günstig. Ich zahlte meine Rechnung sofort und bar und sein Vater lachte an der Kasse und seine Mutter winkte und lächelte mir zu, wenn ich vom Hof fuhr. Doch irgendwann, ganz unvermittelt, saß sie an der Kasse, als ich zahlen wollte. Mir blieb zunächst bei ihrem Anblick die Spucke weg. Feuerrotes wildes langes Lockenhaar, einen Body mit gefährlichen Rundungen, wie ich sie bisher nur aus dem Fernseher kannte, eingezwängt in ein gelbes, wenig verhüllendes Minikleid. Sie hatte Starqualitäten, nicht nur der Körper auch ihr Gesicht. Was soll ich sagen? Sie war mit ihm zusammen, das fand ich bald heraus. Wie konnte das sein? Ich meine, er war nicht hässlich, eigentlich eher ganz hübsch, aber sie war doch bei Licht betrachtet einige Nummern zu groß für ihn. Nach ihrem Akzent zu urteilen stufte ich sie als Serbin oder Kroatin oder so, ein. Ich versuchte nicht neidisch zu sein und wünschte ihm innerlich Glück, denn eins schien mir klar: Die war zu heiß, um zu bleiben. Bei welcher Gelegenheit er die aufgerissen hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht ausmalen. War es ein Volksfest mit viel Bier gewesen? Eventuell. Als ich vom Hof fuhr, sah ich seine Eltern drüben vor dem Haus auf einer Bank sitzen. Sie winkten nicht. War da schon irgendwas aus den Fugen? Dann ging die Zeit ins Land und mein Mondeo fuhr vollkommen zuverlässig, ich musste nur kurz tanken. Immer saß sie an der Kasse. Nach einer kleinen Erbschaft verkaufte ich den Mondeo und kaufte einen neuen Citroën Picasso. Unsere Familie war gewachsen und wir brauchten einen geräumigeren Wagen. Natürlich musste ich mit dem Neuen zum Citroën Service und ich konnte nicht mehr zu der freien Werkstatt zu ihm fahren. Aus irgendeinem unerfindlichen dummen Grund war mir das so peinlich, dass ich auch nicht mehr zum Tanken dorthin fuhr. So trennten sich unsere Wege und ich beobachtete nur noch im Vorüberfahren und ich machte mir einige Gedanken, womöglich mehr als nötig, über diese Tankstellenfamilie. Besonders wollte ich beobachten, ob die Rote bei ihm bliebe, denn das konnte doch wohl nicht sein. Einmal fuhr ich mit meiner Frau an der Tankstelle vorbei und da ging sie gerade mit ihm über die Straße. Ich machte den Fehler, meine Frau zu fragen, ob sie glaube, diese scharfe Serbin passe zu diesem langweiligen Muttersohn und Tankstellenmitbesitzer. Meine Frau, dachte nicht daran, mir diese dämliche Frage zu beantworten, sondern sie fragte, was ich denn an der finden würde. Von nun an musste ich mir viele Eifersüchteleien bezüglich der rassigen, rothaarigen Serbin anhören. Es war so, als spiele diese Traumfrau auch in unserem Leben irgendeine Rolle, dabei hatte ich doch nur ein völlig neutrales Interesse an dieser Sache. Ich wollte doch wirklich nur wissen, ob so ein riskantes Unterfangen gutgehen kann, wenn sich einer ein solches Gerät heimholt. Ich war der Meinung, das kann niemals gutgehen, sie wird ihn fix und fertig machen, das konnte wirklich nicht mehr lange dauern, davon war ich überzeugt. Zu meinem großen Erstaunen schob die Serbin irgendwann einen Kinderwagen, diese ewig lange Straße entlang. Das rote Haar war kurz geschnitten und sie trug eine labbrige Jeans und ein Shirt. Er musste als Mann Qualitäten haben, die ich in ihm niemals vermutet hätte. Für meine Begriffe war die viel zu heiß, um Wurzeln zu schlagen, deswegen war ich geradezu beruhigt, als ich drei, vier Jahre später beim Vorüberfahren niemals mehr eine Spur von dieser rattenscharfen Serbin erblicken konnte. Ich tankte sogar dann testweise noch einmal dort und was soll ich sagen, sein gehbehinderter Vater saß an der Kasse und als ich vom Hof fuhr, winkte mir seine Mutter drüben vom Haus her zu.
  10. Vielen Dank, lieber Athmos, diese "Ausrede" höre ich oft, aber die von mir beschriebenen Tendenzen, stecken eindeutig schon in den Lehren der jeweiligen Gründer. In der Wurzel bereits, leicht nachweisbar. Dass die Kirchen, dann ein noch unerträglicher Wurmfortsatz sind, ist freilich leider wahr. Liebe Grüße Hera
  11. Vielen Dank, liebe Juls. Mir geht es um den Aspekt, dass alle Religionen eine Überwirklichkeit postulieren, die wertvoller und erstrebenswerter als die Wirklichkeit sein soll. Um diesen Effekt zu verschärfen, werten sie das Leben und besonders die schönsten Seiten desselben, ab und das für reine Hirngespinste. Liebe Grüße Hera
  12. Hera Klit

    Das Wesen der Religionen

    Das Wesen der Religionen Religionen sind Verschwörungstheorien gegen das Leben.
  13. Kann ich gut nachvollziehen, liebe Darkjuls, obwohl ich nur Vater war und bin. Jetzt sogar Großvater, um ehrlich zu sein. Vor dieser Erfahrung hätte mich keiner um drei Uhr aus dem Bett gebracht. Liebe Grüße Hera
  14. Hera Klit

    Deutsche Tomaten.

    Deutsche Tomaten Ich fahre nach Darmstadt, zur Beschaffung eines sexy Outfits für ein bevorstehendes Rockfestival. Sowas bekommst du nicht im Odenwald. Es soll maximal androgyn sein. Das kennt man nicht, im Odenwald. Die Syrerin am Marktstand, an dem ich vorüber schlendere sagt geschäftstüchtig: , "Wir habe super deutsch Tomate." Die Darmstädter Oma scheint noch unschlüssig. Der Bismarkbrunnen pinkelt wie üblich achtstrahlig, während die C&A Flaggen Windstille signalisieren und der Himmel heult wie ein Schlosshund. Am Hosenständer im Kaufhof wühlt ein türkischer Grandpa mit imposantem Bauch und Halbglatze forsch um mich herum, wie ein wilder Eber, der Eicheln aus dem Humus schnaubt. Ich fühle mich herrlich bedrängt und greife schnell eine knallpinke Hose, um die Signalwirkung zu verstärken. Im Geiste schreibe ich in Bruchteilen einer Sekunde das billigste Drehbuch, das je geschrieben wurde. Der Schicksalsregisseur lehnt es ab und lässt Opi weiter trotten. Ein junger Beauty-Afghane scannt meine Klamotten zu hoch ein. Ich sage: , "Obacht, die Teile sind heruntergesetzt." er meint nur: "Kommt am Schluss". Im Kaufhof werde ich immer schnell fündig und alles ist so günstig. Irgendwie ist das auch ein Erfolg, der tröstet. Im Café Bormut packt mir ein junger Iraner unter Anleitung der Bäckerin zwei belegte Laugenbrötchen zum Mitnehmen ein. Ich warte geduldig und schiebe den Scherz ein: , "Jetzt habe ich auch wieder was gelernt". Mehrsprachiges Gelächter ist die Quittung. Man wird belohnt, wenn man nachsichtig und geduldig und weltoffen ist. Ich fotografiere noch ein paar Eindrücke von meinem Darmstadt rund um den langen Lui. Das Merkhaus sieht wie das Merkhaus aus, das ich kenne. Ein deutscher Taubenschwarm umkreist vielzählig den phallischen Ludwig. Ich verstehe keine der momentan auf dem Luisenplatz gesprochenen Sprachen, so weitgereist bin ich wirklich nicht, ich kann nur Englisch etwas sprechen und italienisch und französisch höre ich ganz gut heraus. Das Pflaster ist novembernass und Hitzepläne liegen in Schubladen. Da deutscht es neben mir:, "Kommt drauf an, wie viele am Donnerstag dazukommen." Das habe ich verstanden, obwohl sich mir der tiefere Sinn auch hier verschloss. Ein kleines kaffeebraunes Mädchen mit niedlichen Zöpfchen schaut mich staunend an, dann folgt sie ihrer Mutter und der mehrköpfigen Geschwisterschar. Die Zukunft Darmstadts ist farbenfroh und Farben machen gute Laune. Auf der Heimfahrt lasse ich "Back in Black" im Schacht ruhen und höre HR4. Michelle singt: , "Wer Liebe lebt ist niemals allein." Ich stimme ihr zu und bitte Gott mich das nächste Mal als Michelle auf die Welt zu bringen. So schön, so blond, so weiblich, dass kein Mann nein sagen kann. Die Kuppel der Russischen Kirche bohrt sich eichelhaft in das graue Gel des feuchten Himmels, bevor sich vor mir das Tor zum Odenwald wieder öffnet.
  15. Das Jungrind „Du kannst studieren, du hast das Zeug dazu, das harte Handwerk ist nichts für dich.“, so machte mir mein Elektromeister Mut und befreite mich somit aus den Fesseln des Handwerksberufes. Mein Onkel hatte mir die Lehrstelle besorgt, er war ein Schulkamerad des Meisters und dieser nahm mich an, obwohl ihm von Anfang an klar war, dass ich nicht die körperlichen Voraussetzungen für dieses herbe, harte Männerhandwerk besaß. Irgendwie war ich durch die Ausbildung gekommen und schloss am Ende sogar die Prüfung als Bester meines Jahrganges ab. Nun war es Sommer und noch viel freie Zeit für mich bis zum Semesteranfang. Im Feld und Stall musste ich nicht viel helfen, denn auch für diese körperliche Arbeit war ich, wie man sich denken kann, nicht geeignet. Ich war ein zartes feminines Jüngelchen mit blonden halblangen Löckchen und ging völlig nach meiner zierlichen feingliedrigen Mutter. Meine große Schwester hingegen war das unleugbare Kind unseres Vaters. Groß, breitschultrig und bärenstark. Sie war inzwischen als Nachfolgerin für den Hof vorbestimmt und von mir erwartete mein Vater kaum noch was. Höchstens, dass ich nicht im Weg herumstand. Die Liste meines Versagens im landwirtschaftlichen Gewerbe war lang und wenig rühmlich. Die Strohballen bekam ich mit der Gabel nicht auf die Rolle, sie waren einfach zu schwer, meine Schwester sprang ein und feuerte die Ballen im Sekundentakt hoch. Einmal sollte ich einen mit Rüben voll bepacken Hänger mit dem Trecker zum Hof fahren. Auf einem matschigen Feldweg blieb ich hoffnungslos stecken und musste heim laufen, um Hilfe zu holen. Mein Vater schickte meine Schwester los und in einer halben Stunde fuhr sie mit dem Gespann auf den Hof. Wie sie es gemacht hatte, wagte ich nicht zu fragen. Als unser Onkel Willie, ein großer bäriger Herr mit mächtiger Plauze aus der DDR uns zum ersten Mal einen Besuch abstattete, hatte er mich minutenlang im Würgegriff und busselte mich ab und rief dabei: „Eure Tochter ist aber auch ein niedliches Ding, alle Achtung.“ Er war recht betreten, als meine Mutter ihm erklärte, wie es sich richtig verhielt und schüttelte dann verdattert und stumm die hingestreckte Pranke meiner großen Schwester. Sie trug zu der Zeit einen extremen Kurzhaarschnitt, bevorzugte derbe großkarierte Männerhemden mit noch derberen braunen Cordhosen und nachts las sie Lanzerheftchen. Von ihren Stiefeln möchte ich gar nicht reden. Die Rollenverteilung war eindeutig, bei uns, da konnte ich nicht mehr dran rütteln. Also nahm ich mir vor das Studium perfekt zu machen, mehr konnte ich nicht tun. So lag ich die meiste Zeit von aller Arbeit befreit auf einer Wiese hinter unserem Hof und las Gedichte. Am liebsten las ich Gedichte, in denen weitgereiste stolze Minnesänger ihr liebliches Burgfräulein mit huldvollen Gesängen bedachten und dabei träumte ich mich in die Rolle jener zarten Fräuleins hinein, die sehnsuchtsvoll der Ankunft ihres gestählten Recken harrten, der bald kommen würde und mit mächtigen Hieben sämtliche Dornenhecken, die das Fräulein einschlossen hin weghauen würde, um sie dann ihrem herrschsüchtigen Vater zu entreißen und heim in seine Burg zu schleppen. Was dort dann geschehen sollte, wagte ich noch nicht mir in Gänze auszumalen. Ich lag auf der Wiese und blinzelte ins Sonnenlicht und niemand wusste, dass ich dabei die BHs trug, die meine Schwester mit sechzehn in den Mülleimer geworfen hatte, weil sie meinte einen solchen Schund nicht zu brauchen. Ich hingegen trug sie gerne, denn meine zarten Knospen waren noch immer sehr empfindlich und mussten geschützt und verhüllte werden. Oh, wann würde der strenge Minneherr kommen und sie öffnen, um meinen zarten jungfräulichen Busen zu küssen und zu streicheln? Wenns nach mir gegangen wäre, bitte noch an diesem Tag. Allein der Gedanke hob mich in den siebenden Himmel. Dann brachte mich die brüllende Stimme meines Vaters zum jähen Absturz. Er rief, ich müsse ihn heute begleiten, das Jungrind zum Faselstall zu bringen, denn meine Schwester sei ja, wie ich wohl wisse, mit dem großen Trecker zum Pflügewettbewerb ins Nachbardorf gefahren. Ich wisse ja, dass sie wieder große Gewinnchancen habe. Klar wusste ich das, sie hatte ja die letzten drei Jahre immer gewonnen. Mein Vater war mehr als stolz auf sie und wenn er jetzt mich bitten musste ihn zu begleiten, dann war er in größter Not und da musste ich funktionieren und helfen. Was ich allerdings bei der Sache nützliches tun konnte, war mir schleierhaft, im Grund trabte ich nur hinterher. Womöglich reichte das dem Alten schon, irgendeiner musste immer den Knecht machen, das verlangte er generell. Ich muss jetzt gestehen, dass ich mich immer schon vor dem Faselstall fürchtete, denn dort regierte ein monströser alter Typ mit Hut und dickem Bauch der ständig Zigarre rauchte, namens Kanter und der alle, die ankamen, erst mal zusammenbrüllte und wie Dreck behandelte. Sogar Vater ließ sich das gefallen und schwieg, denn wir waren doch auf den Bullen im Faselstall angewiesen, wir hatten ja keinen eigenen. „Was, da kommt ihr mit dem Jungrind an, das ist doch noch gar nicht so weit, das bleibt doch nicht stehen, das hält doch nicht durch.“, so donnerte Kanter, kaum, dass wir in Sichtweite waren. Vater blieb aber stur und bestand darauf und dafür bewunderte ich ihn insgeheim schon ganz schön, ich hätte nichts anderes gemacht, als mich auf der Stelle umzudrehen, um mit meinem Jungrind heimzuflüchten. Solche Männer wie Kanter ängstigten mich schon sehr und ich wusste instinktiv, ich musste mich vor ihnen in Acht nehmen. Auch jetzt schlug mein Herz mächtig und mein sanfter Busen spannte sich aufgeregt in meinem recht engen Teenagerbüstenhalter. Fast hätte man meinen können, er wolle sich diesem Kanter entgegenrecken, der mich jetzt mit abschätzigen Blicken von oben bis unten musterte. War das jetzt ein hämisches Grinsen, als sein Blick in Brusthöhe auf meinem rosa Hemd hängen blieb. Hatte er, im Gegensatz zu meinem Vater die Fähigkeit mein Hemdchen und mich zu durchschauen? Ich hoffte zitternd, dies möge nicht so sein und war froh als er sich abwandte, um den Bullen zu holen. Bald führte er den mächtigen Bullen am Nasenring aus dem Stall heraus und lenkte ihn zum Sprung hinter unser zitterndes Jungrind. Es blieb stehen als der Bulle sprang und alles schien nach Plan zu laufen. „Wider Erwarten ist sie doch bereit, man glaubt es kaum, aber wenn es so ist, nun gut, mir solls recht sein.“ raunzte Kanter und schien nicht beleidigt, durch den Umstand, dass Vater mit seiner Einschätzung des Jungrindes richtig gelegen hatte. Wir alle drei standen nun da und folgten gespannt der Zeremonie. Plötzlich fühle ich die Hand Kanters, der dicht neben mir stand, auf meinem Hintern. Ich hätte jetzt protestieren müssen, aber ich blieb absolut ruhig stehen und hörte Kanter zu meinem Vater sagen, der natürlich konzentriert unser Rind beobachtete, damit diesem nichts Böses geschehe und dadurch von den anderen Vorgängen, die sich noch abspielten, nichts mitbekam. „Ja, sie müssen stillhalten, denn sonst wird der Bulle ärgerlich und was dann geschieht, darüber will ich gar nicht nachdenken.“ Dabei packte seine Hand meinen Po fester und seine Finger drangen sogar in die Ritze zwischen meinen brav hingehaltenen Pobacken ein und es schien, als wollten sie durch den Stoff der Hose hindurch eindringen. „Ja, sie steht wie eine eins und der Bulle hat leichtes Spiel.“, sagte nun mein Vater. Für mich verschwamm irgendwie alles und in gewisser Weise bezog ich jedes Wort, das die Männer sagten, auf mich und ein gewisser Stolz kam in mir törichterweise auf, weil ich das Gefühl bekam, ganz im Sinne meines Vaters zu handeln und zum ersten Mal sein Wohlgefallen auszulösen. Kanters rechte Hand forschte und bohrte noch die ganze Zeit weiter an der besagten Stelle und die linke fing nun an meinen empfindlichen Busen zu begrabschen, alles von meinem Herrn Vater unbemerkt, der Kanter zustimmte, als dieser bemerkte. „Das Euter ist noch klein, aber sie wird bestimmt ordentlich Milch geben.“ Auf dem Heimweg war ich nicht mehr derselbe. Was geschehen war, hatte mich vollkommen auf links gedreht. Vater bemerkte von all dem nichts und freute sich auf den Wurf eines strammen gesunden Kalbes, außerdem sagte er mir, Kanter habe ihn gebeten, mich bei ihm vorbeizuschicken, denn er wisse ja, dass ich Elektriker sei. Ein Starkstromkabel müssen bei ihm dringend repariert werden. Ich würde mich aus der Sache nicht herauswinden können, denn Vater konnte doch Kanter nicht vor den Kopf stoßen, wir waren doch auf den Bullen angewiesen.
  16. Hera Klit

    CBT

    CBT Der Sexshop liegt ganz verstohlen in einer halb zugewachsenen Ecke im Niemandsland. Als ich aussteige, fährt ein Opa vor, dreht eine Runde auf dem Parkplatz und gibt Vollgas. So habe ich es früher auch gemacht. Und ich machte ihm noch schöne Augen. Der erste Nackenschlag heute. Ich habe mein Nahkampfdress drunter, die sollen ein gut frequentiertes Kino haben. War das letzte Mal wegen der Seuche geschlossen. Der Push-up schnürt mir ziemlich die Luft ab. Wer schön sein will, muss leiden. Ich reiße selbstbewusst die Tür auf, die Kleine am Tresen fährt herum, bleibt aber freundlich. Was solche Mädels über einen Typen wie mich denken, kann ich mir lebhaft vorstellen. Aber Herrgott, ich brauche neue Dessous, die Männer fragen schon ständig, wann es was Neues gibt. Mit der Post kann ich sie nicht mehr schicken lassen, die Postler reißen meine Päckchen regelmäßig auf. Hier kostet natürlich alles das Fünffache. Nur dämliche Hunde kaufen hier ein, das ist klar. Ich suche lange im Lingeriebereich. Kann mich nicht entscheiden. Rot steht dir am besten, das passt zu dem Blond, schreiben sie mir oft. Liebe Männer, die einsam sind und von ihren Frauen nicht verstanden werden. Zum Glück haben sie Internet. Zudem suchen sie was Besonderes, wie ich. Ich nehme rote Teile für die Mehrheit und schwarze für den Rest. Dann gehe ich in die verruchte CBT-Ecke und besorge schweres Gerät für die Herren, die mich leiden sehen wollen. Ich leide gerne, wenn es Herren wünschen. Da verschwindet gerade eine Glatze mit zwei Meter breitem Kreuz und Schlägervisage im Kinoeingang. Ich beschließe spontan, auch heute nicht ins Kino zu gehen. Vielleicht ein andermal. Auf dem Heimweg halte ich nochmal am Park, öffne ein paar Knöpfe mehr als üblich am Hemd und schlendere los. Als ich den Park durch habe, hatte ich ca. fünfzig Frauen gezählt. Wo sind die Männer? Wahrscheinlich im Internet, froh, dass die Alte mal für eins-zwei Stunden weg ist. Ich muss heim.
  17. Vielen Dank, liebe Donna, für deine hilfreichen, lieben Worte. Ich glaube, du hast vollumfänglich recht. Liebe Grüße Hera
  18. Hera Klit

    Entscheidungsgewalt

    Entscheidungsgewalt Eine alte Frau im Rollstuhl zieht sich an den Wandhaltegriffen den Flur entlang. Das Leben arbeitet noch in ihr, wie eine Unruh in der Uhr, deren Zeiger längst zerbrochen sind. Hinten steht ein Putzwagen quer, um sie am Treppensturz zu hindern. Ich sage schönes Wetter heute, ihr Blick verrät, dass sie weder weiß, was heute, noch was schön, geschweige denn, was Wetter ist. Jetzt zoppelt sie kurz an einer am Putzwagen aufgespannten Mülltüte, aber ihr Interesse lässt bald nach und sie rollt wieder den Flur zurück. Ich stehe hier und muss entscheiden, ob meine Schwester, die gerade im Zimmer gegenüber von einer Pflegerin neu gewindelt wird, in die Geschlossene soll. Ich fühle mich fies wie Miss Ratched und wünsche mich weg, in ein anderes Leben, am besten auf einem Lichtjahre weit entfernten Planeten. Jesus hatte recht, wir sind schon bei unserer Geburt schuldig.
  19. Auf der Suche nach einer deutschen Identität Ich treibe mich im achtzehnten Jahrhundert herum, weil man hier keinen mehr mit Eiern findet. Der Mist der Nazis hat uns kastriert. Wir dürfen keine Farbe mehr bekennen, weil alle unsere Farben, als Braun eingestuft werden. Hölderlinpreisträger schreiben ihre Romane in New Yorker Hotelzimmern und prahlen damit. Diese Weltoffenheit lässt man ihnen durchgehen. Das macht sie erst preiswürdig. Was bitte hat ein Deutscher mit New York zu schaffen? Früher war Deutschland Bad Homburg und Tübingen und wenn es hochkam Weimar. Ich lebe im finsteren Odenwald und habe Flugangst. Hier meuchelte Hagen den Siegfried auf der gemeinsamen Sauenjagt, hinterrücks mit dem Speer. Wie deutsch war Siegfried, wie New York war Hagen? Hölderlin sprach schwäbisch und Goethe hessisch und Büchner war ein Bub aus Goddelau. Das Wort Goddelau kommt in Hölderlinpreisreden wirklich nicht gut. Ich sage deutsch, deutsch, deutsch und ich schäme mich. So ein böses Wort, mir wird schlecht davon. Soll ich mir eine eiserne Hand anschrauben, mich in einer deutschen Burg verschanzen und brüllen: „Leckt mich alle am Arsch, besonders New York?“
  20. Hera Klit

    Wiederkehr

    Wiederkehr (Ein Sissypoem) Ich schwebe über kieselgelben Wegen, die Enten ruhen flügelnass im Gras. Von den Platanen tropft der letzte Regen, die Bank ist nass, auf der ich mit dir saß. In gemessenen Schritten umrunde ich den See, Touristen quillen in das nahe Café. Die Glocken läuten unterdessen, mein ich wähnt sich total vergessen. Ich bin allein im menschenleeren Park, verbrennen spart zuletzt den Sarg. Das kommt die Erben billiger, dann stehen sie am Grab auch williger. Ein Entenschiss am Schuh ruft mich zurück. Was solls, ich suche doch nochmal mein Glück. Das Hinterland des Lebens klafft nun in die Existenz, wie fahrig geöffnete Kordhosenschlitze voller Renitenz. Vergesst, wer ich war und fragt nicht, wer ich bin, ich gab alles, jetzt gebe ich mich selber hin. Es wäre mir nun eine Ehre, meine Ehre zu verlieren, drüben im Wäldchen, gestützt auf allen Vieren.
  21. Menschen sind nichts als Schlingpflanzen im Treibsand Ich ziehe meiner Schwester die Jeans über den bewindelten Hintern. Sie hat immer noch die Figur der Sportlehrerin, aber ihr Hirn wurde von der MS inzwischen stark perforiert. Sie hat sich wieder den Katheter rausgerissen und die einzige Schwester, die ihn reinbekommt, hat heute frei. Mutter mosert über den Uringeruch, als ich ihre Tochter über die Schwelle schiebe. Wie konnte ich sie so rüberbringen? Ich schweige, weil Schweigen den Wutstrom in mir drinnhält. Bin ich nun endgültig zum Dulder geworden? Wir feiern heute zu dritt den sechsundsechzigsten meiner Schwester, obwohl sie erst morgen Geburtstag hat. Morgen ist Sonntag und ich komme immer mittwochs und samstags. Alles in mir hält an dieser Regel fest, um dies alles irgendwie zu ertragen. Ich feiere meinen Geburtstag seit fünfundvierzig Jahren nicht mehr. Ich bin es mir nicht wert und ich verachte Leute, die es sich wert sind. Die Geilheit der Menschen aufs Geburtstagsfeiern regt mich entsetzlich auf. Mutter und ich haben ihr Schuhe, eine Handtasche, ein Top und Ohrringe gekauft. Alles gefällt ihr sehr gut. Sie scheint Sekundenbruchteile glücklich zu sein. Sie hat jetzt einen neuen Pfleger, mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen kann. Er ist sechsunddreißig und kommt aus Syrien. Ich bringe meine Mutter zum Schweigen und sage, dass wir nichts dagegen haben. Die zweieinhalb Stunden ziehen sich wie Kaugummi, dann schiebe ich meine Schwester zurück ins Heim. Zweieinhalb Stunden verrückten Plänen lauschen, mit der Angst, sie versucht sie tatsächlich umzusetzen, schlaucht. Dies ist eben ihre Hochphase in ca. einer Woche, wird sie wieder down und planlos im Bett liegen. Auch nicht schön, aber entspannter für die Beteiligten. Als ich zurückkomme, gesteht Mutter, sie spüre, sie wird langsam wahnsinnig. Vielleicht ist das das Beste, für uns alle? Man lebt und lebt und irgendwann spült es einen wie hirnverbrannte Küchenschaben den Ausguss runter. Auf der Heimfahrt lausche ich der Rede von einem, dessen Existenz mir bisher unbekannt war, zur Verleihung des Hölderlinpreises. Er lehne es ab, in Depression und Melancholie zu verfallen. So schal und nichtssagend klingt auch sein Text, den er nun zum Besten gibt. Warum bekommen in diesem Land immer die Luftpumpen die tollsten Preise? Ich bedaure Hölderlin aufs Neue. Das hat der Mann nicht verdient.
  22. Hera Klit

    Selbstbestimmt

    Selbstbestimmt Die Stelle, auf der ich dich damals fand, glüht heute Nacht wieder phosphorgrün. Sie ist der Einstieg zur grausig schönen Unterwelt, die auf meinen Abstieg wartet, das weiß ich, drum schau’ ich kaum zu ihr hin. Dies Zimmer, das unser Schlafzimmer war, beherbergt nur nutzloses Heut, durch das ich eile, zum Schließen und Öffnen der Läden. Ich schlafe im Wohnzimmer auf der Couch, auf der wir sooft miteinander schliefen, ohne Verhütung, weil wir verheiratet waren und weil ich meine Reflexe so gut im Griff hatte, geschult durch unzählige Lehrvideos seit frühester Jugend. Nie spektakulär war es, aber immer schön und Liebe lag drüber wie ein heiliger nährender Schleier. Dein Licht brennt unverlöschlich in meiner Lampe und erleuchtet meinen Weg hinab zu dir in den ewigen Hades. Du drängst mich nicht zum Abstieg, gibst mir Stunden oder Dekaden, denn Zeit ist nicht mehr dein Maß. Der Sommer brennt längst auf den Feldern und die Immobilienpreise befinden sich im freien Fall. So beschloss ich hier in unserem Traumhaus zu bleiben, weil es das Einfachste ist und weil ich fühle dir ist es recht. Ich beschloss es? Wie hochmütig. Beschließt eine Fliege im Netz zu zappeln?
  23. Oder, sie sagt sich, scheiß drauf und lebt glücklich bis an ihr fernes Ende? Liebe Grüße Hera
  24. Und ich befürchtete schon, du meinst es ernst. Liebe Grüße Hera
  25. Hallo! Vielleicht ist die Welt nur das Exkrement und wir werden gerade zum Klo runtergespült? Dies würde für mich vieles erklären. Liebe Grüße Hera
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