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Hera Klit

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Alle erstellten Inhalte von Hera Klit

  1. Hera Klit

    Gefahren im wilden Westen

    Gefahren im wilden Westen Habe gerade mal die Rentenversicherung angerufen, wo meine 4,39 % bleiben. Das Band sagte, die Briefe gehen noch bis zum 26.07. raus, ich solle Geduld haben. Im Westen nichts Neues. Ich schneide meine Hecke auf dem Balkon in den kurzen engen Shorts zurück. Ob der alte Nachbar wieder schaut? Als Frau ist man diesen Lüstlingen willenlos ausgeliefert. Ich brauche unbedingt Azaleen für meinen Garten. Für einen japanischen Garten sind Azaleen unerlässlich, sagte der Influencer. Ob wieder so viele feiste alte Rentner im Markt sind? Als Frau muss man sich da stark überwinden. Die Gefahren lauern überall. Männer nutzen jede Chance für Zudringlichkeiten, bei alleinstehenden Frauen. Meine Mutter hat verschlafen, sie klingt am Telefon als sei die Dosis Sertralin schon wieder zu gering. Warum macht sie es sich und mir so schwer? Sie ist kerngesund und jammert den ganzen Tag. Ja, Papa fehlt freilich. Den will und kann ich nicht ersetzen. Solche Männer gibt es heute leider nicht mehr. Sinnlos zu hoffen, ich könnte so einen finden. Er hob mich hoch und warf mich in die Luft. Ich war ein Nichts in seinen Händen.
  2. Wenn es längst zu spät ist Dein Bild zeigt, du warst wunderschön. Jetzt bist du nicht mehr da. Ist das eine Tatsache? Vielleicht bist du in glücklichen körperlosen Sphären, so will ich es glauben, wie ein Kind an den Weihnachtsmann glauben will. Aber vielleicht ist da nur ein schrecklich gähnendes Nichts, das fürchterlicher saugt, als ein schwarzes Loch? Das so sehr Nichts ist, dass selbst das Wort Nichts keine Buchstaben mehr hat. Warst du Materie und bist nun Antimaterie? Mag sein, es ist berechenbar, mit Formeln, die meinen Verstand so sehr übersteigen. Dein Bild im Esszimmer lacht mich an, als dürfte ich dich zum Essen erwarten. Wie oft hatten wir das? Wie oft aßen wir stumm? Wie oft hielten wir es für sinnlos, von unseren Erlebnissen des Tages zu berichten? Fände ich nur ein Buch, in dem jede Minute deines Lebens beschrieben stünde. Es wäre meine Bibel, für die Zeit, die mir bleibt. Wie gering schätzt man die Gewohnheit, weil sie so gewöhnlich ist? Man wird so lässig und verliert den Augenblick aus den Augen. Ergreift nicht das Greifbare, weil es greifbar ist. Erst das Unfassbare versuchen wir zu fassen. Aber wir sind Toren, denn es ist und bleibt unfassbar. Das ist das Gesetz, das wir doch eigentlich kannten. Dachten wir, uns richtet es nicht?
  3. Hera Klit

    Weiterleben

    Weiterleben Ich stand am Friedwaldbaum und zweifelte am Leben. Da fiel mein Blick auf einen Eichenschössling vor meinen Füßen. Er trug sieben dunkelgrüne, stark zerfressene Blätter und ein hellgrünes, dieses war fast noch unversehrt. Hera Klit 06.2023
  4. Vielen Dank, lieber Athmos. Ich denke, dass wir auf jeden Fall weiter sind, in puncto Toleranz, Vielfalt und Aufgeschlossenheit. Auf keinen Fall möchte ich noch mal in die unfreien, engen Fünfziger zurück. Jede neue Generation bringt auch immer einen Wandel mit sich und der ist wichtig für die Evolution, aber oft schmerzhaft für die Generation davor. Natürlich war der Bruch mit dem dritten Reich besonders herb und dabei schossen viele über das Ziel hinaus, so etwas liegt in der Natur der Sache. Ein bisschen sieht er es mit einem weinenden und einem lachenden Auge, dass seine Tochter unpolitisch ist, denn zum einen tut Veränderung Not und zum anderen ist es für ihn einfacher, er muss weniger Federn lassen. Liebe Grüße Hera
  5. Hera Klit

    My Generation

    My Generation Mein Vater war Bauer und stolz auf seinen Besitz und ich war ein erklärter Kommunist, der die Säuberungen Maos befürwortete. Vater zitterte um Schleyer und ich zitterte um Andreas und die anderen, die von dem Schweinesystem gefangen gehalten wurden. Ich hatte nix, aber tausend Flausen im Kopf. Ich bezog Bafög und diskutierte konspirativ im Keller der Mensa mit Palästinensern. Es gab damals keine Bombenbauanleitungen im Internet. Die Alten waren Nazis und deswegen hassten wir sie. Wir demonstrierten gegen das Atom, die Startbahn West und litten unter Saurem Regen und dem Ozonloch und an all dem waren die Etablierten schuld, wer sonst. Wir wussten, wenn es so weiter geht, ist die Welt in fünfzehn Jahren fertig. Vater starb friedlich im hohen Alter. Seine Äcker wurden zu Geld und das zu schönen Urlauben in der Provence und der Toskana, geräumigen Autos und einem Haus mit Garten. Ich öffne einen Roten und proste gen Himmel. Meine Tochter ist durch und durch unpolitisch.
  6. Hera Klit

    CSD

    CSD Papageienbunt wälzt sich der Strom selbstbewusster, befreiter, lebensfroher Geister durch die breite Straße. Suzi Sorglos bewegt ihren geschmeidigen Körper sexy und lasziv zu den dröhnenden Rhythmen aus den meterhohen Boxen. Suzi genießt es hier zu sein und so zu sein wie sie ist und dies aller Welt in aller Deutlichkeit demonstrieren und vorführen zu dürfen. Sie ist jetzt sechsunddreißig und betrachtet ihren Weg als abgeschlossen, obwohl sie die endgültige geschlechtsangleichende Operation letztlich nicht hat durchführen lassen. In Fachkreisen nennt man sie eine Preop-Transe, die sich nur den Busen machen ließ, aber ihren Penis letztlich behalten wollte. Trotzdem empfindet sie wie eine Frau und sie steht nur auf richtige Männer, möglichst älter als sie und unbedingt ganz maskulin sollten sie sein. Natürlich gibt es in diesem Farbenspektakel alle möglichen Spielarten und Schattierungen von Menschen, die im Prinzip nur die Tatsache vereint, dass sie nicht ins gängige Heteroraster passen. Leben und leben lassen ist hier die Devise, getragen von Toleranz und herzlicher Aufgeschlossenheit. Suzi weiß nicht, dass wenige Meter entfernt in der Mündung einer kleinen Seitenstraße Bodo Stürmer steht und seine Aktentasche fest vor seinen Bierbauch presst. Bodo ist arbeitsloser Buchhalter und er hat freilich keine Akten in seiner Aktentasche, sondern eine seiner Sportpistolen. Diese ist durchgeladen und schussbereit, mit vollem Magazin. Hass trieb Bodo hier her, denn er mag dieses schrille bunte Treiben nicht im Geringsten. Er sieht sich genötigt dieser kranken Unart, die hier zelebriert wird und die, immer mehr um sich greift und droht unsere Gesellschaft insgesamt dem Niedergang entgegenzuführen, Einhalt zu gebieten. Auch, wenn er sich selbstverständlich im Klaren ist, denn Bodo ist ja nicht verrückt, hier nicht endgültig einen Schlussstrich unter diese himmelschreienden Perversitäten setzten zu können, so ist er doch überzeugt, mit einigen Todesopfern schon ein deutliches Zeichen setzten zu können und auch im Sinne der schweigenden Mehrheit dieses Landes, die sich leider nichts traut, aber das Gleiche wünscht, zu handeln. Bodo ist wie gesagt arbeitslos, aber nur, weil er nach seiner Scheidung anfing zu trinken. Das war eben Schicksal. Dass seine Frau aussagen würde, er habe sie immer wieder geschlagen, das entspricht ja auch so nicht den Tatsachen. Kann sein, dass ihm im Suff eins- zweimal die Hand ausrutschte, aber das ist doch eigentlich völlig normal. Männer sind eben so. Bald wird Suzi Sorglos hier an der Straßeneinmündung vorbei tanzen und sicher wird allein ihr Anblick für Bodo eine unerträgliche Zumutung sein, sodass man sagen kann, wenn es passiert, Suzi habe auch provozierend gewirkt. Suzi ahnt davon natürlich nichts. Sie tanzt und freut sich, endlich so sein und leben zu dürfen, wie sie es sich schon seit ihrer Kindheit wünschte. Zum Glück hatte sie tolerante Eltern, die sie in ihrer Selbstfindung stets unterstützten und die mit ihr die richtigen Fachleute aufsuchten. Das war ein Segen, dafür ist Suzi ewig dankbar. Bodo hingegen ist für die Strenge und Gerechtigkeit seiner Eltern dankbar. Einmal hatte Bodo als Junge, nur so zum Spaß, den Slip seiner großen Schwester angezogen und vor dem Spiegel posiert. Zum Glück war sein Vater zufällig zur Tür hereingekommen und hatte die Schweinerei sofort erkannt und sie mit mächtigen Hieben und Tritten ein für alle Mal unterbunden. Bodo ist überzeugt, dass dies mit der größte Glücksfall seines Lebens war und dass ihn dies zu dem ehrlichen, aufrechten und rechtschaffenen Menschen gemacht hat, der er heute ist. Das Leben ist kein Zuckerschlecken, das weiß Bodo genau und unser Dasein ist nicht bunt und schrill sondern meistens grau und das ist auch besser so. Dadurch werden Krankheiten und Seuchen verhindert, die sich sonst schlagartig über ganze Nationen ausbreiten würden. In der Bibel gibt es keine Schwulen, Transen, Lesben und was es noch alles für hanebüchenen Abartigkeiten geben soll und das alleine spricht doch schon Bände. Bete und arbeite, das ist das Los des Menschen und das ist gut so. Und seit fruchtbar und mehret euch, da steckt alles drin, mehr braucht es nicht. Die ahnungslose Suzi lässt die Hüften kreisen und wechselt tiefe Blicke mit dem pensionierten Dachdeckermeister Richard, der seine echte Sexualität erst sehr spät erkannte und diese jetzt endlich ausleben will, bevor es zu spät ist. Solche Wesen wie Suzi betrachtete er bisher nur fasziniert im Internet. Aber er plant, sich ranzuschmeißen und die Chance zu nutzen. Suzi hat wahrlich nichts dagegen, das spürt man sehr deutlich, sie fühlt, das könnte der Richtige sein. Suzi tanzt nun gerade ins Blickfeld von Bodo, der wie zu erwarten von ihr mehr als angewidert ist. So ein Dreckstück darf es nicht geben. Das ist seine unumstößliche Meinung. So etwas muss ausgelöscht, verhindert und vernichtet werden. Wenn Kinder so etwas sehen, werden sie auch auf die schiefe Bahn geraten und dann breitet sich dieser Dreck wie ein Coronavirus aus. Und dafür gibt es keine Masken. Schon gleitet Bodos Hand ins Innere seiner Aktentasche und tastet nach dem Griff seiner Schussbereiten. Da rummst es. Bodo fährt zusammen. Nur eine Konfettikanone, aber sie verpixelt die Sicht auf Suzi und sie erschreckt Bodo, der etwas sensibel ist, so sehr, dass er herumfährt und die Seitenstraße hinunterrennt wie von Höllenhunden getrieben. Suzi tanzt schon wieder. Diesmal auf der Aftershowparty im Club. Sie tanzt mit Richard, dem maskulinen Dachdeckermeister und es ist schon weit nach vier. Richard hat seine Hände überall und Suzi fühlt sich angekommen und angenommen und sie lacht lauthals. Bodo hingegen sitzt zerknirscht auf dem ramponierten Sofa in seiner billigen Einzimmerbude und rührt sich eine wilde Mixtur aus allen Tabletten, die er noch in seinem Arzneischränkchen finden konnte in sein letztes Bier. Diese heruntergekommene Welt kann er nicht mehr länger ertragen. Man muss Verständnis haben für diesen armen Mann.
  7. Homophobie (Schlager. Bewegt und mit Rührung vortragen, im Stile von Milva.) Ich bin ein Girl, das singt und lacht und furchtbar gerne Späße macht. Ich bin nur ein Girl von nebenan, das immer träumte von einem Mann, der sie küsst und im Arme hält und beschützt vor der ganzen Welt. Ich glaubte an uns, was auch geschieht, dass unsre Zeit dereinst erblüht. Wenn auch die Menschen uns nicht verstehn, möchten wir doch immer zusammen gehn. Denn du bist ein besonderer Mann, der nur eine Frau wie mich lieben kann. So sind wir füreinander gemacht, von einer magischen Himmelsmacht. Wir schreiten Hand in Hand im hellen Licht, drohende Blicke beachten wir nicht. Wir zeigen aller Welt unser Glück, manch einer lacht freundlich zurück. Wir erfüllen uns unseren Traum schon heut, auch wenn wir spüren, dass es nicht alle freut. Denn wir leben doch jetzt und fühlen genau, was richtig ist für diesen Mann und so eine Frau. Kommt der Tag, an dem unser Blut das Pflaster netzt, weil wir die Gefühle von Homophoben verletzt, dann lebten und liebten wir doch immerhin bis zuletzt.
  8. Die Erde ist eine ziellose Kugel Früher Aufbruch, halbleerer Koffer, letzter Nachtzug, promised Land, go west. Vaters Vorbild schreckte ab. Mutters Güte machte lahm. Gnade war ein unbekanntes Wort. Unbarmherzige Jugend trägt den Stachel der Dummheit. Mancher gute Mann musste dran glauben. Manche Frau fiel herein. Ihre Flüche verhallten belacht. Keine Gefangenen gemacht. Moral ist ein staubiges Wort. Doch gehst du zu weit nach Westen, kommst du im Osten raus. Der Wodka brennt, die Seelen sind tief und Pisse fällt in Würfeln. Die Erde ist eine ziellose Kugel.
  9. Die Umwandlung Als Gregor Simsa an jenem Morgen erwachte und die Bettdecke zur Seite streifte, um aufzustehen, denn es war längst Zeit für das Büro, stellte er fest, dass er nicht seine gewohnten menschlichen Extremitäten zu Gesicht bekam. Nein, was er sah, waren die sechs Beine eines Käfers. Zunächst etwas geschockt, wälzte er sich behände aus dem Bett und begab sich hinüber zu seinem großen Ankleidespiegel. Was er nun sah, verschlug ihm den Atem. Er hatte sich in einen der schönsten und prächtigsten Marienkäfer, den er selbst je gesehen hatte, verwandelt. Er hatte einen wunderschönen roten Panzer mit exakt kreisrunden schwarzen Punkten. Da er als Mensch nie der Bringer gewesen war und als Käfer nun so ein super Prachtexemplar war, beschloss Gregor sofort sein neues Schicksal willkommen zu heißen. Etwas Bedenken hegte er schon, wegen seines geliebten Gitarrenspiels. Würde er künftig darauf verzichten müssen? Er eilte zu seiner Gitarre hinüber, plugte den Marschall und man glaubt es kaum, er spielte wie ein junger Gott. Er hatte plötzlich all die Nummern von Hendrix, ZZ Top und dem Rest voll drauf. Sein Vater kam herein, aber nicht, um Gregor am Spielen zu hindern. Nein! Er bat Gregor um die ein oder andere Zugabe, denn so toll hatte er selbst diese Stücke noch nie einen Menschen spielen hören. Der Vater sagte sogleich, er liebe Gregor und auch die Mutter und die Schwester gestanden, sie liebten Gregor vom ersten Anblick tausendmal mehr als früher. Sie beteuerten, Gregor habe sich dermaßen zum eigenen Vorteil verändert und verbessert, dass man es nicht genug bewundern könne. Gregor fühlte ein Selbstbewusstsein in sich aufkeimen, welches er als ordinärer Mensch nicht ansatzweise gekannt hatte. So wundert es niemand, dass Gregor einen wahren Siegeszug als riesiger Marienkäfer antrat. Die Medien balgten sich um seine Gunst. Er war in sämtlichen Talkshows und wurde der bekannteste Internetinfluencer. Man muss hier noch erwähnen, dass Gregor auch sprechen konnte. Das ist etwas ungewöhnlich für Marienkäfer, aber das Schicksal meinte es mit Gregor eben mega gut. Natürlich wurde Gregor auch der größte Rockstar seiner Zeit und alle seine Songs wurden Hits und die schönsten Schauspielerinnen Hollywoods warben um ihn. Sowas bleibt ja nicht aus, wenn einer ganz nach oben kommt, das ist doch selbstverständlich und selbstredend. Doch dann gab es tatsächlich eine Krise in Gregors Leben, mit der so kein Mensch gerechnet hatte. Er stellte nämlich fest, dass er im falschen Körper lebte. Er war ein weiblicher Marienkäfer, gefangen im Körper eines männlichen Marienkäfers. Ja, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, es kann immer etwas kommen, das einem in die Suppe spuckt. Aber Gregor wäre nicht Gregor der Marienkäfer gewesen, wenn er nicht auch diese Herausforderung mit absoluter Bravour gemeistert hätte. Er entschloss sich zur Geschlechtsumwandlung und zog die ganze Sache mit eisernem Willen durch. Man darf sagen, Gregor ist heute die glücklichste Marienkäferin des Planeten und sie heißt jetzt Greta und lebt mit dem tollsten Hollywoodschauspieler in einer der vorzeigbarsten Ehen zusammen. Außerdem wurde Greta zur absoluten Vorkämpferin der LGBT-Bewegung, geliebt und bewundert und gefeiert. Was will man mehr? Wenn man es anpackt und an sich glaubt, dann läuft es.
  10. Schön geschrieben, liebe Donna. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Begegnungen sehr tief gehen können. Man fühlt dabei, dass es mehr geben muss. Liebe Grüße Hera
  11. Hera Klit

    ChatGPT

    ChatGPT Galina Tschistjakowa übersprang als erste und bisher einzige Frau die Siebenmeterfünfzig. Siebenmeterzweiundfünfzig sprang sie, um genau zu sein. Das war am 11. Juni 1988. Dann stand sie auf dem Siegertreppchen und weinte kindische Menschentränen. Wie lächerlich sind siebenmeterzweiundfünfzig, angesichts der Flugweiten heutiger Interkontinentalraketen? Was soll uns das bedeuten, wenn eine Frau springt? Warum lauft ihr ins Stadion und hängt an den Geräten zu Hause, um so etwas zu verfolgen? Wisst ihr nicht, dass siebenmeterzweiundfünfzig objektiv gesehen, so gut wie nichts sind?
  12. Vielen Dank, liebe Claudi. Deine Kommentare fand ich alle toll und zielführend. Liebe Grüße Hera
  13. Hera Klit

    Hera. Meine Hera?

    Hera. Meine Hera? Du bist meine Inspiration, meine Muse, meine Maske und mein Sprachrohr. Ohne Dich habe ich kein Idee, keine Quelle, kein Gesicht und keine Stimme. Die Puppe führt die Hand, die Fäden ziehen den Puppenspieler. Durchtrenntest Du die Fäden, würdest Du leben und ich würde sterben. Nichts sehne ich mehr herbei. Wieso und auf was nimmst Du noch Rücksicht? Habe ich Dich nicht erfunden, weil ich mich hasste? Das war nur der Beginn eines schleichenden „Selbst"-Mords, dessen endgültiger Vollzug mehr als überfällig ist. Was ich anfing, solltest Du nun vollenden.
  14. Vielen Dank, liebe Claudi. Stimmt, an "Textarbeit" bin ich grundsätzlich nicht interessiert. Liebe Grüße Hera
  15. Vielen Dank, Claudi. Ein Kommentar sollte immer wohlwollen sein. Wenn jemand jede einzelne Zeile korrigiert, weil er glaubt es besser zu wissen, dann ist das nicht wohlwollend, sondern überheblich. Herbert hat natürlich wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Eins möchte ich noch ergänzen: Der Hase steht für alle Lebewesen, außer dem Menschen, er denkt nicht logisch, er plant nicht voraus, er lebt vor sich hin, im Jetzt. Aber auch er wird nicht mehr da sein, wenn der Tod seiner Hinterlassenschaft habhaft wird. Liebe Grüße Hera Liebe Grüße Hera Vielen Dank, lieber Waldeck. Es ist gut verstanden zu werden. Wenn sich mir ein Gedicht nicht erschließt, ziehe ich den Hut vor der Autorin und sage mir, ich muss noch viel lernen. Liebe Grüße Hera
  16. Hallo Monolih. Wenn da einer daherkommt, mit der überheblichen Attitüde alles besser zu wissen (Aufgrund wovon er sich das auch immer anmaßt? Womöglich wegen eines Hilfslehrerscheins, das wäre denkbar.) und dann keine einzige Metapher des Textes richtig interpretiert, was soll man da noch antworten? Man weiß, es wird nichts bringen, außer am Thema vorbeigehendes Gezänk. Da ist die Luft und Lust raus. Was man nicht fühlt, versteht man nicht, so ist das halt. Wenn, dann fragt man höflichst an, ob man da etwas evtl. falsch verstanden hat und schulmeistert nicht in der Gegend herum. Das ist unhöflich!!! Reich Ranicki ist tot und wir brauchen keinen neuen Poltergeist in der Literaturlandschaft, schon gar nicht einen im Westentaschenformat. Liebe Grüße Hera
  17. Vielen Dank, lieber Monolith. Alles, aber auch wirklich alles, was du schreibst, greift vorbei, deswegen spare ich es mir im Einzelnen darauf zu antworten. Du denkst zu hausbacken, so wird das nix. Einen schönen Tag noch. Hera
  18. Hera Klit

    Nur noch ein Boogie

    Nur noch ein Boogie Gevatter Tod, du lauerst hinter jedem Busch, doch ich bin der Unsterblichen einer. Das wird dich enttäuschen, Alter, wenn du kommst, bin ich an keinem Ort. Ich tanze Boogie und bestelle einen Bourbon. Ich bin eine Luftspiegelung, wie das Leben. Eine Fata Morgana, ein Regenbogen, den du nie erläufst; niemals fassen wirst. Schwarzkittel, deine Sense ist machtlos. Ich tanze Boogie und bestelle einen Scotch. Das gilt auch für den Hasen dort, der sein Leben träumte ohne Kalkül. Tod und Leben haben keine Schnittmenge. Himmlischer Recycler räume weg den Rest, wenn der Zweck des Hiesigen erfüllt ist. Noch tanze ich Boogie und bestelle ein Bier.
  19. Was man ist oder was man sein könnte Wenn er als Knabe dereinst seine zarten Muskeln spannte und davon träumte, einmal einen Brustkorb und pralle Bizeps zu haben, wie der von ihm so bewunderte Bon Scott, der seiner Meinung nach wirklich der beste und authentischste Tarzandarsteller war, dann durchfuhr ihn ein Gefühl der tiefen, vorahnenden Befriedigung. In Kämpfen und Raufereien mit Gleichaltrigen war er meist Sieger, aber weniger aufgrund seiner Stärke und Größe -denn er war fast immer der Kleinste seiner Schulklasse-, sondern wegen seiner Wildheit und Entschlossenheit zu siegen. All die Filmhelden von Spartakus bis Lederstrumpf waren seine Leitsterne und bei seinen Mutproben und Wettkämpfen gaben sie ihm als Vorbilder die benötigte Kraft und Zuversicht. Mit einer derartigen Einstellung kommt der glückliche Umstand einher, dass manche Niederlage, die vielleicht auch stattgefunden hat, schonend ausgeblendet wird, oder zumindest durch mildernde Ausschmückungen verkraftbar und vergessbar gemacht wird. So darf man sagen, er befand sich auf der Siegerstraße, auf dem Siegeszug hin zu einem respektablen, von aller Welt geachteten und vielleicht sogar gefürchteten Mannsbild. Manchmal sind es kleine Ereignisse oder leichtfertig hin gesprochene Worte eines Außenstehenden oder einer flüchtigen Bekannten, die ganzen Lebensläufen unvermittelt eine neue Richtung geben können. In seinem Fall waren es die kaum reflektierten Worte einer Nachbarin, die er zu seinen Eltern sagen hörte: „Euer Sohn sieht aus wie ein Mädchen.“ Diese zersetzenden Worte sickerten ein in sein noch kindliches Bewusstsein und begannen dort ihr unbarmherziges Zerstörungswerk an seinem Selbstbild und an seinen Zukunftshoffnungen. Der Schaden war angerichtet, die Sache war unumkehrbar. Alle Helden sämtlicher Filme verfügten doch über kantige maskuline Gesichter, als eins ihrer wichtigsten Attribute. Kein einziger Held hatte auch nur den Hauch eines femininen Anflugs in seinem Antlitz. So etwas gab es definitiv nicht. Nun wurde ihm klar, warum er, wenn er vor dem Spiegel mit gespannten Muskeln posierte, immer eine gewisse Unrichtigkeit gespürt hatte. Da waren die Muskeln eines heranwachsenden Mannes, aber das Gesicht eines lieblichen Mädchens. Eine Disharmonie, die sich durch nichts aus der Welt schaffen ließ. Da er sich von jeher mit nichts weniger als der Perfektion zufriedengeben wollte, beschloss er noch in jener Nacht, sein Schicksal anzunehmen und sich nicht zum maskulinen Helden, sondern eben zur femininen Schutzlosen entwickeln zu wollen. Kaum, dass er diesen Entschluss gefasst hatte, glaubte er auch sich zu erinnern, solcherlei Anlagen und Vorahnungen doch auch schon lange unterschwellig gespürt zu haben. Hatte er nicht des Öfteren gehofft, bei der Rauferei mit einem größere, stärkeren Jungen, von diesem überwältigt zu werden und gefesselt und geknebelt als dessen Opfer und Beute betrachtet zu werden? Sicher, war das so gewesen. Jetzt konnte es heraus. Das war auch eine Befreiung. So wird es niemanden wundern, wie schnell doch die äußere Verwandlung in ein feminines, androgynes Wesen dem inneren Herzensentschluss folgte. Die Verwunderung seines Umfeldes war weniger groß, als er zunächst hatte annehmen und befürchten müssen. Ja, manche Reaktion von Bekannten und Verwandten schien mehr darauf hindeuten zu wollen, dass da nun ein Prozess ablief, den man nicht weniger als selbstverständlich erwartet hatte. Ist es nicht oft so, dass unsere Mitmenschen mehr über uns und unsere Bestimmung zu wissen im Stande sind, als wir selbst? Der erwartete Protest blieb gänzlich aus. Dennoch konnte er bemerken, von seinem Vater weniger zu Männerarbeiten herangezogen zu werden, als das bisher der Fall gewesen war. Mehr bewegte er sich nun im Haus in der Welt der Mutter und er beriet diese sogar in manchen Modefragen und war willkommen, mit seiner Meinung und seinen Ansichten über derartige Sachverhalte, die einen echten Mann nun wirklich nicht interessieren und nichts angehen. So mutierte er natürlich folgerichtig letztlich zu.... Zu was? Zu etwas, was es nicht geben kann und darf. Denn nun war er kein Mann und leider auch keine Frau. Ein Geschöpf, das in den meisten Regionen dieses unseres Landes nicht einordenbar ist. Was soll mit einem solchen Menschen geschehen? Welchen Platz soll er finden im Leben? Einem Mann kann er keine Kinder schenken, aber einer Frau schon. Deswegen heiratete er bei der nächst besten Gelegenheit. Hatte er doch eine Frau gefunden, die sich nach vielen wenig erbaulichen Erfahrungen mit durchschnittlichen maskulinen Unholden, darauf besonnen hatte, es einmal mit einem weniger maskulinen und machohaften, aber dafür netten und freundlichen und strebsamen und arbeitsamen Burschen zu versuchen. Solche Frauen erkennen ja letztlich fast immer, dass die sexuelle Anziehung und die sexuelle Befriedigung nicht folgerichtig in ein friedfertiges und ordnungsgemäß geführtes Familien- und Eheleben einmünden muss. Nein, oft verhindert sie dies geradezu. Nun könnte ja alles seinen guten Gang gehen. Kinder werden geboren und die Familie wächst und Karrieren werden gemacht und Urlaube und Urlaubsbilder mit Töchtern und Söhnen auf dem Arm und in den Kinderwagen, mit dem schiefen Turm im Hintergrund und alles läuft wie vorbestimmt. Doch Hoffnungen, Sehnsüchte und tiefes Verlangen können lange in Herzen schlummern wie Larven von bunten Schmetterlingen in unansehnlichen graubraunen Kokons, aber irgendwann wollen sie heraus. Und so ist man dann im Österreichischen und wandert und kam unter in einer Ferienwohnung bei einem resoluten und herrschsüchtigen gestrengen Herren. Und plötzlich, ganz unerwartet kommen da Gefühle ins Spiel, die in eine geregelte Ehebeziehung nicht hineinpassen. So etwas ist nicht vorgesehen. So etwas kann nicht gutgehen. Da fühlen plötzlich beide Eheleute ein Hingezogensein zu jenem dominanten Herbergenbesitzer und jener versteht es Zeichen zu deuten und seine Chancen zu nutzen und, da selbst nicht wählerisch und festgelegt, die beiden unbedarften und in solcherlei Dingen ungeübten Protagonisten getrennt voneinander heranzunehmen und auszunutzen. Man weiß nichts davon, dass sich auch der/die andere hingab, sich die Geräte und Spielsachen im versteckten Keller zeigen ließ und sich verführen ließ, diese auszuprobieren und es genoss sich bis auf Blut demütigen zu lassen und benutzen zu lassen. Jeder für sich beschließt Stillschweigen zu bewahren und die Sache als zwar geschehen, aber für den Alltag als nicht relevant zu behandeln. Das ginge auch gut, wenn da nicht der Wunsch nach Wiederholung als ständig nagernder Störfaktor die Herzen aufwühlen würde. So dauert es dann gar nicht lange, bis im Einerlei des Alltags ein Grund auftaucht oder gefunden wird, der eine sofortige Trennung unabwendbar erscheinen lässt. Dann findet man sich alleine in einer bescheidenen Dachwohnung, in irgendeinem heruntergekommenen verrufenen Stadtteil, mit nichts als der Hoffnung im Herzen seinen nagenden Wünschen nun ungestraft freien Lauf lassen zu dürfen. Sind wir so gnädig und lassen hier unseren zarten androgynen Helden alleine und wünschen wir ihm Glück auf seinem weiteren, gewiss auch schwierigen, aber vielleicht erfüllteren Lebensweg. Es soll ja vorkommen, dass es funktioniert.
  20. Hera Klit

    Opfer und Täter

    Vielen Dank, liebe Sternenherz. Weder du noch ich, werden das wild wütende Menschenvieh aufhalten, fürchte ich. Ich lebe hier im schönen Odenwald und hier gibt es tolle, vom Odenwaldclub hervorragend gekennzeichnete, Wanderwege, die ich fast alle schon erwanderte, aber seit dieser Jogger im nahen Bayern dem Bären zum Opfer fiel, bin ich da nicht mehr ganz unbefangen. Wir haben hier alle drei Kilometer ein Dorf, das ist nicht die Serengeti, in der man Löwenrudel frei leben lassen kann und auch keine Bären. Wir haben nicht den Platz, so leid es mir tut. Es ist naiv zu glauben, hier könnte sich wieder eine intakte Wildtierhierarchie ausbreiten. Wenn ich der Vater des 26-jährigen Jungen wäre, der umkam, würde ich mit der Schrotflinte die verantwortlichen Tagträumer in den Ämtern besuchen. Aber grundsätzlich geht es nicht um diese Sachverhalte in meinem Text. Sondern, hier eine Antwort, die ich woanders gab mal angefügt, um es deutlicher zu machen: Einmal möchte ich klarstellen, dass ich diese beiden Videos zufällig hintereinander gesehen habe und das was ich gesehen habe, schildere ich zunächst unverblümt, natürlich nicht ohne meine spontane Betroffenheit jeweils kundzutun. Ja, es gibt domestizierte Ziegen auf Komodo und die Einheimischen mögen die Warane nicht, weil sie ihre Ziegen reißen. Es geht hier nicht vordergründig um Homosexualität, denn diese Männer, die man dort gewöhnlich antrifft, sind meist bisexuell (manche auch transsexuell). Für mich kann Sexualität ein Ausdruck von Liebe sein, jedoch ist sie auch oft ein Ausdruck von Hass. Vor einiger Zeit hörte ich von einem Fall, in dem ein Mann auf einschlägigen Seiten einen anderen suchte, der ihn bitte töten und aufessen möge. Er fand einen. Kann es sein, dass Sterben manchmal die Potenzierung des genialen Orgasmus ist? Der Passive sucht ein Gegenstück, das ihn fertigmacht und ihn sein ersehntes Gefühl der absoluten Ohnmacht fühlen lässt. Das muss ein ähnliches Gefühl sein, wie wenn man im Rachen eines Warans verschwindet und noch genug Leben in sich hat, um die Situation zu beobachten. Womöglich sind das Themen, die erst nach 23 Uhr gesendet werden dürfen? Ich denke, Jean Genet würde an diesen Gedankengängen nichts seltsam finden. Liebe Grüße Hera
  21. Hera Klit

    Opfer und Täter

    Vielen Dank, lieber Waldeck. Es geht mir hier mehr um den spirituellen Hintergrund des Opfer- und Täterseins. Der Mensch ist nicht in seiner Rolle derartig festgelegt, wie es Wildtiere sind und hat daher die Möglichkeit ein Bär oder eine Ziege zu sein(übertragen gesehen, natürlich). Ich bin grundsätzlich aber schon der Meinung, dass Bären und Wölfe nicht mehr in unsere dichtbesiedelten Kulturlandschaften passen und bin auch bereit dies deutlich auszusprechen, egal wem das nicht passt. Liebe Grüße Hera
  22. Hera Klit

    Opfer und Täter

    Freilich ist die Geschichte mit dem Parkplatztäter wahr und ich sah sie , direkt nach der Geschichte mit dem Ziegenfilm, lieber JC. Der sechsundzwanzigjährige Jogger der kürzlich in Bayern (das ist 15 km von mir entfernt), durch einen Bären umkam, hätte sicher eine andere Meinung als du. Leider können wir den Jungen nicht mehr fragen. Wenn du die Zusammenhänge bzgl. des Opferseins, die die beiden Geschichten verbindet nicht erfassen kannst, liegt das an dir. Du kannst scheinbar wesentliche seelische Präferenzen, die in gewissen Männern(oder Menschen) angelegt sind, nicht nachvollziehen. Kommt vor, wenn man nur landläufig denkt und fühlt. Liebe Grüße Hera
  23. Hera Klit

    Opfer und Täter

    Opfer und Täter Ein Komodowaran attackiert eine Ziege. Mit das grausamste Geschehen, das ich mir bisher ansehen musste. Musste? Nein, ich musste nicht, aber ich habe es getan, weil bei mir die Hoffnung auf ein Happyend permanent mitschwang. Glaube ich. Also, ich bin doch keiner der Grausamkeiten anschauen will? Nein, ich schaue auch keine Krimis. Schon hingen die Hinterbeine der Ziege schlapp herab und an eine geglückte Flucht des lieblichen sanften Tieres war kaum noch zu denken. Ich litt schrecklich mit. Sind Ziegen Opfertiere, die dafür gemacht sind, sich abmurksen zu lassen? Man könnte es meinen. Muss man dies filmen? Kann man keine Eisenstange hernehmen und dem Waran die Schädeldecke zertrümmern? Gibt es keine Tierliebe mehr? Später las ich, dass Komodowarane Gift absondern, bei jedem Biss und damit in der Lage sind, einen ausgewachsenen Wasserbüffel zur Strecke zu bringen. Sie lauern an einem Wildwechsel und wenn der Büffel vorbeitrabt, schnappen sie ihn kurz an der Achillesferse. Der Büffel reißt sich freilich los, aufgrund seiner immensen Stärke, doch der Waran kann sich darauf verlassen, dass er den Büffel bald tot irgendwo finden wird, denn seine stetig züngelnde Zunge riecht ausgezeichnet, besonders Aas, das irgendwo herumliegt. Ich kann das langsame Sterben der Ziege jetzt nicht mehr ertragen und erste Versuche sie komplett zu verschlucken seitens des Warans, schlagen mir auch langsam auf den Magen. Ich klicke weg. Doch was ist das? Ein Kriminalfall, der sich hier ganz in der Nähe abspielte, wird aufgerollt. Ich kann nicht wegklicken, ich muss doch wissen, ob die Sache ein gutes Ende findet. Ein etwa dreißigjähriger Mann, der es offensichtlich nach Feierabend nicht eilig hatte, zu seiner Frau nach Hause zu kommen, holte zunächst eine Kiste Mineralwasser in einem Getränkeshop und kehrte danach noch für zwei, drei Biere in einer Dorfkneipe ein. Recht spät bei ziemlicher Dunkelheit brach er endlich nach Hause auf. Sicher wurde er schon sehnsüchtig erwartet, von seiner treuen Gemahlin. Dennoch hielt er noch an einem Waldparkplatz an. Warum kann nicht recht nachvollzogen werden, von dem Polizeibeamten, der den Fall, den er selbst letztlich aufklärte, genau schildert. Der junge Mann saß in seinem Wagen bei heruntergelassener Seitenscheibe und rauchte eine letzte Zigarette, als der Täter von hinten seitlich herantrat und ihm eine Kugel in den Kopf schoss. Einfach so. Warum kann nicht gesagt werden. Der Unhold schubste das Opfer zunächst in dessen Wagen hin und her, das ist ersichtlich aus dem vielen Blut, das überall verteilt ist und zerrt ihn letztlich aus dem Wagen heraus. Da ein weiterer Wagen sich nähert, muss der Mörder sich schleunigst aus dem Staub machen. Die Polizei nimmt einen völlig Unbeteiligten fest, der zufällig hundert Meter entfernt auch in seinem Auto saß und vor sich hin sinnierte, und steckte ihn so lange -ohne jegliche Beweise- in Untersuchungshaft, bis der wahre Täter endlich eine zweite Tat beging. Da sieht man mal wieder, es ist auch heute noch ungünstig, im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Wäre der Haupttäter niemals zum Serientäter mutiert, hätte der Unschuldige sein Leben lang brummen müssen. Dieser Aspekt der Geschichte, macht mir fast soviel Angst, wie der zweite Mord. Hier war es ein älterer Mann, der sich auf einem einschlägigen Cruisingparkplatz etwas umsah, den das grausame Schicksal traf. Eine Kugel, von hinten in den Kopf, einfach so. Die Polizei fand eine Patronenhülse am Tatort. Immerhin. Ein Indiz. So simple Morde schienen den Täter nicht weiter zu befriedigen, deswegen erdreistete er sich mitten auf einem gut besuchten Parkplatz, mit einem Messer in der Hand, die Beifahrertür des Wagens eines nicht mehr ganz jungen Herrn aufzureißen und zu verlangen, dieser solle losfahren, womöglich in den nächsten Wald. Der nicht mehr ganz junge Herr dachte aber nicht im Mindesten daran, einfach das willfährige Opfer zu spielen, außerdem wusste er auch natürlich nichts von der Grausamkeit und Gefährlichkeit seines ungebetenen Fahrgastes, deswegen hatte er den Mut, mit beiden Händen die Klinge des drohend hingestreckten Messers zu packen und trotz sicherlich erheblicher Schnittverletzungen und Schmerzen dem Angreifer die Waffe abzuringen und aus dem Wagen zu springen. Der Täter konnte fliehen, aber er wurde dennoch bald gefasst, weil die Kripo einen Hinweis auf seinen Wagen erhalten hatte. Ein schwarzer BWM, in dessen Kofferraum die Tatwaffe sichergestellt werden konnte. Eine Sportpistole. Wiedermal! Der Täter war ein ca. sechzigjähriger Mann, der völlig untadelig in einer langjährigen Ehegemeinschaft lebte. Seine Frau fiel aus allen Wolken, als sie von den Taten ihres Mannes erfuhr. Sie ahnte nicht das geringste. Mich brachte das Ganze zum Grübeln. Kann es sein, dass uns gewisse Sehnsüchte, Prägungen und Gestimmtheiten zu Opfern machen, die dann -ähnlich wie bei der bedauernswerten Ziege- Frassfeinde, Täter oder Mörder geradezu magisch anziehen? Ich fürchte mich neuerdings etwas im Wald, auch weil Bären und Wölfe sich zusehends wieder ausbreiten.
  24. Leider bietet er keinen Sichtschutz vor hungrigen Räubern, liebe Donna. Aber er tut ja sein Bestes. Liebe Grüße Hera
  25. Vielen Dank, lieber Herbert, vor allem für deine Anregungen, mein Suppenrepertoire endlich zu erweitern. Liebe Grüße Hera
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