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Dali Lama

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Alle erstellten Inhalte von Dali Lama

  1. Noch 8 Minuten und 20 Sekunden summSummsummSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~*~* Noch 8 Minuten und die Stunden waren gut, ~*~*~*~*~*~* die hier mit uns im Schatten warten. ~*~*~*~*~ Dort draußen ist ein Garten, ~*~*~*~ und irgendwann, da findest du den Mut. ~*~*~*~*~* summSummsummSummsummSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~*~*~* Dann stürzt du dich ins Immergrüne. ~*~*~*~*~ Noch 6 Minuten gar nichts tun, ~*~*~*~* bis dahin lässt du deine Glieder ruh‘n, ~*~*~*~*~* auf meiner Fensterbank, auf deiner Bühne. ~*~*~*~*~*~ summSummsummSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~*~* Und träge tropft das Bernsteinlicht. ~*~*~*~* Der Himmel ist im Endlosfließen. ~*~*~*~*~ In 4 Minuten wird es uns umschließen. ~*~*~*~*~*~ Ich seh hinein, nur sehen kann ich nicht. ~*~*~*~*~* summSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~* Doch du erstrahlst, in Fensterscheiben, ~*~*~*~*~ in deinen Spiegeln, flügelweit, facettenreich. ~*~*~*~*~*~* Ich weiß, die Zeit vergeht und Bald ist gleich. ~*~*~*~*~* Nur 2 Minuten bleiben. ~*~*~*~ summSummsummSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~*~* Dann musst du gehen und mit dir mein Wunsch und Dank ~*~*~*~*~*~* für einmal mehr Libellenreigen. ~*~*~*~*~ Doch einst, es wird sich zeigen, ~*~*~*~ dann folg ich dir von meiner Fensterbank. ~*~*~*~*~* summSummsummSummsummSummsummSummsummSummsummSumm ~*~*~*~*~*~* 12. März 2024 (Aufgrund der Formatierung empfehle ich für bessere Lesbarkeit die Desktopansicht.) __________________________ Winter: Ein Bär in meiner Brust Frühling: Sollbruch Sommer: Noch 8 Minuten und 20 Sekunden Herbst: Wir drehen uns wie dieses Blatt
  2. Moin Lydia, danke dafür, freut mich, das zu lesen! weil dadurch wird das Gedicht, aus meiner Sicht, anklagend und (ver)urteilend. Es schiebt dem lyrischen Du Schuld zu, noch dazu immer. Die originale Version lässt hier mehr offen, deshalb sagt sie mir mehr zu. Ja, auf jeden Fall! Jede Änderung macht ja was mit dem Text, da will ich mir auch gar nicht anmaßen, dass ich den Text in seinem Kern durchdrungen habe, wie er vom Autor intendiert war. Das ist dann natürlich meine Lesart und die ist auf gar keinen Fall allgemeingültig 😄 Das "immer" könnte an der Stelle in der Tat zu scharf sein. Ich würde aber nicht sagen, dass in der aktiven Formulierung nun mehr Anschuldigung steckt als in der Passivkonstruktion. Dann steckt das genauso auch schon in der passiven Formulierung, nur eben nicht unmittelbar dem Lyrischen Du zugeordnet. Mir kam gerade noch folgende Alternative in den Sinn: Du hörst sie nur verdreht, mit falschem Klang. Das zusätzliche "verdreht" würde nochmal betonen, dass das Gesagte nicht so ankommt, wie es sollte. Mit dem "nur" statt "immer" ist es jetzt vielleicht auch weniger "bewusst", also kein aktives Versagen des Lyrischen Du, die Schuld liegt eher bei den Worten, die eben verdreht sind. So gefällt mir der Vers nun auch nochmal besser. Danke, dass du da nochmal für Anregung gesorgt hast! LG Chris
  3. Moin Patrick, hier ging es ja schon rege zur Sache und du hast sogar schon eine Variante für dein feines Sonett aufgesetzt. Vielleicht kann die ja noch in den Ursprungsbeitrag, damit auch alle sie sofort finden können und man auch auf derselben Grundlage diskutieren kann! Ein paar Anmerkungen hätte ich aber auch zur geänderten Version noch: Mir gefällt hier der unreine Reim von ran/Klang, da ja ebendieser falsche Klang auch inhaltlich Thema ist. Das führst du ja auch in der Folgestrophe mit an/Drang fort. Weniger passend finde ich aber das gänzlich neue Reimpaar Blüte/Hüte, da du ja offenbar das sonetttypische Reimschema der wiederholenden umarmenden und eingeschlossenen Reime nutzt aber hier nicht konsequent umsetzt. Das wäre mit wiederum unreinen Reimen sicher möglich gewesen. Ansonsten möchte ich die Passivkonstruktion im letzten Vers ansprechen. Man kann hier argumentieren, dass im Passiv mehr Distanz zum lyrischen Du entsteht. Aber es klingt irgendwie sehr künstlich, nachdem das Lyrische Du ja eh schon konkret benannt wurde. Ich würde das also hier eher fortsetzen, da es hier ja schon ganz konkret um die Worte an das Lyrische Du geht, oder? Vielleicht "Du hörst sie immer falsch, mit falschem Klang." es ist mein eigenes Problem, aber ich lese im zweiten Vers immer "vergleich", also mit elisiertem e, da du diese Elision auch häufiger verwendet hast und da ein Gewohnheitseffekt eintritt. Für meinen Lesefluss wäre sowas wie klarer: "vergleich' sie mit der längst vergang'nen Blüte." So gäbe es auch kein Betonungsproblem mehr mit "sie", das in deiner Version mal betont und direkt danach unbetont eingesetzt ist. Das kommt so unmittelbar aufeinanderfolgend gern mal unsicher rüber. Die "Blüte" ist für mich nicht ganz eindeutig, meint es die persönliche Blüte, also die besten Jahre hinter sich haben? Sie kommt mir hier jedenfalls etwas zu unvermittelt, da deine Bildsprache zuvor auch eine andere war und sie hier innerhalb des konsistenten Sprachbildes mit fremden Worten, weichenden Worten und dem zuletzt sprachlosen Lyrischen Ich fehl am Platze wirkt. Das Lyrische Ich hat wohl keinen Antrieb mehr, mit dem Lyrischen Du zu sprechen, Worte zeigen keine Wirkung. Gefühlt ist dieser Teil, dieser Verzicht auf weitere Worte hier etwas zu dominant. Mit der vorigen Strophe waren es ganze 4 Verse, die allesamt die Sprachlosigkeit des Lyrischen Ichs beschreiben. Daran anknüpfend ist die Konsequenz daraus, die Mutlosigkeit, es mit dem Lyrischen Du noch weiter zu versuchen, doch sehr kurz abgetan. Das "So" erhält damit eine ziemlich starke Bedeutung - denn es macht klar, dass das Lyrische Ich in DIESEM Zustand des Aufgegebenhabens nun auf das Lyrische Du zugeht. Nun ist metrisch das so aber unbetont, das passt hier für mein Empfinden gar nicht, um diese Konsequenz deutlich zu machen. Weitere metrische Anmerkungen: "Sprunge" fühlt sich sehr künstlich an mit dieser e-Verlängerung fürs Metrum. Gerade auch weil du ansonsten ja eher verkürzend mit Elisionen arbeitest, sticht das nochmal mehr hervor. Das würde ich abändern. Die diversen "sie" in dieser Strophe sind wiederum unterschiedlich betont. Das alles zusammen macht diese Strophe für mich am schwächsten und insgesamt überarbeitungswürdig. Vielleicht in diese Richtung: mich länger an den Worten festzubinden, dich nur auf diesem einen Weg zu finden. Ich setz' zum letzten Sprung nach vorne an, Hier finde ich das eingeschobene "dem letzten" nicht so ganz schön und die Verkürzung bei "übers" ist sehr umgangssprachlich. Der Vorschlag von @Lydia J. für diese Strophe gefällt mir dabei aber sehr gut. Der "Graben" und das "aufgerissen" passen wirklich gut zu deinen übrigen sprachlichen Bildern, denken wir zurück an das gewaltvolle Aufschälen aus der ersten Strophe - da passt "aufgerissen" einfach viel besser als das noch sehr friedliche "aufgetan". Nur im letzten Vers von Lydias Vorschlag würde ich eine Kleinigkeit anpassen, damit es sich etwas besser an meinen Vorschlag für die vorige Strophe anfügt: zu überwinden diesen tiefen Graben, den Worte heimlich aufgerissen haben: Doch immer noch komm' ich an dich nicht ran. Alles zusammen ergäbe dann meine favorisierte Version 3: Ich komm’ und komm’ nicht an dich ran - Die Worte, die ich such’ und die ich wähle, Die ich mit scharfem Messer aus mir schäle - Du hörst sie immer falsch, mit falschem Klang. Wie Fremde schau’ ich meine Worte an, Vergleich' sie mit der längst vergang'nen Blüte. Sie weichen von mir, nehmen ihre Hüte. Zurück bleib ich ganz sprachlos, ohne Drang Mich länger an den Worten festzubinden, Dich nur auf diesem einen Weg zu finden. Ich setz' zum letzten Sprung nach vorne an, Zu überwinden diesen tiefen Graben, Den Worte heimlich aufgerissen haben: Doch immer noch komm' ich an dich nicht ran. So oder so ist das aber ein schöner Text, gern gelesen und damit beschäftigt 🙂 LG Chris
  4. Moin, Melda-Sabine Fischer, nun, die Auffassung, was humorvoll ist, darf ja durchaus verschieden sein. Wenn es aber nicht erlaubt ist, die von mir angesprochenen Punkte zu äußern, frage ich mich, wozu du "Feedback jeder Art" ausgewählt hast, wenn du kein Feedback jeder Art wünschst. Schade, dass du auf die angesprochenen Punkte nicht eingehen magst und offenbar lieber auf persönlicher Ebene mich angehst. Im Übrigen kommentiere ich so, wie es mir passt usw. LG Chris
  5. Moin @Herbert Kaiser, ich hatte genau dieselben Gedanken wie Joshua Coan. Für einen melancholischen, traurigen, düsteren Text finde ich allein das Vokabular schon unpassend, "Wehwehchen zwicken", "Billigschrott", "Lotterbett", "Abos ... abbestellt" - hinzu kommt dann noch der fröhliche Paarreimen mit kurzen Versen. Vielleicht war es genau deine Intention, das Lyrische Ich hier nicht bedauernd, leidend, klagend darzustellen, sondern eben sehr aufgeräumt, akzeptierend und abschließend. Dann ist es aber eben, wenn auch in der Sache, im Gesamtton kein trauriger Text. Metrisch gilt es, neben den unregelmäßigen Auftakten besonders folgenden Vers zu beachten: Hier ist es schief. Vielleicht eher: Den letzten Flug werd' ich nun buchen Moin @Zorri, ich glaube, du musst dir da keine Sorgen machen. Üblicherweise sind Autor und Lyrisches Ich grundverschieden, mindestens sollten wir als Lesende davon ausgehen und da keine unangebrachten Rückschlüsse ziehen. Ansonsten wäre ich nach meinem letzten Text ein frisch geschlüpftes Küken 😉 LG Chris
  6. Moin @Endeavour, na, gestern noch sinnierte man harmonisch unter Sidgranis "Der Baum" über die qualitative Umsetzung und die lyrische Qualität der Syllepse und schon trittst du hier für uns den Beweis an: Dass es eben unterschiedliche Qualitäten sind, die wir bei der Nutzung sprachlicher Stilmittel ansprechen oder eben nicht. Schön, in deinem Beispiel hier die unterschiedlichen Qualitäten in der Umsetzung direkt nebeneinander zu sehen: bezieht sich schon im ersten Vers auf "Amateuere" und auf "leicht verderblich", hier mit in deinen Worten "korrekter syntaktischer Verbindung", bezieht sich anschließend aber auch auf mehrere folgende Teile, dort eben "syntaktisch inkorrekt", aber, und darum ging es, ganz im Sinne der Syllepse. Die lyrische Qualität hattest du gestern angesprochen. Man kann hier nun streiten, wie schön, sinvoll, angebracht, lyrisch die Syllepse ist. Nachdem du gestern aber auch die Verständlichkeit angesprochen hast: die ist da, allein schon, weil wir solche Verkürzungen standardsprachlich gewohnt sind. Anders als bei der Ellipse, die uns das fehlende Element vollständig vorenthält, ist dieses Element in der Syllepse ja da, nur in anderer Form. Kann man das auch anders umsetzen, auf die Syllepse verzichten, lyrischer sein? Ja, und doch gibt es die Syllepse und sie kann in ihrer syntaktischen Inkorrektheit korrekt angewandt werden, um mehr ging es dann ja gestern tatsächlich auch nicht. Dein Beweis war damit nun also gar nicht unbedingt notwendig, wir sind da sicherlich auf einer Linie. Umso mehr dürfen wir uns natürlich darüber freuen, dass du diesen in lyrischer Form angebracht hast 😉 LG
  7. Moin @Melda-Sabine Fischer, dein Text ist allein in seiner schieren Länge von 16 Strophen eine Persiflage auf alle Gender-Kritiker*innen. Tatsächlich sind es nämlich ebendiese, die nur allzu ausschweifend immer und immer wieder das Gendern thematisieren. Man schaue in den Süden, wo Söder nun sogar gesetzlich gegen Gendern vorgeht, nirgendwo sonst wird so energisch FÜR das Gendern gekämpft^^ Der Rest der Welt nutzt es oder eben nicht, aber den Kritiker*innen ist es offenbar ein so wichtiges, brennendes Thema, dass es immer wieder und maximal ausführlich auf die Tagesordnung gehört. Sprachliches: Das Lyrische Ich in deinem Text geht neben dieser persiflierten Ausuferung kategorischen Dagegenseins allerdings kaum über die altbekannten Plattitüden und oft gehörten Wortwitze hinaus, das ist, was Mario Barth an einem schlechten Tag rausdrischt. Ganz unangenehm sind dabei gänzlich falsche Formen wie "Dober*innen" (wenn dann doch "Dober*frau"), oder Sächliches wie "Kann*innen", "Hut*in" oder "Semmelkloß*in" - damit treibst du es natürlich bewusst auf die Spitze, aber genau diese populistischen Überspitzungen sind es ja, die immer wieder angeführt werden, um Gendern zu diskreditieren. Ich hab in ernsthaften Diskursen noch nie jemanden solche Genderformen verlangen hören. Gelungen hingegen finde ich die herausgestellten "quasi unmöglichen" Formen "Papst*innen" (wobei das korrekterweise "Päpst*innen" sein müsste), "Nonn*erich" oder "Kater*innen". Nun aber zu meiner konkreten Kritik an deinem Text: Für mein Empfinden sollte zur satirischen Auseinandersetzung mit einem Thema schon etwas mehr kommen als repetitive Fäkalsprache. Wenngleich die Vielfalt an "Arsch"-, "Kot"- und "blöd"-Synonymen fast beeindruckend ist, macht das für mich über die Distanz der 16 Strophen den Text nun nicht lustiger, sorry. Inhaltliches und Formales: Inhaltlich (und in der Konsequenz auch formal) muss ich außerdem fragen, warum der Germanist hier relevant sein soll, bzw. verantwortlich für das Gendern? Germanist*innen untersuchen die Sprache, wie sie ist, sie verändern sie nicht oder treiben gar eine Gender-Agenda voran. Gendergerechte Sprache ist ja vielmehr ein soziokulturelles Phänomen, aber "Woke*r" oder "linksgrünversiffter Gutmensch" passt hier natürlich weniger ins Metrum. Dennoch finde ich solche sprachlichen bzw. inhaltlichen Ungenauigkeiten nur zum Zwecke des Metrums immer schade. Metrisch sind besonders die Strophen 7 und 8 auch sehr ungenau. Hättest du damit den inhaltlich formulierten Hass ausdrücken wollen, wärst du da ja auch anderswo metrisch viel mehr abgewichen. Bei diesen beiden Strophen ist auch auffällig, dass sie sich komplett an "Kund*innen" aufhängen, kein anderer Begriff hat so viel Aufmerksamkeit erhalten, das finde ich also etwas überrepräsentiert. Reimlich bist du sauber. Einzig bei frigide/rapide kam es mir extrem gesucht vor. "frigide" mag sich inhaltlich bei Nonnen und Mönchen wohl fühlen, aber wieso da nun das nicht vorhandene Lustempfinden des (offenbar weiblichen) Lyrischen Ichs beim Sex ein Thema sein sollte, erschließt sich mir nicht. Inhaltlich passender ist an der Stelle bestimmt, dass das Lyrische ich vom Gendern sexuell abgetörnt wird, das hat aber mit Frigidität nichts zu tun. Im Duktus des Lyrischen Ichs passen da vielleicht eine Formulierung wie: Ein solcher Quatsch macht mich ganz trocken, das Gendern haut mich aus den Socken. tldr: Inhaltlich bin ich nicht überzeugt, der Text wird nicht lustig, nur weil er viele fäkalsprachliche Begriffe ansammelt. Du reproduzierst für meinen Geschmack zu viel, was genau so schon oft da war. Außerdem ist einiges inhaltlich und sprachlich auch einfach nicht korrekt. Formale Schnitzer in Reim und Metrum fallen auf, da du ansonsten ja genau darauf achtest, diese zu vermeiden. In diesem Sinne mag das nun als Ausdauerübung funktionieren, meinen Nerv trifft es in seiner Gesamtheit allerdings nicht, sorry. LG Chris
  8. Moin, genau so funktioniert doch die Syllepse, inkongruenter Bezug zwischen Satzgliedern bei Person, Anzahl oder grammatischem Geschlecht. Jedes in Definitionen dazu gegebene Beispiel entspricht dem, was Sidgrani hier gemacht hat. LG Chris
  9. Dali Lama

    Sollbruch

    Hey sofakatze, danke dir fürs Reinschauen! Ja, ich hatte das am Handybildschirm auch schon gesehen, dass es da nicht so richtig passt. Da werden irgendwie die zusätzlichen Leerzeichen zwischen den Wörtern nicht richtig angezeigt und dann sind die Verslängen durcheinander. Zum Glück hast du es dir am PC nochmal angeschaut^^ Freut mich, dass die Form dir gefällt! Ja, na aber gern 😄 An dieses Gerät habe ich natürlich auch gedacht und ich hab mich bei der Titelauswahl auch gefragt, ob es dann nicht viel zu technisch und nüchtern rüberkommt. Aber ich dachte mir, dass gerade durch die Verkürzung lediglich auf "Sollbruch" da schon noch ne andere andere Ebene reinkommt. Sollbruchstellen gibt es aber auch in vielen anderen Bereichen, bei abtrennbaren Papierstücken z.B. 😄 Bzgl. Spoiler dachte ich, dass bei der sehr auffälligen Textform aber ohnehin jedes Geheimnis verpufft, von daher hab ich es beim Titel offen gestanden auch nicht wirklich versucht^^ Ja, ganz so hoffnungsvoll ist es in meiner Fantasie nun nicht gewesen, ich glaub, so ganz bereit ist das Küken noch immer nicht, aber das Knacken soll auf jeden Fall die Umbrüche darstellen 🙂 ja, es hat leider nicht bei allen geklappt, das "glau-ben" ist ohne Bedeutungsverschiebung umgebrochen. Dazu meinte ich bei Claudi ja schon, dass eine vorherige Idee mit "klau-ben" mich nicht überzeugt hatte. Die übrigen Umbrüche sollten allerdings auch doppeldeutig sein: "Morgentau-mel" und "bau-meln" "bau" als Teil des vorherigen Verses sollte da das "bauen" ansprechen, das LI versucht da ja, alle Teile zusammenzuhalten und die Immerkuppel quasi wiederaufzubauen - während mit der Auflösung zum "baumelnd" im Folgevers dann der "Schwebezustand" des Ungewissen dargestellt werden sollte. Danke dir, das Wort selbst tut da ja schon total viel, es ist ja fast onomatopoetisch mit dem scharfen z, dem doppelten t. Dazu kommt die Verlängerung mit dem e, die es ja auch in seiner Aussprache und Betonung wackeliger macht 🙂 Schöne Assoziation, so in der Art war das auch in meiner Vorstellung, einfach etwas Gewohntes, unter dem das LI sich verstecken kann. Zusammen mit dem "glauben" hatte ich selbst da auch Assoziationen mit einem "Eipostel", der unter seiner Immerkuppel betet, dessen Glauben nun durch diese Katastrophe aber erschüttert wird. 😛 Vielen Dank fürs Reinschauen und für deinen Input, hat mich gefreut von dir zu lesen 🙂 LG Chris
  10. Dali Lama

    Sollbruch

    Moin Claudi, vielen Dank! nach dem Winterschlaf mit "Ein Bär in meiner Brust" hatte notgedrungen den Frühling im Kopf, aber weniger die vielen schönen Blümchen, als vielmehr ein Küken, das einfach noch nicht aus seiner bequemen Schaler herauswill. Die Welt ist bekanntlich grausam, das muss auch zu Frühlingsbeginn nicht verschwiegen werden 😄 Zum Glück! Ich hatte zunächst eine Version ohne diesen Reimkreislauf, die hat sich aber einfach nicht rund (lol) angefühlt, da hatte ich es nochmal angepasst. Mir gefällt es so nun auch viel besser. Das freut mich 🙂 Das "flau-mig" war der Initialgedanke, um den herum das ganze entstanden ist. Ein wenig schade, dass ich die Mehrdeutigkeit bei "glau-be" nicht fortführen konnte. In einer vorigen Idee hatte ich da einen anderen Satz mit "klau-be" stehen, aber auch das fand ich schon schwächer als die anderen. Ja, sehe ich auch so, für das Ohr kein Unterschied. Ich wollte da nur visuell auch eine Formatierung zusätzlich anbieten, die gut lesbar ist. Kleine Schrift, die teilweise größeren Abstände zwischen Wörtern oder auch das Zentrierte, können ja für den einen oder die andere schon problematisch sein. Ich habe nichts anderes erwartet 😄 Es soll nun keine Ausrede sein, aber tatsächlich wollte ich den ersten und den letzten Vers bewusst wackeliger haben, daher auch die vielen Einsilber. Im ersten und letzten Vers haben wir die wortwörtlichen Knackpunkte, das erste Brechen der Schale und damit auch die erste Unsicherheit des LI, bis hin zum zweiten Knacken, die vermeintliche geistige Festigung steht auf sehr wackeligen Füßen. Aber ich fühl's total, wenn das Metrum trotzdem zu unsicher rüberkommt. Anpassen würde ich an den Stellen aber eben aufgrunddessen nicht wollen. 🙂 herrje, mir wird ganz warm ums Herz^^ Gern dürfen andere deine Einladung aufgreifen! Ich freue mich sehr, vielen Dank für deine Auseinandersetzung und deinen wertschätzenden Kommentar, LG Chris
  11. Moin @Zorri, die Geschichte kann ich natürlich nachfühlen, mein Midas ist eine äußerst effiziente Stockvernichtungseinheit. Ich würde aber lügen, wenn ich sagte, dass ich mir dabei jemals derartige Gedanken über die Existenz des Stöckleins gemacht hätte 😄 Aber so ist das mit der Lyrik: Wir schaffen es, noch jeder Nichtigkeit mit großen Worten die kunstvollste Bedeutsamkeit zukommen zu lassen 😉 Dafür würde ich deinem Text aber eine kleine Kur ans Herz legen, da das viele Stöckchenwerfen hier schon seine Spuren hinterlassen hat. Metrisch als auch sprachlich kann man hier schon noch die ein oder andere verhärtete Stelle wegmassieren. Wenn du erlaubst: Hier mag ich die Ellipsen in Vers 1 nicht. Du lässt hier augenscheinlich grundlos Wörter aus ("ist" und "den"), der Satz klingt nicht gut. Gefolgt von einer Inversion in Vers 2, also einer Verschiebung der üblichen Satzstruktur. Du hast das Verb "fand" für den Reim hier ganz nach hinten gesetzt. Wenn es dir wichtig ist, den Reim zu bedienen, würde ich den Satz entsprechend umstellen, damit das Verb regulär an letzter Stelle stehen kann, dann klingt es nicht so schief. Vorschlag, auch mit angepasstem Metrum: Ein Hund ist in den Wald gerannt, wo er ein kleines Stöcklein fand. In meinem Vorschlag gibt es nun den Diminutiv von "Hund" nicht mehr, aber ich denke schon, dass das "kleine Stöcklein" vollkommen ausreicht um die vermeintliche Unbedeutsamkeit der Sache auszudrücken. "klitzekleine" hat wieder diesen reduzierenden Effekt, den wir auch schon mit dem Diminutiv hatten. Das wird auch inhaltlich hier nun dargestellt mit dem sich immer weiter auflösenden Stock. Ein feines, kleines Detail. In diesem Teil nutzt du nun deutlich mehr Silben als vorher. Hab ich aber so auch nichts gegen, es beschreibt hier ja nun auch eine dynamische Situation, da darf es auch ausbrechen^^ Ich würde aber wieder metrisch so anpassen, dass betonte und unbetonte Silben sich regelmäßig abwechseln. Das klingt einfach schöner. Außerdem ist das ein oder andere Zeichen anzupassen: Hat's hin und her und durch die kalte Luft geschmissen und bald schon Stück für Stück ganz klitzeklein gerissen. / gebissen. finde "gebissen" glaube ich auch passender. Ich glaube, "kleine Stöcklein" muss hier nicht wiederholt werden, es sei denn, du legst da Wert auf eine längere Zeile. Ansonsten könnte man das abkürzen und bringt das ganze etwas griffiger zu Ende. Auch die ein oder andere metrische Feinjustierung kann man damit gleich vornehmen. Vorschlag: Und so verschwand es irgendwie im Nirgendwo, verrottet wär' es sowieso. / verrottet wär's ja sowieso. / verrottet wär's doch sowieso. Alles zusammengetragen sähe dein Gedicht dann also etwa so aus: Ein Hund ist in den Wald gerannt, wo er ein kleines Stöcklein fand. Hat's hin und her und durch die kalte Luft geschmissen und bald schon Stück für Stück ganz klitzeklein gebissen. Und so verschwand es irgendwie im Nirgendwo, verrottet wär's ja sowieso. Was denkst du darüber? LG Chris
  12. Dali Lama

    Sollbruch

    Moin Cornelius, das Küken fühlt sich sichtlich...nunja, unwillkommen 😄 Es würde dann doch gern zurück in seine schützende Kalkschale^^ Ja, ich denke auch, dass es sinnvoll ist, hier beide Varianten anzubieten. Freut mich, dass du in den Morgentau-mel eingestimmt hast, vielen Dank für deine lieben Worte! Herzlichen Dank auch für die Likes, ihr Lieben 🙂 LG Chris
  13. Dali Lama

    Sollbruch

    Sollbruch Knack! Und das soll es nun wohl gewesen sein. Die Immerkuppel bricht - war sie so alt? Um mich herum fällt alles auf mich ein: Das Schattenglas zer/split-tert ungestalt, ein Unwind dringt durch jeden kleinen Spalt und alles ändert sich. Ich fühl' mich flau- mig, fasse mich, doch diese Welt ist kalt, ich z i t t e r e im ersten Morgentau- mel, greife blind nach Teilen, haltend, bau- melnd. Doch ich werde einfach winzig klein, streif ab den Kalk und wenn ich ganz fest glau- be mit der Kappe auf, kann ich noch sein. Knack! ______________________________________________________ Version ohne Formatierung für bessere Lesbarkeit: Sollbruch Knack! Und das soll es nun wohl gewesen sein. Die Immerkuppel bricht – war sie so alt? Um mich herum fällt alles auf mich ein: Das Schattenglas zersplittert ungestalt, ein Unwind dringt durch jeden kleinen Spalt und alles ändert sich. Ich fühl' mich flau- mig, fasse mich, doch diese Welt ist kalt, ich zittere im ersten Morgentau- mel, greife blind nach Teilen, haltend, bau- melnd. Doch ich werde einfach winzig klein, streif ab den Kalk und wenn ich ganz fest glau- be mit der Kappe auf, kann ich noch sein. Knack! 28. Februar 2024 __________________________ Winter: Ein Bär in meiner Brust Frühling: Sollbruch Sommer: Noch 8 Minuten und 20 Sekunden Herbst: Wir drehen uns wie dieses Blatt
  14. Moin @sofakatze, ich fürchte, ich werde zum Fan 🙂 Dein Stil gefällt mir! Vielleicht ist das gerade auch nur eine Episode, aber schon bei marie hatte ich ja auch viel Bittersüße herausgelesen, hier ist sie auf jeden fall auch ohne Interpretation unverkennbar! Dieses Spiel mit deiner geneigten Leserschaft, mit über den Haufen geworfenen Erwartungen spielst du offensichtlich gerne 😉 Ich habe den Eindruck, dir sind die Details wichtig, darum will ich ein paar Beobachtungen aus deinem Text hier aufgreifen. Zunächst sei aber erstmal das Metrische und Reimliche abgehandelt: xXxXxXxA xXxXxXxBb xXxXxXxCc xXxXxXxBb xXxXxXxCc xXxXxXxA XxxXxXxBb xXxXxXxCc xXxXxXxA xXxX xXxX Metrisch bricht nur V7 aus deinem ansonsten sauberen 4-hebigen Jambus aus (wenn wir den letzten Satz als metrisch als eine Verseinheit betrachten), In Vers 7 kann sich das schwache "in" leider nicht gegen "sich" und "den" behaupten und die Betonung tragen. Das Reimschema basiert auf dem Wechsel der Reime im 3er-Gespann, wobei dieser Wechsel nur ab V4 regelmäßig ist. Die ersten 3 Verse sind reimlich anders angeordnet, wobei ich hier mit Blick auf den Inhalt keine direkte Erklärung finde. Ich hätte diese Abkehr vom Reimschema dann eher bei den letzten 3 Versen erwartet, die ja offenbaren, wo wir uns hier wirklich befinden. Dort dreht es sich, streut sich die angesprochene Bittersüße ein, also wäre hier auch die Umkehr des Reimschemas sehr passend. Passend aber in jedem Fall, den letzten Vers bzw. die beiden Versfragmente als Reimwaise stehen zu lassen. Weiter mit ein paar Stellen, die mir aufgefallen sind: "nimmermüd" ist natürlich schön! Es referenziert für mich sowohl auf "nimmermehr" als auch auf "immergrün" und damit ist genau der richtige Grundstein für deinen Text gesetzt. herrje, auch hier kann es schon bitter werden. "grün" für das Leben, die Hoffnung, "blau" für Kälte und Tod? Jemand läuft blau an. Oder die "Blauheit" der Hinterbliebenen, die sich dem Alkohol hingeben, möglich. Reime auf -inger sind nicht allzu häufig. Leider passt "Zwitscherlinger" grammatisch nicht, da Wörter mit -ling am Ende eben anders dekliniert werden: die Schmetterlinge - der Schmetterlinge - den Schmetterlingen - die Schmetterlinge Alternativ passt hier vielleicht "Zwitschersinger"? eine Singer-Konstruktion ist zwar recht selten (Liedersinger, Sternsinger), aber grammatisch auch nicht falsch. Aber ich kann es auch verstehen, wenn "Zwitscherlinger", wenn auch nicht ganz korrekt, leichter von den Lippen geht! auch -ippen Reime sind eher selten, "stippen" ist da für mich leider einfach einer der unschöneren, weil es auch sehr regional daherkommt. Ich dachte direkt an einen Reim auf "tippen". Da wir hier ja vielleicht eh etwas gegen die metrische Ungenauigkeit tun wollen, böte sich in dem Vers also eine kleine Anpassung an, evtl. auch mit Wiederaufgreifen des "so", das du bei einigen Versen an den Anfang gestellt hast: und sonnenfunken sollen kühn sooft auf hellen Marmor tippen | schon bald auf hellen Marmor tippen Flexibler wäre es wahrscheinlich, wenn wir auf "hellen" verzichten könnten? und sonnenfunken sollen kühn wie finger auf den marmor tippen | fast streichelnd auf den marmor tippen Fett markiert hier der Favorit unter meinen Vorschlägen, wobei "kühn" und "streichelnd" recht unterschiedliche Intentionen haben. Starker Abschluss! Trotzdem fies, dass du das alles immer unter "Hoffnung & Fröhliches" stellst 😄 Gern gelesen, LG Chris
  15. Moin sofakatze, das ist wirklich ein schöner Text, es freut mich, dass er so viel Aufmerksamkeit über Kommentare und Likes erhält 🙂 Zu kritisieren habe ich hier nichts - wenn überhaupt dann den Titel, weil der so unscheinbar daherkommt, dass ich fast nicht draufgeklickt hätte. Dennoch will ich ein paar wertschätzende Gedanken loswerden! Mir gefällt hier das metrische Hin und Her: xXxXxA xXxXxXxXxB xXxXxXxB xXxXxXxXxXxA xXxXxA xXxXxXxXxB xXxXxXxB xXxXxXxXxXxA Es wirkt nicht unruhig da die zweite Strophe derselben Struktur folgt und auch die Reime sich widerspiegeln. So folgen wir dem fröhlichen Auf und Ab, Hin und Her von Maries wehendem, hüpfenden Kleid und Haar. Sprachlich und bildlich ganz wunderbar das "Haarpech", die "Löwenzähne" und die "Ewigzeit". Tatsächlich sind das für mich auch die maßgeblichen inhaltlichen Markierungen und Wendepunkte. Denn auch wenn dein Text im Forum für "Hoffnung" steht und natürlich eine sehr fröhliche Stimmung erzeugt, schwingen hier für mich auch die Gegenpole mit. Ich lese hier nämlich nicht von der gesegneten Goldmarie, sondern von der Pechmarie, daher auch das "Haarpech". In diesem Geiste schwingt da ein märchenbedingter Unterton mit, das faule Ding, das sich lieber tanzend vergnügt, selbst mit Pech übergossen immer noch unbeschwert herumspringt - oder damit vielleicht auch nur überspielt, eine glänzende Fassade aufrecht erhält? Die "wild schäumende Flur" hat etwas Geiferndes, Sabberndes, so wunderbar passend zu den folgenden "Löwenzähnen". Hier verbindest du ein friedliches, schönes Naturbild vom im Wind schwingenden Löwenzahn so passend mit einer sehr gewaltvollen Vorstellung vom schnappenden Löwen, toll! Nicht beißend zwar, wie du direkt aufklärst, wohl aber schon abschreckend. Typisch Pechmarie, wendet sie sich aber einfach von jeglicher Gefahr, jedem Problem, jeder Unbequemlichkeit ab und so wird sie wohl auch weiterhin, für eine "Ewigzeit", die Pechmarie bleiben - hier in ihrer schönsten Fassade dargestellt, schlussendlich aber eben (ein-)gefangen (in das Gedicht), unfähig, von selbst auszubrechen. Das "werd nicht erwachsen" kann man dabei auch nicht als Appell, sondern als Drohung bzw. drohende Voraussicht betrachten: Wenn du nicht erwachsen wirst, bleibst du in meinem Gedicht bzw. in dir selbst gefangen. Möglicherweise spinne ich da nun viel zu weit, aber es passte für mich gerade so wunderbar zusammen, gerade auch wegen genau dieser 3 Bilder, die mir so gefallen haben. Gern gelesen! LG Chris
  16. Moin MonoTon, du hast deinen Antwort nun ergänzt und so ausführlich reagiert, da will ich nun auch nochmal drauf antworten! Ich freue mich, nachdem schon die ein oder andere Kritik von mir hier ohne Reaktion von Autoren blieb, so ist die viele Mühe nicht verschenkt^^ Klar, also wie gesagt, das passt sicher auch und lässt sich inhaltlich begründen mit den unebenen Reimen. Es klingt eben etwas "schief", "gebogen", sehr ruinös eben. Aber auch wenn es inhaltlich gut begründet ist, ist manches vom Gefühl einfach schöner als anderes. Ich will dir das Stilmittel aber auch nicht absprechen, alles gut^^ Ah, okay. Also diese zeitliche Aufschlüsselung kam mir so direkt nicht in den Sinn, zumal die in den Strophen genutzten Zeitformen darauf so nicht unbedingt hinweisen. Das kann man sich also inhaltlich so herleiten, ich fände dann aber eben auch eine direkte Nutzung von unterschiedlichen Zeitformen zur Verstärkung hilfreicher - an einer Stelle mit dem Wachsen der Wurzeln und der Krone hatte ich das ja schon angesprochen, dass da die verschiedenen Zeitformen auffallen. Hmja, diese Textschleife ist für mich persönlich nicht unbedingt so sehr im Vordergrund, eben weil in meiner Lesart der Tod-Teil hier so viel dominanter ist, und eben dieser Ist-Zustand des Verfalls, des Sich- und Lichtverlierens für mich im Mittelpunkt steht. Oha, also da wäre ich nicht drauf gekommen. Wenn etwas "zugebaut" ist, bekomme ich da eher Assoziationen wie "zugestellt", "verbaut", "im Weg". Gerade auch wegen dem "auch" müsste das Wort eher einen Zustand beschreiben, den das Mauerwerk jetzt hat. Das "auch bringt das Adjektiv ja auf eine Ebene mit "groß", "aschfahlgrau" und "kalt". So finde ich also auch das "auch" nun eher unpassend, zumindest nach deiner Intention. Mir fällt akut aber auch keine bessere Lösung ein. Bezüglich der Lichtdurchlässigkeit: Die hatte ich ja sowieso eher als Licht von innen gelesen, das durch das Mauerwerk nach außen dring. Nicht als Licht von der Sonne, das oben durch das Mauerwerk nach innen dringt. Ja, guter Punkt, passt so auf jeden Fall für mich. In meiner Vorstellung war die Ruine wohl einfach ruinöser als von dir intendiert. Da war auch keine Decke mehr, die den Baum aufhalten würde. Also, es ist ja nun auch einfach nur mein persönlicher Geschmack. Aber aus diesem Grund nutze ich Ellipsen einfach grundsätzlich nicht. Und wenn ich in einer Situation wäre, in der ich einen Reim unbedingt bräuchte, wobei aber eine Ellipse provoziert würde, dann würde ich den Satz versuchen umzuschreiben. Bei dir geht das nun mal mehr mal weniger leicht. Folgendes kam mir nun spontan in den Sinn: Hier könntest du das weggelassene "Es" (das Bäumchen) ganz im Sinne deiner Hakenstil-Strategie in den vorigen Vers bringen: Kopf durch Schutt und Tod erhob, es wuchs in Stille, unter Regen Für das fehlende "wurde" im ersten Vers finde ich keine einfache Lösung. Beim zweiten Vers könntest du wie im ersten Kommentar schon angesprochen theoretisch "erbrach" statt "erbracht" nutzen, da "erbrach" kein "hat" fordert. Das ist aber inhaltlich natürlich eine starke Veränderung. LG Chris
  17. Moin sofakatze, och, das finde ich aber nicht. Das ist doch ein recht verbreitetes Versprechen, das sich sehr lebendige Menschen geben. Aber ja, ich denke auch, dass hier keine Hoffnung intendiert war! LG Chris
  18. Moin Sidgrani, ja, in der tat ein fein gefühlvoller Text. Hab mir den heute morgen direkt gespeichert, damit ich dazu heute Abend noch ein paar Sätze sagen kann. Inhaltlich ist das natürlich ein unbequemes Thema, aber ich finde, du hast das sehr geschmackvoll und "leise" gelöst. Gerade dieser andere Fokus aus dem Blickwinkel des Hundes ist dann vielleicht auch verdaulicher als anderes. Formal würde ich aber noch ein paar Punkte ansprechen wollen: Metrisch ist "streift" in einer schwierigen Lage - es soll unbetont an der Stelle sein, ist aber einfach viel stärker als das danebengestellte "durch". Man könnte das umgehen und die beiden tauschen: Ein kleiner Hund durchstreift die menschenleeren Straßen, Hier kommt ein Komma hinter "Zeit". Hier kommt ein Komma hinter "Jungen" - außerdem finde ich die Ellipse in diesem Satz nicht so schön. Das "hat" ist hier für den Reim und/oder das Metrum weggefallen, das fällt nun so unangenehm auf. Dabei wäre die Ellipse generell hier vielleicht sogar ein ganz passendes Stilmittel. Ich kann mir bei der Thematik abgebrochene Halbsätze, fehlende Teile durchaus gut vorstellen, um die Sprachlosigkeit zu unterstreichen. Eine rein reimgeschuldete Ellipse würde ich aber ausbessern wollen, da sehe ich aber gerade nur die Möglichkeit, wenn wir diesen und den nächsten Vers gemeinsam anpacken: Ein Junge hatte sich so lieb um ihn gekümmert, er will ihn finden, doch die Stadt ist ganz zertrümmert. Kleine Semantische Nuance anlässlich "auffinden": Der letzte Vers deines Gedichtes lässt es für uns interpretatorisch ja recht offen, ob der Junge nun lebendig ist oder nicht. Dieser Vers hier besiegelt sein Schicksal aber eigentlich, womit wir diesen Interpretationsfreiraum nicht mehr haben. Denn "auffinden" können wir in der Regel nur Tote, die Lebenden werden gefunden. Es war sicher eine sehr bewusste Entscheidung, hier auffinden zu nutzen und den Vers nicht um das "gefunden" herum zu bauen, aber ein klein wenig ist es auch schade, dass der kleine Hoffnungsschimmer, den das Ende eigentlich lassen könnte, hier von vornherein erstickt ist. Metrisch ungenau sind hier die beiden "ihm", sie müssten hier unterschiedlich betont werden. Die übliche Betonung bei "kriecht zu ihm" wäre auch eher XXx Statt "zu ihm" wäre hier vielleicht ein "heran" möglich. Das war mein Senf 🙂 Gern gelesen! LG Chris
  19. Moin Seeadler, du wirst wahrscheinlich didaktisch mehr Ahnung haben als ich, wie du deinen lyrischen Text kindgerecht gestalten kannst. Ich würde mir dennoch ein paar kleine Anmerkungen und Vorschläge erlauben, dann kannst du ja gern einschätzen, wie das passt. Folgende Stellen passen für mich nicht so ganz, wenn ich an Kinder denke, teils sprachlich, grammatisch oder orthografisch: Wenn ein Text für Kinder ist, würde ich ganz besonders auf korrekte Zeichensetzung achten, da ja jeder Text, der von Ihnen verarbeitet wird, zum Spracherwerb und -ausbau beiträgt. Daher hier: Komm, wir geh'n die Angst besuchen, "die da wohnt" klingt für mich nicht nach einer Formulierung, die Kindern üblicherweise über die Lippen gehen würde. Einfacher oder üblicher wäre "die im dunklen Eck wohnt" oder "die da im dunklen Eck wohnt" - dann passt es metrisch natürlich nicht mehr. Das wäre dann also ganz umzuschreiben, vielleicht in Richtung: Komm, wir geh'n die Angst besuchen, da, in ihrem dunklen Eck. Infinitive mit zu, bei denen das Verb zusammengeschrieben wird, wie hier bei "rumfluchen", werden zusammengeschrieben, also: Wenn sie anfängt rumzufluchen Hier einfach metrisch etwas verfeinern, da so das "wir" neben "schnell" extrem schwach ist und sich eigentlich nicht durchsetzen kann. Vielleicht so: laufen wir ganz einfach weg "ganz" ist in seiner Betonung nicht so dominant wie "schnell". Find das "zwei'n" sehr ungewöhnlich, nicht nur für Kinder. Korrekt wäre es ja in diesem Satz auch "zu zweit". Auch hier würde entsprechend ganz umschreiben und für das sehr passende "allein" bzw. das verlängerte "alleine" einen anderen Reim suchen. Zum Beispiel: Nimm die Hand und gib mir deine, das ist besser/leichter als alleine | so geht's besser/leichter als alleine. Falls du das nicht willst, zumindest aber ein Komma hinter "Hand" in deiner Version. Komm, wir geh'n die Angst besuchen, Hier erschließt sich mir die Elision bei "sehen" nicht, zumal du ja auch auf "gehen" reimst, außerdem Komma am Ende, also: wollen ihr ins Auge sehen, Komma am Ende, also: bringen ihr ein Stückchen Kuchen, Klar, Kinder sind auch nicht (mehr) mit Watte gepudert, aber "zum Teufel gehen" ist für mich hier gefühlt unnötig aggressiv, nachdem das mit Stück Kuchen schon sehr niedlich, warmherzig und gut war. Außerdem ist das nun keine typisch kindliche Formulierung^^ Auch betonungstechnisch ist es hier wieder etwas ungenau, nachdem "soll" sich ziemlich gut gegen "dann" und "sie" behaupten kann. Vorschlag: bleiben mutig vor ihr stehen. Damit hätten wir innerhalb der Geschichte dann sogar auch noch einen direkt nachvollziehbaren Fortschritt aus dem Zusammensein formuliert, da die beiden zuvor einfach weggerannt sind, nun, nach dem Händehalten aber mutig stehen bleiben können und sich gegenseitig die Angst nehmen. Hier dann entsprechend des obigen Vorschlags nochmal: Nimm die Hand und gib mir deine, das ist besser/leichter als alleine | so geht's besser/leichter als alleine. Alle Vorschläge und orthografischen Details zusammengefasst wären wir nun also bei: Komm, wir geh‘n die Angst besuchen, da, in ihrem dunklen Eck. Wenn sie anfängt rumzufluchen, laufen wir ganz einfach weg. Nimm die Hand und gib mir deine, so geht's leichter als alleine. Komm, wir geh‘n die Angst besuchen, wollen ihr ins Auge sehen, bringen ihr ein Stückchen Kuchen, bleiben mutig vor ihr stehen. Nimm die Hand und gib mir deine, so geht's leichter als alleine. So oder so ein feiner kleiner Text, bin gespannt auf dein Feedback zu den Vorschlägen 🙂 LG Chris
  20. Dali Lama

    Mell

    Moin Felix, ich nehme an, dein Titel "Möchte wissen was Andere darüber denken" ist als Aufforderung an uns gedacht und der tatsächliche Titel ist "Mell"? Nachdem wir deine Aufforderung erhalten haben, kannst du diesen Titel vielleicht jetzt anpassen, der ist nicht so schön für deinen Text^^ Gerne gebe ich mal ein paar Gedanken zum Text ab. Ganz grundsätzlich: Ich gehe davon aus, dass das hier Richtung Erstlingswerk geht und du dich damit gerade ausprobierst? Vor diesem Hintergrund werde ich dich und deinen Text nun behandeln - falls dem nicht so ist, fass das aber bitte nicht als Beleidigung auf, ich will dich nur auch nicht verschrecken, wenn ich nun allzu viel fachsimple. Des weiteren hoffe ich, dass etwaige Verbesserungsvorschläge dich nicht kränken, gerade weil der Inhalt ja möglicherweise mehr bedeuten könnte - es ist hier natürlich zurecht untersagt, von Texten auf reale Personen oder Begebenheiten zu schließen, aber falls da Verbindungen in dein Leben sein sollten, beachte bitte, dass es mir hier rein um den Text und die dort vermittelte Geschichte geht. Metrum: Offenbar hast du dich bereits mit Metrik beschäftigt? Der gleichmäßige Wechsel von betonten und unbetonten Silben gelingt dir hier schon sehr gut. Ein paar Stellen sind allerdings etwas unsauber und beeinträchtigen den Lesefluss ensprechend. Ich markiere dir die Stellen hier einmal fett: "Jetzt" ist sehr stark in seiner Eigenbetonung, es ist schwierig, zumal der Text damit einsteigt, das unbetont zu lesen, während das folgende "ist" eher schwach betont ist. "doch" startet den Vers betont, sonst startest du unbetont. "Besten" endet unbetont und "bestehen" beginnt auch unbetont. Dazwischen fehlt nach deinem Standardmetrum eine betonte Silbe. "wünsche" beginnt auch wieder betont, davor müsste eine unbetonte Silbe. Dasselbe bei "Ab". "uns" ist betont, genauso "runter", dazwischen müsste eine unbetonte Silbe. Dennoch: du setzt sehr bewusst auf den 4-hebigen Jambus - dabei reihen sich Versfüße aus unbetonten und betonten Silben regelmäßig aneinander. Da sieht man viele andere Erstlingswerke, die das nicht so überwiegend sauber hinbekommen. Ich mache später auch gern noch ein paar Vorschläge, wie wir das Metrum geradebiegen können. Reime: Ich freue mich, dass du dich für ein gebundenes, gereimtes Gedicht entschieden hast. Wir sehen hier einen Kreuzreim, Vers 1 reimt sich also auf Vers 3 und Vers 2 reimt sich auf Vers 4. Das gelingt dir auch fast überall sauber, lediglich danke/kannte ist kein reiner Reim, sondern eine Assonanz, also "nur" ein Gleichklang der Vokale in den Reimwörtern. Bemerkenswert ist außerdem, dass du einen Reim durch fast jede Strophe ziehst, das bringt eine schöne Verbundenheit mit. Lediglich in der letzten Strophe fehlt dieser Reim, das ist dann etwas schade! Erwähnen will bezüglich deiner Reim-Strategie folgenden Vers: Du weichst hier stark von der üblichen Satzstruktur ab, üblich wäre "sehen durfte", um eben den Reim bedienen zu können. Solche sogenannten Inversionen sind leider gar nicht hübsch, besonders dann nicht, wie ich finde, wenn sie nur dem Reim geschuldet sind. Außerdem: Der Ausflug ins Frankophone ist mir hier nicht klar, außer wieder, um einen Reim zu bedienen. Wenn das inhaltlich keinen Sinn macht, fällt sowas natürlich stark auf und kann störend wirken. Zumal es das deutsche "konträr" gibt, gleich gesprochen wobei auch nur wenig besser, da das vom Duktus einfach nicht die sonstige Sprache deines Textes bedient. Bildsprache und Inhalt: Dein Text ist bildsprachlich recht nüchtern, er gibt den Inhalt sehr beschreibend wieder. Bildsprachlich interessant sind möglicherweise "Gin" und "oben sitzen", da da kleine interpretatorische, implizite Fensterchen aufgemacht werden, wo wir uns unseren Teil denken können. Ansonsten sagt dein Text aber, wie gesagt, recht klar heraus, um was es geht: Das lyrische Du, Mell, ist offenbar verstorben und wird von den Hinterbliebenen nun sehr vermisst. Das muss nichts verkehrtes sein! Aber nachdem du mit Metrik und Reim bereits gezeigt hast, dass du Interesse daran hast, Gedichte zu schreiben, bietet es sich natürlich auch an, den Inhalt zu verdichten, nicht alles wortgetreu auszuformulieren, sondern Vergleiche, Metaphern, einen übertragenen Sinn einzubauen und uns etwas knobeln zu lassen 😉 Die Idee dabei ist, dass ein Gefühl viel besser nachvollziehbar ist, wenn der Text es erzeugt, nicht wenn er es benennt. Es macht natürlich nun keinen Sinn, deinem Text hier nachträglich eine Bildsprache aufzustülpen, aber vielleicht willst du das als kleine Übung für den nächsten Text mitnehmen: Nicht sagen wie es ist, sondern den eigentlichen Inhalt in Bildsprache verkleiden. Änderngsvorschlag: Dennoch will ich zur besseren Nachvollziehbarkeit dessen, was ich dir hier erzählt habe, ein paar Ideen und Verbesserungsvorschläge für deinen Text mit dir teilen. Die sollst und musst du natürlich nicht übernehmen, aber es soll deutlicher machen, worum es bei meinen Anmerkungen ging: Mell Es ist nun schon so lange her, als ich zuletzt dich vor mir sah. Erinnerungen wiegen schwer, die besten bleiben immer da. Ich frag nicht mehr nach einem Sinn, ich frag nicht mehr: ist das denn fair? Dich bringt auch nicht der beste Gin - ich hab's versucht - zurück hierher. Ich hoff nur, dass du oben sitzt - ich wünsche mir nichts and'res mehr - und ab und zu herunterspitzt. Es wäre schön, wenn das so wär. Nun sag ich nur noch: Danke sehr, - auch wenn ich all das nicht versteh, denn nur dank dir, war's nicht so leer - bis ich dich endlich wiederseh. So, das soll es nun aber gewesen sein. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude an der Lyrik, mach weiter so 🙂 LG Chris
  21. Moin @MonoTon, ich stimme Patrick zu, dein Text "lebt" durch seine Adjektive. Ich spüre da die alten Wurzeln zu deinen früheren Texten, die immer so voll von Beschreibung und (sprachlichem) Schmuck waren. Ich weiß nun nicht, wie aktuell dieser Text ist, aber gefühlt sind wir von den Wurzeln durchaus ein weites Stück den Stamm nach oben geklettert und dein Text schaut sich von einem hohen Ast gerade um, wohin der lyrische Ausflug geht. Genug aber der stumpfen Baum-Metaphern anlässlich dieses Textes, ich habe Lust, mich damit ein bisschen zu beschäftigen^^ Metrum: XxXxXxAa XxXxXxBb XxXxXxCc XxXxXxD XxXxXxXe XxXxExEx XxXxXxDx XxXxXxF XxXxXxGg XxXxXxHh XxXxXxXe XxXxXxI XxXxXxJj XxXxXxJj XxXxXxKk XxXxXxL Wir haben hier konsequent einen 4-hebigen Trochäus, teils mit fehlender weiblicher Kadenz. Auffällig ist hierbei, WIE du den Trochäus hältst. Dafür greifst du nämlich gehäuft auf den Hakenstil zurück, deine Sätze und Sinneinheiten werden also am Zeilenende abgebrochen und über mehrere Verse weitergetragen - ganz besonders eindrücklich sehen wir das zum Beispiel in S2. Dem Trochäus ist das recht egal, aber unsere Lesegeschwindigkeit beeinflusst der Hakenstil ja doch. Würden wir nämlich bei identischem Satz-Sinn-Vers-Ende die natürliche Pause am Ende mitnehmen, sind wir hier durch die "zu" frühen oder "zu" späten Abbrüche gezwungen, zu stocken, um dann wieder abrupt voranzudrängen. Ganz im Gegenteil zum vom Titel vorgegebenen Zyklischen, Geordneten, wird es damit hier allein schon beim Lesefluss sehr unvorhersehbar, ja, antizyklisch. Inwieweit das inhaltlich vielleicht Sinn macht, werden wir uns noch anschauen. Aber auf jeden Fall ein schöner Beweis dafür, dass man ein konsistentes Metrum durchsetzen kann und trotzdem Unruhe in den Lesefluss bringen kann. Reim: Die Reime habe ich oben beim Metrum aufgeschlüsselt. Auch hier gibt es nun keine Verlässlichkeit. Zunächst mag der Eindruck aufkommen, dass du hier mit Paarreimen gefolgt von Reimwaisen arbeitest, aber das stimmt nur bedingt. Oben in orange und grün hervorgehoben habe ich Assonanzen. Erwähnenswert sind auch die blau hervorgehobenen unebenen Reime aus ein-sein-ein in S2 und S3, bei denen also zwischen betonten und unbetonten Silben gereimt wird, teilweise auch gar nicht als Endreim sondern aufgrund des Hakenstils innerhalb des Verses. Diese Nutzung der Assonanzen, selbst des unebenen Reimes braucht es aber finde ich auch, eben weil mit dem Hakenstil Unruhe in das Gefüge gebracht wurde und wir uns da klanglich nun entlanghangeln können. Fan bin ich vom unebenen Reim aber trotzdem nicht unbedingt. Sprachliches: Die angesprochene Flut an Adjektiven findet sich insbesondere in Strophe 1, dann gibt es einen Ausläufer in S2 V1, dann lange nichts, um dann in S3 V4 und S4 V1 ein letztes mal aufzuschlagen. Was das nun mit den jeweiligen Strophen macht, auch mit denen, die nicht mit dieser Adjektivflut gesegnet sind, werde ich gleich beim Inhaltlichen kommentieren. Ein paar Fehler oder Befindlichkeiten will ich hier vorher aber noch anzeigen: Ich verstehe hier "zugebaute" in Verbindung mit dem Mauerwerk nicht, zumal du das Mauerwerk ja auch so beschreibst, dass es das Licht nicht halten kann, also entsprechend sehr durchlässig sein muss. "zugebaut" erweckt nun einen sehr stabilen, undurchdringlichen Eindruck, wobei ich den gar nicht haben will. Denn dieses "das das Licht nicht in sich lässt" finde ich sehr stark, gerade diese Durchlässigkeit, Verletzlichkeit, bringt mir genau diese Atmosphäre in den Text, die da glaub ich sein soll. "zugebaut" steht da sprachlich voll im Kontrast für mich. Und wo ich an der Stelle schon bin: "dass das Licht nicht in sich lässt" ist falsch, das erste "das" bezieht sich ja auf das Nomen "Mauerwerk" und ist keine Konjunktion, die einen Nebensatz einleiten soll. hier ist das erste Komma zu viel. hier gleich Zweierlei: "zum" verlangt ein Nomen: das "Einsamsein" müsste hier nominalisiert sein, groß und zusammen. hinter "sein" kein Komma. hier nur eine Kleinigkeit, hinter Schutt ist eine Leerstelle zu viel. Wenn ich spitzfindig sein wollte, würde ich den Wechsel der Zeitform hier anmerken, der impliziert, dass das Kopferheben abgeschlossen ist, das Wurzelausbreiten aber noch weiter voranschreitet offenbar? hinter Regen muss ein Komma. Ich mag übrigens Ellipsen grundsätzlich nicht. Ich verstehe den Sinn dieses sprachlichen Stilmittels nicht, außer, Inhalt in eine bestimmte Form pressen zu können, zum Beispiel in ein Metrum^^ Das passiert hier mit dem weggelassenen "Er" (für den Trochäus), das passiert hier mit dem "wurde" - mag ich sprachlich gar nicht! Und das passiert hier mit dem "hat", oder als Elision von "erbrachte", was ich aber ähnlich unschön finde. Da böte es sich hier schon fast an, das "erbracht" einfach zu einem "erbrach" zu machen. Hat dann zwar nicht mehr den majestätischen Charakter einer himmlischen Dreingabe, aber inhaltlich finde ich es ehrlich gesagt auch sehr passend. Inhaltlich spannend ist der Vers aber so oder so, da er sich sowohl auf den vorigen als auch den folgenden Vers beziehen kann - tolles Apokoinu (den Namen musste ich nachschlagen!) DAS ist die Form von Auslassungen, die dann doch Spaß machen^^ Man könnte argumentieren, dass die Ellipsen sinnvoll sind, dass sie die inhaltliche Ebene unterstützen, die Fragilität des Mauerwerkes versinnbildlichen. Ich mag sie trotzdem nicht^^ Inhaltliches und Bildliches: Patrick hat die inhaltliche und bildliche Gegensätzlichkeit von Leben und Tod schon angesprochen, ebendieser zyklische Wandel, der alles in Gang hält. Es scheint, dass Leben und Tod hier gleichberechtigt nebeneinanderstehen, sich eben gegenseitig bedingen und so dieser Kreislauf erhalten bleibt. In deinem Text ist aber eine Seite für mich deutlich dominanter und das ist mitnichten das Leben, auch wenn es so ausgebrochen, flügelschlagend und hoffnungsvoll seinen Kopf durch das Mauerwerk nach oben, der Sonne entgegenreckt. Durch das Zusammenspiel aller zuvor aufgezählten Faktoren ist der "Star" dieses Textes für mich ganz klar: es ist der Tod. Ganz besonders deutlich wird das eben durch die Gewichtung der Adjektive. Die meisten finden sich wie gesagt in Strophe 1. Das ist die Strophe, die das Mauerwerk beschreibt, diese löchrige, einsturzgefährdete Hülle ihres alten Selbst. Die übrigen Strophen, die allesamt das Leben, sein Wachstum aus dem Tod heraus thematisieren sind nur bruchteilhaft so ausführlich ausgeschmückt worden wie Strophe 1 und damit für mich wortwörtlich tot. Das muss auch Absicht gewesen sein, der Fokus muss hier ganz klar auf dem Mauerwerk liegen. Dieses "Mauerwerk" ist damit für mich eine sehr tragische Figur. Diese Figur hat sich aufgeopfert, hat alles von sich hergegeben. Besonders eindrücklich wird das beim schon angesprochenen Denn: Es geht hier nicht um Licht, das von außen in das Innere des Mauerwerks einfällt. Nein, so wie es hier steht, strahlt(e) ja Licht von innen heraus. Nur mittlerweile kann das Mauerwerk dieses Licht nicht mehr halten, es ist wie gesagt löchrig, brüchig und verliert sein inneres Licht. So hoffnungsvoll also die letzte Strophe auch sein mag, diese Hoffnung ist für mich aus diesem tragischen Opfer heraus erwachsen. Auf den tieferen interpretatorischen Ebenen wird es nun sicher nicht um ein Mauerwerk gehen, da könnte man nun vielleicht in Richtung einer aufopferungsvollen Mutter gehen, die alles für ihre Kinder hergibt, oder wir sind bei einem Dichter, dessen Vermächtnis wie so oft erst nach seinem Tod Früchte getragen hat. In diese sehr spezifischen inhaltlichen Wirrungen will ich mich nun aber gar nicht begeben, vielmehr zählt für mich da die Stimmung, die für mich im Gesamtspiel zusammenkommt. Abträglich sind für diese Stimmung nur 2 Dinge, eines nannte ich bereits: "zugebaut" unterstützt für mich nicht das, was ich da beim Lesen gesehen habe, dieses löchrige Mauerwerk, dem das Licht entweicht, das halbnackt dasteht, dessen Überreste den Blick auf den wachsenden Baum ermöglichen. Zweitens: Der Titel. Schön und gut, hier wird ein Zyklus beschrieben, aber wie gesagt: wir haben hier ja gar kein gleichberechtigtes Zusammenspiel von Tod und Leben, der Star ist der Tod, Verfall, die tragische Aufopferung. "Zyklus" klingt außerdem so wissenschaftlich kühl und leer. Der Tod/Verfall/etc. ist, so wie er hier beschrieben ist, aber mitnicht kühl und leer^^. Gesamteindruck: Ansonsten finde ich deinen Text durchaus gelungen. Ich mag, wie dein bekanntes Spiel der Adjektive Bilder erschafft - oder fehlende Adjektive eben nicht. Diese Verteilung der Bildgewalt zusammen mit der klanglichen Verteilung durch den Hakenstil und Assonanzen sowie unebene Reime kann in diesem Zusammenspiel eigentlich gar nicht ungewollt passiert sein und von daher finde ich das Ganze durchaus spannend zusammengestellt. Sprachlich sind da wie gesagt ein paar Unsauberkeiten, gegen die allermeisten kann man etwas tun, die metrisch bedingten Ellipsen bekommen wir hier aber wohl nicht weg. Das ist schade, aber auch dafür gab es dann ja sicher gute Gründe 😉 Gern gelesen und auch ein paar mehr, hoffentlich nicht ganz sinnentleerte Worte verloren^^ LG Chris
  22. Moin @Joshua Coan, vielen Dank für deinen Kommentar und deine Ergänzung zum vorangegangenen Diskurs^^ Freut mich, dass du dem Text auf den verschiedenen Ebenen etwas abgewinnen kannst! Ach, es ist ja alles ein großes Ausprobieren hier: Manches gefällt, manches nicht, so geht es mir selbst mit meinen Texten und den Texten von anderen und so darf es selbstverständlich auch anderen gehen! 🙂 Für das Gespräch über unsere Texte, vom Inhalt bis ins Kleinklein formaler Feinheiten, dafür bin ich hier. Ich muss ja nicht mit allem übereinstimmen, ich ziehe meine Lehren und übernehme, was mir passt^^ Danke auch für deinen rollenden Grizzly, putzig 🫶 Mal sehen, ob wir den Brusthöhlenbär auch so wach bekommen 😄 LG Christian
  23. Moin Endeavour, danke für die Erläuterung, ich verstehe dein Dilemma nun besser, und ja: Vor diesem Hintergrund mögen waren/bewahren und eingerichtet/gerichtet problematisiert werden können. Da ich das Formale auch schätze und darauf in meinen Texten wert lege, lasse ich mir das auch gern sagen. Allerdings bin ich als einfacher Hobbydichter fern davon, DIESEM Anspruch gerecht zu werden (bzw. werden zu wollen). Ich mache das hier ja immer noch aus Spaß an der Sache^^ Daher auch: und Wenn ich irgendwann so weit bin, dass Inhalt und Form mir in der wie hier angedeuteten Leichtigkeit zufliegen, ich ein wahrer Meister ihrer perfekten Symbiose zu einem kunstvollen, untrennbaren Eins bin und ich nicht mehr über jeden Vers, jeden Reim nachdenken und abwägen muss, ob ich damit zufrieden bin, DANN, ja dann bin ich sicher frei von Kompromissen in dem, was ich hier hobbymäßig zusammenschustere und es fließt einfach formvollendet aus mir heraus. Bis dahin bitte ich um Geduld 😉 Moin @Sidgrani, vielen Dank für deine netten Worte! Freut mich, dass die Umsetzung dieses ja doch schon ausgetretenen Themas dir zusagt 🙂 Danke auch für die Likes! LG Christian
  24. Moin Endeavour, vielen Dank für deinen kritischen Blick und das Gütesiegel interessant! 🙂 Ja, dieses Spiel mit den Vielhebern wollte ich auch mal spielen und fand es nun für diese Thematik ganz passend, wie diese dann bis zum Ende immer weiter abschmelzen. Das Risiko, dass die Endreime darunter leiden, habe ich dabei in Kauf genommen. Ich dachte mir, wenn eine Form darüber hinweghilft, dann das Sonett! Um die sehr langen Verse klanglich weiter zu unterstützten, habe ich immer wieder auch mit Gleichklängen und Alliterationen gearbeitet, ich fand das insgesamt damit eigentlich ganz fließend. Bezüglich der reimlichen Qualität möchte ich in Teilen widersprechen: waren/bewahren ist für ein Dafürhalten lupenrein - der Dehnungsbuchstabe kommt hier klanglich nicht zur Geltung, oder haben wir da regionale Differenzen? eingerichtet/gerichtet mag auf dem Papier nun faul oder geschummelt aussehen, allerdings sind es ja nicht dieselben Wörter, wenn wir die semantische Ebene betrachten. "sich einrichten" und "sich/etwas auf etwas richten" ist für mich so unterschiedlich, dass ich das hier sehr verkraftbar finde! Dach/nach/wach stimmt natürlich! Ich bin hier den formalen Kompromiss eingegangen, weil mir an der Stelle das Inhaltliche wichtiger war. Die Alternative wäre ein für mich formal noch unschöneres, elisiertes mach gewesen und da hatte mir der Alternativsatz gar nicht mehr gefallen. (Indes ich mir Gedanken mach, hallt lauter nach seit Jahren: Wann wird er wieder wach?) Danke aber, dass du mich nicht einfach so hast davonkommen lassen, da hast du mich erwischt 😉 Ich predige selbst immer, das formale Schnitzer ein legitimes Stilmittel sein können, wenn sie sich inhaltlich/interpretativ begründen lassen. Das ist hier so nun nicht haltbar, die Form leidet für den Inhalt, nicht mit ihm^^ LG Christian
  25. Ein Bär in meiner Brust In einem dunklen Winkel meiner Brust ist eine Höhle für den Winterschlaf versteckt. Darin hat sich ein Bär auf bunten Blättern für noch kält‘re Zeiten eingerichtet. Und wie sein Atem mehr und mehr zu einem trägen Nebel sich verdichtet, fällt auch der Bär, vom tiefen Herzschlag müde, nieder, schwer vom Schnee bedeckt. Ein Auge geht von Zeit zu Zeit, als hätt‘ der Frühling ihn geweckt, nur einen spaltbreit auf, ist auf ein Ziel im Traum gerichtet. Ein fernes Ziel, das er mit Leichtigkeit vernichtet, mit Pranken, die er sich danach zufrieden leckt. Doch wie sein Atem, Herzschlag meine waren, so war ich Winter ihm und gleichsam Dach und ließ ihn mich in mir bewahren. Nun hallt nur eine Frage nach und raunt, wie er, seit Jahren: Wann wird er wieder wach? 14. Februar 2024 __________________________ Winter: Ein Bär in meiner Brust Frühling: Sollbruch Sommer: Noch 8 Minuten und 20 Sekunden Herbst: Wir drehen uns wie dieses Blatt
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