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Dali Lama

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Alle erstellten Inhalte von Dali Lama

  1. Hallo Fehyla, keine Ahnung, was du da aus meinem Kommentar herausliest, dass du derart giftig darauf reagieren musst, ich habe hier lediglich inhaltlich kommentiert. Aber gern ziehe ich daraus meine Schlüsse und bleibe deinen Texten fern. LG Christian
  2. Dali Lama

    Ähnlich

    Hm nee, in der Satzstruktur nun nicht.
  3. Dali Lama

    Ähnlich

    Moin Stavanger, müsste es hier nicht eher heißen: Wenn der noch auf zwei Beinen liefe, Es geht da ja gerade um den Boxerhund, der Franz so ähnelt. LG Christian
  4. Das Sonett bleibt natürlich meine Lieblingsform, aber man will sie ja auch nicht ausleiern 😉 Danke dir fürs Lesen! Das Pantum ist echt eine interessante Form, die Wiederholungen rühren von der ursprünglich mündlichen Überlieferung her - über Pantume wurde praktisches Wissen weitergegeben, das prägt sich mit Wiederholungen natürlich viel besser ein^^ Ich hatte dazu auf gedichte.com mal einen sehr ausführlichen Infobeitrag geschrieben, das ist ja bekanntlich nun alles weg. Aber sicher findet man auch im Netz noch das ein oder andere Lesenswerte dazu! LG Chris Edit: Gerade gesehen: Du bist pringles, und das freut mich sehr 🙂
  5. Moin Claudi, vielen Dank dir 🙂 Dasselbe dann ja auch nochmal beim "Brandloch" und beim Brennen generell, das hatte sich angeboten, das für beiderlei zu nutzen! Danke übrigens auch an alle, die geliket haben 🫶 LG Chris
  6. Moin MonoTon, nee, das ist ein Pantum, eine malaiische Gedichtform. Da wiederholen sich Vers 2 und 4 eine Strophe als Vers 1 und 3 der Folgestrophe, während die letzte Strophe als letzten Vers den Vers 1, und als zweiten Vers den Vers 3 aus der ersten Strophe erhält. Macht Spaß, besonders, wenn man versucht, in den Wiederholungen andere Akzente in der Bedeutung der Verse zu setzen. LG Christian
  7. Dali Lama

    Gegenprobe

    Moin Stavanger, da sieht man, dass das Mathematische, Naturwissenschaftliche, Logische eben auch seine Grenzen hat^^ Der Tag wird leider nicht schöner und ich fühle mich definitiv nicht besser, wenn ich mich nun entscheide, im T-Shirt herumzulaufen, ganz im Gegenteil^^ Als kleiner Testballon fein, inhaltlich hätte ich mir dann jetzt aber vielleicht noch die ein oder andere Gegenprobe mehr gewünscht! Willkommen im Forum, viel Erfolg beim Posten von Größerem, LG Christian
  8. Moin Fehyla, philosophisch finde ich dabei nun unpassend, das sieht ja mehr nach Politik- oder Gesellschaftskritik aus. So mag man es dann auch betrachten können, ist ja auch sehr leicht, "denen da oben" an allem die Schuld zu geben. Das lyrische Ich nimmt sich da sehr offensichtlich aus der Verantwortung, dabei könnte es ja auch selbst einfach ein Erinnern leben und in die andere Richtung gehen. Weniger Schuldzuweisung, etwas mehr Eigenverantwortlichkeit und dann sind die Gedanken des lyrischen Ichs vielleicht eher: Das Vergessen führt uns durch die Täler der Geschichte. Zu viele laufen ihm hinterher. (Wahlweise mit entsprechenden Zeilenumbrüchen) LG Christian
  9. Moin Liara, schade, dass der Text einfach so untergegangen ist, dafür ist er ja nun wirklich zu schön! Inhaltlich bin ich zwar nicht gänzlich gefangen, weil der religiöse Einschlag am Ende einfach nicht meine Themenwelt ist und der Text sicher auch ohne die Gott-Keule wirken könnte, aber darüber will ich jetzt einfach mal hinwegsehen 😄 Ansonsten lese ich deinen Text, trotz Einordnung unter Melancholisches, Düsteres, Trauriges eigentlich wie einen Liebesbrief, aber das muss sich ja auch nicht ausschließen. Gehen wir das mal Stück für Stück durch: Metrum und Reim: xXxXxXxXxAa xXxXxXxXxAa xXxXxXxXxB xXxXxXxXxXxB Ein 5-hebiger (im letzten Vers 6-hebiger) Jambus mit Paarreimen. Die kennt man in der Regel eher bei fröhlicheren, beschwingteren Texten. Bei diesen recht langen Versen gleicht sich das aber aus. Der letzte Vers hat eine Hebung mehr, passenderweise genau dort, wo es darum geht, keine Worte mehr zu finden. Inhalt und Stil: Ich finde die überzählige Hebung hier sogar passend, da es formal das unterstreicht, was ich hier in der ersten Strophe bereits als kleinen Eindruck gewonnen habe: Eine Sammlung von Unmöglichkeiten, Fantasien, ja vielleicht gar Widersprüchen. Der Stein, der nachts leuchtet, mag noch am realistischsten sein, wobei es einen aus sich selbst leuchtenden Stein so ja auch eher nicht gibt. Ein tolles Bild dann der Bienenschwarm, der den Sand befeuchtet, naturgegeben höchst unwahrscheinlich, aber bildlich sehr sprechend für größte Anstrengungen, die schlussendlich wohl doch scheitern werden. Das lyrische ich lässt nichts unversucht, kein Wüstensandkorn unbenetzt, um vielleicht zu beweisen, dass man Unmögliches doch schaffen kann. Metrum und Reim: xXxXxXxXxC xXxXxxXxXxC xXxXxXxXxD xxXxXxXxXxD Hier haben wir metrische Ungenauigkeiten in V2 und V4. In V2 könnte man wieder inhaltlich argumentieren, wo ja der Rhythmus aufgegriffen wird, konsequenterweise dann wie in Strophe 1 eine Abweichung, ein Widerspruch zwischen dem Geschriebenen und dem Formal hier angebotenen. Ich würde an der Stelle traurigen Herzens den Bruch wohl in Kauf nehmen, für V4 fehlt mir dazu aber die Grundlage, die weißen, leeren Blätter wären da eher ein Argument für eine reduziertere Versfußzahl. Falls es doch nicht Absicht war, hier ein Vorschlag: Ein Boot aus Sand, das übers Meer dich trägt. Ein Blütensturm, der heiße Rhythmen schlägt, | oder: Blättersturm/Blättertanz/Blütentanz dort steht Spalier ein großes Schwalbenheer, doch meine Blätter bleiben weiß und leer. | oder: doch das Papier vor mir bleibt weiß und leer. auch der "Blättersturm/Blättertanz" wäre spannend, wenn du in V4 bei den Blättern bleibst, da sich so eine schöne Überkreuzung der Bedeutungen ergibt. Fände in V4 aber rein klanglich auch das "Papier vor mir" schön mit dem Binnenreim. Inhalt und Stil: Weitere Unmöglichkeiten, besonders das Boot aus Sand ist hier überdeutlich. Hier wird nun auch erstmals so richtig deutlich, dass das lyrische Du sich offenbar in einer gefährlichen/schwierigen Lage befindet. Denn ein Sandschiff wird wohl kaum ein verlässliches Transportmittel sein, es wird mit dem lyrischen Du untergehen. Das lyrische Du schein hilflos, ziellos, gestrandet. Diese Bedrohlichkeit für das lyrische Du wird noch verstärkt durch das Heer an Schwalben, das den Weg des lyrischen Dus säumt. In ihrer klassischen Bedeutung als Glücks-, Hoffnungs- und Frühlingsbringer kommen sie nun doch eher gefährlich daher. Der letzte Vers knüpft an die Erfahrungen der ersten Strophe an, weiterhin, trotz all der Eindrücke, trotz all der fantastischen Unmöglichkeiten fehlen dem lyrischen Ich die Worte - es ist handlunsunfähig. Gelesen als Liebesbrief ist es die Überwältigung, die das lyrische Ich durch das lyrische Du erfährt. Im düstereren Kontext ist es dann wohl eher die Fassungslosigkeit über die eigene Unfähigkeit, Unmögliches zu vollbringen. Rein bildlich ist diese Strophe allerdings etwas wirr, die Bilder fügen sich nicht ganz konsistent ineinander. V1 - Bootsfahrt auf dem Wasser. V2 - Blüten, da bin ich eher auf einer Wiese, aber okay - die können auch über das Wasser schweben. V3 - Schwalben stehen offenbar im Wasser, auf der Strecke des Boots Spalier. V4 - ist eh herausgelöst als individuelle Beschreibung des lyrischen Ichs, da passt es. Ich finde das tatsächlich auch nur in dieser Strophe erwähnenswert problematisch, weil hier eben schon ein Prozess, ein Voranschreiten dargestellt wird mit der Bootsfahrt und dem Spalierstehen, das ja ebenfalls eine Bewegung daran vorbei suggeriert. In Strophe 1 waren die verschiedenen Bilder klar voneinander differenziert als eigenständige Erscheinung des Unmöglichen. Metrum und Reim: XxXxXxXxXxE xXxXxXxXxE xXxXxXxXxXxFf xXxXxXxXxFf Das ist metrisch wohl das wildeste. 6-hebiger Trochäus ohne weibliche Kadenz. 5-hebiger Jambus. 6-hebigen Jambus mit weiblicher Kadenz. 5-hebiger Jambus mit weiblicher Kadenz. Da ist jeder Vers anders und abgesehen von der inhaltlich angedeuteten Grenzerfahrung ist da diesmal, anders als in den anderen Strophen keine direkte wörtliche Rechtfertigung offensichtlich^^ So wild mag ich es aber auch nicht, also selbst wenn man das inhaltlich begründen könnte, wäre es nicht mein Geschmack^^ Es ist hier wieder mit wenigen Kniffen getan, aber ich gehe wieder davon aus, dass du das schon bewusst so gesetzt hast? Vorschlag: Die bunten Berge tanzen in der Nacht und kleine Wichtel halten fröhlich Wacht, am Waldrand flechten Rehe Federkränze für dich. Und ich – ich stehe an der Grenze Inhalt und Stil: Es versteht sich von selbst: Die Unmöglichkeiten nehmen ihren Lauf: Nachts sind alle Berge grau, das weiß ja jeder 😉 Wichtel als hilfsbereite Wunscherfüller sind ein weiteres Ding der Fantasie des lyrischen Ichs. Die geflochtenen Federkränze vermitteln das Gefühl von Freiheit bzw. Erlösung. Als könnten sie dem lyrischen Du aufgesetzt werden es wäre frei. Die Grenze, vor der sich das lyrische Ich befindet, wird gleich nochmal spannend. Metrum und Reim: xXxXxXxXxG xxXxXxXxG XXxXxXxHh XxXxXxXxHh xXxXxXI XxXxI Mit 6 Versen hier nun die große Ausnahme. Metrisch ungenau in V2, V3 und V6. Die letzten beiden Verse könnten da wieder andeuten, dass dieser Text, ein Gedicht eben keine Relevanz hat, es wird dem lyrischen Du nicht helfen, warum dann in seine Form investieren - aber auch das würde mich natürlich unglücklich machen, da ich die 6 Verse eher dahingehend deute, dass einfach noch zu viel Inhalt übrig war, als dass du mit 4 Versen hättest schließen können. Das reicht mir nicht als Rechtfertigung 😄 Ich würde auf die Schnelle nun auch keine vierzeilige Alternative finden, daher zumindest ein wenig Arbeit am Metrum und etwas bildliche Bearbeitung in meinem ganz eigenen egoistischen Sinne 😄 Mehr dazu aber darunter dann. Vorschlag: und irre wie der Stern, der sich hier dreht, der so wie ich zu größ'ren Mächten fleht: „Gib Ruhe ihm und gib ihm Frieden, lass ihn nun neue Pläne schmieden. Er braucht dafür nicht mein Gedicht. Er braucht dafür dein Licht.“ Zu den bildlichen Änderung wie gesagt gleich mehr. Metrisch finde ich das Antiklimaktische eigentlich gut, das käme so nun nochmal deutlicher rüber als bei deinem Original. Inhalt und Stil: Wie gesagt, das Religiöse ist dabei nicht meine Welt, aber ich verstehe natürlich voll, wenn man das nicht einfach so rauskorrigieren will. Etwas neutraler wäre es so nun mit den allgemein gehaltenen größeren Mächten und ohne die Herr-Ansprache. Das Winken in V1 hat mich sehr irritiert, es kam so beschwingt und fröhlich daher, das sehe ich an dieser Stelle nicht mehr. Daher wäre "irren" eigentlich ganz passend, gerade auch mit dem sich drehenden Stern in Verbindung. Der Stern der sich "hier" dreht, wäre in meiner Lesart konsequenter als "dort", dazu gleich. Ich finde "neue Pläne" reicht - Lebenspläne kam mir schon beim ersten Lesen irgendwie wie ein metrischer Füller vor und ich finde es wie gesagt auch mit Blick auf das metrische Abflachen ganz cool, wenn wir uns hier ein paar Hebungen einsparen. Zusammenfassend: Ich denke, das lyrische ich befindet sich an der Grenze zum Leben? Es selbst ist wohl schon über diese Grenze getreten, kann nicht mehr bestärkend in das Leben des verzweifelten lyrischen Dus einwirken. So sehr es auch versucht, dieses Unmögliche zu leisten, im Angesicht all der unmöglichen Dinge, die das lyrische Ich auf der anderen Seite bezeugen darf, es wird dem lyrischen Du nicht helfen können. Daher, wie der Stern - mit dem das lyrische Ich sich eben auf derselben Ebene befindet, nur eine Ebene unter den heraufbeschworenen höheren Mächten, die doch bitte einwirken mögen und das lyrische Ich erleuchten sollen. Mir gefällt dieser andere Ansatz mit dem lyrischen Ich als bereits gegangene Seele, die betrauert, wie wenig sie doch für ihr zurückgebliebenes lyrisches Du tun kann. Ein Gedicht aus der Sicht des lyrischen Dus, das über eine verstorbene Person weint, hat es ja schon oft genug gegeben. Von daher, ein schöner Twist, der auch nicht sofort ersichtlich ist. Nur das Religiöse wie gesagt bräuchte ich in der Vorschlaghammerartigkeit nicht^^ Dennoch aber gern gelesen. Ich hoffe, ich habe deinen Text damit nun nicht völlig zerredet oder deine religiösen Ansichten mit meinen Ideen besudelt^^ Der Eindruck bleibt auf jeden Fall bestehen: Es ist ein Liebesbrief an ein lyrisches Du, das zurückbleiben muss. Und es ist eine Kriegserklärung an das Unmögliche, das lyrische Du zu unterstützen, bei allen anderen unmöglichen Dingen, denen das lyrische Ich auf seiner Ebene gegenübersteht. LG Christian
  10. Moin Lydia und Elmar, absolut legitim, "das Fragen" passender zu finden als "die Fragen". Ich persönlich sehe da nun keine so trennscharf abgegrenzte inhaltlich neue Nuance, dass es sich SO sehr lohnt, da vom rein grammatisch Schöneren abzuweichen, aber wir dürfen ja alle unsere eigenen Geschmäcker haben^^ Lieber Elmar, danke für deine ausführlichen Erklärungen. Es ist schön zu sehen, wie viele Gedanken da hinter ein paar Versen stehen und das macht mich nur umso sicherer, dass du da ganz leicht auch bildlicher mit hättest umgehen können. Aber gut, wenn das hier nun nicht das Ziel war, dann warte ich einfach deinen nächsten Text ab 😄 Deine Ausführungen waren interessant - ich bin nicht sicher, ob ich alles so durchdrungen habe, da muss ich noch einmal mehr drüberlesen. Befremdlich bleibt für mich aber weiterhin die Nutzung von "Unbestechlichkeit". Gerade mit deiner Erklärung geht das für mich semantisch eher in die Richtung "Unantastbarkeit", "Tadellosigkeit". Unabhängig vom da nun genutzten Wort und den metrischen Gegebenheiten fände ich außerdem das Zusammenspiel mit "heben" sinniger, wenn es ein "um uns in die X zu heben." Vielen Dank für deine Zeit, LG Christian
  11. Moin Marc Donis, schöne Grundstimmung in deinem Text. Geh ich recht in der Annahme, dass es hier um unerwiderte Liebe geht? Der "Freund" in Vers 1 hat bei mir den Eindruck von "wir können ja Freunde bleiben" erweckt. Passend dazu auch das Wegstoßen, nachdem das Lyrische Ich seine Liebe dem Freund vielleicht gestanden hatte. Inhaltlich unschlüssig bin ich bei dieser Deutungsrichtung aber, was das Einschlafen konkret bedeuten könnte, das ja auch im Titel prominent hervorgehoben wird. Geht's da irgendwie um das Vergessen/Verdrängen/Betäuben des Schmerzes? Außer in Strophe 1 seh ich diesbezüglich keinen weiteren Anknüpfungspunkt mit der Schlafthematik mehr. Ab vom Inhalt geh ich auch nochmal auf das Formale ein: Metrum und Reim: xXxXxXxAa xXxXxXxB xXxXxXxAa xXxXxXxB Metrisch ist hier alles sauber, allerdings hast du dich dabei einerseits zweier Elisionen bedient (brauch' und kein') und andererseits, genau das Gegenteil, einiger Epithesen (Herze, Bruste, Schmerze). An und für sich ist an beiden Stilmitteln natürlich nichts auszusetzen, aber in dieser Häufung und dem Nebeneinander, einerseits etwas wegzulassen und dann sehr konstruiert anderswo etwas anzufügen, kommt das schräg rüber^^ Möglicherweise wolltest du V1 und 3 gern wie in den anderen Strophen mit weiblichen Kadenzen versehen? Denn es wäre dir ja ganz ohne weiteres möglich gewesen, einfach ganz normal Herz auf Schmerz zu reimen. Das ist nun ein recht gebrauchter Reim, aber ich finde es immer noch vertretbarer, als diese sehr konstruierte Verlängerung mit e. Meine Idee hierbei war folgende: "Was soll ein Freund in meinem Herzen? Verweht, verweht, was mich so traf in meiner Brust, verfluchtes Schmerzen, es wiegt und weint sich in den Schlaf." Metrum und Reim: xXxXxXxCc xXxXxxXxD xXxxXxCc xXxXxXxD Das ist metrisch etwas ungenau, hier sind auch viele "so" als Füllmaterial drin, da könnte man aber auch andere Möglichkeiten finden. Meine Idee, um auch die metrischen Holperer auszugleichen: "Und bist du fort, ganz weg, vertrieben, dann lass mich gehen, lass mich los. Vielleicht ist es zu schwer, zu lieben, denn jede Liebe gleicht dem Stoß." Metrum und Reim: xXxXxXxXx xXxXxXxX XxXxXxXx XxXxXxX Auch hier metrisch wieder ein paar Probleme, die man aber auch wieder recht leicht umgehen kann. Idee: "Es scheint so sehr / Es kommt mir vor, als würd' ich fallen, und jener Stoß, er kam von dir / kam doch von dir. So sterb ich einsam, zwischen allen, die Schuld daran, sie lag bei mir." Ich denke, diese Ideen würden die Atmosphäre des Textes erhalten und ein paar Probleme, insbesondere metrisch, ausbügeln, was den Text dann einfach noch etwas besser lesbar und fühlbar macht 🙂 LG Christian
  12. Moin Elmar, ich stimme Lydia zu, handwerklich ist das wirklich sehr sauber gemacht. Auf ein paar Kleinigkeiten möchte ich der Vollständigkeit halber aber erstmal eingehen, die Form, Sprache und Stilistik betreffend: ich finde hier "den Fragen" schöner und folgerichtig, nachdem du im Folgevers auch von Fragen im Plural sprichst. hier ist der Einstieg metrisch ungenau, mit "während" sind wir hier nicht wie im Rest des Textes jambisch am Anfang sondern trochäisch. Vorschlag: indes wir and're, bess're Leben träumen. Das ist wieder jambisch betont und passt sprachlich auch ganz gut in deinen Text. Hier tue ich mich im Verständnis, insbesondere wegen der Bezüge schwer, da musst du mir mal unter die Arme greifen. Das Träumen von einem besseren Leben / von einem besseren Selbst verschleiert die Tatsache, dass man das ebendieses ungeliebte Leben / Selbst aufgeben würde. Dieses ungeliebte Leben /Selbst hat außerdem den Hochmut und den Stolz besiegt - ich lese das als Verlust der eigenen Würde, weil man mit einem Leben/Selbst lebt, das man gar nicht achtet. Der letzte Satz erschließt sich mir in diesem Kontext dann aber überhaupt nicht. Ich verstehe die Unbestechlichkeit dabei nicht. Geht es darum, dass man als integrer Mensch ja seine Prinzipien, seine Würde nicht verraten würde, also nicht träumen würde von einem besseren Leben/Selbst? Aber ist man bestechlich sich selbst, seinen Träumen gegenüber? Und woher kommt die Idee, dass die Veränderung von ungeliebten Umständen ein Betrug an einem selbst sein soll? Ich tu mich mit dem Wort Unbestechlichkeit jedenfalls sehr schwer. Außerdem: "unsre" ist vom Bezug her falsch. Nach "man" müsste da folgerichtig "seine" stehen. Danach dann diese zwei Verse und passenderweise müssten ja eher negativere, eben ungeliebte Attribute aufgeführt werden, nachdem wir uns selbst, unsere Werte durch Träumereien verraten haben - es ist abwegig für mich, dann auf den Gedanken zu kommen, glatt, schön, oder makellos zu sein. Okay, soviel zu formalen, stilistischen und Verständnis-Fragen. Zum Inhalt, bzw. damit zusammenhängend der Bildsprache: Ich will das nicht bösartig klingen lassen, aber es ist für mich völlig verständlich, dass Lydia den Inhalt direkt durchdringen konnte. Er steht hier ja ganz unverblümt, im wahrsten Sinne des Wortes, niedergeschrieben. Dein Text ist sehr beschreibend, tatsächlich fehlt es mir da etwas an sprachlichen Bildern. Natürlich gibt es da welche: "bis eines Tages etwas tief in uns zerbricht", "tief verborgen harrt in dunklen Räumen", "und trennt in uns die Früchte von der Spreu." Passenderweise sind das auch alles Umschreibungen, die unser Innerstes betreffen. Und auch, wenn es darum in deinem Text ja geht, um das Innerste, das uns ausmacht, nicht eben das Äußerliche, das sonstwie blumig sein kann, hätte ich mir etwas weniger Deskriptives, etwas mehr Lyrisches gewünscht. Aber das mag mein ganz eigener Geschmack und mein eigenes Verständnis von Lyrik sein und nicht dein Problem oder das des Textes^^ LG Christian
  13. Moin Holger, ich finde die inhaltlich fokussierte Herangehensweise an den Schreibprozess total legitim! Ich finde auch, dass es formal nicht 100 % perfekt sein muss und man da natürlich auch mit Störmomenten arbeiten darf und soll. Das ist ja, entsprechend eingesetzt durchaus ein Stilmittel. Dann ist das ja als solches auch interpretierbar und verleiht dem Gedicht eine weitere Ebene auf der wir uns bewegen können. Von daher bin ich da natürlich auf gar keinen Fall kategorisch gegen. Zum "Hohn" nochmal: Ich verstehe deine Gedanken dahinter und dass das Konzept für deinen Text wichtig ist, keine Frage. Mir ging es nur um die Nutzung des konkreten Wortes. Du hast ja nun in deiner Erklärung auch in ganz anderen Worten dargelegt, worum es dabei geht. Darum geht es mir in erster Linie bei Lyrik, nicht die großen Konzepte, Emotionen etc wörtlich benennen, sondern sie begreifbar, erfühlbar machen - das ist ja auch ein höchst romantischer Ansatz!^^ Das wäre für mich dramaturgisch viel spannender, als das kalte, abstrakte Wort aufgetischt zu bekommen. Aber macht ja auch nichts! Die Beschäftigung und der Gedankenaustausch macht ja trotzdem Spaß^^ LG Christian
  14. Das Salz brennt Der Stoff war weiß und hatte diesen einen Fleck, erträgt ihn, unbehandelt, unter Vorbehalten. Das geht mit etwas Salz doch sicher wieder weg: Ein kleiner Fleck und ein paar lange Knitterfalten. Er trägt ihn, unbehandelt unter Vorbehalten, und immer wieder aufgerieben, graugewaschen, ein kleiner Fleck und ein paar lange Knitterfalten, ist da ein Loch fast, wie vom Zigarettenaschen. Und immer wieder aufgerieben, graugewaschen: Ein kleiner, schwarzer, leerer Fleck von Traurigkeit ist da. Ein Loch, fast wie vom Zigarettenaschen, wie‘s brennt und bleibt, auf Stoff und Haut und in der Zeit. Ein kleiner, schwarzer, leerer Fleck von Traurigkeit: Das geht mit etwas Salz doch sicher wieder weg. Wie‘s brennt und bleibt, auf Stoff und Haut und in der Zeit. Der Stoff war weiß und hatte diesen einen Fleck. Dali Lama | 2. Februar 2024
  15. Moin Holger, ich finde da sprachlich und handwerklich durchaus einiges, das mir gut gefällt. Die Überschrift hat mich angelockt, die macht atmosphärisch direkt was. Der Einstieg mit dem direkt sehr bruchstückhaften Satz ist dann aber etwas holprig, das ist auch ganz besonders betont (im wahrsten Sinne des Wortes) durch Vers 2, dazu aber gleich noch mehr. Sprachlich kratzt du immer wieder mal am Pathetischen und gefühlt ist das oft gar nicht so nötig, lassen sich solche metrischen Füllsel wie "ach", "steiget", "O", "leuchtend" doch auch ganz gut vermeiden. Wenn der Pathos nun genau dein Ziel war, dann ist das so, das ist dir gelungen, aber ich finde er überschmiert die sprachlichen und emotionalen Möglichkeiten deines Textes. Nun aber erstmal zum Handwerklichen: Metrum und Reim: xXxXxXxA XXxXxXxBb xXxXxXxAxA xXxXxXxXxBb Metrisch auffällig ist der schon angesprochene Vers 2, denn "fern" kann alleine schon wegen der direkten Wiederholung vom betonten "ferner" nicht schwach daneben stehen. Lösen ließe sich das, wenn du statt "fern" z.B. "viel" nutzt. "Viel ferner" hat auch einen steigernden Effekt - den du durch "fern - ferner" mit der klimaktischen Nutzung von Positiv und Komparativ hier erreichen wolltest, nehme ich an. Ich verstehe aber auch, wenn dir die Nutzung von Positiv und Komparativ besser gefällt - mag das an sich auch gern. Aber passt dann eben metrisch nicht so sauber^^ Ansonsten hast du dich hier entschieden, den jeweils folgenden Reimvers um einen Versfuß zu verlängern, das finde ich erstmal passend und konsequent, quasi als klimaktische Vorbereitung für Strophe 3, die ja auch mehr Versfüße hat, allerdings mit Blick auf Strophe 2 auch wieder inkonsequent. Sprache und Stil: Ich hatte den bruchstückhaften Satz schon angesprochen. Nicht nur, weil es viele Einschübe und damit Kommata als Zwangspausen gibt. Übrigens, das Komma hinter "geflohn" passt da für mich inhaltlich nicht: "(er/sie/es/ich ist/bin) geflohen zu fad erbrachtem Glück" - also "er flieht zum Glück" hat eine ganz andere Bedeutung als "er flieht, zum Glück". In diese Richtung wolltest du sicher nicht^^ Hinter "ach" wiederum, müsste ein Komma, das ist eine Interjektion, die du da eingeschoben hast. Bruchstückhaft ist der Satz für mich außerdem, weil wie ein Bruchstück der Handelnde hier herausgefallen ist. Du vermeidest in der gesamten Strophe zu benennen, wer oder was geflohen ist und das kommt irgendwie komisch rüber. Stilistisch bin ich hier ansonsten glücklich, der oben angesprochene Pathos war hier noch nicht so präsent. Metrum und Reim: xXxXxXxCc xXxXxXxD xXxXxXxCc xXxXxXxD Metrisch hier wieder fließender. Man kann hier wieder anführen dass Wörter wie "schon" (gerade auch weil später noch Reimwort), "klirrt" und "treibt" durchaus eine starke Eigenbetonung haben, aber anders als bei "fern ferner" wo eben dasselbe Wort mal unbetont und mal betont sein sollte, können hier die entsprechenden Nachbarn klanglich noch dominieren! Allerdings schade, dass du hier nun darauf verzichtet hast V3 und V4 jeweils um einen Versfuß zu verlängern, wie schon in S1 durchgeführt. Die Reime sind sauber, aber "Hohn" also auch "Alleine" kommen wieder recht gesucht rüber, dazu gleich aber noch was. Sprache und Stil: "steiget" ist extrem pathetisch und soll dabei gefühlt nur als metrisches Füllsel dienen. Vorschlag, wenn der Pathos nicht das Ziel ist, was spricht gegen: "Schon steigt der Frost in die Gebeine" "Hohn" mag ich nicht. Das ist so abstrakt, inhaltlich überhaupt nicht greifbar. Ich fände es in einem lyrischen Text spannender dieses abstrakte Konzept eben durch Umschreibungen, sprachliche Bilder etc. deutlich zu machen und es nicht einfach so roh hier aufzutischen. Stilistisch schwierig und auch wieder dem Metrum und Reim geschuldet finde ich "das groß gewollt Alleine". Es ist das "gewollte...", nicht das "gewollt'", das macht für mich den Begriff nicht schöner, wenn hier eine rein metrisch motivierte Elision das Wort massakriert. Unglücklich, dass daran dann mit dem Alleine die nächste Auffälligkeit in den Fokus rückt. Ich finde die Substantivierung hier mindestens ungewöhnlich. Wenn substantivisch, dann ist es doch eher das Alleinesein - passt aber natürlich nicht in den Reim. Ich würde den gesamten Vers umstellen, um mich beider Probleme zu entledigen, dass aber kein Handelnder benannt ist, macht es hier auch sehr schwierig "alleine" zu nutzen, da das ja üblicherweise an jemanden gebunden ist, der das erlebt. Vorschlag - auch mit den angesprochenen Silben mehr: "kaum Wille mehr, die Kälte treibt alleine" Mit den "Todeskrähen" wird mir das zu schauermärchenhaft. Wir wissen ja, was kreisende Krähen bildlich bedeuten, ich finde nicht, dass das mit "Todes-" noch weiter verstärkt werden muss. Wenn du also das aussparst und dann in diesem Vers wieder zwei Silben mehr verwendetest, gibt es gleich so viel mehr inhaltlichen Spielraum. Idee: "und wie Gedanken kreisen Krähen schon." Metrum und Reim: xXxXxXxXxEe xXxXxXxXxFf xXxXxXxXxEe xXxXxXxXxFf Metrisch schön klar alles, allerdings "entschwebet" wieder als Füllsel verlängert und "leuchtend" dafür verkürzt. Weiher-Reiher ist ein Klassiker, aber das muss nicht verkehrt sein, wenn es inhaltlich und bildlich passt. Für den Reim ist die Satzstellung etwas gedehnt worden bei "stieben", geht aber durch eine kleine Umstellung auch anders, dazu gleich. Sprache und Stil: das "O" hab ich früher auch benutzt, bei richtig schon hochtrabenden Texten. Wenn das dein Ding ist, dann lassen wir das mal so, aber ich finde das macht Texte künstlich alt, nicht künstlerisch alt^^ Ansprechender fände ich zum Beispiel einen Einstieg mit "Und" - um die Dopplung mit dem Vers davor zu vermeiden könnte dort dann einfach "die Todeskrähen" einleiten, bzw. nach meinem Vorschlag: "die Krähen kreisen wie Gedanken schon". Ansonsten stört in diesem Vers auch die Ellipse, das ausgelassene "ist" am Ende. Wenn die Ellipse immer nur eingesetzt wird, um Reime zu ermöglichen reicht mir das stilistisch nicht, ich find das einfach auch nicht schön. Vorschlag: "Und trotzgestärkt sind Wenige geblieben" Die Verkürzung bei "leuchtend" würde mit irgendeinem anderen passenden Attribut umgehen. Ideen: "in sich versunken, dort, am Lichterweiher" "in sich versunken, dort, am Schillerweiher" "in sich versunken, dort, am kleinen Weiher" "in sich versunken, dort, am klaren Weiher" "in sich versunken, dort, am hellen Weiher" Mit dem nun hier schon eingebrachten "dort" lösen wir auch gleich ein Problem im nächsten Vers, wo wir wieder eine Inversion haben, und die Satzteile für den Reim unschön verschoben wurden. (Abgesehen davon ist "draußen" auch sehr obsolet, wo sonst^^) Vorschlag: "wo Eiskristalle unerbittlich stieben" (oder statt unerbittlich "peitschend schneidend"?) Anknüpfend an den letzten Vers, in dem "entschwebet" wieder nur für das Metrum künstlich verlängert wurde. Bezugnehmend auf meine Vorschläge fügt sich nun folgendes hier ganz gut an: "entschwebt nach oben, frei, ein Silberreiher." Warum finde ich das passend, dem Reiher hier noch ein Attribut zu geben? Weil das die Verbindung zum leuchtenden, schillernden Weiher noch verstärkt. Der Weiher als Belohung für Geduld und Durchhalten - auch dafür steht der Reiher symbolisch ja: Dann können beide auch durch ähnliche Attribute verbunden sein. Insgesamt mit allen meinen Ideen und Vorschlägen konnte der Text also so aussehen: Gefloh'n zu fad erbrachtem Glück, viel ferner schon als Horizonte, unrettbar, flehend, ach, zurück, zurück, wo alles offen war und werden konnte! Schon steigt der Frost in die Gebeine, klirrt Schneeluft in geballtem Hohn: Kaum Wille mehr, die Kälte treibt alleine, die Krähen kreisen wie Gedanken schon! Und trotzgestärkt sind Wenige geblieben - in sich versunken, dort, am Schillerweiher, wo Eiskristalle unerbittlich stieben, entschwebt nach oben, frei, ein Silberreiher. Damit ist natürlich immer noch nicht alles "perfekt" (Beispiel "Hohn"), aber in sich vielleicht konsistenter und bildlich etwas aufgeräumter. Ich find's so eigentlich ganz cool (höhö, Wortwitz). Inhaltlich gefällt mir der Text auf jeden Fall, sonst hätte ich mir die Mühe nun auch gar nicht so gemacht! Das Bild des Reihers ist hier sehr passend für diejenigen, die allen Widrigkeiten zum Trotz das Neue gesucht haben und vor den Schwierigkeiten nicht zurück zum Bekannten geflohen sind. Ich seh den Reiher vielleicht aber auch in etwas betrüblicherer Interpretation als Seele derer, die da im Eissturm umgekommen sind und nun endlich frei in den Himmel ziehen können. Diese doppelte Deutungsmöglichkeit gefällt mir (und dazu passt auch der Silberreiher vielleicht nochmal mehr, weil der rein namentlich nochmal einen mystischeren Touch hat). Gern gelesen und damit beschäftigt! LG Christian
  16. Moin Alexander, ich wollte fast anmerken, dass mir die Sprache in deinem Gedicht zu profan ist. Klar, kann man argumentieren, dass das Ausdruck der handwerklichen Einfachheit ist und Cornelius trifft mit "praktisch-philosophisch" eigentlich den Nagel auch genau auf den Kopf (höhö, Handwerkerwitz). Dann habe ich aber festgestellt, dass das Profane eigentlich nur an einigen wenigen konkreten Wörtern hängt: eingesaut, geschlaucht und reingesteckt, wow (das ist als gänzlich umgangssprachlicher Ausruf nochmal eine ganz andere Ebene^^). Allesamt Reimwörter und mir drängt sich da auch der Eindruck auf, dass diese Worte nicht im Text sind um handwerkliche Einfachheit zu betonen sondern einfach, weil der Reim eben bedient werden muss^^ Wenn das so auffällt, eben weil diese Reimwörter stilistisch so auf- und herausfallen, ist das schade. Denn ansonsten bist du sprachlich ja ganz und gar nicht profan (beschauen, währenddessen, Maßarbeit, vergebens, Werk). Ansonsten: Mir gefällt das Klangbild aus der Häufung der au-Laute in den Reimwörtern, insbesondere in Strophe 1. Cool wäre natürlich gewesen, das auch in den anderen Strophen so durchzuziehen, da grätschen dann aber noch ein paar andere Klänge hinein - für die Vielfalt aber vielleicht auch nicht verkehrt^^ Metrisch und reimlich (abgesehen wie gesagt von den recht erzwungenen Reimen) bist du handwerklich sauber, ganz wie der Türbauer! Als kleinen interpretativen Ansatz, da es höchstwahrscheinlich nicht nur um Türbauer geht, würde ich insgesamt das Bild des (Kunst)Schaffenden heranziehen. Mir kam natürlich sofort der Dichter in den Sinn, der mit seinen Texten eine Tür zur Fantasie, vielleicht auch in eine schönere, bessere Welt, baut, um in dieser zu verweilen, und auch andere zu sich einzuladen. Der letzte Vers ist dafür unfassbar wichtig und ich bin froh, dass der noch kam, der bringt in der Tat den ein oder anderen tieferen Gedankengang ins Spiel 🙂 Eine Fortsetzung deines Textes könnte nun sein, wie andere rüde an die Tür des lyrischen Ichs hämmern, ungefragt hereinplatzen und die Ruhe stören. Ganz wie ich Flegel hier an deiner Tür in die Fantasie. Man mag es mir verzeihen 😛 LG Christian Edit: Habe noch zwei Kleinigkeiten vergessen, beide S2V4 betreffend: Hinter "alles" (und auch hinter "tat" im Folgevers) muss ein Komma, du leitest da einen eingeschobenen Nebensatz ein. Außerdem bin ich leider kein Fan von diesen Ellipsen. Das fehlende "habe" fällt natürlich auf, und das ist nur dem Reim geschuldet und hat keinen anderen stilistischen Nutzen, das ist auch immer etwas schade. Das war's nun aber 😄
  17. Lieber Delf, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine eingehende Beschäftigung mit meinem Text. Freut mich auch, dass du ihn aus den Untiefen wieder hervorgeholt hast 😄 Um es vorweg zu nehmen: Der Text ist nicht autobiografisch! In den letzten Jahren sind nach und nach zwar die Großeltern gegangen, aber diese Tode wollte ich hier nicht thematisieren, wenngleich es natürlich mit einfließen kann. Aber der hier beschriebene Verlust ist rein erfunden. Ich hab deiner Bestandsaufnahme über die emotionale Verarbeitung in den jeweiligen Strophen nichts hinzuzufügen. So war meine Idee, ich wollte im Kontrast zur emotionalen Nähe zu diesem Stoff in den Strophen immer mehr Distanz schaffen - daher auch in Strophe 1 noch die Anrede mit "wir", was in Strophe 2 in ein "du" - nicht aber dasjenige, das Teil des "wir" war, sondern personifizierte Zeit und Grausamkeit - und schließlich in Strophe 3 in ein "er" umschlägt. Ich fand, gerade in dieser klinischen Beschreibung liegt aufgrund dieses krassen Gegensatzes total viel Spannung. Eine dazu passende Bildgewalt und Romantik wäre vielleicht viel zu viel geworden. Danke daher für deine lobenden Worte, mir ist der Text auch ganz lieb, da freu ich mich 🙂 LG Chris
  18. Moin Ilona, was für eine herrliche Geschichte über die Eigensinnigkeit unserer liebsten Schnurrpfoten. Ich finde es sehr konsequent, dass diesen hiermit nun ein Klinggedicht gewidmet wird. Sonette gehen immer, da freue ich mich^^ Ein paar Punkte habe ich noch anzumerken: Beim Reimschema weichsts du vom üblichen doppelten ABBA für die Quartette ab. Während der mittlere Reim des 2. Quartetts den des ersten aufgreift, ist der umarmende Reim hier ein anderer. Das ist also eine Mischung aus dem Standard und der "vereinfachten" Form, in der das zweite Quartett gänzlich neue Reime nutzt. Das wird eine bewusste Entscheidung gewesen sein, womöglich um den Verrat zu unterstreichen. Der Bruch des Reimschemas spiegelt hier den emotionalen Bruch des lyrischen Ichs mit dem Kater! Süßes Detail, wenn das deine Idee war^^ Unterstrichen wird das auf jeden Fall auch durch die Spiegelung von Liebesmüh und liebestoll, jeweils in Vers eins der Quartette, die sich inhaltlich gegensätzlich verhalten. Auch das Detail gefällt mir. Metrisch nutzt du den 6-hebigen Jambus, teils mit weiblichen Kadenzen. Finde ich gut, das bringt eine schöne Schwere und Dramatik in dieses ironisch-tragische Stück 😄 An dieser Stelle wackelt das Metrum allerdings, ich bin dort auch inhaltlich bzw. sprachlich hängen geblieben: xXxXXxxXxXxXx In seiner natürlichen Betonung ist "leg" stärker als "ich". Ich fand auch das "nach ihr" ungewöhnlich. Legt man sich nach jemanden auf die Lauer? Nicht eher für jemanden? Zusammen mit der metrischen Ungenauigkeit würde ich hier vielleicht nochmal etwas bügeln. Vorschlag: dann lege ich mich auch für sie noch auf die Lauer. Inhaltlich ein Fragezeichen hatte ich auch am Anfang: Hier war ich zunächst auf falscher Fährte, da dieser Vers impliziert hat, das lyrische Ich sei eine Katze mit zwei Augen und zehn Krallen. Gemeint ist hier aber ja eher, dass die Augen und Krallen des Katers dem lyrischen Ich als Schutz dienen = der Kater beim lyrischen Ich sein sollte, um es zu beschützen. Da ich wenig religiös bin finde ich persönlich die Erwähnung von Gott hier auch inhaltlich nicht so sinnvoll, ich verstehe aber, dass es im Sinne eines Ausrufs, einer Floskel so genutzt werden könnte. Ich mache dennoch mal einen Vorschlag, der den Vers für mich eindeutiger und weniger gottgefällig macht: Hast du nicht mir zum Schutz zwei Augen und 10 Krallen? Oder - um es metrisch etwas solider zu machen und vllt auch die Empörung als Aussage zu verstärken: Du hast doch mir zum Schutz zwei Augen und 10 Krallen! Zwei sprachliche Punkt noch, dann sind wir durch: Kann sich der Groll empören? Das lyrische Ich empört sich, und vielleicht brodelt/weint/schäumt es vor Groll. Aber den Groll hier so zu personifizieren klingt für mich komisch. Daher mein Vorschlag: Welch schändlicher Betrug! Ich brenne noch vor Groll. / Welch schändlicher Betrug! So brennt in mir der Groll. Hier nur ganz persönlich: "ableugnen" ist recht veraltet und gehoben - das kommt fast wie ein Fehler rüber. Ich würde daher wahrscheinlich einfach auf Nummer sicher gehen und "abstreiten" nutzen. Das "streiten" unterstützt dabei ja auch die Hitze des Gefechts an der Stelle noch ganz nett^^ Deine Wortneuschöpfung "Schmachtblickaugen" ist ganz wunderbar, man kann sie sich förmlich vorstellen, und ebenso, wenn auch unbeschrieben, die finstren Missgunstblicke des lyrischen Ichs^^ Gern gelesen, LG Dali Lama
  19. Moin @Silly Poetry, Texte mit maritimer Thematik müssen mich per se ansprechen, als Norddeutscher, der mit der Salzluft in der Nase aufgewachsen ist, harrr - na gut, ganz so kernig isses hier in Bremen dann doch nicht. Dennoch kann ich mich durchaus für eine rauhe Seemannsgeschichte erwärmen. In der Hinsicht auf jeden Fall schon einmal positive Worte von mir, die erzählte Geschichte ist stringent und da ist soweit alles wichtige drin, über die äußerliche Charakterisierung des lyrischen Sies am Anfang, bis hin zum inneren Seelenzerwürfnis und dem Ende eines tragischen Lebensweges. Ganz generell freue ich mich auch sehr, dass du in gebundener Form schreibst. Ich selbst bin ein Freund des Formalen, können doch wohlgesetzte Reime, Reimschemata oder auch das Tempo des Metrums dem Text und seinem Inhalt noch weitere Ebenen verleihen. Wie gesagt also: Die Mühe ist zu würdigen, lass dich daher nicht entmutigen, wenn ich nun einmal etwas genauer hinschaue. Denn es gibt hier doch die ein oder andere Stelle, die sprachlich und formal schief ist. Da du noch neu im Forum bist, weiß ich nicht, wie sehr du mit dem textanalytischen Vokabular vertraut bist. Ich versuche daher, darauf zu verzichten, bzw. es zu erklären. Ich schaue mir in deinen Strophen immer auch das Metrum an, also die regelmäßige Aufeinanderfolge von betonten (markiere ich mit einem großen X) und unbetonten Silben (markiere ich mit einem kleinen x): Reim: Die Reime sind sauber im Paarreim. Das gilt hier auch für jede deiner Strophen, sehr gut umgesetzt 🙂 Der Vollständigkeit halber nur noch meine Gedanken zum Paarreim: Bei dem besteht, besonders bei kurzen Versen, die Gefahr, dass er zu beschwingt rüberkommt und etwas Dramatik einbüßen lässt. Vergleiche das mit Kinderreimen, die sind oft genauso angelegt. Soll aber nur ein Hinweis sein, dein Text ist im Paarreim durchaus legitim^^ Aber die verschiedenen Wirkungsweisen der Reimschemata können ja im Schreibprozess durchaus relevant sein. Metrum: XxXxXxXxX xXxXXxX XxxXxXxxX xXxxXxxxX Der Wechsel von betonten und unbetonten Silben erscheint eher willkürlich. Während Vers 1 regelmäßig betonte und unbetonte Silben abwechselt, finden wir dieses Muster in den folgenden Versen nicht wieder. Dadurch stolpert man beim Lesen, das ist also rein für die Lesemotivation und den Klang deines Textes erstmal ärgerlich. Gerade auch wenn du gereimt schreiben willst, sollte auch auf den regelmäßigen Wechsel betonter und unbetonter Silben geachtet werden. Natürlich kann man auch Akzente durch den Bruch mit dieser Regelmäßigkeit setzen, wenn mittendrin im Vers etwa eine bewusste Pause gesetzt wird und dort zwei betonte Silben dann nebeneinander stehen. Das ist bei dir im Vers 2 so, finde das da dynamisch und inhaltlich auch nicht verkehrt - woher sie kam: eine offene Frage ohne Antwort, ein Zögern, gut darstellbar durch die Pause und damit verbunden die folgende betonte Silbe. Die folgenden 2 Verse sind aber sehr durcheinander. Ich würde hier empfehlen, mehr auf die Rhythmik der ersten beiden Verse zu achten, und danach anzupassen. Diese unnötige Personifikation der Augen (die hatten etwas im Sinn) ist eh etwas schräg, wenn dann hatte ja die Piratenbraut etwas im Sinn, nicht ihre Augen. Ein Vorschlag für 2 neue Verse 3 und 4, damit du dir vorstellen kannst, wie es "sauber" klingen würde: Eine Narbe zierte ihr Gesicht, woher sie kam, (das) weiß man nicht. Die Augen funkelten darin, / Ihr Blick ist stark und voller Kraft. sie hatte viel versteckt im Sinn. / so vieles hat sie schon geschafft. Metrum: xXxxXxXxX xXxXxXxX xxXxXxxXx xXxXxXxxXx Hier ist nur Vers 2 regelmäßig, alle anderen gehen leider wieder etwas durcheinander. Reim bzw. Sprache: Auf der Reimebene sei anzumerken, dass der hing-ging Reim merklich konstruiert ist. Du hast die normale Satzstellung aufgelöst und verdreht, um diesen Reim zu schaffen. Solche Satzdreher sind selten schön, und es ist auch einfach schade, wenn ihr einziger Nutzen das Schaffen eines Reimwortes ist. Ich würde da gänzlich drauf verzichten und lieber nochmal komplett umformulieren, bis man mit einer vernünftigen Satzstellung arbeiten kann. Inhaltlich würde ich hier infrage stellen, warum die Feinde den Vater der Piratentochter verfluchen, wenn Sie es doch ist, die sie gerade niederstreckt. Vorschlag für ein sauberes Metrum und die Auflösung der Inversion: Man nannte sie Piratenbraut und fluchte über sie nur laut. Ihr Säbel war ihr treu ergeben, sie nahm mit ihm schon viele Leben. Metrum: XxXxXxXxX xXxXxxXxX xXxXxXxXx xXxxXxXxXXx Hier sind Vers 1 und 3 ordentlich, bei den anderen müssten wir feilen. Vorschlag: Sie fuhr zur See mit ihrem Schiff und trotzte Stürmen, jedem Riff. Das Steuer fest in Ihren Händen, sollt' diese Reise niemals enden. Metrum: xXXxxXxXx xxXxxXxxXx XxXxXxXxXx xxXxxXxxXx Metrisch wieder sehr durcheinander. Vers 3 ist konsequent im Wechsel einer betonten und einer unbetonten Silbe geschrieben, in dieser Form hattest du das nun schon öfter - allerdings nutzt du hier mehr Silben als zuvor. Vers 4 ist, da fällt dir sicher auch der ganz andere Rhythmus auf, mit 2 unbetonten Silben im Wechsel mit einer betonten Silbe verfasst. Da erkennt man nun sehr deutlich im Unterschied von Vers 3 und 4, was der Rhythmus und sein Wechsel bewirken kann. Ich würde hier für diesen Text nun aber konsequent beim Wechsel EINER betonten Silbe mit EINER unbetonten Silbe bleiben. Sprache: Mir erschließt sich inhaltlich das "fluchend" nicht. Die Piratenbraut wurde ja im Vorfeld eigentlich sehr fähig und stark beschrieben. Dass sie nun die Kontrolle verlieren soll und herumflucht, passt nicht zu diesem Bild. Das würde ich bei einer Überarbeitung auf jeden Fall auch angehen. Vorschlag: Die Wellen peitschten und der Regen, doch tapfer hielt sie noch dagegen. Bis dann die See den Tod versprach: Das Schiff und jede Hoffnung brach. Metrum: xXxXxXxXxXxX xxXxXxXxX xXxxXxXxxX XxxXxXxXxxX Hier ist nur Vers 1 sauber, allerdings auch sehr viel länger als alle anderen. Sprache: Ich stolpere über den Akkusativ "ins tiefe Meer" nach "versank". Für mein Gefühl braucht es da den Dativ, also "im tiefen Meer". Außerdem ist die Wiederholung von "letzte" irgendwie too much, zumal die "Reise ohne Wiederkehr" genau das ja ohnehin ausdrückt. Ich find die Formulierung mit dem "letzten Hafen erreicht" später aber eh schöner, von daher würde ich am Anfang wohl einfach streichen. Vorschlag: Der Sturm zog fort, die See war leer, das Schiff versank im tiefen Meer. Es ankerte nun endlos leicht, der letzte Hafen war erreicht. Für mich wäre nach diesem schönen Vers von dir auch eigentlich ein guter Abschluss gekommen, aber ich verstehe auch, dass du die Verbindung zwischen Piratentochter und Vater noch abschließen willst. Die Vorschläge von mir haben den Vater nun etwas ausgeklammert, daher wirkt dieser Abschluss in meinen Vorschlägen mit dem Vater nun wohl nicht so sehr... Metrum: xXxXxXxXX xxXxXxXxxX xXxXxxXxXxX xXxxXxXxX Hier ist keiner der Verse sauber, die müssten alle nochmal bearbeitet werden. Sprache und Inhalt: das "da" ist wieder sehr reimorientiert eingeschoben, der Vers wäre ohne das ganz wunderbar und sinnvoll. Inhaltlich finde ich es problematisch, dass erst jetzt mit der Karte der eigentliche Antrieb der Piratentochter deutlich wird. Das hätte vielleicht vorher, bei Beginn der Reise kommuniziert werden sollen. So hätte diese letzte Strophe sich auch gänzlich dieser tragischen Erfüllung widmen können. Statt "kaltes" hätte ich hier auch eher auf ein "nasses" Seemannsgrab gesetzt. Da es in meiner Interpretation nun eher eine Piratenbraut ist, keine Piratentochter, werde ich auch in meinem Vorschlag nun einen etwas anderen Weg gehen. Es ist mir bei dir in der Hinsicht auch zu suizidal - als wäre sie diese Reise angetreten, um schlussendlich da zu sterben, wo es auch ihr Vater tat. Das passt für mich aber nicht zur Beschreibung, die sie ja so mutig, unerschrocken und stark dastehen lässt, zumal weiter vorne es ja auch heißt, dass das Abenteuer gar nicht enden sollte. Vorschlag: Und fährt ein Schiff in diesen Breiten erzählt man sich, nach all den Zeiten, von ihr, die selbst im Tod nicht fällt und heute noch das Steuer hält. Bitte verstehe meine Vorschläge nicht als Beleidigung oder als Aufforderung, dass du deinen Text nun so verändern sollst. Das ist nun einfach meine Interpretation deines Inhalts und soll einfach etwas handfester veranschaulichen, was ich mit einer einheitlichen formalen Gestaltung im Metrum meine. Ich denke, es würde deinem Text, oder auch deinen folgenden, gut tun, wenn du gebunden schreiben möchtest und auch darauf dann genauer schaust 🙂 LG Dali Lama
  20. Moin ferdi, das weiß ich nicht^^ Aber wenn ich keine Metrikanalysten hätte anlocken können, wäre das hier mindestens eine Selbststudie gewesen 😉 stimmt, den ersten "eindeutigen" Hinkjambus habe ich erst in Vers 3, das könnte ein Fehler gewesen sein, insbesondere weil der Reim am Anfang noch nicht hilft. Möglicherweise ist, so man da mit Reimen arbeiten will, dann wohl der Paarreim hilfreicher. Strophe 1 ist in der Tat monoton. Ich wollte da in Hinblick auf die Betonung genau das austesten. S1 hat darum 6 Verse mit XXx-Endung, S2 hat 4 Verse mit XXx-Endung und 2 Verse mit XX-Endung, S3 hat 2 Verse mit XXx-Endung und 4 Verse mit XX-Endung und S4 hat schließlich 6 Verse mit XX-Endung. Es war aber möglicherweise ein Fehler, nur en-Endungen einzusetzen, das mag den Eindruck der Betonungen verfälschen. Das habe ich nicht so gedeutet. der Jambus am Ende soll durch einen Trochäus oder einen Spondäus ersetzbar sein. Das sehe ich in den Versen mit männlichen Reimen erfüllt. Bezüglich der Zäsuren kann ich nicht folgen. Ich habe nicht überall Zäsuren gesetzt bzw. nicht immer konsequent nach der 5. oder 7. Silbe, geht es darum? Nun, die waren in der Tat auch nicht meine oberste Priorität, wie ja auch an den Endreimen erkennbar ist, wollte ich insbesondere die gebrochene Betonung am Ende ausprobieren. Es liest sich bei dir aber auch so, als würde ein Reim die Wirkung von Zäsuren per se schmälern. Das wirst du nicht gemeint haben, oder? Bezüglich der Strophenform: Ja, da wird es bei mir nichts anderes geben, ich kann nicht ohne Reime und Strophen schreiben. Daran wird der Choljambus sich gewöhnen müssen, wenn ich ihn nutzen soll^^ Ich sehe keine Notwendigkeit, ein Versmaß für eine gebundene Form zu verbieten, ganz abgesehen davon, dass unsere Übertragungen aus den antiken Originalen ohnehin etwas ganz anderes sind, gilt es doch mehr, einfach herauszufinden, wo sie funktionieren und wo nicht. Ich bin mir sicher, auch der Choljambus kann mit Reim in einer Strophe wirken - ganz ohne Ulk. Nur weil ich es hier nicht geschafft habe, sollten wir ihm seine Möglichkeiten nicht absprechen 😉 Ich war selbst überrascht, dass ich 4 Strophen a 6 Verse brauchen würde, das ist vielleicht ein wenig der Story geschuldet und nicht nur dem formalen Ausprobieren, die wollte ich dann auch vollständig aus dem Kopf haben. Damit ist dem Choljambus vielleicht nicht unmittelbar geholfen, da gebe ich dir recht. Ich danke dir. Und danke auch für deine Auseinandersetzung mit diesem Experiment, daraus sind doch durchaus die ein oder anderen Erkenntnisse für mich erwachsen. LG Dali Lama
  21. Moin Claudi, jau, deine Themen in der Humorrubrik hatte ich auch gesehen und auch in meiner Recherche wurde der Choljambus insbesondere im Kontext von Spottgedichten angesprochen - da sind dann ja auch die Doppelreime sehr passend. Ich wollte nun einmal schauen, wie der Choljambus in einem längeren Text klingt, fernab vom Humorigen (auch etwa der Paarreim, der ja oft als beschwingt beschrieben wird, kann ja im entsprechenden Kontext ganz andere Wirkungen entfalten). Wenn das Ergebnis hieraus dann sein soll, dass Reime - insbesondere nur auf der letzten Betonung, nicht wirken, dann bin ich damit auch zufrieden^^ Denn Doppelreim wollte ich auf jeden Fall bewusst vermeiden, ich konnte mir kein Szenario vorstellen, in dem das nicht ulkig rüberkommt. Vielleicht kann das Thema dem Choljambus helfen, denn auch darin beschreibe ich ja einen Bruch mit der Natur, das Verstummen des Urflüsterns, das in allem steckt, aber, je weiter es von der Natur sich entfernt, umso mehr verstummt es. Dieses "Verstummen" fand ich konsequent, auch metrisch mit dem Choljambus auszudrücken. Außerdem finde ich auch einfach, dass in dem Hebungsprall eine starke Dramatik steckt, die durch ein humoriges Gedicht so vielleicht gar nicht genutzt werden kann. Und es wäre auch einfach zu schade, wenn das ganze schöne Vokabular mit zwei betonten Silben nie verreimt würde 😄 LG Chris
  22. Dali Lama

    Windflüstern

    Windflüstern Ein wilder Wind spielt zwischen weiten Baumspitzen, sein weißes Rauschen tost beim Auf- und Absteigen. Er zupft von Ästen Blätter, tobt und kappt Zweigen den Halt und so nun auch sich selbst beim Dasitzen. Doch langsam wird sein Fallen zum Hinabgleiten, als sich dem Wind des Waldes Wunder ausbreiten. Dies ist kein Ort und keine Zeit für Windwüten. Hier ruht auf ewigweichem Moos das Urleben und feiste Schatten hängen in den Spinnweben. Da liegt ein Flüstern unter allen Pilzhüten. Der Wind versteht kaum und entreißt im Aufsteh’n das Flüstern jedem Pilz. Der Wald muss einseh’n: Er seufzt und lässt den Wind das Flüstern forttragen. Der flieht - dass niemals mehr ein Wald ihn einfängt - auf tausend Wegen, bis der letzte einlenkt. Da stehen Pfähle. Wie sie endlos hochragen, so spitz geschlagen, dass nichts Fremdes einkehrt, und - wie nun Wind und Flüstern - selbst sich aufzehrt. Was sind die beiden? Flüstern nicht und nicht Wind, ein Abschiedswort, das ungehört im Raum steht, und wie ein letzter Hauch nur noch dahingeht. Sie werden weniger bis sie dann nichts sind. Geflüster steckt dann einzig noch im Holz tief, das voll vom Wind ist, den es schon so oft rief. ________________________________ 29. Oktober 2022 | Dali Lama Das hier ist ein kleines Experiment. Ich habe den Choljambus vorher nie benutzt und wollte nun einfach wissen, wie er wirkt und ob er sich überhaupt in dieser Häufung einsetzen lässt.
  23. 😂 so hat jeder also in sich seinen ganz eigenen dunklen Teil 😄 Hehe, ja, ich hab die 7 Sünden hier ja auch zusammengewürfelt. Es sollten immer 2 Verse einer Sünde entsprechend, aber inhaltlich fließen die so ineinander, dass da auch mal ein Vers mehr passt jeweils. Bei deinem Freund fehlen nach deinen Schilderungen immerhin noch Wollust, Trägheit, Völlerei und Neid - Es gibt also noch Hoffnung 😄 Ja, sag mir gern Bescheid, ich bin da offenbar betriebsblind geworden (und geblieben^^). LG Dali Lama
  24. Moin @Anaximandala auch hier 🙂 Freut mich, dass meine Grundidee aus dem Tarot dir gefällt 🙂 Im Großen Arkana sind es ja die 22 - dementsprechend sind bei meinen 15 Texten auch einige (Pendel, Sternzug und ewige Umarmung), die aus mehreren Tarot-Archetypen bestehen. Ich wollt da aber nun auch nicht "nur" die Aspekte dieser Archetypen nachplappern sondern das wirklich nur als strukturierende Grundidee nehmen. Vor diesem Hintergrund: Ja, der Mondkönig hatte sich auch an einem Archetypen orientiert. Ich hab gerade nochmal in meine Arbeitsdatei geschaut. Es war der Wagen^^ Das hast du sehr schön interpretiert. Genau, ich hatte da auch Atlas vor Augen. Der Gegensatz zum Kugelträger war mir aber wichtig, es ist ein Antrieb aus dem Kugelträger heraus, keine von außen auferlegte Strafe. Die Vorlage des Kugelträgers war übrigens der Magier. Meinst du mit "Feuer und Flamme" den Feuermacher? Oder meinst du Rauch und Asche? Oha, ja, naja, meine Weberin webt nur mit 3 Fäden, die kann nicht mithalten 🙂 Auch die Weberin ist mir so wichtig wie der Kugelträger, freut mich, dass du auch sie nochmal hervorhebst 🙂 Für die Weberin hatte ich als Vorlage die Hohepriesterin^^ Oha, ja, das klingt in der Tat ambitioniert. 😄 Bei 64 Texten wäre die Sonettform wahrscheinlich auch irgendwann sehr ausgenudelt und fad. Dabei bietet es sich vielleicht eher an, für jedes der Hexagramme eine ganz eigene Form zu finden. Aber das klingt nach einem ganz wunderbaren Großprojekt und bietet doch eine, wie ich sie so gern mag, gute Grundstruktur, an der man sich abarbeiten kann 😄 Na und ich danke dir ganz herzlich für die lieben Worte, freut mich, dass es dir gefallen hat! LG Dali Lama
  25. Moin @Anaximandala, vielen Dank, dass du weiterhin beschäftigt bist mit meinem Kranz! 🙂 Ich muss gestehen, nachdem ich den nun fertig hatte und alle Teile hier hochgeladen waren, war ich ganz froh, dass es "endlich vorbei" ist. Aber jetzt ist es auch mal wieder an der Zeit, mich der Texte wieder anzunehmen (in Nr. 15 ist ja auch noch etwas zu ändern!). Danke daher auch für deine Korrektur, die hab ich direkt umgesetzt. In diesem Text hier wollt ich das ganze Dunkle ansprechen, das es so gibt. Vorlage dafür waren die 7 Todsünden, die ich alle hier auch unterbringen wollte. Ich hoffe daher, dass dein Freund sich doch nicht allzu sehr hiermit identifizieren lassen kann. Ansonsten drücke ich dir die Daumen, dass er lieb zu dir bleibt 😄 LG Dali Lama
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