Zum Inhalt springen

Dali Lama

Autor
  • Gesamte Inhalte

    164
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle erstellten Inhalte von Dali Lama

  1. XI - Der Hüter des ersten Leuchtens Schon eine Glut macht einen Unterschied, wo sonst nur Schatten deine Freunde sind. Behalt sie nah, und fern vom Winterwind, wer weiß, wohin sie dich gestärkt dann zieht. Und halt sie fest bei jedem deiner Schritte, gibt deiner Glut nur etwas länger Zeit. Und wenn ihr euch dann einst am nächsten seid, dann glüht ihr beide hell um eine Mitte. Nenn’s erster Stern, nenn’s aufgeflammt zum Besten, und als Begleiter geht ihr Hand in Hand, sollt bis zur letzten Glut noch weitergehen. Es endet, wie’s begann, in einer festen Umarmung mit der Glut, die Hoffnung fand, wenn alle sich um diese eine drehen. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  2. Moin Claudi, Herrje, das war ein Versehen! Danke für dein waches Auge, da muss ich nochmal nachdenken. Freut mich, dass der Feuermacher dir gefällt. Ja, er ist ein Macher, da gibt es nicht so viel Drumherum, den wollte ich straight forward machen. Da bin ich glücklich, dass das so rüberkommt. LG Chris Edit: @Claudi: Was wäre mit: Bald schlug er Feuerholz nach seinem Maß - das würde auf seine eigentliche Aufgabe hindeuten, nimmt aber die Verbindung zur selbst gezimmerten Bank, die ja wohl auch eigentlich aus dem Holz gemacht würde.
  3. Moin @Peter Jansen, haha, sorry. Wir können über unklare Stellen auch gern diskutieren. Primär ging es mir im Fachchinesisch um die Aufeinanderfolge von betonten und unbetonten Silben (das Metrum). Diese Aufeinanderfolge besteht aus verschiedenen Teilen. Der Anapäst etwa hat 2 unbetonte Silben gefolgt von einer betonten Silbe, wie dein Vers: lass ein Licht dir hell leuchten und teile es gern - hier finden wir 4-mal die Abfolge von 2 unbetonten und einer betonten Silbe. Der Vers ist also im 4-hebigen Anapäst geschrieben. Der Amphibrachys hingegen hat eine unbetonte, dann eine betonte und schließlich wieder eine unbetonte Silbe. Soviel erstmal. LG Dali Lama
  4. X - Das Wegekreuz Was halb nur ist, soll hier zusammenschlagen, zwei Wege, doch auf welchem wirst du wandern? Auf einem fremd und einsam auf dem andern, daneben wartet dunkles Unbehagen. Das Wegekreuz zerrt dich zu beiden Seiten, womit es dich dazwischen stehen lässt. Und eine Eiseskälte hält dich fest, entstiegen aus den tiefsten Winterzeiten. In diesem kalten Griff ist jeder Schritt ein Sichverkehren und ein Endloswinden, bis es dich abseits von den Wegen zieht. Das Dunkle bringt ganz eig’ne Wege mit, nun gilt’s, sie ohne Wegekreuz zu finden. Schon eine Glut macht einen Unterschied. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  5. Moin @Peter Jansen, hier haben wir ein Herbst-Gedicht, das gar nicht so sehr den Herbst und seinen Einfluss auf die Natur in den Fokus rückt. Nein, hier geht es ganz um den Menschen und wie er sich in dieser Zeit auf sich besinnen kann. Wenn alles um uns herum sich verändert, passen wir uns an und das kann uns durchaus auch gut tun. Diese Idee, nicht abermals über die bunten Blätter und die frischen Winde zu schreiben, finde ich gut. Allerdings fallen mir doch formal und sprachlich ein paar Schwächen auf. Insbesondere stoße ich mich etwas daran, große Begriffe nur zu erwähnen, statt das, was sie aussagen, zu umschreiben, zu verbildlichen. Aber lass uns im Detail schauen: Metrum und Reim: xXxXxXxxA XxXxXxXxXxxBb xxXxxXXxXxA XxxXxXXxxBb Reimlich ein solider Kreuzreim. Metrisch aber ist hier jeder Vers sehr uneinheitlich. Mit einen Blick auf folgende Strophen wird deutlich, dass das vorherrschende Metrum der Anapäst bzw. der Amphibrachys zu sein scheint. Ich finde es auch nicht verkehrt, wenn du zwischen Amphibrachys und Anapäst wechselst. Kritiker sagen eh, der Amphibrachys sei ein Anapäst mit fehlender unbetonter Silbe am Anfang^^ Sicher mag man auch dein ungeordnetes Metrum verteidigen können. Immerhin geht es um den Herbst, der einen Wandel mit sich bringt. Aber derart ungeordnet liest sich die Strophe - gerade als Einstieg in deinen Text, da sie hier den Ton vorgibt - sehr unschön. Sprache und Inhalt: Das typische Naturschauspiel des Herbstes wird hier angeschnitten, das finde ich als Einstieg legitim, bevor es dann in den weiteren Strophen an deinen konkreten Inhalt geht. "Wir" werden hier aber auch schon benannt. "friedlich begrenzt" und "Zaun" finde ich unnötig doppelt. Hier hättest du stattdessen die Gelegenheit, viel deutlicher zu machen, dass der Herbst ein sehr willkommener Gast ist, der einfach über den Zaun hüpfen darf. Vorschlag: Der Herbst ist gekommen, nun siehe und staun', er bringt der Natur ihre goldenen Gaben. Er springt über Felder und unseren Zaun wir freu'n uns, ihn bei uns zu haben. In meinem Vorschlag habe ich jetzt konsequent einen 4-hebigen Amphibrachys genutzt. Durch das Weglassen des inhaltlich doppelten "friedlich begrenzt" können wir dem Herbst mehr Leben einhauchen. Ich habe hier zudem einen Anfangsreim mit bringt-springt eingebaut, was die erste Strophe nochmal lebhafter macht. Das ist nun eine dieser Strophen, die mir überhaupt nicht gefällt. Du benennst ihr einfach nur große Wörter wie "Dankbarkeit", "Zuversicht" und "Demut", aber was da wirklich hinter steht, was das für das lyrische Ich oder die anderen Protagonisten deines Textes bedeutet, wie es sich anfühlt, das bleibt ein Geheimnis. Auch die "neue universelle Währung" kommt sehr gestelzt daher, und so habe ich in dieser Strophe so gar kein Herbstgefühl. Tatsächlich würde die Aussage deines Textes kaum verändert, wenn du diese Strophe einfach streichen würdest. Wäre es mein Text, würde ich sie einfach löschen^^ Denn mit der Folgestrophe geht es ja wieder ganz anders weiter, und es knüpft viel besser an die erste Strophe (deine und meine) an: Metrum und Reim: xXxXXxxXxX XxxXxXxxX xxXxxXxXxxX xxXxXxxXxX Auch hier metrisch uneindeutig, wobei der Amphibrachys oder Anapäst in Teilen schon besser durchklingt. Der Reim auf "zurück-Strick" ist ein leicht unreiner Reim, aber das ist verschmerzbar. Sprache und Inhalt: Auch "Geduldsamkeit" ist wieder einer dieser Begriffe, die doch lieber erzählt statt benannt werden sollten - das tust du in den folgenden Versen ja auch, daher verstehe ich nicht, warum es dieses Wort nun braucht. Doppelt ist auch wieder "verbunden", "alle" und "an einem Strick ziehen", denn sie alle meinen "gemeinsam". Wieder also viel Potenzial, dem Text mehr Leben einzuhauchen Vorschlag: Und nun lauschet dem Herbst, wie er flüstert im Wind: Geht hinein in die Häuser und macht euch bereit. Die Natur soll erfahren, wie dankbar wir sind, lasst sie atmen und ruhen - sie hat nun die Zeit. Ich habe hier einmal den Aspekt des "was wir schon haben" aus deiner Strophe 1 mit eingebracht. Hier kommt also dieser Erntedank-Aspekt rein und dass wir nun auch der Natur zurückgeben und der Herbst ja auch für Sie Erneuerung bedeutet. Dieser Strophenvorschlag ist nun übrigens im Anapäst und unterscheidet sich damit dann von meinem Strophe-1-Vorschlag im Amphibrachys. Metrum und Reim: xXxxXxxXxxX XxXxXxXXxX XxXxxXxX XxXxxXxXxX Auch hier metrisch wieder alles durcheinander. Der Reim auf "bezweckt" kommt außerdem sehr gesucht rüber, da der Vers auch keine wirkliche Aussage mehr liefert. Dazu mehr unter Sprache und Inhalt: Die Einkehr ist bereits in der vorigen Strophe sehr deutlich von dir beschrieben worden, hier wird keine neue Dimension damit aufgedeckt. Auch dass der Herbst uns zu dieser Einkehr gebracht hat, hattest du schon einmal erwähnt. Ich find Wiederholungen ja nicht schlimm, aber dann sollen sie uns doch irgendeine neue Seite offenbaren. Tatsächlich sorgt deine Wiederholung eher dafür, dass der gemütliche, gesellige Teil der Strophe grob abgerissen wird. Vorschlag: Wir kuscheln uns ein, holen Brettspiele raus und legen die Bücher aufs Tischchen beim Sessel. Die Dunkelheit draußen macht uns hier nichts aus. Wir machen ein Feuer und rühren im Kessel. Hier wieder ein Amphibrachys nun. Fand den Reim von Sessel-Kessel niedlich, das steht zeitlich aber wahrscheinlich etwas im Widerspruch zu den Brettspielen, die ich eher neuzeitlich einordnen würde. Metrum und Reim: xxXxxXxxXxxX xxXxxXxxX xxXxxXxXxxX xxXxXxxX Sehr schöner Anfang, die ersten beiden Verse klingen sehr flüssig und gefallen mir auch bildlich. Hier kehrt nun die Ruhe und die damit verbundene Möglichkeit zur Selbstreflektion ein, das mag ich. Auch dass Vers 2 und 4 jeweils einen Versfuß weniger haben sollen, bringt ihr einen schönen Rhythmuswechsel rein, die inhaltlich gut passen kann. Leider sind Vers 3 und 4 metrisch aber wieder unsauber verarbeitet. Der Reim mit "bestellt" ist wieder sehr gewollt, das Wort passt hier nicht rein. Vorschlag: Nimm Dir Zeit für Dich selbst, also blicke auf Dich, schreibe auf, was Dir alles gefällt. Lasse los was Dir lästig ist, an und für sich, lass nur zu, was den Tag dir erhellt. Metrum und Reim: xxXxXxXxXxxX xxXxxXxxX xxXxxXxxXxxX xxXxxXxxX Nach der Idee des Wechsels von Anapäst und Amphibrachys wäre zweiterer wieder dran. Darauf muss man aber auch nicht pochen... Sehr unsicher ist metrisch aber der erste Vers. Sowas ist eben immer sehr unglücklich, weil der erste Vers das Metrum vorgibt und als Lesehilfe für die folgenden Verse dient. Wenn da der Wurm drin ist, kann man einfach nicht flüssig weiterlesen. Auffällig ist die Wiederholung des Reims Zeit-bereit, was ich aber ganz schön finde. Quasi als Rückbesinnung auf das Davor. Vorschlag: Und tauchst du erst ein in die goldene Zeit, kann kommen, was immer auch will. Mit Feuer im Herzen, für Kälte bereit, und Ruhe im Geist, bleibst du still. Metrum nun im Wechsel wieder im Amphibrachys, deine gekürzten Zeilen bleiben dabei. Ich find den Reim mit will-still nicht ideal, weil "still bleiben" durchaus keine rein positive Konnotation hat, aber auf die Schnelle ist mir auch keine andere Idee gekommen. Metrum und Reim: xxXxxXxxXxxX xxXxxXxxX XxxXxxXxxX xXxXxxXxxX Hier überwiegend wieder der Anapäst. Metrisch ist aber bei Vers 3 und 4 noch viel zu tun. Die Reime passen. Sprache und Inhalt: "Toleranz" wieder einer dieser Begriffe, die doch beschrieben viel besser wirken würden. Er kommt mir hier aber ohnehin eher deplatziert vor bzw. die Strophe macht irgendwie einen moralischen Rundumschlag aus dem eigenen Reflektieren. Viel schöner fände ich, hier nicht vorzugeben, was man nach seiner Selbstsuche und -findung tun oder lassen sollte. Denn das ist wird doch so vielfältig sein wie die Farben der Herbstblätter^^ Vorschlag: Lass ein Licht Dir hell leuchten und teile es gern, schenk ein Lächeln, wo vorher keins war. Gib es Fremden und Freunden von nahe und fern, denn so kommen wir alle uns nah. Hier bin ich nun etwas von einem meiner jüngsten Texte beeinflusst, in dem ich genau diesen Reim mit war-nah auch geändert habe. Und genau wie dort, ergibt es hier nun auch eine Schöne Dynamik am Zeilenende mit fern und nah. Das doppelte "nahe" und "nah" stört mich dabei auch gar nicht, weil das eine räumlich gemeint ist, während das andere das emotionale meint. Alle Änderungen zusammengefasst sähe dein Text dann nun so aus: Goldene Zeit Der Herbst ist gekommen, nun siehe und staun', er bringt der Natur ihre goldenen Gaben. Er springt über Felder und unseren Zaun wir freu'n uns, ihn bei uns zu haben. Und nun lausche dem Herbst, wie er flüstert im Wind: Geht hinein in die Häuser und macht euch bereit. Die Natur soll erfahren, wie dankbar wir sind, lasst sie atmen und ruhen - sie hat nun die Zeit. Wir kuscheln uns ein, holen Brettspiele raus und legen die Bücher aufs Tischchen beim Sessel. Die Dunkelheit draußen macht uns hier nichts aus. Wir machen ein Feuer und rühren im Kessel. Nimm Dir Zeit für Dich selbst, also blicke auf Dich, schreibe auf, was Dir alles gefällt. Lasse los was Dir lästig ist, an und für sich, lass nur zu, was den Tag dir erhellt. Und tauchst du erst ein in die goldene Zeit, kann kommen, was immer auch will. Mit Feuer im Herzen, für Kälte bereit, und Ruhe im Geist, bleibst du still. Lass ein Licht Dir hell leuchten und teile es gern, schenk ein Lächeln, wo vorher keins war. Gib es Fremden und Freunden von nahe und fern, denn so kommen wir alle uns nah. So, das war es! Das war nun sehr viel, dein Text hat aber auch viele Strophen. Wie gesagt, die eine könnte wirklich wegbleiben und alle anderen kann man mit etwas Mühe auf jeden Fall rund schleifen. Meine Vorschläge sollen dabei nur Anregungen sein, sie geben ja auch in gewisser Weise eine Interpretation ab, so wie ICH den Text gelesen habe. Das kann von dir aber natürlich ganz anders gemeint oder von anderen ganz anders gelesen werden. Hab mich auf jeden Fall gern mit deinem Text beschäftigt, da kann man viel rausholen 🙂 LG Dali Lama
  6. Moin @EndiansLied, freut mich total, wenn du den Text auch eigenständig für sich betrachten kannst, das war mein Ziel und Wunsch 🙂 Vielen Dank für deine Interpretation, das trifft meine Intention sehr gut. Dieser hinterlassene Eindruck, dass etwas Neues beginnt, war mir hier wichtig. Das Pendel dreht sich weiter, auch wenn es aus der Bahn geraten ist. Auf einer anderen Bahn zwar, um eine andere Mitte, aber irgendwann findet es seine runde Umlaufbahn wieder. Danke fürs Vorbeischauen, LG Dali Lama
  7. IX - Die ewige Umarmung Mit Blut besiegelt und so soll es sein: Da ist ein Wunsch, den du noch nicht gesprochen, noch nicht erdacht hast, hinter deinen Knochen. Da steckt er scharf und tief im kleinsten Klein. Kaum merklich wächst er in dir weiter an. Was würde wohl von dir noch übrigbleiben, sobald der Wunsch versucht, herauszutreiben, wenn er schon jetzt so in dir brennen kann? Und irgendwann wird dieser Wunsch dich spalten. Dann wird ein halbes Wesen auf die Suche geh’n, sein Herz der and‘ren Hälfte zuzutragen. Was jetzt nicht ist, wird sich nicht ewig halten, dann werdet ihr euch umeinander dreh’n. Was halb nur ist, soll hier zusammen schlagen. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  8. Moin Claudi, ja, ich finde das jetzt eigentlich auch ganz charmant. Ich werde die Änderung übernehmen 🙂 Nachdem der Reim auch noch frei ist, kann ich das auf jeden Fall machen - bei so einem großen Gefüge muss man ja immer schauen, dass es reimlich nicht fad wird bzw. Dopplungen nur gewollt und bewusst auftreten 😄 LG Dali Lama
  9. VIII - Der dunkle Teil des Ganzen Die Wünsche tröpfeln, wie aus einer Wunde. Du nimmst nicht weniger als alles hier. Gib ihnen keinen kleinen Teil von dir, am Ende geht doch alles eh zugrunde. Doch einer dort hat wohl den Tag bestohlen und eine ganze Stunde sich verschafft. Erschlag ihn! Bis der Schädel offen klafft. Zerreiß‘ ihn! Brich! Du kannst dir alles holen. Und wenn du über allen and’ren stehst, ist’s dir gegeben, dass sie knien sollen. Genieße sie, wie einen roten Wein, nimm einen, bis du dann zum nächsten gehst. Und dann vergeh‘! Es gibt nichts mehr zu wollen. Mit Blut besiegelt und so soll es sein. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  10. Moin @Anaximandala, das ist spannend, weil ich selbst am Pendel und fast alle anderen "nichtfigürlichen" Vertreter in meinem Kranz am wenigsten Spaß hatte XD Du hast es auf jeden Fall sehr gut interpretiert: Das Pendel markiert einen Wandel, eine Veränderung, die sich auf das lyrische Du auswirkt. Deshalb ist das Pendel durchaus ein wichtiger Text, aber persönlich mehr Freude hatte ich mit den figürlichen Teilen, mit den Menschen, die den Mondkönig auf seinem Weg begleiten, begleitet haben oder noch werden 🙂 Ja, fühl ich. "zerbarst" als 3. Person Singular im Präteritum ist nicht das allergeläufigste für das Ohr. Diesen Aspekt des Zerberstens, Auseinanderbrechens oder -fallens, finde ich an der Stelle schon wichtig, das muss aber nicht durch "zerbersten" ausgedrückt sein, ich könnte auch in Richtung "aneinander/miteinander brechen" gehen. Allerdings sind die reimlichen Möglichkeiten auf "warst" extrem begrenzt, ich müsste also auch den vorigen Vers anpassen. Ich habe gerade mal in meiner Arbeitsdatei nachgeschaut: Ein Reim mit "nah" wäre noch offen, ich könnte das also etwa so umdrehen: Da schwang das Pendel eng um einen Kern, kam näher und auch ihr wart euch so nah. Bis dann der Kern zerbarst und nicht mehr war. Die Splitter stoben fort und war’n dir fern. Wäre eine Alternative, mit der ich durchaus leben könnte. Find da auch den Kontrast am Ende der Zeilen zwischen nah-fern ganz nett. Was denkst du? Danke fürs Beschäftigen, LG Dali Lama
  11. Ich sehe diesen Versuch, von oben herab zu diktieren, wie man zu reden hat, einfach nicht stattfinden. Bisher war bei mir noch keiner vor der Tür und hat mich abgeführt, wenn ich nur den generischen Maskulinum benutze. Tatsächlich ist das in meiner Arbeit sogar gang und gäbe, wo ich Leichte Sprache schreibe - darum sagte ich auch: Gender ja, aber nicht überall und nicht um jeden Preis. Aber es ist mir doch verdammt nochmal so unfassbar egal, ob der Brief vom Finanzamt nun Bürger*innen anspricht. Wenn da dann jeder mitgemeint sein kann, soll mich einzelnes Würstchen das doch nicht kümmern. Das einzige, was hier gerade von oben herab ist, sind SchwarzPoets Äußerungen über Minderheiten und wo diese zu stehen haben.
  12. Dali Lama

    Sch(l)aflos

    Moin @maerC, also in all dem Humorigen ist dein Text doch durchaus auch ein Fröhlicher bist Düsterer! Mir gefällt, dass es so unbeschwert anfängt, könnt ein Kinderreim sein und dann bringst du immer weiter diese fast schlafparalytische Idee eines Alptraums mit ein. Lass uns einmal genau schauen: Schön^^ Hier haben wir zwar den Konflikt schon angedeutet, aber als Wortwitz ist das...witzig^^ Metrum und Reim: xXxXxXxAa xXxXxXxAa (XxxXxxXXx genaugenommen) xXxXxXxB (XXxXxXxX genaugenommen) xXxXxXxB (xXxXXxxX genaugenommen) Mann kann es wohlwollend durchgehend als 4-hebigen Jambus lesen, aber abgesehen vom ersten Vers gibts da schon sehr variable Betonungsweisen, einige Wörter sind eigentlich zu stark um unbetont zu sein. Der Reim ist ein beschwingter Paarreim, die verleihen der ersten Strophe hier eben diesen Kinderreim-Charme. Sprache und Inhalt: Ich hatte überlegt, ob es kausal sinnvoller wäre, Vers 1 und 2 zu tauschen. Vorschlag: Wenn ich noch wach lieg und nicht schlafe Dann zähl ich täglich meine Schafe. Eigentlich ganz gut so. Ansonsten passt hier aber alles, ein fröhlicher Einstieg mit typischer Schäfchenzählbildlichkeit. Spannend fände ich die Frage, ob die 120 eine tiefere Bedeutung hat. Wie 120 Sekunden, ein Zehnfaches von 12, die Zahl auf der Uhr oder die Anzahl der Monate in einem Jahr, hmhm^^ Metrum und Reim: xXxXxXxCc xXxXxXxCc xXxXxXxDd xXxXxXxDd xXxXxXxEe xXxXxXxEe Die Strophe hat 2 weitere Verse mit Paarreim angehängt, sie unterscheidet sich damit dynamisch auch zur ersten, erscheint hektischer, was ja inhaltlich auch sehr gut passt. Das lyrische ich ist aus seinem strukturierten Zähltraum herausgebrochen und befindet sich plötzlich in einem unbekannten Setting. Man könnte argumentieren, dass in diesem Sinne auch der unreine Reim (bzw, die Assonanz?) schlafen-Braven durchaus Sinn macht, dazu aber gleich mehr. Sprache und Inhalt: "gefressen" ist nicht zu beanstanden, gewohnter ist in dem Kontext aber vielleicht "gerissen"? Den unreinem Reim hatte ich eben schon angesprochen, den mag ich insbesondere nicht, weil der "alte Brave" irgendwie nach einer recht gewollten, umständlichen Beschreibung für den Hammel klingt. Meine erste Idee wäre folgende, um die beiden zusätzlichen Verse auch nochmals abzuheben, einen Abschluss mit betonter Silbe. Vorschlag: Ich konnt nicht schlafen, stundenlang war ich um ihn ganz schrecklich bang Metrum und Reim: xXxXxXxFf xXxXxXxFf xXxXxXxGg xXxXxXxGg Hier passt metrisch alles, reimlich ist aber wieder-müder wieder unrein. An dieser Stelle mag ich den unreinen Reim allerdings, da er inhaltlich den gestörten Schlaf unterstreicht. Ich hätte es tatsächlich, da sich anschließend die Schlaf-Traum-Situation so zuspitzt, ganz cool gefunden, hier eine weitere strophische Steigerung zu haben. Eigentlich könnte die Folgestrophe mit dieser hier zusammengelegt werden, sodass du ganze 8 Verse in der Strophe hast, nochmal 2 mehr als vorher, doppelt so viel Dynamik als in der ersten fröhlich-harmonischen Strophe. Sprache und Inhalt: Die hunderzwanzig Felle sind geschickt. Der aufmerksame Schaf-Fabeln-und-Geschichten-Kenner wird schon ahnen, dass der Schafspelz hier möglicherweise eine Überraschung bereithält. Die Energie aus der vorigen 6-Zeilen-Strophe ebbt hier durch die 4 Verse nun aber tatsächlich etwas ab, der künstliche Abbruch nimmt die Spannung für mich. Metrum und Reim: xXxXxXxHh xXxXxXxHh xXxXxXxIi xXxXxXxIi Metrisch hier auch wieder sicher, saubere Reime auch. Konsequenterweise könnten wir sagen, dass hier sicher auch ein unreiner Reim gerechtfertigt sein würde. Sprache und Inhalt: Da haben wir nun nämlich den Wolf im Schafspelz. Die Anspielungen auf die Zähne und die Augen referieren direkt auf Rotkäppchen, wo sich der Wolf ja desselben Verkleidungstricks bedient. Ich finde es aber ganz gut, dass du diese Verkleidung gar nicht aufdeckst, es bleibt ein unbekanntes Lauern, das das lyrische Ich und und die Leserschaft im Nacken kitzelt. Manchmal ist das Unausgesprochene ja das Bedrohlichere. Ich mag allerdings "erregen" nicht, das Lauern könnte das lyrische Ich verunsichern, verängstigen, "erregen" aber ist offenbar dem Reim geschuldet. Vorschlag: Zwei Augen blitzen hastig auf Und in mir ruft es leise: Lauf Metrum und Reim: xXxXxXxJj xXxXxXxJj xXxXxXxKk xXxXxXxKk Metrisch und reimlich soweit in Ordnung, eeeetwas unglücklich finde ich nur, dass die Interjektion "gähn" in Vers 1 betont sein soll und in Vers 3 darauf unbetont, da fällt es auch etwas schwer, "gähn" ist schon sehr stark. Diese letzte Strophe ist nun wieder bei 4 Versen. Auch das finde ich konsequent, die Rückkehr zum Anfang, zum ruhigen Schafezählen, die Zahl stimmt, alles ist in Ordnung. Sprache und Inhalt: Für die Leserschaft bleibt hintergründig dieses ungute Gefühl, dass da etwas lauert! Aber das lyrische Ich ist, endlich, zu müde, darüber noch weiter nachzudenken. Das Abdriften ins Reich der Träume hast du hier visuell durch Kursivschrift auch nochmal schön verdeutlicht. Alles in allem hat mir dein Text gut gefallen, besonders diese bloße Idee der Bedrohung, die aber nie ganz konkret benannt wird, hast du sehr schön umgesetzt. Gern gelesen! LG Dali Lama
  13. VII - Der Sternzug Sie zeichnet Strich um Strich auf dunklem Grunde ein gold’ner Funke aus, und eine Reise. Wo Staub und Nebel war’n, ist eine Schneise, und an den Enden sind zwei halbe Runde. Was halb nur ist, will zueinanderstreben, so kreisen auch um dich die Hälften weiter. Und deine Schneise ist dir endlos breiter, um dir das alles und noch mehr zu geben. Und diese Hälften, Sterne, lassen hoffen, wie sie zu Bildern sich zusammenballen: Ein Wandel bringt auch deine Sternenstunde. Halt deine Arme für die Sterne offen und sieh nur, wie sie dir entgegenfallen. Die Wünsche tröpfeln, wie aus einer Wunde. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  14. Moin @Carlos, Wahnsinn, da offenbarst du mir einen Aspekt, an den ich beim Schreiben unter keinen Umständen gedacht hätte und doch fügt er sich ganz wunderbar in diese Zeilen! Danke fürs Augenöffnen. In der Tat kann die Selbstaufgabe ja auch etwas sehr erotisch Hingebungsvolles sein^^ Moin @Georg C. Peter, sorry, dass ich nun bei Nachfragen zu Bildern und Inhalten immer nur nebulös bin. Es zählt ja auch gar nicht unbedingt nur, was ICH mir dabei gedacht habe. Wie Carlos zeigt, lassen sich davon ab noch ganz andere Dimensionen finden. Nachdem ich aber ihm auch schon die "Selbstaufgabe" gesteckt habe: Ja, dafür ist der Text hier eine Metapher. Selbstaufgabe in einem ganz bestimmten Kontext und damit betrifft es dann auch einen für mich ganz konkreten Menschen. Auf der astronomischen Seite (du fragtest nach Planeten) führt der Text hier auch den im vorigen Text angesprochenen Zyklus des Mondes weiter, hier allerdings bildlich recht hintergründig mit der Form der Kralle bzw. dem "Strich". Aber wenn du Sado Maso in der Räucherkammer liest, macht mich das durchaus auch glücklich, diese neue Lesart ist ganz herrlich 😄 LG Dali Lama
  15. Moin SchwarzPoet, da willst du nun also ganz einen auf Bundesregierung (alte wie neue) machen und uns weißmachen, dass man sich immer nur um ein Problem zur Zeit kümmern kann? Zum Glück gibt es ja für jedes Problem andere Menschen, die sich verantwortlich fühlen und Ahnung haben. Und ach wie schrecklich harmonisch wäre die Welt, wenn man Virologen über Virenschutz reden ließe und Klimaforscher über Klimaziele. Aber Herbert, 58, Facebook-Genie will ja auch mitreden! Und krass: Er darf das, freie Meinungsäußerung und so. Genauso in der Debatte um gendergerechte Sprache. Nie betroffen gewesen von Ausgrenzung und Missachtung, ein privilegiertes Leben geführt, aber ein Wunsch nach Anerkennung von einer Minderheit bringt so viele, die es nicht betrifft, auf die Palme. Deine Idee finde ich in ihrer Grundannahme gefährlich und menschenverachtend. Aber interessant, dass du es selbst offenbar so siehst, dass die Minderheiten aktuell unterdrück werden von der tonangebenden Mehrheit. Das Recht des Stärkeren kickt gut! Vom Recht des Schwächeren hab ich ja noch nichts gehört. Eigentlich geht es ja auch nur um gleiches Recht für alle. Da soll der großen, starken Mehrheit nichts weggenommen werden. Oder darfst du dank der Ehe für alle nun nicht mehr heiraten? Genauso ist das mit der gendergerechten Sprache: Wenn es nunmal mehr gibt als den Mann, dann hat das auch hörbar und sichtbar zu sein - nicht überall, nicht um jeden Preis, ganz klar. Aber diese idiotische Angst vor Veränderung und einer unterdrückenden Minderheit (lol) hilft niemandem. LG Dali Lama
  16. VI - Rauch und Asche Und eine Kralle schrieb sich glühend ein in Haut und Fleisch und so viel Raum dazwischen. Der erste Strich war still, dann kam ein Zischen, der zweite Strich drang tief in Mark und Bein. Und sie, die willentlich den Schmerz ertrug, ließ für den dritten ihren Willen ziehen, und für den vierten Strich die Kraft, zu fliehen, kein Atem mehr, nur Rauch in jedem Zug. Und keine Stimme mehr, kein Gegenhalten: Der fünfte Strich zieht sich von selbst, so heiß, sie brennt, und Asche steigt aus ihrem Munde. Und noch mehr kann sie mit der Hand nicht halten. Der sechste wird ihr letzter Strich, sie weiß: Sie zeichnet Strich um Strich auf dunklem Grunde. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO
  17. Moin @Carlos, danke fürs Vorbeischauen! Der Text hier ist Teil eines Sonettenkranzes und wird sich - im besten Fall - im Gesamtgefüge besser erklären. Gern will ich aber trotzdem hier schon etwas Einblick geben: Grundthema des ganzen Kranzes ist der "Mondkönig", wer oder was das genau ist, ist erstmal nicht wichtig, das soll die Konsequenz aus allen anderen Texten sein. Die Thematik des Mondes und was damit verbunden ist, symbolisch aber auch astronomisch und astrologisch spielt dabei in allen Texten immer wieder eine mal mehr mal weniger deutliche Rolle. Insbesondere der Zyklus des Mondes soll sich...zyklisch verändern^^ In gleicher Weise will ich aber auch die personifizierte Veränderung des "Mondkönigs" beschreiben, da gibt es Aspekte der Vergangenheit, wie Zurückgelassenes und Verlorenes, Aspekte der Gegenwart und Aspekte der Zukunft, wie Wünsche, Träume. Da spielt entsprechend das "du" rein. Wie diese generellen Gedanken zum Kranz nun konkret auf "das Pendel" zutreffen, würde ich aber gern erstmal noch offen halten wollen. LG Dali Lama
  18. Moin @Ostseemoewe, stark 🙂 Danke für die Nachricht, ich hege keinen Groll und freue mich auch auf ein gutes Miteinander. Ich wil ja auch gern bleiben in eurem Forum 😉 LG Dali Lama
  19. V - Das Pendel Vom ersten Licht und seiner Poesie bis hin zur letzten Unaussprechlichkeit: Das Pendel schwang schon eine Ewigkeit, umkreiste Sandkorn und auch Galaxie. Da schwang das Pendel eng um einen Kern, kam näher und auch ihr wart euch so nah. Bis dann der Kern zerbarst und nicht mehr war. Die Splitter stoben fort und war’n dir fern. Und auch der Ewigrunde gab sich auf. Das Pendel schwang dahin und her im Wahn. Was sich so nah war, soll‘s nie wieder sein. Die nächste Ewigkeit nahm ihren Lauf. Das Pendel schwang erneut auf weiter Bahn und eine Kralle schrieb sich glühend ein. Dali Lama | September 2022 Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO _______________________ Ursprüngliche Version: V - Das Pendel Vom ersten Licht und seiner Poesie bis hin zur letzten Unaussprechlichkeit: Das Pendel schwang schon eine Ewigkeit, umkreiste Sandkorn und auch Galaxie. Da schwang das Pendel eng um einen Kern, dem du so nah und noch viel näher warst. Bis ihr zu nah wart und der Kern zerbarst. Die Splitter stoben fort und war’n dir fern. Und auch der Ewigrunde gab sich auf. Das Pendel schwang dahin und her im Wahn. Was sich so nah war, soll‘s nie wieder sein. Die nächste Ewigkeit nahm ihren Lauf. Das Pendel schwang erneut auf weiter Bahn und eine Kralle schrieb sich glühend ein.
  20. Moin @Nesselröschen, ja, manchmal braucht es diesen Moment, in dem man sich ein Herz fasst und einfach da ist. Und wenn man selber daran wachsen kann, ist das doch win win^^ Danke fürs Vorbeischauen 🙂 LG Dali Lama
  21. Moin @Anaximandala, vielen Dank, dass du vorbeigeschaut hast! Ich verstehe total, dass man bei so einem Zyklus, erstmal sehen will, in welche Richtung das geht. Das ist nun Fluch und Segen so eines Zyklus - und einer Postingbegrenzung 😄- : Alles hängt miteinander zusammen und entblättert sich dann mit jedem weiteren Text. Ich habe aber auch, bei mir selbst und bei anderen Kränzen, bemerkt, dass das Meistersonett, das alle anderen zusammenhält, oft das unterwältigendste ist. Es lebt eigentlich nur durch all das, was die anderen Texte zuvor erzählt haben. So hoffe ich, dass die einzelnen Teile ihre eigenen kleinen Geschichten haben, die auch ohne das Drumerhum funktionieren. Hehe, die Bilder werden tatsächlich mal mehr mal weniger diesen "Sternennebel"-Charakter haben und im weiteren Verlauf wird die Thematik auch immer wieder eine Rolle spielen. Ich hoffe, das fügt sich für dich dann auch inhaltlich gut ein, ansonsten hast du mit den Bildern wahrscheinlich nicht so viel Freude 😄 Moin @Claudi, auch dir Dankeschön fürs frühe Vorbeischauen! Ich hab ja durchaus auch meine Lieblinge unter den Kranzsonetten, wenn die leer ausgingen und am Ende die Aufmerksamkeit nur beim Meistersonett lägen, wäre das echt traurig 😄 Freut mich, dass du weiter vorbeischauen willst bei meiner.... "Sonettflix-Produktion" ^^ Ich hoffe, die nächste Folge wird dir gefallen - da stelle ich nicht direkt einen "wen" vor. LG Dali Lama
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.