Die Ratgeber, die in Regalen auf bedürftige Geister warten,
versprechen uns inneren Frieden.
Nur eines muss gelingen.
Ich soll mein wahres Selbst erkennen.
Dann wird alles gut.
Dann bin ich nicht mehr getrieben.
Dann bin ich ein guter Mensch.
Also fange ich an zu bohren.
Häute mich selbst.
Ich versuch es alleine.
Nutze die Worte kluger Frauen und Männer.
Sitze in Gruppen mit anderen angebohrten Köpfen.
Manch einer glaubt sich schon ganz nah
am wahren Kern.
Wie fühlt es sich wohl an,
wenn man endlich auf die erwünschte Substanz trifft?
Woran werde ich es bemerken?
Keine dunkle Gedanken mehr?
Keine Ängste oder Zweifel?
Jeden Tag mit einem Lächeln beginnen?
Bereit, jeden Menschen zu umarmen?
Ich weiß es nicht.
Die Bohrer sind inzwischen alle stumpf.
Ein Körper voller Löcher.
Eine Seele ohne Mantel.
Ich bin auf nichts Wahres gestoßen.
Ihr wollt wissen, was ich gefunde habe?
Zerrissenheit.
Bilder, die ich nicht sehen will
und keinem zeigen mag.
Gelüste, die ich am liebsten wieder zugeschüttet hätte.
Viele Wünsche, die nach Aufmerksamkeit schreien.
Letztlich nur ein heilloses Durcheinander.
Keine Spur vom wahren Selbst.
Ihr wollt es genau wissen, was ich gefunden habe?
Ich nenne es
Lebendigsein.