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Vogelflug

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Alle erstellten Inhalte von Vogelflug

  1. Mir gefällt das Gedicht sehr, Bernd. Es spricht mich an. Ich empfinde meine eigene Sehnsucht nach älteren Kindern, die ich zu selten sehe. Viel zu selten. Als wäre ein Meer zwischen uns. 🦅
  2. Vogelflug

    Zeitgeschichte

    1926 Mit Oh! und Ah! und Toll! freuten viele Hausfrauen sich. Worüber denn, worüber nur? Es gab 'ne neue Küche, und fast jeder konnte sie kaufen! Endlich nicht mehr so viel laufen, alles knapp und klug bemessen. Es wurde ihnen vorgerechnet, wie viele Schritte täglich sie vor der Frankfurter Wunderküche unablässig gehen mussten beim Heizen, Schnippeln, Kochen, Anrichten, Geschirrspülen, … Die Moderne erreichte die Frau und schenkte ihr mehr Zeit, sich zu pflegen. Taylorismus – was für ein Segen! Dann Krieg, Hunger, ideologische Wirren (auch Männer können sich mal irren) und schließlich nach allem Ungemach ein Wirtschaftswunder! Der Fleischkonsum brach mit voller Wucht ins Leben. So wurde aus manch hübscher Person mit Papas ehrlich erarbeiteter Kaloriensumme 'ne richtige Wirtschaftswunderwuchtbrumme. Wir drehen am Zeiger der Uhr: 2020 Endlich setzt sich ein Gedanke durch, der unsere Bäuche und Popos ohne Hunger und Alchimie zurück in gesündere Formen bringt: Jeden Tag mindestens zehntausend Schritte und jede*r findet seine seelische Mitte … 🐷
  3. Die Pünktchen-Zeilen kannst du gern als Formular verstehen und jeweils dein eigenes Elend düsterer Tage einsetzen. 😉
  4. Vogelflug

    Blume auf Latein

    Das verstehst du offenbar ganz falsch. Jede / Jeder soll sein wie er / sie / es ist. Ich bin Mann. Muss mich nicht verändern. Bin mit jemand zusammen, die Frau ist. Cosmo ist nicht eindeutig in seinem Geschlecht. Es sucht jemand, der / die / das damit klarkommt. Kann Mann, Frau. Divers sein. Muss uns, da wir mit Cosmo keine Beziehung haben wollen, völlig egal sein. Können trotzdem Cosmos Freunde sein. Ha! Da ist Sina. Sie, eindeutig Frau, hat alles mögliche mit Männern versucht und durchlitten. Findet das auf Dauer nicht gut für sich. Auf Frauen steht sie aber auch nicht. Da lernt sie Cosmo kennen, diese seltsam uneindeutige Wesen. Sie treffen sich, und nach ein paar Treffen kommen sie sich näher ... und erzählen uns, ihren gemeinsamen Freunden, eines Tages ganz glücklich, dass sie sich gefunden haben. Und dass ihr Abenteuer Liebe begonnen hat - wie bei Milliarden anderen Menschen auf der Welt. Mal so, mal so miteinander verbandelt. Sich vielleicht wieder lösend, andere Bande findend, ... Und wir freuen uns, was alles möglich ist zwischen Himmel und Erde. Und vielleicht auch darunter.
  5. Vogelflug

    Blume auf Latein

    Lieber Carlos, ich empfehle dir dringend, den nächsten für dich erreichbaren CSD-Marsch der LGBTQ-Bewegung zu besuchen. Wer da alles wen umarmt und küsst und anlächelt und Händchen hält ... Wer, wie ich selbst auch, fast sein ganzes Leben in der Hetero-Blase verbracht hat, wird beim CSD erstmals eine Ahnung davon bekommen, wie vielfältig "das menschliche Geschlecht" im Sexus ist. Wer es wahrnimmt, wird gerade eine neue Geschlechter-Bewusstseins-Revolution erleben, die einen Riesenschritt in Richtung "Es ist egal, wie du bist, wie du liebst!" schafft. Raus aus dem Versteckspielenmüssen all derer, die nicht ins bisher als das "Normale" Bezeichnete passen! Da wird sogar ein Kleiner Prinz möglich, der einen Rose küsst. Bevor du jetzt wetterst, dass diese ganze deumodische Zeug albern und sinnlos und krank ist, versuche dir vor- zustellen, ob du in einer prüden Gesellschaftsphase wie vor - weiß der Kuckuck - zweihundert Jahren vielleicht, leben und lieben wollen würdest. Von damals bis heute, wo wir schon so offen mit Liebe, Sex, Beziehung, Seiten- springen, Akzeptanz von Schwulen und Lesben undsoweiter umgehen dürfen, waren einige Revolutionen nötig. Willst du noch 99,9 % unterwürfige Frauen erleben, die sich ihrem Schicksal Mann einfach so zu fügen hatten? Wir werden sicherlich älter und können manche Wendung im menschlichen Miteinander nicht so ohne Weiteres mittanzen, aber die Entwicklung ist folgerichtig. Die Dinge müssen sich ändern, um gerechter zu werden. Die Liebe, die Erotik gehen dabei nicht verloren. Vielleicht manche Spielregel. Aber das schaffen wir schon. Die Liebe überwindet jede Schranke.
  6. Elend eines düsteren Tages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dann, plötzlich, Sonne! die Blüten in dir ziehen Saft und öffnen sich und strahlen und du schaust staunend zu
  7. Ja siehst du, Patrick, ich habe versucht darzustellen, dass es ganz verschiedene Gründe gibt, die ganz unterschiedliche Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen dazu führen können, ds eigene Leben nicht mehr weiterleben zu wollen. Punkt. Und ich denke, es ist nicht richtig, all das mit "bei dem stimmt was nicht", wie immer man es auch ausdrückt, zu erklären. Wie schlimm wir das auch immer finden mögen, dass jemand adieu sagt. Es gehört zur Freiheit jedes Menschen. Leben müssen ist genau so doof wie nicht leben dürfen. Finde ich. Es gibt kein Missverständnis zwischen uns in dieser Sache. Und die Andersartigkeit unserer Ansichten hat schon gar nichts mit einer Formulierungsfrage zu tun. Wir denken einfach unterschiedlich darüber. Das ist alles. Nicht schlimm. Ich halte es aus. Übrigens würde ich auch niemanden so ohne weiteres gehen lassen oder gar dazu ermutigen. Ich würde um jeden Menschen, der mir nahe steht, kämpfen. Aber selbst meiner Tochter habe ich gesagt "Wenn du es nicht aushältst, dieses Leben, dann werde ich dir keine Vorwürfe hinterher schicken. Ich würde unendlich traurig sein, aber dich auch verstehen". Gerade wenn man in einer so verrückten Zeit wie der jetzigen erwachsen wird, finde ich es absolut verständlich, alles infrage zu stellen. 🦅
  8. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Da ich ja Carlos' Argumentation gut folgen kann, hier eine leichte Überarbeitung, die ich gelungen finde. Etwas muss man ja essen! denkt jemand in mir. Im Vorraum steht noch halbgares TKGemüse und muss weg. Die Ukraine bekommt polnische Panzer. Also auf den Ofen damit, hintere Zone. Lorbeerblätter rein, Pimentkörner dazu, kräftig pfeffern, etwas Salz. Vorn, wo es besonders heiß ist, freut sich die kleine Pfanne. Butter rein, aufschäumen lassen, Mehl dazu. Schnell eine Zwiebel schneiden, nicht zu grob, nicht zu fein, dazugeworfen. Jeff Beck ist gestorben. Die FreestyleMehlschwitzeZwiebeln bräunen langsam vor sich hin. Biden ist vergesslicher als befürchtet. Ich liebe die Brauntöne beim Zwiebelnbraten. Der Duft betört bodenständige Frauen. Glaub ich. Jeff Beck war mit Rod Stewart in einer Band. Ach du scheiße! Langsam wird es Zeit, den Pfanneninhalt hinüber zu schütten. Die Reste davon haften am Pfannenboden. Mir fällt das dunkle Bier ein. Klappt gut. Pfanne wieder sauber. Alles sanft köcheln lassen. Im Schrank lauert ein Weihnachtsgeschenk vom vorigen Jahr: Eine VielzweckSchüssel namens "Aphorism", Made in China. Die Suppe wird, durch das Bier, exotisch säuerlich. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Eher mittel. Dazu Weißbrotscheiben, vorher angeröstet. Das Leben könnte so schön sein. In Afghanistan herrschen die Taliban. Und wenn noch einmal Texte von mir gedruckt werden, musst du, @Darkjuls, eine Besprechung auf die Kulturseite der Mitteldeutschen Zeitung lancieren ... 🙃 Hat mir viel Spaß gemacht, deine Interpretationen zu lesen. Auch die "Verteidigung". Kann ich alles annehmen.
  9. Hallo! Ja, da kann ich auch nicht anders, als es - schön finden -
  10. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Du schlägst einen ganz gefährlichen Ton an @Darkjuls - ich kann es ganz ernsthaft bemüht verstehen, noch den letzten Hintersinn aus meiner Kochshow herauszulesen, aber auch als fein ironischen Beitrag einer Kommentatorin, die vor Lachen kaum an sich halten kann ... Gehe ich nun ernsthaft auf jeden Auslegungsversuch ein, würdest du wahrscheinlich losbrüllen vor Lachen. Überginge ich es, wärst du vielleicht enttäuscht, dass ich so ignorant bin. Ich sag mal, ich hatte in der Küche zu tun und habe nebenher Radio gehört, das eine oder andere aufgeschnappt und aus allem dann einen Textauflauf gebacken. Nicht mehr und nicht weniger. Bezüge hin und her darf jede*r Leser*in selbst anstellen. Der Stoff gibt es her. Danke auf jeden Fall auch an dich, dass du's gelesen und behandelt hast. Übrigens denke ich nicht ständig an Nazis, wenn irgendwo die Farbe Braun aufleuchtet. Auch wenn ich manchmal den Eindruck erwecke, ich gebs zu. Natürliche Gelb-braun-grau-Töne geören sogar zu meinen liebsten Farbschattierungen. Im Herbst durch trockene, ungemähte Wiesen zu streifen, ist ein Traum für mich. Jedes Jahr wieder. Und danke @Nesselröschen! Kurz zu dem zusamengesetzten WortUngeheuer: Die setze ich schon seit Ewigkeiten immer mal hin. Irgendwann schrieb mir jemand, der es mit dem Lesen schwer hat, also lange Worte zu erfassen, lange Sätze zu überschauen usw., dass diese Form ihm ein wenig hilft, in zusammengesetzte Worte Struktur zu bekommen. Das hat mich bestärkt, es doch immer mal wieder so zu machen. Aber ursprünglich war es nur eine Spielerei. Bis demnächst. 🦅
  11. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    ... und ist so alltäglich! Gute Geschäftsmänner sagen "Das Geld liegt auf der Straße!" Ich finde meine Gedichte in der Küche. Na ja, nicht alle.
  12. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Danke für deinen Beitrag, @Sternwanderer! Auf deine Frage: Ich war selbst überrascht. Es dauerte länger, aber irgendwie doch zusehends - das langsame dunkler Werden geschah wie in Z E I T L U P E ... Ein sehr schönes Braterlebnis. Vielleicht war die relativ hohe Temperatur des Holzfeuers verantwortlich, dass das so geklappt hat. Ich wünsche jeder und jedem, die / der gern kocht, einen so schönen Ofen wie unseren.
  13. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Danke auch dir, @Joshua Coan! Also deine Frage "Warum auch?" hat Carlos gut beantwortet. Der Text gehört eindeutig in die Kategorie lyrische Prosa - prosische Lyra. In solchen Fällen geht eigentlich meist noch was. Und im Moment neige ich Carlos's Ansicht zu, möchte aber nicht das Ganze wegnehmen, was er vorschlägt, sondern den breiteren Block bis inklusive der Weißbrotszene. Den Rest lasse ich wahrscheinlich. Aber wie oben schon gesagt, ich schlafe mal drüber. Vielleicht ziehe ich auch noch einen HNO-Arzt zurate. 😉
  14. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    So was musste ja kommen, @Carlos - damit habe ich gerechnet. Also dass es zu lang ist. Noch bin ich ganz selbstverliebt in meinen Text. Aber ich kann deinen Einwand absolut nachvollziehen. Für heute lasse ich es erst mal so, vielleicht setze ich morgen die Motorsäge den elektronischen Radiergummi an. Oder es kommen noch zweite Meinungen, die mich das Ganze wieder ganz anders ansehen lassen. Auf jeden Fall schlafe ich noch mal drüber, wenn ich dazu komme. Danke für dein offenes Wort! 🦅
  15. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Danke, @Uschi R.! Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet, wo du doch eine romantisch militante Reim-Poesie-Lyrik-Verfechterin zu sein scheinst ... 😁 Schön, wenn meine Art zu schreiben trotzdem ankommt.
  16. Vogelflug

    Die Suppe vom 12.1.

    Etwas muss man ja essen! denkt jemand in mir. Im Vorraum steht noch halbgares TKGemüse und muss weg. Die Ukraine bekommt polnische Panzer. Also auf den Ofen damit, hintere Zone. Lorbeerblätter rein, Pimentkörner dazu, kräftig pfeffern, etwas Salz. Vorn, wo es besonders heiß ist, freut sich die kleine Pfanne. Butter rein, aufschäumen lassen, Mehl dazu. Schnell eine Zwiebel schneiden, nicht zu grob, nicht zu fein, dazugeworfen. Jeff Beck ist gestorben. Die FreestyleMehlschwitzeZwiebeln bräunen langsam vor sich hin. Biden ist vergesslicher als befürchtet. Ich liebe die Brauntöne beim Zwiebelnbraten. Der Duft betört bodenständige Frauen. Glaub ich. Jeff Beck war mit Rod Stewart in einer Band. Ach du scheiße! Langsam wird es Zeit, den Pfanneninhalt hinüber zu schütten. Die Reste davon haften am Pfannenboden. Mir fällt das dunkle Bier ein. Klappt gut. Pfanne wieder sauber. Alles sanft köcheln lassen. Im Schrank lauert ein Weihnachtsgeschenk vom vorigen Jahr: Eine VielzweckSchüssel namens "Aphorism", Made in China. Die Suppe wird, durch das Bier, exotisch säuerlich. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. So mittel. Das Radio erzählte mir neulich, das, was man hierzulande in "ChinaRestaurants" vorgesetzt bekäme, hätte so gut wie nichts mit chinesischer Küche zu tun. Das glaube ich gern. Das in Deutschland beliebte süß-sauer-scharf kenne man in China, wenn überhaupt, nur in einer kleinen Region in Sezuan. Ja, die Deutschen sind eben sehr spezialisierte Feinschmeckerinnen und Feinschmecker. Und Feingeister. Aphorism. Auch ein Kanten KastenWeißbrot wartet darauf, zermalmt zu werden. Ich tu ihm den Gefallen. Nicht ohne die Scheiben vorher anzurösten. Das Leben könnte so schön sein. In Afghanistan herrschen die Taliban.
  17. Klar hast du ein paar heitere Formulierungen reingebracht, Darki, aber so ein Gedicht unter "Humor & Satire" einzuordnen - - - darauf wäre ich nicht gekommen. Ich drück dir die Daumen. 🦅
  18. Super. Finde ich irre stark, Carolus. Danke für das Leseerlebnis. Danke 🦅
  19. Hallo! Das klingt jetzt aber sehr radikal / absolut / übergriffig, @Patrick. Ich gehe davon aus, dass der Mensch, der sich mit dem Gedanken beschäftigt, das (ungewollte) Geschenk Leben abzulehnen, Gründe dafür hat. Meist ist es Leid, schier unerträgliches Leid. Manche Menschen kommen durch philosophische Überlegungen zu dem Schluss, ihr eigenes (Weiter-)Leben abzulehnen. Manche Menschen sehen sich in einer Lebenssituation, in der sie sich wie ein überflüssiges Puzzleteil empfinden - es passt einfach nichts - und kommen dann zu dem Schluss, nicht unbedingt dazugehören zu müssen. Das alles mit psychischer Störung zu erklären, scheint mir sehr empathielos. Man sagt schnell mal, wenn man das Gegenüber partout nicht versteht: "Du bist doch verrückt!". Damit meint man oft nur, dass man den Anderen nicht versteht oder seine Haltung nicht teilt. Wenn es aber um existenzielle Fragen geht, sollte man (denke ich) stiller, sensibler reagieren. Egal ob in einer konkreten Situation oder in einem dichterisch-philosophischen Gedanken-Austausch. Das Ziel sollte gegenseitiges Verstehen, bestenfalls Annäherung sein, nicht das Fällen von Urteilen. Ging mir so durch den Kopf ---------------------------------------------------------------------------------------------------- 🦅
  20. Ich lese still begeistert mit ... Danke Claudi, dass du dir immer mal Zeit mimmst, solche Beiträge zu schreiben. In vielem kann ich gut folgen. Ergänzen möchte ich, dass gerade bei diesem "nachhaltig" entscheidend ist, wofür man den Text schreibt. Soll er nur fürs Gelesen werden da sein, müsste man solche Stellen wahrscheinlich überarbeiten. Käme der Text aber, beispielweise im Kabarett oder in der Faschingsbütt zum Vortrage, bietet so ein rhythmischer Ausrutscher beste Gelegenheit, ihn besonders herauszuheben - durch gekonnt auffallende Betonung, bewusst aus dem Sprechrhythmus gezogen. Dann wäre der "Fehler" sogar ein Pluspunkt. Wie man überhaupt beim laut Sprechen vieles entgegen der "Gesetze des Dichtens" durch zusätzlich Pausen interessant begradigen kann. Finde ich. So. Senftube wieder zu. 🦅
  21. Doch noch mal eine Antwort, Carlos. Das scheint so, wenn man sich die Kette an Vorfällen nicht immer mal vor Augen führt / führen lässt. Auch in Deutschland können wir in den letzten Jahrzehnten auf eine ganze Reihe von Todesfällen und natürlich viel mehr Übergriffenvon Polizisten gegen Geflüchtete, insbesondere gegen dunkelhäutige Menschen, gegen Nicht-deutsch-Geborene, gegen Menschen vom Rande der Gesellschaft, gegen Umwelt- und Antifa-Demonstrierende und ähnliche Personengruppen zurückblicken. Ursache dafür scheint oftmals das Fehlen humanistisch-demokratischer Grundhaltungen bei den Beamten zu sein, dem sich das Bewusstsein einer gewissen Allmacht (oben nannte ich es Privilegien) hinzugesellt, also Sonderrechte, die der Polizei unter bestimmten Bedingungen erlaubt, Menschen festzuhalten, Leibesvisitationen vorzunehmen, Menschen festzusetzen, Gewalt anzuwenden uswusf. Die Gesetze, die ihnen das ermöglichen, lassen sich offenbar gummibandartig auslegen / dehnen, und wenn es gelingt, Polizisten überhaupt in die Situation zu bringen, dass eventuelles Fehlverhalten von der Öffentlichkeit und den Gerichten hinterfragt bzw. untersucht und gegebenenfalls bestraft werden könnte / sollte / müsste, können sich Polizisten zweier Aspekte immer noch nahezu hundertprozentig sicher sein: Vor Gericht wird einem Polizisten, einer Polizistin immer noch fast naturgesetzmäßig mehr geglaubt als jemandem, die / der sich mit selbiger anlegt UND, wenn alles gegen den/die beschuldigten Beamten spricht, gibt es immer noch den Korpsgeist, der dafür sorgt, dass durch Zeugen-Aussagen von Kollegen / Kolleginnen Hintertürchen offen bleiben. Dann hat man irgendwas gesehen, das das Verhalten des beschuldigten Beamten rechtfertigt, dann hat der beschuldigte Beamte einen einhellig guten Leumund - "Nein, er hat sich nie abfällig gegen farbige Mitbürger geäußert. Im Gegenteil, er ist Fan von Assamoah und Harry Belafonte!" Das überzeugt die allermeisten Richter, Staatsanwälte, Journalisten und wer sonst noch damit betraut ist, Beamte in bestimmten Situationen und ihr individuelles Verhalten einzuschätzen. Fast immer wird vorausgesetzt, dass der Polizist / die Polizistin mit hoher Sicherheit voll und ganz auf dem Boden des Grundgesetzes steht und nur den Schutz der darin verbrieften Rechte der Bürger*innen im Auge hat. Aber das ist falsch. Die Entscheidung Polizist zu werden, fällen Menschen eher aus Fragen wie: Was bringt es mir an sozialer Absicherung, Polizist zu werden? Sicheres Einkommen, Beamtenstatus mit allen möglichen Vergünstigungen - natürlich als Ausgleich für einen harten und teilweise gefährlichen Job, das stelle ich nicht in Frage. Aber wenn man sich Berufsanfänger ansieht, die häufig gern bewusst in diesen "Kriegerbund" eintreten, um sportlich trainiert und mit dem Gesetz im Rücken mal dort aufräumen möchten, wo ihrer Meinung nach die Individuen in der Gesell- schaft zu finden sind, die "immer Ärger machen". Die paar Ausbildungsstunden, die auf die Bildung eines Bewusstseins zielen, dass alle Menschen der Gesellschaft erstmal grundsätzlich gleichwertig sind, scheinen ihr Ziel nicht bei allen, ja nicht einmal bei der Mehrheit der Polizisten zu erreichen. Ich habe selbst nicht wenige sehr unterschiedliche Situationen mit Polizisten erlebt. Daher kann ich meine Einschätzung so schreiben. Es gibt coole, es gibt spürbar an einem demokratischen Menschenbild orientierte Polizisten, die ihren Job sauber machen. In der Mehrzahl erlebe ich Polizisten aber als feindselig gestimmte Typen mit Betonbildern im Kopf. Bilder von Gruppen, die sie nicht mögen. Bei denen dann schlimmstenfalls "der Colt lockerer sitzt" als bei anderen. Was ich extrem bedaure, ist, dass es trotz aller Probleme um diese Berufsgruppe keine ergebnisoffene öffentliche Diskussion über Polizei gibt. Es gibt (fast) nur fraglos der Polizei vertrauende Leute und Leute, die die Polizei hassen und am liebsten auf den Mond schießen wollen. Und das fängt bei denen an, die einfach nur nicht geblitzt werden wollen. Was man in Kneipen, auf Sportplätzen usw. für Meinungen über die Polizei hören kann, ist oft viel hasserfülter, als ich je denken und empfinden könnte. Da tut mir der gemeine "Bulle" richtig leid. Hochkomplexe Gesellschaften brauchen Ordnungs-Wahrer und gegebenen- falls -Durchsetzer. Aber keine Psychopaten in Uniform. Die müssen aussortiert werden. Du lebst im historischen Westen Deutschlands. Vielleicht unterscheidet sich das Zusammenleben von Bürgern und Polizei dort auch immer noch ein wenig von dem hier, im Osten. Hier ist die allgemeine Unzufriedenheit wohl größer, denke ich. Darum ist die Lage gespannter. Aber das ist ein sehr individueller Eindruck. Jetzt hast du so viel zu lesen bekommen. Beim nächsten Thema bin ich wieder kürzer und bündiger. Liebe Grüße aus dem Vogelflug 🦅
  22. Danke, @Dionysos von Enno, danke @Carlos! Ja, ich freue mich, wenn es rüber kommt zum Leser, zur Leserin. Dieser Skandal, dieses Verbrechen braucht irgendwann ein Ende, das nur möglich wird, wenn die von den Teilen der Öffentlichkeit, zu denen ich gehöre, Beschuldigten überführt sind oder sich schuldig bekannt haben. Des Mordes, des Vertuschens ihrer Straftat, des Schweigens wider besseren Wissens, der Verarschung der Öffentlichkeit, des Schädigens des (nie erreichten, aber hoffentlich von den meisten Menschen erstrebten) öffentlichen Friedens - in dem Fall durch eine wohl rassistisch motivierte schwere Straftat durch Beamte in Polizei- uniform. Bevor jemand, der den Vorgang überhaupt nicht kennt, zusammenzuckt: Es liegen so viele Indizien und Beweise vor, dass der Suizid des betroffenen Afrikaners faktisch vom Tisch ist, dass man ganz offen von Mord als Grund für den Tod sprechen "darf", das ist gerichtlich festgestellt worden. Dass es bisher nicht zu juristischen Schuldsprüchen gekommen ist, liegt einerseits an der Schweigemauer, welche die Beamten, welche etwas Erhellendes dazu sagen könnten, gebildet haben und an der eklatant fehlerhaften und gebremsten Ermittlungsarbeit von Polizei selbst (wen wundert's?) und der Staatsanwaltschaft, die wohl auch einiges mehr hätte investieren können. Ob von "ganz Oben" ein dringender Hinweis / Druck auf die jeweils verhandelnden Gerichte ausging, dass auf keinen Fall ein derartiges Verbrechen in die (Welt-)Öffentlichkeit gelangen darf, kann man nur vermuten, aber es liegt nahe. Welcher führender Saubermännerstaat der westlichen Demokratie will erklären, warum so etwas durch seine bestprivilegiertesten Staatsdiener*innen (entschuldige, Carlos) wieder- holt möglich ist. (Mit Privilegien meine ich hier die Möglichkeiten, als Polizisten Macht gegen Menschen ausüben zu können, nicht Superbezahlung oder Ähnliches.) Lieber Carlos, über Gendersprache haben wir uns in der Vergangenheit schon öfters streitend ausgetauscht. Ich verstehe deine Haltung und werde nie mehr tun, als meine Meinung daneben stellen. Ich habe meine Gründe, es so zu vollziehen, du hast deine, dagegen zu sein. Ich habe auch oft Schmerzen, wenn ich (in meinen Augen) schlimmen Sprachquatsch wahrnehme. Bekloppte und meist völlig unnötige Verenglischung des Deutschen, die Unfähigkeit, einfachste und tatsächlich hilfreiche Schreibregeln der (nicht mehr ganz) neuen Rechtschreibung zu übernehmen, komisches Anwenden von aben- teuerlichster Zeichensetzung mit "künstlerische Freiheit" oder ähnlich abstrus zu verteidigen, ... okay, dann soll es halt so sein. Ich frage nach, warum er oder sie es so macht, steckt Lernfähigkeit in der Person, teile ich gern mein Wissen, das bei Weitem nicht vollkommen und perfekt ist, aber wer nicht will, wird von mir dann auch in Ruhe gelassen. Carlos, ertrag es einfach, wenn ich es in wenigen (literarischen) Texten für richtig halte, zu gendern. Und ich werde es ertragen, wenn du die Genderer mal wieder zu Idioten erkären willst. Ich glaube selbst ganz fest, dass dieses gegenwärtige Gendern nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Irgendwie geht es weiter, solange der Mensch als Spezies noch kann. Gott segne die Freiheit, die Gleichheit, das solidarische Miteinander, die Liebe und die Natur. Und alle Menschen, die guten Willens sind. 🦅
  23. Guten Morgen Carlos, die guten Geister seien mit dir! Ich wünsche dir schnelle Genesung. Du bist ja bestens gerüstet. Wir lesen uns! 🦅
  24. U N G E R E I M T E S 7.1.23, nachmittags in Dessau So viele schöne Menschen! Lächeln heiligt den Moment. Der Bahnhof wirkt verstopft. Niemand wird blockiert. Verwunderte Blicke Unbeteiligter. PTK heizt den Versammelten ein. Füße beginnen zu tanzen. Skeptisch schaut die Polizei. Wer hören will, hört zu, versteht, worum es hier gerade geht. Vor achtzehn Jahren starb ein Mensch in dieser Stadt, in „Polizeigewahrsam“, wie das heißt. Mieseste Polizeiarbeit beweist, dass mit ihm die Wahrheit begraben werden sollte. Die Gerichte gaben sich letztlich zufrieden: Der Korpsgeist funktioniert, also ist die Sache geklärt. Wer verstehen wollte, verstand: Das verläuft im Sand. Diese Wahrheit ist gefährlich – für die Polizei, für die Politik, für den deutschen Staat. So legte man und pflegte man und hegte man ganz wundergläubig ernst bemüht die Verschleierkraut- und Lügensaat. Das Dessauvolk war voll zufrieden, es gab, ganz schnell erklärt, bloß einen Zellensuizid von einem unbequemen Gast, der sich wohl selbst gerichtet hat – gefesselt auf dem Rücken hat er sich Houdini-mäßig entfacht. „Beweismittel“ „bewiesen“, wie einfach er's gemacht': Bericht, 7.1.05 In einer besonders sicheren Ausnüchterungszelle, leer bis auf eine schwer entzündbare Matratze, soll der Delinquent, welcher sich anmaßte, im berauschten Zustand (?) zwei Dessauer Frauen nach der Uhrzeit zu fragen, welche daraufhin, solcherart bedroht, die Polizei riefen, die auch prompt kam, den „einschlägig bekannten“ „Herrn“ "in Gewahrsam" zu nehmen - - - spätestens hier gehen Zeugenaussagen, Schlüsse aus Polizeiprotokollen sowie Schlüsse aus nichtstaatlich, von antirassistischen Aktivist*innen betriebenen, wissenschaftlichen, also forensischen Untersuchungen, welche bei fragwürdigen Vorgängen ganz selbstverständlich von Polizei und Staatsanwaltschaftz betrieben werden sollten, welches jene aber auch erfindlichen Gründen nicht taten und bis heute nicht konsequent tun wollen, so viele Indizien und Beweise für Fremdverschulden (wer soll es dann gewesen sein, am frühen Morgen, dort, im zentralen städtischen Polizeirevier?), spätestens hier und dann immer weiter gehen die Ansichten auseinander. Und, dann? Zottelhaarige Aktivist*innen – mutige Antirassist*innen, machen also einen Job, den die, die dafür kassieren, nicht tun. Und sie machen es gut. Sie fanden mit Beweismacht heraus: An den Händen der Polizisten klebt Blut! Das Blut nicht nur eines Ermordeten, der in ihren „Gewahrsam“ geriet … Du brauchst Zeit, wenn du die Geschichte nicht kennst, du brauchst Empathie, sie mit dem Herzen zu verstehn. Bleib einfach eine Weile dabei, hör zu, während wir weitergehn! Die Menschen vom Bahnhof, teils von weit her, ziehen durch Dessau und sprechen davon, Jahr für Jahr. Und es werden immer mehr. Sie rufen Parolen, und tanzen und wissen: Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht. Und wenn auch erst beim Jüngsten Gericht ... P.S. Das ist ein Erinnerungs-Gedanken-Sprach-Steinbruch. Ich wollte es kurz nach der jüngst erlebten Demonstration loswerden. Als in Ansätzen teilverdichtetes Zwischenergebnis. Ich bin kein Rapper, das merkt man sicher sofort. Aber die gute, kraftvolle Stimmung, welche von der dort performten Musik aufgenommen und verstärkt wurde, sollte sich im ungereimten Bericht und Gesang etwas wiederfinden.
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