Ohne mich
Manchmal wünsche ich mir, 10 Jahre in die Vergangenheit reisen zu können. Meinem früheren Ich zu sagen, dass es besser auf sich und sein Herz aufpassen soll.
Wenn ich etwas darüber nachdenke, bin ich davon überzeugt, dass ich die Fehler erneut begehen würde. Das tue ich jetzt schließlich auch. Laut schreie ich, dass ich mehr Prinzipien brauche, dass ich mich verändert habe und weiß, was ich will. Doch in meinem Kopf läuft die Dauerschleife meines immer währenden Ohrwurms, der mir weiß machen möchte, dass ich unsicher, altruistisch und inkompetent bin. Beweis mir das Gegenteil. Ich wünschte, dass ich das könnte. Mich von meiner selbst überzeugen. Allen anderen zeigen können, wer ich bin und was ich kann.
Stattdessen lecke ich meine Wunden aus Kindheitstagen und bringe mein Gehirn dazu mehrere hundert Kilometer zurück zu wandern in das Tal der Einsamkeit, in dem ich mich eins befand. Vielleicht fühle ich mich dort wohler, als mir bewusst ist. Dinge, die mir gesagt wurden, spielen sich immer wieder in meinem Kopf ab. Auf voller Lautstärke höre ich nur, dass ich nicht genug bin. Vermutlich hat sich das so tief eingebrannt, irreversibler Schaden, der mit einer bloßen Therapie lediglich ausgelüftet wird, wie eine muffige und verschwitze Decke am morgen. Fenster sind aufgerissen, doch der Geruch des Schweißes und der mit offenem Mund erlebten Träume schweben in der Luft.
Es tut genauso weh wie damals.
Alles ist anders, folglich sollte ich das doch auch sein. Anders denken und handeln, reifer sein, mutiger sein, entspannter sein und nicht so viel auf die Meinung und die Worte anderer geben. Doch stattdessen hänge ich, sitze fest, hinter den von mir aufgestellten Mauern. Rufe, dass mich nie wieder jemand so verletzten wird und baue gleichzeitig eine Tür, damit jeder sie einrennen kann, sobald er möchte. Sobald er mir nahe treten will. Sobald er mich verletzten will. Damit ich mich so ungenügsam wie beim ersten Mal fühle, als mir jemand klarmachte, dass ich nicht perfekt sei. Vielleicht brauche ich die Distanz, weil sie gleichzeitig Nähe schafft. Es gibt einen Grund zu reden, etwas zu klären, sich nahe zu kommen und sich erneut zu finden. Ein kleiner Neuanfang, als wäre nie etwas passiert. Wir fangen bei null an. So wie immer. Wir wachsen zusammen und zerstören daraufhin, was wir mit großer Mühe aufgebaut haben. Bedingungslose Akzeptanz und Zuneigung, würde ich gerne erfahren. Von mir. Von anderen.
Das Verständnis, was ich versucht habe für jeden Menschen der mir etwas bedeutet aufzubringen, und durch die Realität, dass nicht jeder dir das gibt, was du ihm gibst, enttäuscht wurde. Jeder lebt in seinem kleinen Universum und entscheidet, was subjektiv betrachtet das Richtige für sich ist. Ich wäre bereit mein Universum zu teilen, in ein Neues reinzublicken; aber auch nur dann, wenn ich die Gewissheit habe, dass dieser Mensch nicht wegläuft. Wegläuft als wäre ich ein Bär auf der Jagd nach Futter. Wegläuft, als hätte ich etwas getan, was man nicht verzeihen kann. Mich anschweigt, als wäre ich es nicht Wert eine Erklärung zu bekommen. Mich ignoriert, als wäre ich nicht vollkommen, oder gar existent. Stattdessen warte ich, bettle ich, bitte ich um eine einfache Antwort. Immer und immer wieder. Mit der Hoffnung, dass jemand kommt, bei dem ich keine Angst haben muss, dass genau das, was immer passiert, passiert. Und während ich warte versuche ich unweigerlich anderen Menschen mit ihren Problemen zu helfen. Höre ihnen zu, beschäftige mich mit ihren Anliegen, zerbreche mir den Kopf, rede meinen Mund fusselig. Ebenso wie ich mich stundenlang mit alten, bereits gesehenen und auswendig gelernten Serien vergnüge.
Nur, damit ich mich nicht mit mir selbst beschäftigen muss. Nur, damit ich mich nicht selbst dabei ertappe, wie ich de Fehler begehe, vor denen ich andere bewahren möchte. Nur, um mir das Gefühl zu geben Nichts fühlen zu müssen, weil ich weiß wie schwer es ist sich mit seinen eigenen Emotionen auseinanderzusetzen und es lediglich weiß, da ich nie gelernt habe, was es bedeutet, sich mit seinen Emotionen auseinanderzusetzen, da dies bedeuten würde reden zu müssen, und reden eine Fremdsprache für uns war und ist.