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Kunstersatz

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  1. Der Umschlag, Schlafrock der Liebesbriefe, ist nunmehr nur noch ihr Leichenhemd, ihre letzte Ruhestätte ein Schuhkarton, einst vertraute Absender, heute fremd; Eine Postkarte, aus einem fernen Land, nach langer Reise in geselliger Runde, zusammen mit allerlei Glückwünschen, froher als auch schlechter Kunde; Zeilen voll verschmitzter Verliebtheit, riechen noch immer nach Rosenblüten, aus einer Zeit, bevor wir uns trafen, werde mich heut vor solch Eiden hüten; Alles aus Tinte gegossene Erinnerungen, bleiben länger farbig, als graue Zellen, gleich einer Träne im Fluss des Vergessens, schlagen sie in meinem Herzen Wellen;
  2. Kunstersatz

    Drachendreck

    Lauschet artig, denn ich greif in die Saiten, tut gut dran, Herz und Ohren zu weiten... Es gab eine Zeit, da tobte ein Wurm, der fegte übers Land, gleich einem Sturm, der pflügte die Höfe, brannte die Felder, verschwand brüllend über die Wälder, So ging es zu, jahrein und jahraus, in denen der Drache, frönte dem Braus. Einst erschien ein Recke, wohlgestählt, ein Held, auf den ein jeder zählt, er schlich, achtsam, zum Schuppentier, schnarchte selig, roch nach Blut und Bier, doch noch ehe der Recke hob die Klinge, ich von seinem feurigen Ende singe. Herzhaft rülpste der Drache ihn an, zu Asche ward der starke Mann, die der Wurm blies aus seinem Hort, wehte über Berg und Tal hinfort, geriet einem Rattenfratz ins Äugelein, starb fiepend inmitten der Brüderlein. Das graue Pack schwor blutige Rache, einer piepste sogar laut, „Tod dem Drache“, so zogen die Ratten über Berg und über Tal, Krähen besangen den Zuge im Choral, eine Spinne webte allen Seidenseile, bei Familie Maus rasteten sie eine Weile. Schließlich ward der Hort erklommen, da hieß sie schon die Bestie willkommen, mit rasselnden Schuppen kroch er daher, doch als er sie sah, konnte er nicht mehr, er lachte so laut, dass die Erde bebte, denn so etwas er noch nie erlebte. Zornig und rasend rannte die Meute, zu ihrer riesigen, spottenden Beute, die rollte sich auf den stachligen Rücken, lachte noch immer voll Entzücken, die Ratten über seine Klauen tanzten, sprangen mit Geschrei auf seinen Ranzen. Gemeinsam bissen sie herzhaft zu, der weiche Bauch gab nach im Nu, der Drache, der brüllte gar fürchterlich, die Peiniger trollten sich brüderlich, sausten Hals über Kopf aus dem Hort, über Stock und Stein, auf und hinfort. Der Drache folgte ihnen sogleich, stürzte aus dem Berg, schon kreidebleich, schlug schnaufend mit den Flügeln, konnte seinen Zorn kaum mehr zügeln, der einst adlerscharfe Drachenblick, nun durch Tränen ganz erstickt. Halb blind und zitternd stürzte er ab, fiel beulenübersät auf die Erde herab, röchelte dort sein mächtiges Leben aus, dass kannte doch nur Saus’ und Braus’, starb nicht im Kampf, sondern in Schande, besiegt von einer räudigen Rattenbande. Die tanzten rund um das Gebein des Drachen, nun leblos wie ein Stein, keine Klinge siegte in diesem Fall, sondern Keime, Viren und Pilzbefall, dem Drachen gab zuletzt den Rest, der schwarze Tod oder auch die Pest. Heut hausen die Ratten guter Dinge, die Ich natürlich am Ende singe, inmitten der zerfallenen Leiche, aus deren Bauch spross eine Eiche, da erzählt man sich noch heut die Sage, des Drachens und der rettenden Plage.
  3. Die Frage ist’s, die uns bewegt, seit jeher das Gemüt erregt, denn ist Wissen wirklich Macht, hat der Mensch sich selbst erdacht, befindet sich die Welt im Fluss, welche Sprache spricht der Kuss, wissen wir denn wirklich nichts, sind Schatten Kinder des Lichts, wohnt die Wahrheit in uns drin, geben erst wir dem Leben Sinn, soll man nach Höherem streben, ist’s denn eine Kunst zu leben, der Mensch des Menschen Tier, Frauen des Mannes schönste Zier, ist dies die bestmöglichste Welt, hört Freundschaft auf beim Geld, war der Mensch von Natur aus gut, wieso wäscht man Blut mit Blut, ist man der, der man glaubt zu sein, welches Gewissen ist schon rein, frisst der Teufel Fliegen in der Not, und ist Gott denn wirklich tot...?
  4. Ich hörte deinen ersten Schrei, sah dein erstes Lächeln auch, stand dir in Not und Freude bei, spürtest nie mehr als einen Hauch; Ich wachte über deine Schritte, doch habe ich sie nie gelenkt, manchmal auch der stille Dritte, hielt beschämt den Blick gesenkt; Ich sah dich am Abgrund stehen, doch fallen ließ ich dich nie, niemals konntest du mich sehen, nicht mal hören wenn ich schrie; Ich liebte dich schon immer, es konnte, durfte nur nicht sein, nun glücklich werde ich nimmer, trage die Last des Heiligenschein;
  5. Hallo @Wannovius, der blaue Nebel wäre ja Singular. Ich habe "der Duft der blauen Nebel" geschrieben um eine Mehrzahl der Nebel anzudeuten. Ich hätte natürlich auch "des blauen Nebels" schreiben können. Zu der Frage, warum so traurig, nun, in diesem Fall ist es einfach die Freude am makabren. Neben fantastischen Mären und Herzschmerz dichte Ich gerne gruftig. "Kunstersatz" habe Ich vor Ewigkeiten mal als ironische Bezeichnung für Grafik Design gelesen, mein einst angestrebter Karrierepfad. Eine Zeit lang nannte Ich meine gesammelten Gedichte Tintenfraß; Ich habe schon länger eine etwas antagonistische Beziehung zu meinen kreativen Ergüssen. Halb verliebt, halb missachtet. Nun, in der Zeit in der künstliche Intelligenzen nach Feder und Pinsel greifen, bin Ich aus meiner langjährigen Depression erwacht und benutze seelenlose Maschinen als Krücke um, künstlerisch gesehen, wieder auf die Beine zu kommen. Da fand Ich den Namen wieder passend. Vielleicht ist es auch etwas Dissoziation. Ich bin nicht mehr Ich. Ich bin nur der Ersatz - und das ist meine Kunst.
  6. Beerensüß, so ist der Duft, der blauen Nebel, unsre Luft wird knapp, wir atmen Not, erstickt vom Feuer, sind tot und schon längst gestorben, wie die Beeren verdorben;
  7. Kunstersatz

    Zauberspruch

    Du willst reden, auf ein Wort, hör gut zu, gleich hier vor Ort, denn wenn die Worte rauschen, wirst du bald auf ewig lauschen, sie reißen dich mit in ihrem Fluss, jeder Vers ein Flammenkuss, Blitze zucken aus meinem Mund, tut vielerlei Wahre Lügen kund; Hängst schon an meinen Lippen, willst von ihnen Worte nippen, herb und süß wie wilder Wein, voller Kraft und doch so fein; nichts wird für ewig währen, Süßes muss am Ende gären, so aus Trauben Wein gemacht, wie jedem Tage folgt die Nacht; Jede Silbe, jeder stumme Laut, geht dir gleich unter die Haut, selbst ein Seufzen ist Litanei, ein Hymnus das Wehgeschrei, welches auf ewig widerschallt, durch das All der Welten hallt, Worte silbern wie der Mond, der zwischen Sternen thront; Versteh doch, was Ich sagen will, lausche mir und schweige still, wie es seit jeher der Weisen Art, halt deine Meinung gut verwahrt, denn sind Worte erst gesprochen, aus deinem Herz gekrochen, verraten sie, wie es so schön heißt, bist zwar selig, doch arm im Geist; Überlass das zaubern freien Geistern, Schelmen, Narren, Hexenmeistern, selbst wenn man uns verlacht, steigert dies nur unsere Macht, über jene die uns doch verstehen, den Sinn im Unsinn funkeln sehen, gedenke dem, was Ich vergaß, die Verse sind alle, voll das Maß;
  8. @Joshua Coan Ah, wieder was dazugelernt. Alles klar, wird beim nächsten Mal berücksichtigt! @Wannovius Dankeschön und ja, das Meer ist in der Bibel kein sehr idyllischer Ort. Dem Chaos verwandt und voller Rätsel.
  9. Kunstersatz

    Seemannsbraut

    Der Sturm tobt seit Ewigkeiten, lässt mein Schiff über Wellen reiten, Tag und Nacht gibt's schon lange nicht mehr, alle Gestirne versanken im Meer, die Sonne, der Mond und die Sterne, sie gingen verloren in der Ferne; Mit Tauwerk ans Steuerrad bespannt, der Blick auf die raue See gebannt, bin der Letzte der noch aufrecht steht, werde von Tod und Verderben umweht, während Männer wie Kinder flehen, muss ich dem Sturm ins Auge sehen; Schwarz ist das Wasser, weiß die Gischt und als sich Himmel und Meer vermischt, entsteigt den Fluten eine Riesengestalt, unfassbar schön und doch bitterkalt, so herrlich das es jedem Manne graut, ja ich kenne sie, die Seemannsbraut; Sie sucht nach einem Wassermann, mit dem sie für immer tanzen kann, dieser Bräutigam, das soll Ich sein, geh ich mit ihr kehre ich nie mehr heim, wer Hochzeit feiert mit dem wilden Meer, macht eine Reise ohne Wiederkehr; Es wäre so leicht sich hinzugeben, denn alles Leiden hängt am Leben, kaltes Wasser füllte meine Lungen, ich hätte endlich genug gerungen, aber nein, noch gebe ich nicht auf, so nimmt das Schicksal seinen Lauf; Mitten in den Sturm halt ich hinein und sollt dies unser aller Ende sein, gehen wir unter ohne Weh und Klag, zum Sterben ist’s ein guter Tag, wir trotzen allen Urgewalten, kein Weib vermag uns zu halten; Das Meer will sich an mir rächen, will den Kahn in Stücke brechen, Leinen reißen und Ruder splittern, Segel zerfetzen und Männer erzittern, der Sturm peitscht mir scharf ins Gesicht, doch im Dunkeln seh' Ich ein Licht; Aufs offene Meer hinausgespien, so konnten wir dem Sturm entfliehen, der noch in unserm Rücken tobt, heute wird keiner mehr verlobt, auch so weiß von uns ein jeder genau, wir sind die ihren und sie unsre Frau;
  10. Hallo @Ruediger Bernhardt! Für einen Moment fragte Ich mich ob Einzelhaft irgendein Rapper ist von dem Ich noch nicht gehört habe, aber Ich gehe mal davon aus du meinst das Thema. Wäre als Interpretation durchaus denkbar. Meine war aber eher eine innere "Seelenhaft", um den Stand der damaligen Depression zu illustrieren. Ein Happy End war da nicht in Sicht. Die letzte, noch ungeschriebene Strophe hüllt sich in Schweigen. Vertont, so wie Unter Strom, habe Ich es noch nicht. Ist auch ein wenig kurz. Aber mal sehen.
  11. Kunstersatz

    Es

    Es ist so leis, ein Herz aus Eis, seine Träume sind so starr, erfroren, durch die lange Zeit, der Einsamkeit, in tiefer Dunkelheit; Es ist so hager, der Blick ist mager, seine Seele ist so dünn, ausgezehrt, durch die lange Zeit, der Einsamkeit, in tiefer Dunkelheit; Es ist so klein, ein Fossilienstein, seine Schale ist so hart, versteinert, durch die lange Zeit, der Einsamkeit, in tiefer Dunkelheit; Es ist so stolz, seine Worte spalten Holz, die Zunge ist so scharf, geschliffen, durch die lange Zeit, der Einsamkeit, in tiefer Dunkelheit; Es ist so lau, lebt nur zur Schau, seine Kraft ist so erschöpft, verbraucht, durch die lange Zeit, der Einsamkeit, in tiefer Dunkelheit;
  12. Hallo @asphaltfee! Freut mich das es dir gefallen hat, auch wenn es etwas ungeschliffen ist. Gehört zu meinen älteren Werken (Erstfassung 2006) da schrieb Ich noch wie es mir in den Sinn kam und hangelte mich von Strophe zu Strophe. Bin in dem Fall auch sehr dankbar für das umfangreiche Feedback. Das werde Ich mir auf jeden Fall zu Herzen führen und noch einmal daran schleifen.
  13. Kunstersatz

    Desdemona

    In einer sturmumtosten Nacht, bot sich meinem sterblich’ Blick, ein Schauspiel solcher Pracht, gar göttliches Geschick; Saß auf einer Klippe droben, ihr Leib aus Nacht und Finsternis, Haar aus Sternenlicht gewoben, die Stimme süße Bitternis; Trug ihr Leid dem Monde dar, solch Klang noch nie vernommen, den sie schaudernd dort gebar, als sei ihr alles Glück genommen; Zitternd schritt ich her zu ihr, sie schien so zart und so verletzlich, doch als der Blick sich hob zu mir, war sie eisern und entsetzlich; Schrecken ergriff mein Herz, Lippen weich und Schierlingsbitter, aus Krallen blühte heißer Schmerz, ihre Zunge sengender Splitter; So fiel ich auf den kalten Stein, alt und leer und ausgezehrt, ließ mich die finstre’ Maid allein, starb glücklich, dass ich sie genährt;
  14. Kunstersatz

    Unter Strom

    Hallo @Dionysos von Enno! Freut mich dass es dir und @Ruediger Bernhardt gefällt. Ja, ist mit Suno gemacht und definitiv von Rammstein, Oomph & Co inspriert. Als Ich den Text vor 15 Jahren verfasste hätte Ich mir nie träumen lassen Ihn jemals wirklich als Lied zu hören. Ist schon eine verrückte Zeit. Songtexte haben mich insgesamt mehr zum dichten inspiriert als klassische Lyrik, vor allem am Anfang.
  15. Kunstersatz

    Unter Strom

    Wer niemals saftlos, ausgebrannt, hat meine Schwäche nie gekannt, alle Kraft ist fort, verschwunden, hat sich meinem Griff entwunden; Alle Lichter sind nun aus, finster ist’s in meinem Haus, alle Uhren stehen still, nur der Magen schreit: ich will!; Gebt mir mehr Watt! (Watt!!) Gebt mir mehr Volt, gebt mir Joule und Ampere, ganz egal, Ich. Will. Mehr!!! Es begann mit Batterien, weil sie ganz laut „iss mich“ schrien, danach kamen Starkstromkabel, nach dem Mahl irreparabel, Heut trink ich’s direkt vom Netz, pfeif aufs Energiegesetz, bin wild nach blauem Feuer, es ist mir lieb und teuer; Gebt mir mehr Watt! (Watt!!) Gebt mir mehr Volt, gebt mir Joule und Ampere, ganz egal, Ich. Will. Mehr!!! Blitze rasen durch die Venen, wie sie sich nach Leben sehnen, Muskeln zucken, Nerven jucken, bis die Augen Funken spucken; Mit jedem Zug wird’s schlimmer, 1000 Volt und noch immer ist es nicht genug, oh nein, satt werd ich wohl niemals sein; Gebt mir mehr Watt! (Watt!!) Gebt mir mehr Volt, gebt mir Joule und Ampere, ganz egal, Ich. Will. Mehr!!!
  16. Kunstersatz

    Ohne Sahne

    Der Kuchen ist gut, probier ein Stück, du hast es dir wirklich verdient, es ist ein bisschen so wie beim Glück und dem hold der sich selbst bedient; Ob gut oder schlecht, papperlapapp, so trocken mag ich Kuchen nicht, er wäre nur verschwendet, ein Schnapp und weg, prosaisch, kein Gedicht; Die Lyrik liegt nur schwer im Magen, Kuchen ist für sich genommen ein Opus und lass dir eines sagen, auch ohne Sahne vollkommen; Ich werd ihn essen, diesen Kuchen doch werd ich ihn nicht genießen jeden einzeln Bissen verfluchen und mit schwarzem Kaffe begießen; Warum willst du ihn dir verderben, erfreu dich an dem zuckersüßen, ohne Sahne wirst du nicht sterben, lass nicht den Kuchen dafür büßen; Ohne Sahne will er nicht schmecken, nicht mir, da ich weiß wie es ist, sich die Finger danach abzulecken, wenn man genießt und nicht nur isst; Variante (mit Dessert statt Kuchen) Das Dessert ist gut, probier ein Stück, du hast es dir wirklich verdient, es ist ein bisschen so wie beim Glück und dem hold der sich selbst bedient; Ob gut oder schlecht, papperlapapp, so trocken mag ich Dessert nicht, es wäre nur verschwendet, ein Schnapp und weg, prosaisch, kein Gedicht; Die Lyrik liegt nur schwer im Magen, Dessert ist für sich genommen ein Opus und lass dir eines sagen, auch ohne Sahne vollkommen; Fein, lass es mich verschlingen, doch werd ich es nicht genießen, mit jedem einzeln Bissen ringen, und mit schwarzem Kaffee begießen; Warum willst du es dir verderben, erfreu dich an dem zuckersüßen, ohne Sahne wirst du nicht sterben, lass nicht das Dessert dafür büßen; Ohne Sahne will es nicht schmecken, nicht mir, da ich weiß wie es ist, sich die Finger danach abzulecken, wenn man genießt und nicht nur isst; Anmerkung Die Variante mit dem Dessert habe Ich eben erst geschrieben, da Ich mir nicht mehr sicher war ob Kuchen ohne Sahne überhaupt ein schlüssiges Bild ergibt...
  17. Hallo @Wannovius! Wenn Unordnung das Leben diktiert, ist es ja schon wieder "chaotisch" und "befreiend" aufzuräumen. Wobei man sicher auch in geputzten Räumlichkeiten traurig sein kann. Poesie hat ja nicht unbedingt die Verantwortung sinnvolle Ratschläge fürs Leben zu geben. Manchmal geht es auch einfach nur um ein unverantwortliches Lebensgefühl. Könnte man aber als Anregung nehmen einen Gegentext zu verfassen, der die Vorzüge eines geregelten Alltags hervorhebt.
  18. Hallo @Denios, die Idee mit den Zusatzinfos finde Ich wirklich gut. Kam mir so gar nicht in den Sinn. War einfach nur neugierig ob die Ich-Perspektive vielleicht besser funktionieren würde. Die könnte in der Tat von einem tieferen Einblick in die innere Gedankenwelt des "Engels" profitieren.
  19. Kunstersatz

    Ordnung frisst das halbe Leben

    (Ordnung muss sein?) Nein! Vergesst, was wir als Kinder lernten, um frei zu sein ist’s nicht zu spät, lasst uns die Stürme ernten, die Schmetterlinge ausgesät; Regeln muss man brechen, um sie wirklich zu verstehen, soll es sich doch später rächen, könnt immer noch um Gnade flehen, Ordnung frisst das halbe Leben, die andere Hälfte stellt sich quer, es muss auch Chaos geben, sonst ist alles fad und leer; Befreit euch von den Zwängen, habt sie euch selbst auferlegt, eure Ketten könnt ihr sprengen, wenn sich erst die Seele regt; Tut und lasst, was immer ihr wollt, seid Ihr selbst, nicht was ihr sollt, hört nicht auf die, auch nicht auf mich, fragt euch nur selbst: Was. Will. Ich. Ordnung frisst das halbe Leben, die andere Hälfte stellt sich quer, es muss auch Chaos geben, sonst ist alles fad und leer;
  20. Seht doch nur, seht dort, dort oben, seht ihn auf dem Dachfirst stehen, die Menge fängt an zu toben, während wild die Winde wehen; Die Nacht erhellt Laternenschein, irrlichtert über sein Gesicht, die Züge weiß wie Elfenbein, nur Furcht findet man darin nicht; Sicherer stand er nie zuvor, den Boden sieht er längst nicht mehr, ihr Angstgeschrei, ihm Jubelchor, so badet er im Menschenmeer; Weit streckt er seine Arme aus, will umarmen die ganze Welt, sogar sein ach so leeres Haus, in dem ihn nichts und niemand hält; Sein alter Mantel raschelt leis, ein zerrissenes Flügelpaar, letzte Tränen werden zu Eis die Freiheit ist zum Greifen nah; Es heißt, Engel sollen fallen, sonst sind sie niemals frei, hört ihr ihre Schreie hallen, es reißt mein Herz entzwei; Bonus: Ich-Perspektive Und dann sehen sie nach oben, seh’n mich am Dachfirst stehen, hör unter mir die Menge toben, während wild die Winde wehen; Die Nacht erhellt kalter Schein, Lichter tanzen über mein Gesicht, meine Züge weiß wie Elfenbein, Furcht sieht man darin nicht; Sicherer stand ich nie zuvor, den Boden sehe ich nicht mehr, ihr Angstgeschrei, mir Jubelchor, ich bade im Menschenmeer; Ich strecke meine Arme aus, will umarmen die ganze Welt, sogar mein ach so leeres Haus, in dem mich doch nichts hält; Mein alter Mantel raschelt leis’, ein zerrissenes Flügelpaar, die letzte Träne wird zu Eis, ich spür, die Freiheit ist nah; Es heißt, Engel sollen fallen, sonst sind sie niemals frei, hört ihr ihre Schreie hallen, es reißt mein Herz entzwei;
  21. @Darkjuls Da hast du genau die Zeile gefunden die Ich vor dem Erstellen nochmal umgeschrieben habe. Ursprünglich hatte Ich "nur durch sie hindurch sprechen", fand es aber nicht flüssig genug; das doppelte "durch" stört mich irgendwie. @Stavanger Wenn Zwei sich streiten, findet der Dritte Schreibfehler. Das/dass ist eine meiner Schwächen - da versagt selbst die Rechtschreibprüfung. Danke jedenfalls für den Hinweis!
  22. Sieh Mich an, Ich red mit Dir, Du schon lang nicht mehr mit Mir, Hör doch nur Dein Jammern, an Entschuldigungen klammern, denen Du selbst kaum glaubst, Dir und Mir die Zeit mit raubst, Ich kann für Dich nicht leben, nicht nach Deinen Zielen streben, kannst doch nur Du sie finden, spiel nicht mehr den Blinden, denn Ich sehe Dich immer, stehst in Deinem Zimmer, tastest nach meiner Hand, doch uns trennt eine Wand, kann sie nicht durchbrechen, nur durch sie sprechen, glaube nicht das sei so leicht, dass mich Dein Leid nicht erreicht, siehst Du weg bleibe Ich allein, sieh Dir nach aus dem Spiegelein.
  23. @Wannovius Hmm, interessant, Ich hatte gar nicht berücksichtigt dass man Ich & Du als zwei Positionen eines Selbstgesprächs deuten könnte. Der Du-Part ist an eine andere Person gerichtet. Der Teil mit dem Vogelflug beschwört ein eher traditionelles Bild von Freiheit, während der Rest des Gedichts dieses auf den Kopf zu stellen versucht. Bei einer Trennung lässt man den anderen los, man lässt ihn frei. Für den einen fühlt sich dies befreiend an. Für den anderen ist es ein Sturz ins bodenlose Nichts - oder auch, in den Himmel und den dahinter liegenden kalten, leeren Raum. Ob man fliegt oder fällt, man ist frei; aber Freiheit ist nicht immer das, was man will.
  24. Es reißt mir den Boden unter den Füßen weg, schlage wild um mich doch es hat keinen Zweck, es gibt kein Halten mehr, nichts und niemand, alles leer; Du lässt mich fallen, ins tiefe blau hinein, für die Welt verloren, soll Ich auf ewig sein, die Unendlichkeit ein Wort, noch zu klein für diesen Ort; Es wird immer kälter, Dunkelheit zieht auf, Körper ziehen Kreise, im ewigen Lauf, Kräfte ziehen mich an, doch ich entkomm dem Bann; Du siehst nicht zurück, wie ein Vogel so frei, fliegst hinaus, singst ein Lied, und ich bin nicht dabei, Du gewinnst die ganze Welt, die mich nicht mehr hält;
  25. Sehr schön melancholisch. Getrifte; das musste Ich erst einmal nachschlagen. Interessantes Wort.
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