Vielen Dank für die Kommentare.
Bemängeln soll das Gedicht nicht. Ob Wirrwarr oder Einerlei besser ist, verbleibt Ansichtssache und ist objektives Ergebnis geschichtlicher Prozesse - von den Zeiten der Völkerwanderung über das HRR bis zur heutigen Bundesrepublik hat sich nach und nach Konstanz und Festigkeit im deutschen Staat ergeben , die oftmals eher aus außenpolitischen Umständen entstand. Das Gedicht soll einen grundsätzlich distanziert, pragmatischen Umgang mit Deutschland darstellen, der den Alltag vieler Menschen prägt. So ist es nur zu oft die Stadt, Region, das Bundesland, welche den Menschen Identität stiften. Deutschland wirkt hingegen abstrakter. Sicherlich ist auch die deutsche Geschichte nicht die eines historisch fest umrissenen Staatsgebietes, sondern eher fluide (im Gegensatz zu Frankreich, Spanien oder auch Italien, die ihre territoriale Gestalt schon ähnlich in antiker Zeit erhielten).
Persönlich denke ich, dass die dramatische Darstellung von Emotion, ob negativ oder positiv, nicht zu einer traditionellen deutschen Herangehensweise zählt. Der 9. November ist in vielerlei Hinsicht ein Tag emotionaler Ausbrüche in der deutschen Geschichte und somit doch untypisch für ein vermeintlich kühles deutsches Wesen. So ist auch die Reichseinigung 1871 aus preußisch/bismarckschen Pragmatismus mehr geschehen als aus dem Patriotismus der 1848er Jahre. "Großes kommt dem Kleinen gleich" spielt auf die Eingebundenheit Deutschlands in der EU an. So ließe sich überlegen, ob die Wiedervereinigung 1989 (sicherlich ein Glücksfall) für Deutschland und seine Bundesländer von größerer Bedeutung ist als die europäische Zusammenarbeit. So sind uns auch die Entwicklungen anderer ehemals sowjetischer Satellitenstaaten bedeutend und werden von Deutschland aus gefördert. So wie Österreich oder die Schweiz einst Teilgebiete des HRR waren und nun eigenständige Identität besitzen, ließen sich derartige Überlegungen auch für andere Gebiete Deutschlands anstellen - ob im Osten oder in Bayern bzw. Baden-Württemberg.