Der letzte Blick vom Köhlbrand
Oh Möwe, währ ich nur wie du. Getragen wirst du von der Hand des Windes.
Silbern glänzt dein Federkleid im letzten Sonnenlicht.
Der Michel zeigt umrandet die Konturen aus dem sein Schattendasein spricht.
Das Riesenrad erdreht die ersten Lichter, erglänzt erneut für strahlende Gesichter
um sich dem Reigen zu erschließen, der lüsternd fordert diese Stadt.
Die Möwe reiht sich ein in ihre Himmelsscharen, wirft triumphierend mir ein letzten Blicke zu
als ob sie ahne schon des Sensenmannes Schritte, der wartend aufstieg von dem schwarzen Thron.
Ein Schlepper schiebt die weiße Gischt aufmüpfend durch den Hafen. Hebt voller Stolz den schwarzen
Rumpf empor, um sich im Schaukellied des Wellenschlages daselbst zu applaudieren.
Mein Blick erwandert hoch vom Hafen, vermischt sich mit dem Salz der Seel.
Verstohlen mein Herz die Erinnerung ertrage, an längst vergangene, gute Tage.
Als ich mit strahlend Kinderaugen die Welt noch anders hab gesehen.
Der Wind, er trägt die dunklen schweren Wolken und kündet von der neuen Nacht.
Es bricht die Sonne sich am Rand des Hafens, ein Abschied von dem letzten Tag.
Als Schauermann in jungen Jahren, die Tüte übern Kiez gebracht. Den Lohn von harter Arbeit, verprasst in mancher schönen Nacht.
Ernüchternd war dies Leben selber, der Zyklus läuft zum Ritual. In dessen Räderwerk entsetzen, Gleichnis, endlos Qual.
Die Euphorie der jungen Liebe, der Kinderschar so reich beglückt.
Welch Heimat hast du mir gegeben, ich liebte dich so Stück um Stück.
Du bist gegangen vor vielen Jahren, geliebtes Weib. Du warst an meiner Seite, Erfüllung, meine Seligkeit.
Der Nägel schwarzer Rand umfließt das Zittern meiner Hand.
Die Gier erflammt erneut in mir, ergreift Besitz....
Ich folge dir.
Am nächsten Tag, in kleinem Rahmen, als Randnotiz für eitle Fragen.
" Obdachloser stürzt sich von der Köhlbrandbrücke!"
Erk-Olaf Schrahé