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Verlockungen (Hommage an Heinz Erhardt)


Anonyma

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Ausnahmsweise hier eine 'Vorab-Anmerkung' von mir. Ich schrieb dieses Gedicht vor einiger Zeit, um es einem Menschen zu widmen, dem es auf eine unnachahmliche Art und Weise gelang, Heiterkeit in das Leben anderer Menschen zu bringen. Eine echte Kunst, denn Menschen nur zum Lachen zu bringen, das ist nicht besonders schwer - es genügt, einen einigermaßen guten Witz irgendwo zu lesen, sich zu merken und ihn zu erzählen. Aber - Heiterkeit erwecken, das konnten und können nur wenige. Er war einer davon: Heinz Erhardt. Als ich Trickie-Wouhs Hommage (Interne Verlinkung) las, bewegte mich das nun doch dazu, auch meine kleine Hommage hier einzustellen. Danke, Heinz!

 

 

Verlockungen (Hommage an Heinz Erhardt)

 

Auf einem Blatt, auf einer Espe,

saß, in der Sonne, eine Wespe

und traute ihren Augen kaum:

Voll Kirschen hing der Nachbarbaum.

 

Die hätte ich ganz gern zur Speise!

Gedacht, getan, sie flog - nicht leise -

hinüber zu besagtem Baum

mit all den Kirschen, welch ein Traum!

 

Doch sah und hörte sie ein Specht,

der dachte sich: Das kommt mir recht,

die Mahlzeit nehm ich gerne mit,

auf Wespe hätt ich Appetit.

 

Wahrhaftig, wie in einer Fabel,

es machte Klapp! und Schnapp! im Schnabel

gefangen war sie, ach, die Arme

und summte, dass sich Gott erbarme.

 

Erst stach sie hier, dann dort, dann auch

noch zu und traf den rosa Schlauch

- gemeint ist hier des Spechtes Zunge -

der Stachel saß, und tief, o Junge!

 

Worauf dem Specht die Zunge schwoll,

da hatte er den Schnabel voll

und spuckte schnell die Wespe aus;

sie nahm die Chance und Reißaus.

 

So flog sie froh und frei, die Wespe,

zurück zum Nachbarbaum - hier Espe -

und nahm dort Platz auf einem Blatte,

da sie recht matte Glieder hatte.

 

Am schönsten ist es doch zuhaus,

ich bleibe hier, flieg nicht mehr aus,

denn hätte mich der Specht verzehrt,

wär mir die Kirsche auch verwehrt.

 

Das dachte sie, als sie sich putzte,

hob ihren Kopf und sah und stutzte:

Moment, was seh ich? Ist's ein Traum?

Dort hinten steht - ein Pflaumenbaum!

 

___________

 

Und die Moral von dieser Fabel?

Nun, besser hält man seinen Schnabel

zumindest manchmal, dann und wann,

wenn sich ein Opfer wehren kann

und sticht, man lernt es: Nicht so toll,

nimmt man den Schnabel viel zu voll.

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-

 

Hallo Anonyma,

 

ist dir hier nicht nur ein exzellenter 4-hebiger Jambus durchgehend gelungen, nicht nur ne feinste denk_Adaption auf Heinz Erhardt … umso mehr hast hier einen tückischen Inhalt feingliedrig und humorvoll ernst aufgeblättert

 

… ist es halt immer meist so eine Sache, sich frei-hüpfig überall nippend an -und einnisten zu wollen;

 

mal geht's gut,

mal eben nicht, hi hi …

 

wer kennt nicht selbst solche übernipp_Aktionen im ego_Sinne , ;-)

 

gefällt mir neben allen Sequenzen dieser gesamt_Lyrik insbesondere der Schluss, quasi die Konklusio mit:

 

 

Am schönsten ist es doch zuhaus,

ich bleibe hier, flieg nicht mehr aus,

denn hätte mich der Specht verzehrt,

wär mir die Kirsche auch verwehrt.

 

Das dachte sie, als sie sich putzte,

hob ihren Kopf und sah und stutzte:

Moment, was seh ich? Ist's ein Traum?

Dort hinten steht - ein Pflaumenbaum!

… einfach köstlich ./

 

eben trotzt mancher Querigkeiten weiterhin Lust zu behalten, das Neue, andere mindestens mal anzuberühen … wohin dann ein Weiter auch immer führen mag und will.

 

Danke für diese feine Humoreske mit pieks-schnabligem Background … wieder ein Tschüss, Dichtel …

 

-

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So, gestern nur schnell auf Daumen hoch geklickt - es klingelte und danach war meine Zeit alle. Deshalb heute.

 

Hallo, Scathach,

 

dankeschön! ^^ War ein 'Balanceakt' - zwischen dem 'Geist von Heinz' und meinem (noch anwesenden ) - immer in Gefahr, zu sehr auf die eine oder die andere Seite zu 'kippen'. Deshalb freut es mich besonders, wenn ich's offenbar einigermaßen gut hinbekommen habe.

 

LG,

 

Anonyma

 

 

--------------------------------------------------------------------------------------------

 

Hallo, Trickie-Wouh,

 

wenn ich dir damit eine Freude machen konnte - die Freude ist auch ganz auf meiner Seite! ^^

 

Auch dir ein Dankeschön und LG,

 

Anonyma

 

 

-----------------------------------------------------------------------------------------

 

Hallo, Luise Maus,

 

noch'n Dankeschön ^^ auch an dich. Ja, ohne Frage - er war der 'Meister'. Wenn ich aber (in diesem, im übertragenen Sinne als eine Art 'Schülerin') nahekommen konnte, nahe genug, um dir Lachen schenken zu können, dann freue ich mich sehr!

 

LG,

 

Anonyma

 

_____________________________________________________________________________

 

 

Hallo, Dichtel,

 

Adaption - ja. Und, btw. - war sehr schwierig. Ich kam mir beim Schreiben vor, als ob ich auf einem 'Drahtseil balanciere' - siehe oben, was ich bei Scathach bereits schrieb. Nicht 1:1 kopieren, aber den 'Stil', den 'Geist' von Heinz Erhardt mit hineinbringen. Mich mit hineinbekommen, aber ohne dass es zu sehr auf 'meine Seite kippt'. 'Die Made' als 'Basis' (deutlich) erkennen lassen - und dennoch eine andere, eigene Geschichte zu erzählen.

 

Und gerade die beiden letzten Strophen, die du zitiert hast, waren - richtig gemein zu mir. Was bin ich daran gesessen, habe hier geändert, da verworfen, komplett neu geschrieben - und wieder von vorne, und dann nochmal ... mal hatte ich nicht die richtige Idee. Dann zwar einen Gedanken, der für mich passte - aber nicht ins Metrum/nicht in die Verse. Oder redundant war. Was übrigens dann prompt dazu führte, dass ich in einer anderen Strophe etwas ändern musste ... was mir insgesamt erneut verdeutlicht hat: Ich Schüler, er Meister. Auf jeden Fall.

 

Aber - es war auch mal wieder ein erfreulicher Lernprozeß für mich. Ich habe viel dazulernen können, was immer sehr schön für mich ist, wenn ich das kann.

Danke für diese feine Humoreske mit pieks-schnabligem Background … wieder ein Tschüss, Dichtel …

Ich danke dir - nimm dir gerne ein paar Kirschen mit. ^^

 

LG und auch wieder ein Tschüss an dich zurück,

 

Anonyma

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Am schönsten ist es doch zuhaus,

ich bleibe hier, flieg nicht mehr aus,

denn hätte mich der Specht verzehrt,

wär mir die Kirsche auch verwehrt.

 

Das dachte sie, als sie sich putzte,

hob ihren Kopf und sah und stutzte:

Moment, was seh ich? Ist's ein Traum?

Dort hinten steht - ein Pflaumenbaum!

 

… einfach köstlich ./

 

eben trotzt mancher Querigkeiten weiterhin Lust zu behalten, das Neue, andere mindestens mal anzuberühen … wohin dann ein Weiter auch immer führen mag und will.

 

Danke für diese feine Humoreske mit pieks-schnabligem Background … wieder ein Tschüss, Dichtel …

Und gerade die beiden letzten Strophen, die du zitiert hast, waren - richtig gemein zu mir. Was bin ich daran gesessen, habe hier geändert, da verworfen, komplett neu geschrieben - und wieder von vorne, und dann nochmal ... mal hatte ich nicht die richtige Idee. Dann zwar einen Gedanken, der für mich passte - aber nicht ins Metrum/nicht in die Verse. Oder redundant war. Was übrigens dann prompt dazu führte, dass ich in einer anderen Strophe etwas ändern musste ... was mir insgesamt erneut verdeutlicht hat: Ich Schüler, er Meister. Auf jeden Fall.

 

Aber - es war auch mal wieder ein erfreulicher Lernprozeß für mich. Ich habe viel dazulernen können, was immer sehr schön für mich ist, wenn ich das kann.

Hallo Anonyma,

 

so leichtfüßig diese beiden Strophen sich zeigen vor allem auch inhaltlich von ICH-Bezug und gleichzeitig Öffnung nach dem Neuen ahne ich sehr wohl deine Arbeit dahinter; ist es ja nicht nur die lyrische Form, ist es ja nicht nur die vabanque Lebendigkeit als text-Ausklang - ist es umso mehr dein Spagat zwischen deiner Denke und Schreibe und jener Adaption an H. Erhardt anlehnend.

 

… toch toch, das ist echte Arbeit … wenn sie dann so leichtfüßig erzählt , :-)

 

 

einen lieben Gruß Dichtel …

 

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