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Meerchenglut


Pan

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Es war einmal, will ich hier sagen,

die kleine schöne Schafesherde

mit einem kleinen Hirtenjungen,

dem lag das Wort so sehr im Magen,

dass Atmen schwer in seinen Lungen.

 

Im hitzegetränkten und sonnenbefleckten,

so gleißend grellen und schwülend schweren,

dürrenden trockenen Dorngestrüpp,

dort stand er einst an arkader Stelle

und saß so da an offner Quelle

mit seiner kleinen Herdesmenge.

 

Der Hirt war grade aufgewacht

an diesem einen Morgen,

und war noch immer schlafestrunken,

doch Sonnenflut, sie brannt’ so sehr,

dass Hirt und Schaf nicht mehr versunken,

nicht weiter schlafen konnten mehr.

 

Doch plötzlich schaut er auf

und merkte auch sehr bald:

Das kleinste seiner Schäfchen,

das war nun einfach fort!

 

Spannung fuhr durch ganzen Raum,

das Holn von Luft, es wurd’ nun schwer,

noch schwerer als es eh schon war

in diesem heißen Morgenmeer.

 

Erlahmt und geschüttert, so stand er nun da

und schaute sich um und erspähte die Fern’,

und war noch nicht fähig, auch nur sich zu rührn.

Die Luft, sie geriet in ein Keuchen und schnürt

die Kehle eng

und immer enger in sich zu.

 

An andrer Stelle stand das Schäfchen,

es stand ganz klein und völlig sachte

im Nirgendwo und wusst’ nicht wirklich,

ja was der Hirt wohl grade machte.

 

Es war nun einsam und allein,

es stand zwar da und war nicht weg,

doch Dasein ist ein bloßer Schein,

wenn feste Bindung sich versteckt.

 

Die Stimmung war nun ganz verzweifelt,

so dass es ihm nun beinah schien,

sie seien von nun an für immer Getrennte.

Ganz völlig außer Hoffnungsband,

das warn die beiden jetzt und gleich,

und konnten sich nicht ganz vertraun,

was hier schon im Passieren war.

 

Der Hirt, der ging nun doch umher,

er führt’ die ganze Herde raus

und kam und kam dann doch nicht an.

Er ging und keuchte, hielt den Hals,

er quälte und hustete, hielt es nicht aus.

 

Das Schäfchen ging so auch herum,

die Steine hart, der Boden schwer.

Es lief und sprang, doch blieb es fern

vom Hirtenjung’, weil er es nun

nicht sehen konnt’ in seinem Tun,

verstand nicht, wie es kam so bald,

dass alles nun verändert war.

 

Im Sinnen tut es sich sehr schwer,

ob es sich einfach richten müsst’

auf Einsamkeit trotz Einigkeit.

 

Der Tagesmarsch, er ward gemacht,

doch nicht auf guter Route heut,

die keinen Abschluss fand und Freud,

bis Dämmer kam und dann die Nacht.

 

Sie gingen an den Fluss heran

und mussten sich nun laben dran.

Doch als sie so ganz nahe

ins Spiegelbilde schauten,

den das Wasser für sie bot,

und weil doch alle Schafe

nun hinein und in ihn sahn,

da stutzt der Hirt

und sah noch mal,

er sah hinein:

Es schaut heraus!

 

Er blickt zur Seite

und konnte es nicht glauben:

Das kleine liebe Schäfchen,

es war die ganze Zeit gewesen

in der Herde fest verblieben!

 

Die Nacht war da, doch Tag brach an,

ein neuer Tag in neuer Zeit,

ein neues Leben in dem Sein,

das vorher nie gewesen war.

 

Was kann ich da jetzt noch erzähln?

Der Hirt, er liebt das Schäfchen so

so sehr in seinem Geiste,

dass er bei sich im Traum nicht dachte

dass es der Wirklichkeit gehört.

So konnt’ er es erst gar nicht glauben,

als er des Morgens aufgewacht,

dass zugetragen hat sich das,

was eigentlich kann nicht passiern.

Doch war es da die ganze Zeit,

das Schäfchen für den Hirten heut,

doch waren sie dann auf der Suche,

so steht es hier im kleinen Buche.

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Ich finds ganz drollig, einige Reime klingen etwas gezwungen aber im überwiegenden ganz nett. Was mir aber an vielein deinen Gedichten nicht so gefällt ist diese Überlänge, die meisten schrecken mich schon ab wenn ich nur die Masse sehe (hier hab ich das am Anfang irgentwie nich mitgekriegt und mich dann gezwungen alles zu lesen. ) In der Kürze liegt die Würze! :wink:

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Hallo Torsul,

So geht es eben den Lesern und "Verstehern " von Lyrik.

Du findest es "drollig", doch sehe ich in diesem Gedicht absolut nichts "Drolliges" oder Komisches, sonst hätte es Pan wohl auch besser in der Humorecke gepostet.

"In der Kürze liegt die Würze", sagst Du zu Pans Gedichten, mein Gedicht "endlich" war dann aber doch zu kurz??

Nun, es kommt ja auch ganz darauf an was, und wem man etwas sagen oder erzählen möchte ( Schillers "Bürgschaft" ist auch nicht gerade kurz).

Versteh es doch einmal als eine "Lyrische Erzählung" , geht es dann besser für Dich ?

Liebe Grüße

die kleine Bärin

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Drollig war vielleicht das falsche Wort. Ich find aber durchaus, dass es auch in die Humorecke gepasst hätte. Ich wollte nur meine Meinung zum ausdruck bringen, Schiller ist für mich eine ganz andere Größe. Die Bürgschaft ließt sich für mich wesentlich einfacher. Die Reime sind harmonisch auf einander abgestimmt und es passt alles hervorragend. Bei solch langen Gedichten muss mMn der Lesefluss nahezu ideal sein und das ist bei Pan (nimms mir nicht übel :wink: ) noch nicht so der Fall wie beim guten Schiller.

Den Kommentar zu deinem Gedicht scheinst du wiederrum falsch verstanden zu haben. Das sollte keine Kritik sein, im Gegenteil. Ich fand dein Werk sehr gelungen und würde mich freuen mehr in der Richtung zu lesen. Soetwas kann dann auch länger sein. Ich wollte dich eigentlich Loben :mrgreen:

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Lieber Tosul,

jetzt musst ich aber grinsen über Deinen Kommentar: ein großes Kompliment für Pan, indem Du sagst " noch nicht"! Ich hoffe er liest das hier!! ( Wollte ihn eigentlich nicht wirklich mit Schiller vergleichen, ein anderer Dichter läge mir da viel näher).

Liebe Grüße

Die kleine Bärin

 

PS

Es freut mich, dass Dir mein kleines "Endlich" gefällt.

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