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dem vater unserer mutter


Empfohlene Beiträge

wenn er uns anschaute sich mit dem handrücken den schweiß

von der stirn wischte stahl sich ein leises lächeln ins zerfurchte

mehr an gefühlen gab es nicht in seiner welt aus kohle und staub

 

wenn wir aus den betten schlüpften war er längst die jacke über

die schulter geworfen unterwegs zum lagerhaus hörten wie er

pfeifend das grauen des morgens aus den büschen vertrieb

 

einmal nachmittags besuchten wir ihn an seinem arbeitsplatz

er schaufelte schwarzes gold auf einen anhänger war als mittler

zwischen halde und ofen der rußige herr über licht und schatten

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Hallo Perry,

 

es war eine harte Zeit in der, der Großvater das Brot für die Familie verdienen musste, da war keine Zeit für Gefühle und als Mann schon mal gar nicht – damals.

 

Ich mochte es sehr, wenn der Kohlenmann kam und liebte das Geräusch der herunter stürzenden Eierkohlen, die dann durch das Kellerfenster rein geschüppt wurden. Was ich nicht so sehr mochte, war das Stapeln der Brikett.

 

Die Erinnerung an den Großvater gefällt mir und sehe ihn im Kohlenstaub vor mir stehen.

 

 

LG Sternwanderer

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Hallo Perry,

 

Erinnerungen an die Großeltern-Generation sind für mich unmittelbar

verbunden mit schönen Erinnerungen an die Kindheit ...

 

Schon deine Überschrift 'dem vater unserer mutter' zeichnet die Figur

des Großvaters mit respektvoller Distanz; die erste Strophe, die mir

sehr gut gefällt, scheint das zu bestätigen.

Die Gefühlsarmut, richtiger, das Nicht-Zeigen von Gefühlen war in dieser

Generation noch gang und gäbe.

 

Das Bild, dass du in der zweiten Strophe zeichnest, empfinde ich als das

emotionalste und spannendste. Der Großvater, Held wider Willen. Allein

deshalb, weil er sich getraut im Morgengrauen aus dem Haus zu gehen,

vertreibt er damit die dunklen Geister der Nacht, die ja erfahrungsgemäß

hinter grauem Gebüsch lauern. - Mein Lieblingsbild.

 

Dein Schlussbild gefällt mir auch sehr gut. Großvater, der 'herr über

licht und schatten'. Auch hier schwingt wieder der Aspekt der Stärke und

Macht - aus Perspektive eines Kindes - mit.

 

Ich finde, du hast eine sehr lebendige und zeitgemäße Figur des

Großvaters gezeichnet. - Klasse Gedicht mit eindrücklichen Bildern.

 

Sehr gern gelesen

 

LG

Berthold

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Hallo Zusammen,

freut mich, dass Euch meine Bilder ansprechen und eigene Erinnerungen wecken konnten. Danke fürs positive Feedback.

Die Nachkriegszeit war hart und wir waren froh zusammen mit unserer Mutter beim Großvater wohnen zu können bis unser Vater, nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, eine eigene Bleibe für die Familie geschaffen hatte. Auch als schweigsamer Mann, war er ein starker Rückhalt für seine große Familie.

LG

Perry

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Ein tolles Gedicht, ich habe es gestern Abend schon gelesen und darüber nachgedacht.

Und durchaus persönliche Bezüge gefunden, über die ich nachgedacht habe.

Mir scheint es auch heute noch Männer zu geben, die die Familie zwar finanziell versorgen, aber emotional nicht greifbar sind.

Nicht aus der Not heraus, wie es damals war. Über die Gründe kann man nur mutmaßen. Ich habe schon welche gehört, die ganz empört waren, weil sie doch alles für Familie machen/ermöglichen.

Ich glaube wirklich, einige verstehen dieses "versorgen" im eigentlichen Sinne und man tut ihnen Unrecht, es ihnen vorzuhalten.

 

Ganz besonders hat mich Deine letzte Zeile angesprochen.

Ich habe sie mehrfach gelesen und glaube zu verstehen, was Du sagen wolltest. Aber das bringt eine Saite in mir sehr stark zum klingen.

Nur komme ich absolut nicht drauf, welche oder warum.

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Hallo Wilde Rose,

es freut mich, dass Dir meine Erinnerungsbilder gefallen haben.

LG

Perry

 

Hallo Sushan,

danke fürs intensive Hineinfühlen in den Text.

Berthold schrieb zum letzten Bild.

"... hier schwingt wieder der Aspekt der Stärke und Macht - aus Perspektive eines Kindes - mit."

Der Begriff "Herr über Licht und Schatten" wird gern bei Malern oder Glaskünstlern verwendet, hat aber auch eine religiöse Seite.

Ich habe ihn verwendet, um zu verdeutlichen, dass nicht der Anspruch allein den Wert einer Arbeit ausmacht,

sondern das, was man damit anderen Gutes tut.

LG

Perry

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