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Nu isser da, der Lenz


Angelika

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Wer sagt et denn, der holde Lenz is da.

Een Wetter vonne Schokoladenseite.

Der Winter? Ach, der is nu endlich pleite.

Die janze halbe Welt schreit laut hurra!

 

Man sitzt im Vorjarten und will nischt tun.

Man sitzt bloß rum, nur so, bekiekt sich Leute.

Is ja nur eenmal Lenz, besonders heute.

Det is der janz persönliche High-noon.

 

Man jeht spaziern, Familije in spee,

und wie am Spieß brülln Kinder uff de Wiese,

der Wind dajejen weht bloß schwache Brise.

Und eener grölt wat vonner Frühlingsfee.

 

Die ersten Blümchen traun sich an die Luft,

is wat zum Riechen, wat für Herz und Seele,

verjessen is da sicher manch Querele,

man schnuppert sich durch himmlisch-reinen Duft.

 

Een Lenz, wie frisch jewaschen, unjebraucht,

der Himmel voller Flöten, Bums und Geijen,

det Herz will reden, nich mehr schweijen –

der Lenz, der holde Lenz is da! Det schlaucht.

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Muss ich was erklären: Ich habe es mal probiert, ein Gedicht im Berliner Dialekt zu schreiben. Nachdem ich ein paar große Töne zu einem Gedicht von 3. Jeije gespuckt habe und er vielleicht gar nicht wusste, was gemeint ist. Nun muss ich eingestehen: Ist gar nicht so einfach, denn man muss den typischen Berliner Witz, den der Berliner selbst gar beabsichtigt oder gar bemerkt, hinkriegen. Der Witz lebt von Übertreibungen, dem falschen Wort am falschen Platz, der schnoddrigen Nachlässigkeit des Sprechens. der Direktheit - so oder ähnlich funktioniert das mit dem Berlinischen, das ja ein Sammelsurium aus vielen echten Dialekten ist. Aber das Berlinische befindet sich im Zustand des ewigen Wandels, weil ja immer neue Dialekte nach Berlin kommen, schnell werden Redewendungen aufgegriffen und eingebürgert. Wobei ich bemerkt habe, dass zur Zeit der Witz nachgelassen und sich eher Unverschämtheit durchgesetzt hat, das Freundliche, das hinter dem ganzen Aufschneiden steht, ist teilweise verlorengegangen. Nun ja, Sprache ist eben ein Kind der Zeit.

 

Angelika

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Hallo Angelika,

 

wie nett, mal etwas humorvolles von dir zu lesen. Ich kenne die von dir angesprochene Problematik (allerdings bezogen auf das Fränkische): Wenn dir der Dialekt die Muttersprache ist und Hochdeutsch die erste Fremdsprache, bist Du natürlich sicherer im Rhythmus, in der Sprachmelodie und vor allem in den idiomatischen Wendungen als jemand, bei dem dies umgekehrt erlernt wurde (also wie z.B. bei mir). Ich verstehe Fränkisch zwar sehr gut, aber ich wage es nur selten, etwas darin zu schreiben, geschweige denn zu reimen.

 

Ich finde dein Werk - allerdings als dialektal Aussenstehender - im Berlinischen sehr gelungen und inhaltlich frühlingshaft-stimmungsvoll. Macht Laune, bringt einen Hauch Berliner Luft, Luft, Luft mit sich. Handwerklich lässt Du dir ja selten etwas durchgehen, im Gegensatz zu deinem fünfhebigen Jambus, der durchgängig ist.

 

Und der kleine Haken am Ende "Det schlaucht!", dient wohl dazu, nicht vor lauter Schwärmerei abzuheben, sondern schön einen Fuß ganz unsentimental am Boden zu lassen. Kommt mir ziemlich Berlinerisch vor, diese Haltung.

 

Wirklich saubere und unterhaltsame Arbeit. Bin gespannt, ob Heinz etwas dazu zu sagen hat.

 

LG

 

Ruedi.

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Genau, Ruedi. So macht es der Berliner: Erst will er die ganze Welt umarmen, schwebt im siebenten Himmel - und dann besinnt er sich: Nee, verdammt, ich stehe ja doch bloß auf der Erde. Deshalb der Schluss: Det schlaucht. Aber das soll wohl auch anderen Landsleuten so gehen. Musste mich richtig anstrengen, um die Berliner Vokabeln zu finden, man ist heute viel zu sehr auf Hochdeutsch getrimmt. Das Landsmannschaftliche der Sprache verwischt sich und geht am Ende vielleicht seiner Ursprünglichkeit verloren. Da habe ich Tucholsky im Hinterkopf, der ja nicht eigentlich berlinert, aber der Berliner linst immer zwischen den Zeilen durch. Ich höre ihn direkt sprechen.

 

Danke für deinen Kommentar. Wenn du es lesen konntest ...

 

Angelika

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