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Vom Gutsein in der bösen Welt


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Ich wär so gern ein gutes Menschenkind,

so eins, das man bloß lieben kann und soll.

Doch sehe ich, die Lebenszeit verrinnt,

hab’s nicht geschafft. Begreif ich einsichtsvoll.

 

Ich bin doch fürs Humane oder so,

bin höflich und meist nett zu jedermann,

ich mach doch mit das ganze Pipapo,

ich bin der reinste liebe Friedemann.

 

Der Mensch ist gut. Ich glaub es aber nicht.

Ich sehe es an mir. Der Zweifel nagt.

Das Gutsein ist die höchste Bürgerpflicht,

hat irgendwer mal außerdem gesagt.

 

Man sieht: Der schlechte Kerl kommt ewig durch,

der hat, was man so braucht in dieser Welt,

der hat ein Leben wie ein frommer Lurch.

Ob’s ihm was nützt, das sei dahingestellt.

 

Denn wenn ich stehe klein vor Gottes Thron,

bekennen muss, dass ich sehr oft gefehlt,

dann kriege ich den mir bestimmten Lohn,

(am Tor schon hat mich Petrus angezählt).

 

Der Mensch ist klein, die Größe geht mir ab.

Ich wär so gerne gut, doch ich bin schlecht,

so lieg ich dann dereinst im kühlen Grab.

Mich stört nichts mehr, das ist mir leider recht.

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Ach, René, du hast dir ja so viel Mühe gegeben mit diesem kleinen satirischen Gedicht. Ich habe bewusst ein bestimmtes Sprachlevel gewählt, wenn die Sache nämlich ernst gemeint gewesen wäre, hätte ich doch eine ganz andere Sprachebene gewählt. Gut, aber ich geh mal deine Anmerkungen durch, ich finde sie nämlich von Interesse, und deine Arbeit soll auch nicht umsonst gewesen sein. Dafür meinen besten Dank.

 

S1 - Du bist der Ansicht, dass der Sprecher auf einer Bühne steht. Kann ich mir auch vorstellen, denn der Kerl ist ein abgefeimter Heuchler, um nicht zu sagen Zyniker, er pflegt eine Maske. Aber das erfährt man erst am Schluss.

 

S4 - Hier bin ich mit dir nicht konform. Die Wahrheit siegt durchaus nicht immer. Zumindest nicht vor einem bundesdeutschen Gericht, da siegen die Paragraphen, und die sind nicht für kleine Leute gemacht. Der setzt sich bestimmt nicht mit seinem Gewissen auseinander.

 

S5 - Ich schrieb schon, der Kerl ist ein Heuchler. Er selbst sieht sich durchaus nicht klein, aber es gehört sich so, das vor Gottes Thron zu sagen.

Nun muss ich ihm in die Seite treten, denn nicht immer hat man die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Aber am Ende siegt immer der Selbsterhaltungstrieb. Und egal, ob man ein schlechter oder guter Mensch ist, meistens bleibt einem gar nichts anderes übrig. Er sagt ja selbst, er ist schlecht.

 

In der letzten Strophe gehst du ins Religiöse, das ist für mich Glatteis. Da halte ich mich lieber raus, meine Definition von Geist ist eine andere.

 

Hab besten Dank für die ausführliche Kommentierung. Ich weiß das zu schätzen.

 

Angelika

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