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Bei einem Glas Cognac ließ Reinhold die Ereignisse, welche dazu führten, dass er diesen Moment der Glückseligkeit überhaupt noch erleben durfte, noch einmal Revue passieren.

Reinhold, diesen Namen hatte er seit einer Ewigkeit nicht benutzt.

Der feine Tropfen brachte sein Blut in Wallung.

So wie in dem Moment, als der Mann in Schwarz an ihn herantrat.

 

Damals sollte es noch der Standart Fusel aus dem Discounter sein, der ihn in einsamen Nächten seine zahlreichen Fehltritte und Entgleisungen vergessen ließ.

Umso größer war seine Verwunderung über das Angebot, das ihm der kleine Mann durch seinen beeindruckenden Schnauzbart hindurch unterbreitete.

Reinhold war das, was man landläufig ein Urgestein nennt. Er hatte seinen festen Platz in der Gemeinschaft, aber niemand interessierte sich wirklich für ihn. Mit Ende 60 standen ihm keine großen Veränderungen mehr bevor, er war Realist. Sein Lebenswandel forderte langsam die Jahre ein, die Reinhold auf der Jagd nach billigen Verlockungen einst leichtsinnig verspielte. Und es bis heute tat.

 

Der Mann redete davon, dass die Führungsebene keinen Ausweg mehr sehe, von der Klinik in Uganda, und dass seine körperlichen Voraussetzungen passen würden. Das Persönlichkeitsprofil sei nicht so wichtig, da könne man schon was machen.

Seine Kinder würden auf ein beachtliches Vermögen stoßen, ein entsprechendes Konto auf Reinholds Namen wurde bereits eingerichtet.

Nach der Transformation war ihm jeglicher Kontakt zu ihnen verboten, doch damit konnte er leben, denn er fühlte sich schon seit längerer Zeit als eine Last für andere.

 

Reinhold überlegte nicht lange. Die Verheißung auf einen Ausweg aus seiner bescheidenen Existenz überwog die Gefahr, dass seine Organe auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden. Noch in der gleichen Nacht packte er alles was ihm wichtig war in den kleinen Rollkoffer, der schon seinen Vater auf dessen zahlreichen Dienstreisen begleitete. Er schloss nicht ab, als er zum letzten Mal sein Haus verließ.

 

Auf dem Flug spielte man auf seinen Wunsch hin die Feuerzangenbowle, während er zwei Valium zum Kaffee einnahm.

Vom Flughafen aus mussten sie den Hubschrauber zu der kleinen Klinik in den Bergen nehmen, wo man ihm Doktor Kiessling vorstellte.

 

Man teilte ihm nur das wichtigste mit, dass es ein 26 Jähriger sein würde, gesund und kräftig. Das Beruhigungsmittel trug dazu bei, dass Reinhold auch gar nicht viel mehr wissen wollte.

Als er aufwachte war der Mann mit dem Schnauzbart wieder da.

 

 

„Willkommen, Herr Amthor“

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