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Hitzeflimmern


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Mein Fenster steht offen, ein Tag voller Sonne.

Ein kleines Mädchen auf dem Weg in den Wald.

Im schneeweißen Kleidchen, es singt voller Wonne,

ein fröhliches Lied das mein Zimmer beschallt.

 

Bevor die Kleine den Blicken entschwindet,

glaube ich noch das Flimmern zu sehen,

ein Schattenwesen, das Sonnenlicht bindet,

es flattert umher, wie dunkler Schwarm Krähen.

 

Drei Männer folgen der Kleinen verstohlen,

sie sind betrunken und suchen nach Streit.

Ihr Ziel ist das Mädchen im Wald einzuholen,

ihm Schmerz zuzufügen, bis es laut schreit.

 

Kälte durchfährt mich, dann muss ich lächeln.

Mein Blick folgt den abgerissenen Toren,

die lüstern dem eigenen Tode nach hecheln,

sie werden bald selbst in der Hölle schmoren.

 

Fast Mittag, längst Zeit um das Fenster schließen,

die Hitze ist schon unerträglich geworden.

Als sich aus dem Walde die Schreie ergießen,

der Schatten beginnt mit dem grausamen Morden.

 

Erst abends erblicke ich wieder das Mädchen,

sein schlohweißes Kleid nun von leuchtendem Rot.

Fröhlich pfeifend erreicht es das Städtchen,

ihm auf dem Fuße folgt noch immer der Tod.

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Hallo Sushan,

ich vermute mal, dein Text ist eine Melanche aus Rotkäppchen und dem aktuellen Wolfsmaskenmissbrauch bzw. ähnlichen Vorfällen.

Inhaltlich setzt sich für mich der Text mit dem Problem des Hin- bzw. Wegsehens unserer Gesellschaft auseinander. Ob eine Art Selbstjustiz, wie sie am Schluss im Text anklingt die beste Lösung ist, überlasse ich jedem selbst.

LG und schön, dass Du mal wieder etwas gepostet hast.

LG

Perry

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Das Rotkäppchen Thema hatte ich tatsächlich im Sinn.

Mir gefällt es auch einfach, schöne Märchenwelten ein wenig ins Düstere zu ziehen. Wobei ich sowieso immer fand, allen Märchen haftet etwas Gruseliges an. Als Kind habe ich oft darauf gehofft das die Geschichte dieses Mal anders ausgeht, aber nie ist es passiert.

Natürlich wollte ich der Selbstjustiz nicht das Wort reden, habe aber immer großen Spaß daran, Böses in unschuldige Wesen zu projizieren und an einer Art Täter Opfer Umkehr.

Und wenn es sich nach Gerechtigkeit anfühlt oder man gar eine gewisse Befriedigung empfindet, kann man sich gleich selbst überprüfen.

Danke fürs Vorbeischauen, ich habe es auch gern getan.

Ich muss meine Phantasie ab und zu einfach auskoppeln und in Reime gießen. Meistens kommt so etwas dabei heraus.

 

LG Yue

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Hallo Sushan,

 

ich sehe natürlich auch das Märchenmotiv. Und den Wunsch nach Bestrafung der Übeltäter, nach Gerechtigkeit. Ich frage mich allerdings, ob das Kleid des Mädchens am Ende rot von ihrem eigenen Blut ist, weil die Kerle noch Gelegenheit zu ihrem Verbrechen bekamen, oder ist es rot vom Blut der bösen Männer, die vor Vollendung der Tat zerrissen wurden?

 

ODER .... wusste dieses "unschuldige" Kind (weißes Kleid) eventuell von Anfang an, dass es von dem ominösen Schatten beschützt wird? Wie hätte es sonst so sorglos in den Wald gehen können? Ausser natürlich aus grenzenloser Naivität oder Dummheit heraus. Und mangelnder Aufsicht.

 

Ist dieses Kind vielleicht nur ein Köder für den strafenden Geist, der damit potentielle Opfer anlocken will? Und ist dieses Kind über die Lage vielleicht genauso orientiert, wie der Erzähler, der ja auch nichts unternimmt? Und damit völlig einverstanden, denn es kommt ja nicht schockiert, sondern mit einem "Fröh' pfeif" aus dem Wald heraus. Dafür spricht auch, dass dein Gedicht als Titel eine Bezeichnung für diesen Geist trägt und nicht nach dem Mädchen benannt ist ("Luise" hätte ich nett gefunden. Keine Ahnung wieso).

 

Ein sehr unartiges Mädchen, dass aber die Reize seiner Kindlichkeit gezielt einzusetzen weiss, scheint mir.

 

Und ein recht doppelbödiges Gedicht.

Gut unterhalten worden

 

Ruedi

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Ein sehr unartiges Mädchen, dass aber die Reize seiner Kindlichkeit gezielt einzusetzen weiss, scheint mir.

Wenn das überhaupt ein Kind ist.

Und vielleicht sollte es auch gar nicht draußen sein, weil die Mutter eigentlich sehr darauf achtet. Denn gerade Mittags gehen schreckliche Dämonen umher.

Irgendwas scheint es auch immer mit der Sonne auf sich zu haben, denn Mommy achtet penibel darauf das sie nicht damit in Berührung kommt.

Stell Dir vor wie die überrascht die Männer erst gewesen sind, die das Mädchen schon eingekreist hatten. Ganz allein im tiefen Wald...

Darüber ist die letzte Zeile wahrscheinlich noch nicht geschrieben, wie ich vermute.

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