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Im morgendlichen Spiegelbild


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Mein Leben war ein Traum und nichts konnte mich erschüttern. Es passte einfach alles zusammen uns so fühlte ich mich glücklich. Nein, ich war rundum glücklich!

Die Herausforderung, die der Alltag an mich stellte, meisterte ich meist problemlos und dank meiner Familie, aus der ich so viel Kraft ziehen konnte, blickte ich voller Zuversicht in die Zukunft. Nicht wenige beneideten mich um mein Leben, da sie instinktiv spürten, wie gut es mir ging und nicht selten wurde ich gefragt, wie ich das nur alles schaffen würde. Job, Familie, Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten, die meinen Tag komplett ausfüllten. Jede Minute war verplant und so konnten kleine Ereignisse meinen Tagesablauf schon gehörig durcheinanderbringen. In diesen Momenten wurde mir die tatsächliche Belastung bewusst, die ich mir auferlegt hatte, oder die mir auch auferlegt wurde. Ein Leben am Limit, aber wenn die Maschine läuft, dann läuft sie.

 

Ich hätte nie erwartet, dass die Veränderung nur einer Variablen in diesem Lebenskonstrukt solch eine Auswirkung haben könnte!

In meinem Leben habe ich zu jeder Zeit das Ruder stets selbst in der Hand gehalten und so manche Klippe umschifft.

Was also sollte schon passieren, dass ich über kurz oder lang nicht in den Griff kriegen würde?

Eine Selbstüberschätzung, wie sich später herausstelle und als mir das bewusst wurde, zog mir das vollends den Boden unter den Füssen weg. Ein Mensch aus sich heraus, ist meistens nur so stark, wie das Umfeld, aus dem er seine Kraft zieht. Wenn dieses Umfeld empfindlich gestört wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Illusion der eigenen Leistungsfähigkeit wie ein Kartenhaus zusammenfällt.

 

Als dieses Ereignis der veränderten Variablen eintraf, war mir sofort bewusst, dass es mein Leben kräftig durcheinanderbringen würde. Ich ahnte aber nicht im Geringsten, dass es mich so dermaßen in die Knie zwingen würde!

Der erste Schock war schnell verdaut und die neue Lebensplanung lief bereits auf Hochtouren, als ich bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich fühlte mich jeden Tag etwas schlapper, als wenn mir jemand mein Batterieladegerät weggenommen hätte, womit ich des Nachts meine Akkus auflud. Dieser Zustand verwirrte mich zutiefst, da ich ihn aus den Erfahrungen meines vergangenen Lebens einfach nicht erklären konnte. Ich versuchte, dass zu ignorieren und machte weiter wie bisher, schließlich sollte niemand mitbekommen, dass es tatsächlich Lebenssituationen gibt, die mir etwas anhaben könnten. Mir, dem Leistungsträger schlechthin, zu dem alle aufschauten, den man immer um Rat fragen konnte und der niemals Schwächen zeigte und für jedes Problem die richtigen Rezepte parat hatte.

 

Ein Fehler, der eine Kettenreaktion in Gang setzte, die ich aus eigener Kraft nicht unterbrechen konnte. Ich war einfach viel zu überzeugt von mir, anstatt die Warnzeichen ernst zu nehmen und auf die Idee zu kommen, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, machte ich einfach weiter!

Fest in dem Glauben, das es sich nur um eine kurze Übergangsphase handelt, die sicher schnell vorübergeht. Dabei wurde mein Schlaf immer schlechter und kürzer! Ich erwischte mich, dass ich immer unkonzentrierter wurde und falsche Entscheidungen traf, die leider niemand wagte infrage zu stellen. Durch diesen Umstand wurde ich gezwungen, alle außerberuflichen Aktivitäten auf Eis zu legen, um die Suppe, die ich mir eingebrockt hatte, auch selbst mit auszulöffeln. Schlechter Schlaf, zu viel Arbeit und keinerlei Ausgleich, bringen einen ganz schnell an einen Punkt, an dem es dringend nötig gewesen wäre, die Reißleine zu ziehen, wenn es denn eine gegeben hätte!

So kam es wie es kommen musste, auf einmal ging gar nichts mehr und im morgendlichen Spiegelbild, war von der Einbildung des Übermenschen nichts mehr zu sehen.

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Hallo alterwein,

der Text ist nicht autobiographisch! Nur eine frei erfundeneKurzgeschichte.

Es tut mir leid, dass ich dich durch die Verwendung der IchForm, unabsichtlich auf eine falsche Fährte geführt habe. Der Protagonist dankt dir ganz herzlich für deine Anteilnahe!

 

grüßend Freiform

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  • 1 Monat später...

Hallo Freiform!

 

Ein eindrucksvoller Text, der sich in der Realität öfter Bewahrheitet als einem Lieb ist;

Anfgangs ist es einem sicherlich nicht bewußt welch Schindluder man mit seinem Körper im eigentlichen treibt;

Weil er noch alles auffangen kann. Seine Stoßdämpfer funktionieren noch einwandfrei; Irgendwann aber und das hast du hervorragend mit der leeren Batterie beschrieben, irgendwann geht der Saft aus und der Körper wehrt sich. Und wenn der sich mal recht dann aber anständig; Er zieht die Notbremse, die die Umgebung leider , aus welchem Grund auch immer, nicht oder nur in den seltesten Fällen betätigt; Dabei würden kleine Hinweise schon genügen; Aber würde man ihn wahr nehmen? Würde man dem Gehör schenken? Ich glaube das lässt der eigene Stolz nicht zu; Sich eingestehen das weniger mehr wäre.. zumindest für sich selbst; Und man macht weiter, zum einen weil das Umfeld es nicht anders von dir kennt und zum anderen er / sie macht es doch gerne. Wieso auch nicht heute; Leg ich halt morgen einen Gang weniger ein. Zudem es aber in den seltesten Fällen kommt; Weil es ein NEIN in meinem Wortschatz nicht gibt; Nur wen will man was beweißen? Sich selbst oder den anderen? Burn out resultiert sich aus meinem Denken zu deinem Text.. und da hat man dann nicht mal mehr die Kraft morgens aufzustehen, weil man weiß, dass man das was von einem noch immer erwartet wird, nicht mehr erfüllen kann;

Ich möchte hier gar nicht von Versagen sprechen, weil könnte man, würde man so weiter machen wie bisher; Gott sei dank gibt uns der Körper schlußendlich doch noch Zeichen.. ich sag mal so.. mit einen Burn out kommt man gerade noch so einigermaßen gut weg, aber der Körper kann auch anders reagieren, sprich Schlaganfall, Herzinfarkt.. etc..

Ich glaube das Wichtigste ist erstmal sich selbst einzugestehen das es zu viel ist, Nein sagen zu lernen und ein gesundes Mittelmaß finden.. und das

bevor einem die Füße vom Boden weggerissen werden..

Letzte Zeile..

Siegelbild

fehlt ein p

 

Ich habe mich sehr gerne mit deiner Kurzgeschichte beschäftigt;

mit lieben Grüßen, Behutsalem

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Hallo Behutsalem,

ui, da musstest du aber erst mal den Staublappen raus holen, bevor du lesen konntest.

Einer meiner ersten Texte hier. Danke fürs reanimieren!

 

Mit Burn Out triffst du den Kern der Sache ganz gut. Wie es so oft im Leben ist, man muss erst etwas erfahren / erlebt haben, um etwas richtig einschätzen und neu justieren zu können. Ich vergleiche das gerne mit Sportlern. Die kennen ihre Leistungsgrenze auch erst richtig, wenn sie diese einmal überschritten und zusammengebrochen sind.

 

Ich danke dir ganz herzlich für deine schönen und sehr ausführlichen Gedanken zu meinem Text!

 

 

grüßend Freiform

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Hallo Freiform,

 

da hast du einen Text gezaubert, der mir sehr gut fällt, inhaltlich wie auch ini der Ausführung. Die Lesespannung hielt bis fast zum Ende an.

 

Zwei klitzekleine Kleinigkeiten könnten abgeändert werden, das zweite Mal die Wortkombination Variablen in Absatz 2, da würde --Veränderung -- völlig ausreichen.

 

Und in Absatz2 - es stehen drei Ich direkt untereinander, da könntest du die Sätze einwenig umstellen. Den ersten Satz würde ich sogar alleine stellen.

 

Aber wie gesagt, das sind nur Kleinigkeiten die ich sah und müssen nicht eliminiert werden.

 

 

 

LG Sternwanderer

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