Hallo Lichtsammlerin,
das mit der dichterischen Freiheit und der Definition von Lyrik ist ein Thema, das hier immer wieder angesprochen wird.
Meine Haltung dazu ist, dass es einen Unterschied macht, ob jemand sein Werkzeug (die Sprache und Rechtschreibung) beherrscht und dann damit mal spielt um etwas in einem bestimmten Licht darzustellen, originell zu sein oder eine Pointe zu setzen. Oder ob jemand diese Sprache eben nicht beherrscht und jede Schlampigkeit, Einfallslosigkeit, Schludrigkeit oder gar Faulheit mit der dichterischen Freiheit rechtfertigt.
Und hier will ich noch nicht mal das Fass mit den Versmaßen etc. aufmachen. Da geht's ja inzwischen scheinbar schon in die höhere lyrische Bildung.
Es gibt in diesem Forum einige Beispiele, wo ein mittelmäßiger netter Text durch Vorschläge hinsichtlich Reimen und Versmaßen zu einem gut ausgeführten Gedicht wurde, das sich wesentlich angenehmer und einprägsamer las. Bei deinem Text finde ich schon, dass Du vermutlich dein sprachliches Handwerkszeug beherrschst und ich konnte mich auch amüsieren. Aber Du kannst dir sicher denken, dass ich
'Lichtsammlerin]zudem gibt es eben die künstlerische Freiheit. Das hat absolut nichts mit schlechter Bildung zu tun. Die Schreibart eines Gedichts dient als Stilmittel schrieb:
Allerdings - bin ich tatsächlich der Meinung, dass es so etwas wie "gutes" Deutsch, gerade in der Poesie, nicht gibt. Nicht nur ist "gut" eine Wertung (wenn dann würde ich von korrekt oder inkorrekt sprechen)
dann stimme ich dir zu, dass gut/schlecht Wertungen sind. Offenbar hast Du etwas gegen Wertungen. Ich nicht. Werte bieten Orientierung.
Es gibt wertfreie Räume zum spielen (und die muss es geben), aber nicht, wo etwas für Menschen wichtig ist. Wenn Dir z.B. wichtig ist, was Du liest, willst Du Sachen lesen, die dich ansprechen. Das wird für dich "gut" sein. Wenn Dir egal ist, ob etwas gut oder schlecht ist, interessiert es dich wahrscheinlich nicht. Das ist dann - ob Du willst oder nicht - die ultimative Abwertung von deiner Seite, adressiert an den Anbieter dieses Textes oder was auch immer. Du kommst also gar nicht um Bewertungen herum. Jedes Gedicht, das Du nicht liest und dem Du nicht wenigstens einen Like verpasst hast Du bereits abgewertet - uninteressant, langweilig, interessiert mich nicht.
Und wer niemals ein Feedback zu seinen Texten bekommt, wird nie wissen, ob sie interessieren und hat keine Chance irgendetwas dazuzulernen. Wenn alles für gleich gut gehalten wird, ist alles gleichgültig. Um das Wort aus dem Lateinischen zu verwenden: Egal. Auch auf dem Gebiet der Poesie.
Zum Abschied meinen Lieblingsspruch zum Thema:
"Die Tage vom guten Deutsch haben gegangen."
LG
Ruedi