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Eisregen

 

so verfiel ich dem zauber, dem schimmernden glanz,

dem vollkommenen schein einer extravaganz,

die aus träumen fantastischer heiligkeit stammte;

so bestaunte ich einen harmonischen tanz,

der die herzen der weinenden menschen entflammte...

 

und erbebt unter mir meine samtene welt,

so erahne ich, was mich in seligkeit hält,

dann erlöst mich ein traum auch vom tiefsten verlangen;

denn nur allzu oft hat ein kristallenes zelt

meine silbernen mitternachtstränen gefangen...

 

so vermute ich, was ich im innersten weiß

und die furcht vor Veränderung treibt mir den Schweiß

Durch die Haut und ich fühle die kommenden Schmerzen;

Meine Seele erkannte den Regen aus Eis

Und Versank Im Gewimmel Der Fallenden Herzen...

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Hallo Flamme,

 

ein schönes Gedicht hast du da gezaubert. Die Bilder, wenn ich sie auch nicht in Gänze erschließen kann, und der Klang deines Gedichts vermag mir sehr zu gefallen

 

Also zuerst mal die Metrik:

 

Eisregen

 

so verfiel ich dem zauber, dem schimmernden glanz,

dem vollkommenen schein einer extravaganz,

die aus träumen fantastischer heiligkeit stammte;

so bestaunte ich einen harmonischen tanz,

der die herzen der weinenden menschen entflammte...

 

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxXx

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxXx

 

und erbebt unter mir meine samtene welt,

so erahne ich, was mich in seligkeit hält,

dann erlöst mich ein traum auch vom tiefsten verlangen;

denn nur allzu oft hat ein kristallenes zelt

meine silbernen mitternachtstränen gefangen...

 

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxXx

xxXxXxXxXxxX hier ist es nicht ganz eindeutig. Also ich betone „oft“ stärker als „hat“

XxXxxXxxXxxXx „meine“ am Anfang muss aber nun wirklich betont sein…das kann man nicht anders aussprechen

 

so vermute ich, was ich im innersten weiß

und die furcht vor Veränderung treibt mir den Schweiß

Durch die Haut und ich fühle die kommenden Schmerzen;

Meine Seele erkannte den Regen aus Eis

Und Versank Im Gewimmel Der Fallenden Herzen...

 

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxX

xxXxxXxxXxxXx

XxXxxXxxXxxX wieder das gleiche mit „meine“

xxXxxXxxXxxXx

 

Hmm, ein paar Schnitzer in S2 und 3. Dennoch gefällt mir der Klang. Ja, der Anapäst, nicht allzu oft von uns Dichtern benutz weshalb ich ihn als eine wahre "Ohrenweide" empfinde^^ (Augenweide geht ja schlecht )

 

Auch das Reimschema gefällt mir: a-a-b-a-b und gut durchgehalten.

 

"Herzen-Schmerzen" ist wohl das ausgelutschteste was ein Reimlexikon resp. Dichter hergeben kann aber ich bin in der Stimmung über diesen Fauxpas hinwegzusehen

 

Soviel zur Form.

 

Zum Inhalt vermag ich leider nicht sonderlich viel zu sagen, wie gesagt, mir erschließen sich die Bilder noch nicht wirklich alle.

 

Meine Idee beim Durchlesen war, dass über den Winter (Überschrift leitet einen ja in diese Richtung) und Schneefall geschrieben wird. Und über die letzten Stunden des Tages vor der Jahreswende

"mitternachtstränen", "furcht vor Veränderung" erwecken in mir den Eindruck als würde das LI dem neuen Jahr nicht zuversichtlich entgegentreten.

 

Hm, die erste Strophe hört sich so an, als würde vom Feuerwerk gesprochen werden...die weinenden Menschen...hm, weinen vor Freude vielleicht?

 

Naja...sehr überzeugt von dem was ich hier ruminterpretiere bin ich nicht, mal sehen ob jemand anders einen gescheiteren Vorschlag hat^^

 

 

Ich lasse mein Lob mal da,

gefällt mir sehr, gerne gelesen und kommentiert

 

 

LG Chris

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Hallo Wildharcal

 

ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar.

Ja, der Anapäst wird leider sehr wenig benutzt, da er im Deutschen recht schwer umzusetzen ist, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dennoch ist er mein Lieblingsmetrum - es freut mich, dass auch dich der Klang meines Gedichtes überzeugen konnte. Bei mir persönlich hat sich der Anapäst bereits nach der ersten Strophe so etabliert in meinem Kopf, dass ich keine Probleme habe, ihn durchgängig zu lesen, auch bei "denn nur allzu oft hat ein kristallenes Zelt / meine silbernen mitternachtstränen gefangen" , das "meine" ohne Betonung ist meiner Meinung nach möglich und wird gestützt von der vorherigen Betonung auf Zelt - es folgt also auf eine betonte Silbe und im deutschen vermeidet man unbewusst 2 betonte Silben hintereinander, so weit ich weiß... aber egal, der Klang scheint dich ja trotzdem zu überzeugen, auch wenn du es anders liest.

 

Deine Interpretation war zwar nicht gerade meine intension, aber es ist ein interessanter Gedanke. Und genau das ist das gute an der Lyrik: Jeder hat andere Assoziationen zu einem gedicht, das macht die ganze Sache so spannend.

Was ich mir eigentlich dabei gedacht habe, werde ich hier bestimmt noch schreiben, aber vielleicht will sich der ein oder andere noch dazu äußern, und da möchte ich natürlich nichts verraten und hoffe, dass keiner bei .com spickt. :mrgreen:

 

Danke für dein Lob, schön, dass es dir gefällt.

liebe grüße

flamme

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  • 1 Monat später...

Hallo Angel,

danke fein für das "wunderschöne Gedicht" und deinen Beitrag. : )

Was die Gruß- und Kleinschreibung angeht: Das ist anscheinend Geschmackssache, da ich zum einen schon den Rat erhielt, nicht alles klein zu schreiben in den ersten Strophen, aber es zum anderen auch als eine Art "Stilmittel", so wie es auch gedacht war, für "passend" befunden wurde. :mrgreen:

Ich weiß also nicht so recht, was ich davon halten soll, aber da ich persönlich mich damit angefreundet habe, werde ich es wohl so lassen. :roll:

liebe Grüße

flamme

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Hallo Flamme!

 

Gut dass dieses Werk hier verschoben wurde, somit bin ich doch noch darüber gestolpert und vollkommen fasziniert hängen geblieben! Eine wundervolle Wortwahl, jeder Vers für sich schon ein Feuerwerk an Sprachgewalt, da wird mir ganz kribbelig :oops: um nur einige solche mitreißenden Verse besonders herauszuheben:

 

… dem vollkommenen schein einer extravaganz …

…der die herzen der weinenden menschen entflammte…

…denn nur allzu oft hat ein kristallenes zelt

meine silbernen mitternachtstränen gefangen... …

…Und Versank Im Gewimmel Der Fallenden Herzen...

 

… herrlich

 

Mir gefällt diese „unstrukturierte“ Groß- und Kleinschreibung sehr gut, denn irgendwie kann man da trotzdem ein Schema entdecken: In der ersten und der zweiten Strophe gibt sich das lyrische Ich einer Vorstellung, einem Zauber hin und lässt sich mittragen, doch in der dritten Strophe baut sich langsam eine Veränderung auf, das lyrische Ich beginnt etwas zu ahnen, was die Fundamente seines Daseins erschüttert, somit verändert sich auch die Schreibung, langsam, doch beständig. Und dann im letzten Vers alle Wörter mit großem Anfangsbuchstaben, das empfinde ich extrem ausdrucksstark und unterstreicht auch noch die Verzweiflung des lyr. Ichs… Puh Flamme, du reißt mich schon allein durch dieses Stilmittel und die Sprachgewalt vollends mit, obwohl sich auch mir der Inhalt nicht erschließt *lächel* Ich empfinde das also als Stilmittel völlig legitim, besonders wenn so geistreich eingesetzt :wink: Und ich empfehle an dieser Stelle eines meiner absoluten Lieblingsgedichte: Der Widerchrist von Stefan George, wo Nomen auch teilweise klein/teilweise groß geschrieben werden und man auch hier eine ganze Menge reininterpretieren kann, vielleicht möchtest du ja mal reinlesen, Flamme!

 

Ja, der Inhalt… Ich bin wirklich unschlüssig... Für mich geht das irgendwie in den religiösen Bereich (darauf hat mich vor allem „heiligkeit“ in S1V3 gebracht) , sprich das lyr. Ich verfällt der Vorstellung einer vollkommenen, harmonischen Welt, gibt sich wie andere zweifelnde, traurige Menschen (… die herzen der weinenden menschen entflammte) der Illusion der religiösen Friedlichkeit hin und geht darin auf. Irgendwann erkennt es, dass die Illusion zerbröckelt, dass das alles eine Wunschvorstellung ist, und verliert den letzten Halt im Leben und versinkt nun erst recht im Chaos der Gefühle, wie viele andere auch... So... und ich bin mir fast sicher, dass du das nicht gemeint hast :mrgreen: Aber ehrlich gesagt muss sich mir der Inhalt auch gar nicht 100%ig erschließen, da mich deine Worte auch schon so vollkommen eingenommen haben. Aber wenigstens kann ich mit Stolz behaupten, nicht bei einem anderen Forum spioniert zu haben *zwinker*

 

Mit der größten Freude gelesen und kommentiert!

Liebe Grüße, Kari

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Hallo Kari,

es freut mich sehr, dass du "fasziniert" bist von diesem Gedicht und mit dem "Feuerwerk an Sprachgewalt" machst du mich richtig verlegen... :oops: Und dein Beitrag ist wohl ein weiterer Beweis dafür, dass die Sache mit der Groß- und Kleinschreibung hier Geschmackssache ist. Erklärt hast du die Bedeutung dieses Stilmittels übrigens absolut richtig. - Zuerst war ich ein wenig verwundert, dass du es so treffend erklärt hast, ohne dass sich dir der Inhalt so richtig erschließt, aber im Grunde bauen all eure Interpretationen auf einen zentralen Gedanken auf. AUch wenn bestimmte Einzelheiten anders gedeutet werden, so denke ich, dass der Begriff der Bezauberung durch etwas wunderbares, aber nicht wirklich Reales (der Schein einer Extravaganz) und später der Begriff der Verzweiflung große Bestandteile dieser individuellen Deutungen sind - und diese sind auch die Grundelemente der sich verändernden Groß- und Kleinschreibung. So war das Gedicht ursprünglich auch gedacht: Es sollte die Veränderung von einem berauschendem, glückseligen Zustand heraus in einem Zustand der Ernüchterung beschreiben. Später beim Schreiben kam mir dann ein anderer Gedanke. Wenn mich jemand fragen würde, wass denn meine Intension dazu ist, würde ich also jetzt sagen: Drogen, Rauschmittel. Doch wie schon gesagt ist eigentlich jede Interpretation treffend, die diese Punkte der Begeisterung und der anschließenden Verzweiflung vereinbaren kann - und das kann deine durchaus, Kari. Das mit dem Schweiß und der Schmerzen verweist etwas auf die Drogen und den quälenden Entzug, aber im Grunde kann man das auch in eine allgemeinere Interpretation bringen, finde ich zumindest. :roll:

Ich danke dir jedenfalls, dass du dich so sehr mit meinem Gedicht beschäftigt hast. : )

liebe Grüße

flamme

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und mit dem "Feuerwerk an Sprachgewalt" machst du mich richtig verlegen...

Ach nein, das hast du schon verdient, sei doch nicht so bescheiden Flamme

 

zuerst war ich ein wenig verwundert, dass du es so treffend erklärt hast, ohne dass sich dir der Inhalt so richtig erschließt, aber im Grunde bauen all eure Interpretationen auf einen zentralen Gedanken auf.

Ja, die Intention der Groß- und Kleinschreibung zu verstehen war auch ohne besonderes inhaltliches Verständnis möglich… Auch wenn man die Worte nur wörtlich nimmt, kommt man zumindest auf diese „allgemeine“ Interpretation der Veränderung, die wir alle entdeckt haben 8-) Der Schweiß… Ja den konnte ich natürlich nicht so wirklich einordnen :?

 

Aja, was ich vorhin noch vergessen hatte und eigentlich erwähnen wollte:

Nur wenige Dichter/innen habe ich bisher gelesen(das ist ja eine Metonymie fällt mir auf... na ja man kann ja auch beim Kritiken-Schreiben ein paar rhetorische Figuren einbauen, immer schön am Üben :mrgreen: ), die es vermögen, denn verpönten Herz-Schmerz Reim so gekonnt zu verwenden, dass man als Leser/in das Gedicht nicht gleich automatisch in die Kitsch-Ecke stellt – und du gehörst ganz sicher dazu Gottfried August Bürger hat ihn auch öfters verwendet, und das wahrlich nicht im Entferntesten so elegant wie du

 

Immer noch fasziniert,

Kari

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Ach ja, was ich noch vergaß zu erwähnen: Ich kenne Stefan George nicht, auch keins seiner Gedichte, aber ich schaue mich demnächst mal um - danke für die Empfehlung. Ich kenne übrigens auch nicht diesen Gottfried August Bürger, aber ich freue mich, dass dich der Herz-Schmerz Reim hier überzeugen konnte. Ich hatte zuerst bedenken, habe es dann aber gelassen, weil ich der Meinung war, dass es ganz gut passt. :roll: Hm, ich komme mir so unwissend vor, da ich auch dieses Metonymiedingsda nicht kenne... "Dichter lesen" ist also eins? Okay, werde ich mir merken. :mrgreen:

liebe Grüße

flamme

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Guten Morgen

 

Stefan Georges Gedichte sind auf jeden Fall lesenswert. Es war damals die Zeit des Symbolismus, und die Texte strotzen nur so vor Metaphern und Symbolen… ist eine sehr überwältigende, kunstvolle Sprache, eben nach dem Motto „l’art pour l’art“ (Kunst um der Kunst willen).

 

Hm, ich komme mir so unwissend vor, da ich auch dieses Metonymiedingsda nicht kenne... "Dichter lesen" ist also eins?

Ich glaube schon :mrgreen: Wo sind hier die Rhetorikkünstler? Metonymie ist so etwas Ähnliches wie Metapher mit dem Unterschied (und auf den Unterschied wird penibel Wert gelegt…) dass bei der Metapher zwei nicht zusammengehörige Bildbereiche verbunden werden und der Metonymie gibt es nur einen Bereich, darin verschiedene Relationen (man kann ja in eigentlichen Sinn keinen „Dichter lesen“, man kann nur seine Werke lesen, der Dichter steht hier stellvertretend für seine Werke, hier besteht also eine eindeutige, immer geltende Relation – daher Metonymie???)

 

Der Herz-Schmerz Reim beschäftigt mich jetzt... Hat er diese Abwertung denn eigentlich wirklich verdient? Ich werde mal ein paar bekannte Gedichte durchforsten nach der Verwendung dieses Reims, vielleicht poste ich die Ergebnisse dann im Bücherregal :mrgreen:

 

Liebe Grüße,

Kari

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Naja, im Allgemeinen lese ich gar nicht so viele Gedichte, aber der Symbolismus hört sich ganz interessant an... vielleicht schau ich demnächst mal vorbei bei Stefan George.

Was die Metonymie angeht, so habe ich keine Ahnung, klingt aber recht einleuchtend, das mit dem "Dichter lesen" als Beispiel. Naja, vielleicht kreuzt hier ja noch einer auf, der es etwas genauer weiß. :mrgreen:

 

Ich werde mal ein paar bekannte Gedichte durchforsten nach der Verwendung dieses Reims' date=' vielleicht poste ich die Ergebnisse dann im Bücherregal/quote'

Gesagt, getan, wie mir scheint. Wow, eine Frau der Tat! :mrgreen: Meinen Senf habe ich übrigens auch schon dazugegeben. #

liebe Grüße

flamme

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