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Der neue Rasierer


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Mitleid hatte mein Amigo
mit dem alten Klassenfreund,
es ergriff ihn der Vertigo -
Wie der Mensch durchs Leben streunt!

Schlecht rasiert mit Blutschraffuren!
Und er kaufte drum sofort
für verbesserte Rasuren
dreifachklingig: Wilkins Sword.

Nun, ich ließ die Zeit verstreichen
bis zur ersten Nassrasur
mit dem schwindelnd Klingenreichen,
doch dann schnitt er mit Bravour.

Jugendlich erglänzten Wangen,
rosig wölbte sich das Kinn
und so ganz im Rausch gefangen
schor ich weiter fußwärts hin.

Glanz umflorte alle Glieder,
als der Schaum von ihnen wich,
haarlos Brust und Augenlider,
eine Scham, die Kindern glich.

Meinem Freund, dem sorgsam netten,
hab ich gleich den Schnitt gesandt,
streng sortiert, mit Etiketten
und mit rotem Schleifenband.

Nackt durchlief ich Dorfes Gassen,
wie Adonis schön gebaut
und die Landfraun, anzufassen,
drängten sich um meine Haut.

Noch am Abend in der Scheune
gaben sie ein Rotlichtfest:
ihren Männern wehrten Zäune,
mich umschloss ihr Muschelnest.

Trunken schied ich in der Frühe,
eilte gleich zum Spiegelschrank,
dass mein Anblick mich durchglühe,
doch vor Schrecken war ich krank.

Borsten standen nämlich wieder,
nachgewachsen, hier und dort
und entstellten süße Glieder -
Haaren schwor ich Rachemord.

Ohne mich erst einzuschäumen,
nahm ich Wilkins Sword zur Hand,
mocht ich mich vor Schmerzen bäumen,
ich rasierte wie auf Sand.

Doch die Wut ließ mich schier platzen
und im Hof ergriff ich schnell
meiner Kinder arme Katzen
und rasierte ab das Fell.

Schor die Bauern, deren Frauen
mir die weiche Haut geleckt,
denn sie wollten mich verhauen,
tragen jetzt den Kopf bedeckt.

Sprang dann fort und auf die Weide
zu den Schafen gut gelaunt,
schnitt sie aus dem wollnen Kleide
und die blökten ganz erstaunt.

Blöken wie ein frommes Leiern,
dass mir der Gedanke kam,
mit dem ganzen Dorf zu feiern
Weihnacht, nackt, rasiert die Scham.

Lief sofort zum Bürgermeister,
sprach davon ein zündend Wort,
doch der lachte nur mit feister
Stimme über Wilkins Sword.

„Hose runter zum Rasieren!“,
brüllte ich, „du Dorfes Sumpf!
Ich will dir den Rumpf barbieren!“
Doch kein Schnitt mehr. - Sword war stumpf.

Ach, was musst ich jetzt erleiden,
Neugier füllte schnell den Raum,
meine Blöße zu bekleiden,
sprühte meine Tochter Schaum.

Streife kam, mich wegzubringen,
mit dem weißen Zwangsjakett.
Ach, wenn ich euch Superklingen
doch nur ausgewechselt hätt...!

 

(aus dem Fundus)

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