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Konturen im Mondlicht


Lichtsammlerin

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Dort ist ein Mädchen im Sprint

eine leere Straße bei Nacht

karges Mondlicht durch Zweige brechend

dort ist ein Haus voller Schatten

und ein Mann zwischen ihnen verborgen

der behauptet ihr Bewahrer zu sein

aber sein Gang riecht wie Verrat

 

wie oft wird die Flucht misslingen

und sie im Keller erwachen

mit dem einzigen Gedanken

am Tod gescheitert zu sein

 

aber was nützt es

ihr die Sonne zu zeigen

und die offenen Türen

wenn die Dunkelheit in ihr

die Welt ausschließt

und sein Gesicht das einzige

das sie nicht vergessen kann -

 

dort ist ein Haus voller Schatten

und ein Mädchen das fort rennt

ohne sich zu entfernen

dort ist ein Mann und eine Silhouette

halb Schatten halb Erinnerung

 

sie, die den Mund verschließt

um die Schreie einzusperren

verblasst zu Konturen brechenden Mondlichts.

 

Das Verblassen selbst

wird ihre Gestalt

und die abgestreifte Haut blieb

im Dunkel eines Kellers aus dem

sie Nacht um Nacht in ein Leben

rennt das ihr sagt: Komm zurück.

 

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Eine Traurigkeit erfüllt diese Zeilen, eine verlassene Einsamkeit. Viel Erinnerung an Natascha Kampusch, der mein ganzes Mitgefühl heute noch gilt, weil sie das Zeichen für folgenden Absatz in deinen Zeilen ist: 

vor 27 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

aber was nützt es

ihr die Sonne zu zeigen

und die offenen Türen

wenn die Dunkelheit in ihr

die Welt ausschließt

und sein Gesicht das einzige

das sie nicht vergessen kann -

 

Unvorstellbar die Kraft, sich trotzdem aus diesen Fesseln zu befreien. Nach Jahren folgte sie unter unsagbarer Angst den Worten "komm zurück". 

Unglaublich geschrieben. 

Sonja

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Liebe Sonja,

 

ehrlicherweise musste ich Natascha Kampusch und ihre Geschichte erst nachschlagen, ich kannte sie nicht. Vielleicht weil ich zu der Zeit des großen Medienechos selbst noch ein Kind war..

Eine erschütternde Geschichte. Aber wie auch du schreibst - eine unvorstellbar große Kraft, sich daraus zu befreien. Auch wenn die körperlichen Fesseln fort sind.. tja, es bleiben doch noch lange die innerlichen.

Noch erschütternder, wie viel Hass, Verleumdung und Hetze ihr seit der Flucht immer noch entgegen schlägt. Da fehlt mir echt das Verständnis.

Auch wenn ich nun bis eben nichts von ihrer Geschichte wusste, meine Worte könnten tatsächlich Teile ihres Erlebens spiegeln. Ich fürchte es sind viele Menschen, die ähnliches erlebten..

Danke für deine Reflektion dazu und dein Lob!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Am 24.9.2020 um 13:12 schrieb Sonja Pistracher:

Menschen sind oft so was von selbstgerecht

Ja, und letztlich ist das symptomatisch für unsere Gesellschaft. Was ist denn zu erwarten, in einer Welt, die einen ständig lehrt besser, größer, schneller als der Rest sein zu müssen und immer mehr zu haben?

 

Jetzt in dem Beispiel von Natascha Kompusch scheinen mir die patriachalen Strukturen ebenfalls ein Faktor. Durch den Frauen im Allgemeinen weniger "Wille" zugesprochen wird als Männern, Opfer werden zu Tätern gemacht und müssen sich rechtfertigen, ihre Unschuld beweisen, anstatt umgekehrt. Das ist ein riesiges Problem, auch juristisch.

Und diese Problematik überträgt sich auf die Gesellschaft. Im Internet ist der Ton sowieso nicht gezügelt, jeder Anstand scheint über Bord geworfen, die täuschende Maske der Anonymität verleitet zu viele darin ein Ventil für was auch immer zu finden.

Und wenn selbst die Logik nicht hilft.. und das Gefühl / Einfühlen schon bei sich selbst aufhört.. wie begegnet man dann diesen Menschen? Ich habe zwar null Verständnis für dieses Verhalten, aber ich frage mich tatsächlich, wie damit umzugehen ist.

Aber vielleicht ist es auch müßig.

 

Es ist so alltäglich leider. Und zurück bleibt oft Ratlosigkeit. Und ich mache mir über alles zu viele Gedanken..

 

Nochmals liebe Grüße dir!

Lichtsammlerin

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