Hallo Joshua,
ein interessanter Gedanke, dass der Tod selbst einem Menschen die Angst vor diesem nimmt. Tatsächlich bleibt das Leid dann einzig bei den Hinterbliebenen.
Diese Betrachtung ist insofern auch spannend, weil ich merke, dass du das Gedicht aus einer anderen Perspektive gelsen hast. Ich habe bewusst kein LI oder LD genannt, sondern allgemein geschrieben, so sind verschiedene Sichtweisen möglich. Und deine war die eines Außenstehenden, das eröffnet weitere Möglichkeiten. Danke dafür und fürs Reflektieren!
Liebe Grüße Lichtsammlerin
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Liebe Letreo,
auch das ist interessant! Stimmt, kein noch so eiserner Wille könnte das Herz zum Anhalten bewegen - es liegt gewissermaßen außerhalb unseres Einflusses. Was auch heißt, dass wir im Falle des Falles absolut ohnmächtig sind, denn ebenso wenig lässt sich ein Herz durch Willenskraft dazu bewegen, weiter zu schlagen, wenn es aufgehört hat.
Dieser Moment scheint sich in Ewigkeit zu strecken, aber auch er wird dann (vielleicht ganz plötzlich) vorüber gehen.
Manchmal meint man auch das eigene Herz plötzlich anhalten zu spüren, aus einem großen Schreck heraus zum Beispiel. Dieser Moment ist so unerträglich, weil es das Leben womöglich für immer ändert..
Vielen Dank für deine Worte!
Liebe Grüße Lichtsammlerin
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Liebe Nina,
deine Gedanken kommen meiner eigenen Intention sehr nahe und ich freue mich über die vielfältigen Möglichkeiten..
Wenn man aus der Sicht eines LIs liest, liegt ein seelischer Tod nahe. Ein Moment, durch ein Erlebnis etwa, der das Leben für immer verändert, der etwas gravierendes von einem nimmt, vielleicht einen Teil des Seele tötet. In diesem Moment steht LI quasi neben sich ("auch wenn der Mensch daneben steht und zusieht....") und betrachtet das Geschehen.
Nina K. schrieb:
abstoßend, weil der Tod etwas erschreckendes, hässliches hat?
verlockend, weil es die unerträgliche Situation beendet? ...
Sehr treffend. Ja, besser könnte ich diesen Vers auch nicht beschreiben, dies ambivalente Fühlen ist in der Situation vermutlich verständlich, nach Außen aber schwer zu erklären.
Nina K. schrieb:
Die "Hinterbliebenen" scheinen den Tod gar nicht zu bemerken.
Das scheint ein häufiges Problem zu sein. Hier wechselt die Perspektive nach außen, denkbar wäre auch, dass auch diese Verse eine Innensicht darstellen:
Die Welt dreht sich weiter, obwohl für LI alles anders ist und es ihm unmöglich scheint, dass alles einfach weiter geht, während innerlich etwas zuende gegangen ist.
Interessant - mir war nicht bewusst, dass hier beide Perspektiven so logisch Verbindungen aufzeigen würden.
Nina K. schrieb:
Das könnte vieles heißen, es könnte heißen, dass alles, was einmal die Seele des LI ausmachte, fortgerissen wird. Und nun nur noch eine schreckliche Leere, eben der seelische Tod zu spüren ist.
Es könnte auch sein, dass die Leere vorübergeht, der Moment geht vorbei, und anstelle der Leere kann wieder neues Leben wachsen.
Ja, das ist beides denkbar. Und ich könnte zu keinem sagen es sei "richtig" oder "falsch".
Für mich selbst hieß es einfach, dass mit diesem Moment alles bisher Gewesene nie mehr sein würde. Weil dieser Moment alles verändert..
Letztlich scheint es auch denkbar, dass es weder einen physischen noch seelischen Tod gab, denn "wie Tod aussehen könnte", könnte auch ein Erlebnis benennen, in dem der Tod schlicht sehr nahe war. So nahe, dass bereits eine Vorstellung davon Gestalt annahm.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr freue ich mich über die vielen Deutungsmöglichkeiten, die hier entstehen.
Auch dir vielen Dank!
Liebe Grüße Lichtsammlerin
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Liebe Sonja,
auch du reflektierst aus der Sicht eines LIs, treffend scheint mir hier der Stillstand als Zustand und Empfinden zugleich. Tatsächlich ordnet sich in diesem Fall alles - Außen und Innen - diesem Stillstand unter, zumindest aus der eigenen Wahrnehmung heraus.
Wohl der verzweifelt nie endenwollende Ausdruck des LI, mit dem Druck einer Erinnerung leben bzw. den Stillstand der Gedanken dazu überleben zu müssen.
"überleben zu müssen" - finde ich in der Wortwahl super! Dieses "müssen" ist wohl keine Selbstverständlichkeit und vielleicht auch nicht sofort verständlich, aber es ist genau der Punkt, aus dem heraus sogar dieser Stillstand notwendig wird. Nur zu überleben scheint frei vom eigenen Willenseinfluss, auch dem unbewussten. Aber überleben zu
müssen zeigt ein tieferes Bestreben, das verankert ist, wie durch Gesetzmäßigkeiten. Und weil LI überleben muss, produziert sich aus der Erinnerung bzw dem Erlebten selbst ein Stillstand, der den Schmerz und die Verzweiflung, diesen furchtbaren Moment, einfängt.
Auch deine Gedanken weiten wieder meine Betrachtung.
Bei diesem Gedicht fällt es mir gerade besonders auf, wie vielfältig und dadurch reich die Kommentare erst das Gedicht selbst machen..
Bleibt nur mich auch bei dir noch dafür zu bedanken. Dankeschön!
Liebe Grüße Lichtsammlerin