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ON THE ROAD - Ein Straßenhund erzählt 

 

Wir sind unterwegs seit Mitternacht, haben das früher schon oft gemacht, das Rudel und ich. Gemeinsam durchstreifen wir die Straßen der Stadt, ob jemand etwas Fressbares liegen lassen hat, das wäre für uns ein Fest. Die Nase in den Wind gereckt und Ohren auf hab Acht gestreckt, so lauf ich auf und ab. Es dämmert schon, als ich die Lichter seh, an dem Bordstein hält ein Lkw und Zweibeiner springen raus. "Bloß weg!", belle ich mein Rudel an, als Kundschafter habe ich meinen Job getan und alle nehmen schnell Reißaus. Mein siebter Sinn verrät es mir, der Zweibeiner direkt hinter mir, der hat mich im Visier. Damit ich noch schneller laufen kann, zieh ich jetzt meine Hacken an, die Sprünge werden lang. Plötzlich ein Ruck, der mich festhält, ein Griff ins Fell, der mir äußerst missfällt. Ich japse nach Luft und winde mich, denn aufzugeben, kenne ich nicht. Doch ein Entkommen gibt es nicht. Bis der Zweibeiner den andren ruft, habe ich verzweifelt zu fliehen versucht, mein Herz, es pocht wie wild. Den Stich im Nacken spüre ich, allmählich wird mir schwindelig und ich döse schließlich ein.

 

Ich komme erst in einer Box zu mir, die verschlossen ist durch eine Gittertür. Wie komme ich fort von hier? Es winselt leis mein Freund Filou, ich denke noch, allein bist du, doch der Schwarze ist in meiner Näh. Ein Schälchen mit Wasser gefüllt, mir meine trockne Kehle kühlt, da schließt sich die Tür vom Lkw. Es rollt und rumpelt viele Stunden lang, das Schaukeln macht mich noch ganz krank. Nach langer Zeit in Dunkelheit, ich kauerte mich gerade wieder zusammen, als zwei Hände in die Box reinlangen, Eine Stimme, die mir freundlich klingt, bis zur mir, meine Angst durchdringt. Sie lockt mich zu sich hin. Meine Nase wittert Morgenluft, es ist nicht nur, dass sie mich ruft, der Futtergeruch treibt mich raus. Ich schlinge schnell den

Happen auf, dann folge ich Filou im Lauf und wir hören Gebell: "Hey, wo kommt ihr denn her? Sucht ihr ein Plätzchen, bitte sehr. Hier ist noch eines frei." Ich möchte nichts, als heimwärts gehen, mein Rudel endlich wiedersehen, doch mir bleibt vorerst Filou. "Ach Schwarzer, was hab ich getan?" Er sieht mich nur ratlos an und legt sich sodann neben mich unter einen Baum. Ich gebe ihm Schutz so gut ich kann, meine Kraft mir zusehends entschwand, ich spüre sein Urvertrauen.

 

Am nächsten Tag, da bekamen wir, das Futter direkt am Baum serviert und Kühles gab es aus dem Schlauch. Filou hat noch seine Wunde geleckt, er hatte sie am Bauch entdeckt und ich bei mir auch. Es ist doch wirklich allerhand, sie haben ihn und mich entmannt, kurzer Hand! Zwei Zweibeiner kamen zu mir, meinten, die beiden adoptieren wir. Sie strahlten uns fröhlich an. So kam es dann, dass Filou und ich ein Zuhause fanden und aus heutiger Sicht, war das für uns ein großes Glück. Wir leben jetzt bei Zweibeinern, nur in meinen Träumen denke ich noch daran, dass Filou und ich einst Streuner waren.

 

Das Futter wird täglich serviert. Wir haben ein Körbchen, in dem keiner friert und Freiheit wohl dosiert. Unser Hundeleben ist nun unbeschwert und das Bemühen unserer Zweibeiner aller Ehren wert, das Schicksal meinte es mit uns nicht verkehrt. Ein Körbchen an der Ofenbank, da verfliegt mir glatt mein Freiheitsdrang, es könnt für mich nicht besser sein. Ich wünsche allen unterwegs, es mag ihnen auch gut ergehen und dass wir uns vielleicht dann beim Gassigehen einmal sehen

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Hallo Darkjuls,

 

diese Geschichte ist wirklich toll. Es ist zuwünschen, dass noch mehr Strassenhunde ein neues Zuhause finden. Gerade in Südosteuropa gibt es viele solch herrenloser Tiere,die,wenn sie nicht von Tierschutzorganisationen gerettet werden, einfach erschossen werden,oder was sonst noch Schlimmes mit ihnen passiert.

 

Sehr gerne gelesen.

 

Liebe Grüsse

anais

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