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Immer hast du totgeschwiegen

das, was längst gesagt sein will,

weil es leichter ist zu lügen,

selbst wenn sich die Balken biegen,

hältst du prompt die Füße still.

 

Tust als wäre nichts gewesen,

nichts was von Bedeutung sei,

schnappst dir deinen alten Besen,

simulierst das Anstandswesen

und servierst den Einheitsbrei.

 

Während andere krakeelen,

lehnst du dich gelähmt zurück

und anstatt dich zu empfehlen,

immer weiter dich zu quälen,

hoffst du auf ein großes Glück.

 

Dass das Schicksal sich noch wendet

und du mutig reagierst,

deine Angst dich nicht verblendet

und die Trübsal sich verschwendet,

da du nicht nach Ehre gierst.

 

Nein, du willst nicht Ruhm erlangen,

das ist wirklich nicht dein Ziel,

doch hast du dich einst gefangen,

darfst du es dir abverlangen

und beenden dieses Spiel!

 

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Liebe Letreo,

 

es ist schwer der unterdrückten Wut dieser Zeilen zu begegnen, aber ich merke gerade, wie sehr ich dieser nachspüre. LI empfindet ganz deutlich die Enttäuschung, die es durch Verleugnung erfahren hat. Weil LD sich abgewendet hat, nicht sehen wollte, den eigenen Schein nicht fallen lassen wollte... und LI musste darunter leiden. Weil es die Hilfe gebräucht hätte. Oder den Zuspruch. Wahrgenommen zu werden..

 

LD selbst scheint gelähmt zu sein, unfähig die unsichtbaren Barrieren zu überwinden und aus den ureigenen Mustern hinaus zu treten - aktiv zu werden, anstatt passiv dem Geschehen beizuwohnen. Aber es flüchtet sich in die eigenen Passivität und verkennt dabei, dass es Handlungsmöglichkeiten gäbe, die dem LI vielleicht nicht offen stehen.

 

Warum es bequemer ist wegzuschauen, untätig zu bleiben oder Offensichtliches zu verleugnen.. naja, das liegt wohl auf der Hand. Das aber so viele Menschen den Preis dafür teils ihr Leben lang in Kauf nehmen, das wird mir wohl ewig schleierhaft bleiben.

Vielen scheint es tatsächlich leichter zu fallen, sich die eigene Welt zurecht zu lügen.

 

vor einer Stunde schrieb Letreo71:

und die Trübsal sich verschwendet,

Hier bin ich mir nicht sicher was gemeint ist. Zunächst ist die Formulierung ungewohnt, dass etwas sich selbst verschwendet, gewöhnlich spricht man davon, dass jemand etwas verschwendet.

Also die Trübsal verschwendet sich. Indem sie allzu großzügig mit ihrer Fülle umgeht, sich verteilt, verflüchtigt?

Es fällt mir noch schwer, mir darunter etwas vorzustellen, ich denke, der Vers lasse ich noch ein wenig wirken.

 

Interessant finde ich in dem Aufbau des Gedichts, dass jede Strophe die vorige aufgreift um auf das zuletzt Genannte einzugehen. Dazwischen liegt nur ein Gedankenstrich, kaum ein Komma, und doch die Lücke einer Strophe, einem Abgrund gleich. Diese Lücke lässt sich ähnlich schwer schließen, wie das Beben in LIs Stimme, wie sie in meinem Kopf entsteht. Zunehmend lauter werden.. als hätte die Wut lange Jahre geschwiegen, vor sich hin geköchelt und sich nun Bahn gebrochen.

Damit einher geht ein schweres Erkennen, ein Begreifen und Eingestehen, das vermutlich sehr schmerzhaft ist.

 

Aber ich glaube, dass es letztlich heilsam ist, wenn sich auch solch schweres Empfinden an die Oberfläche wagt. Im Innern richtet es nur Verwüstungen an, die eigentlich dem Außen gebühren.

 

Deine Verse erinnern mich an meine Mutter und ich spüre die hilflose Wut in mir.

Ich finde, LI hat alles recht, von LD zu verlangen, dass es endlich einmal gerade steht für das eigene Handeln und sich selbst und die Scheinwelt gerade rückt, den Dingen ins Gesicht blickt. Und es ist gut, dies so zu benennen.

 

Wirklich eindrückliche Zeilen, die gerade viele Gedanken in mir anstoßen..

 

Mit lieben Grüßen Lichtsammlerin

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Liebe Lichtsammlerin,

 

wie so oft gelingt es dir mit deinem ganz besonderen Einfühlungsvermögen, dich gut auf die Gefühlswelt eines anderen LI/LD einzulassen. Das kann ich nur bestaunen und dir dafür meinen Dank aussprechen!

 

Man liest aus deinem Kommentar heraus, wie sehr du in das Geschehen eindringst, deine Eindrücke sammelst,

um sie dann wohlwollend zu formulieren, zu hinterfragen und mitzuteilen. Ich schätze, dass ist eine Gabe.

 

Deine Gedanken hierzu sind nahezu identisch mit den  meinen. LI und LD liefern sich einen langen und schmerzvollen Kampf, aber dieser findet oftmals nur im Inneren statt und wird selten im Außen ausgefochten. (Aus Angst)

 

Es fehlt die Kraft und somit ist es in vielerlei Hinsicht leichter, wegzuschauen, stillzuhalten, nicht ehrlich zu sich selbst zu sein und sich diesem Schicksal zu ergeben. Noch!

 

vor 4 Stunden schrieb Letreo71:

und die Trübsal sich verschwendet,

 

Damit meine ich sinngemäß ein "sich aufbrauchen", also ruhig verschwenderisch damit umzugehen, um es zu beenden. Vielleicht sagt man das nicht so, aber es war einfach da und fügte sich nach meinem Gefühl hier gut ein.

 

vor 3 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Deine Verse erinnern mich an meine Mutter und ich spüre die hilflose Wut in mir.

 

Oh. Ja, es wird Zeit Bahn zu brechen!

 

vor 3 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Wirklich eindrückliche Zeilen, die gerade viele Gedanken in mir anstoßen..

 

Vielen Dank!

 

Ebenso ein herzliches Dankeschön an alle Leser und Liker!

 

Mit liebem Gruß, Letreo

 

 

 

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Liebe Letreo,


von der Angst, die LD/LI immer wieder daran hindert, endlich reinen Tisch zu machen. Statt dessen wie gehabt: (tot)schweigen, stillhalten, schönreden (lügen), verdrängen, in Routinen flüchten ...


Doch dieses Nicht-Aufbegehren (die Füße stillhalten) hat einen Preis, und der ist hoch. LD/LI fühlt sich wie gelähmt, quält sich in und mit dieser Situation, bläst Trübsal und belässt es beim Hoffen. Dem Hoffen auf 'ein großes Glück', das darin läge, schlicht adäquat zu reagieren. - Mal mit der Faust auf den Tisch hauen und nein zu sagen. 


LD/LI weiß, es darf diese Reaktion ('dieses Spiel zu beenden') sich selbst gegenüber einfordern, weil es das kann, weil es stark ist (du darfst es dir abverlangen). Vielleicht auch, weil es an der Zeit ist, endlich endlich zu reagieren, zu handeln ...


Ein schweres Gedicht, schön geschrieben. Und ich muss gestehen, selbst beim Lesen steigt mein Blutdruck und ich raune LD/LI zu: Mach es! Tu es! Es ist an der Zeit! - Ein Gedicht also, das berührt, bewegt und nachhallt.


LG, Berthold

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