Hi Alexander,
gerne binich weiter so frei und schreibe was ich denke vor allem nach dieser tollen Einladung.
es ist leider ein weitverbreiteter Irrtum, grammatikalische Verdrehungen oder gar Sinnverschwurbelungen als alte Sprache zu sehen. Nein! In der alten Sprache gab es auch schon Grammatik nur etwas andere Wörter Bezeichnungen und sehr viele unterschiedliche Schreibweisen. Natürlich können wir das nur bis ins mittelhochdeutsche beurteilen, denn über das Althochdeutsch ist ja noch viel weniger bekannt, weil es damals noch überhaupt keine einheitliche deutsche Sprache gab und wenig bis kaum schriftliches in althochdeutsch überliefert ist. Und diese Sprache würden wir heute bestimmt nicht mehr verstehen.
Und damals waren die Dialekt im deutschen Sprachraum sehr viele unterschiedliche. Eine gemeinsame Sprache entwickelte sich erst so allmählich glaube ich seit Karl dem Großen.
Selbst das mittelhochdeutsche, in dem wir Texte haben wie z.B. das Nibelungenlied, oder die Minnelieder
sind nicht verschwurbelt nur zu großen Teilen unverständlich, weil wir die Wörter die damals gebräuchlich, oder sogar wie ich meine, regional benutzte, heute nicht mehr erkennen. Auch die REchtschreibung war keine einheitliche, da hat sich jeder das zusammengebastelt wie er es für richtig hielt.
Die Grammatik allerdings war es wohl
Ob es Unterschiede zur Alltagssprechweise gab ist fraglich, aber wahrscheinlich, denn die Poeten der alten Zeit hatten schon eine Vorstellung davon was poetisch und wie poetisch sein soll. Auch darf man nicht vergessen, dass es Lieder waren, also gesungen wurde.
Wer in der "alten Art" dichten möchte sei empfohlen:
https://www.germanistik.uni-bonn.de/institut/abteilungen/germanistische-mediavistik/studium/leitfaeden-reader-links/metrik.pdf
Wer in der "alten Sprache" dichten möchte sollte mittelhochdeutsch lernen.
Ich kopiere hier mal einen Teil vom Nibelungenlied ein. Damals war auch die Dichtform eine ganz andere, anfänglich eher Stabreime (Alliterationen) später auch Endreime, die waren aber nicht wirklich erforderlich.
Die Sprache war eine andere und auch die Metrik, die war der Sprache angepasst, aber es gab sie sehr wohl. Denn: ein Lied musste ja auch einen Wohlklang aufweisen und der wurde mit Stabreim und Metrik erreicht.
Âventiure
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.
E〈z wuohs〉 in Burgonden ein vil edel magedîn,
daz in allen landen niht schœners mohte sîn,
Kriemhilt geheizen; si wart ein schœne wîp.
dar umbe muosen degene vil verliesen den lîp.
Ir pflâgen drîe kunege edel und rîch,
Gunther unde Gêrnôt, di recken lobelich,
und Gîselher der junge, ein ûzerwelter degen.
diu frouwe was ir swester, di fürsten hetens in ir pflegen.
Das sollte mal als Beispiel reichen.
Oder , das bekannteste und wohl auch älteste mittelhochdeutche Liebeslied:
Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzelîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.
Da ist nichts verdreht! Das ist astrein.
Liebe Grüße
Sali