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Hans hat geschuftet sieben Jahr,
und weil er bienenfleißig war,
so gibt der Meister ihm als Sold
zum Abschied einen Klumpen Gold.

Hans wandert heimwärts, doch er hat
den schweren Klumpen bald schon satt.
Da trabt ein Reiter unbeschwert:
Hans tauscht sein Gold und nimmt das Pferd.

Das Pferd trägt ihn zunächst, doch dann
setzt es zum Galoppieren an.
Hans fliegt davon, schlägt auf und faucht
im Graben, jämmerlich gestaucht.

Ein Bauer zieht mit seiner Kuh
des Wegs, der fängt den Gaul im Nu.
Hans tauscht ihn gern. Er nimmt das Rind,
weil Milch und Butter sichrer sind.

Die Sonne glüht. Vor Durst verrückt
melkt Hans die Kuh, doch ungeschickt,
so dass das Tier ihm vor die Stirn,
gekitzelt, tritt. Hans brummt sein Hirn.

Da schenkt ein Metzger, der ein Schwein
an seiner Seite hat, ihm ein
und sagt, erfrisch dich, gönn dir Ruh
und nimm das Schwein, ich schlacht die Kuh.

Das macht der Hans. Er fühlt sich gut,
das Glück ist mit mir, gut beschuht,
so singt er, was mich auch beschwert,
es endet gut. Ich bin es wert.

Da nähert sich mit einer Gans
ein Junge, spricht, der Schweineschwanz
ist mir bekannt. Im Dorf, dem Schulz
stahl man dies Schwein. Hans rast der Puls.

So nimm es, spricht er angsterblasst,
sonst lande ich als Dieb im Knast.
Er zieht nun mit der Gans zum Markt,
wo grad ein Scherenschleifer parkt.

Der fragt den Hans, wie ihm geschehn,
lässt ihn erzählend rückwärts gehn
von Gans zu Schwein, zu Rind und Ross
und sieht, wie Gold zu Gans zerfloss.

Und schlau spricht er, nimm einen Stein,
so kannst du Scherenschleifer sein
und Geld verdienen, so wie ich,
um deine Gans hier kümmr’ ich mich.

Hans nimmt den Stein sofort zur Hand,
und trägt ihn fort. Am Brunnenrand
legt er ihn ab, und als er trinkt,
fällt der ins Wasser, plumps, versinkt.

Da ist Hans endlich wieder frei
von aller Last. Ein Freudenschrei
entfährt ihm, und er dankt dem Herrn
im Himmel. - Ja, du hast mich gern!
 

 

(aus dem Fundus)

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Tja, Gummibaum, was soll man sagen ... Dein Gedicht finde ich perfekt und amüsant, ich bin allerdings dazu geneigt, eher zum Nachdenken anstatt zum Lachen angesichts soviel Pech und Leiden dieses jungen Mannes.

Nachdenken weil seine Naivität etwas fast Heiliges hat. Es erinnert mich an Hiob, der trotz allen Prüfungen seinen Glauben nicht verliert. Und an Franz von Assisi. 

Und, er hat sich vom Last des Goldes befreit. 

Liebe Grüße

Carlos

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Heißen Dank für die Likes!

 

Liebe Pegasus, lieber Carlos, liebe SalSeda, liebe Darkjuls,

 

freut mich, dass es euch gefällt. Habt Dank für eure schönen Kommentare. Es Ist schon ein paar Jahre her, dass ich Grimms Märchen eine zeitlang für meine Gedichte wiederentdeckte. Das machte richtig Spaß.

 

Liebe Grüße von gummibaum

 

 

 

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