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Quelle/Inspiration: Prokop, "Gothenkriege". 

Die Schlacht am Milchberg ist überliefert, 

ebenso die Legende, dass Teja die Klamm allein gehalten habe. 

Der Rest ist meine Erfindung. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_am_Mons_Lactarius

 

 

 

Am Grabhügel der Gallier strahlt er wie Sonnenlicht, der blonde Hüne 

Sein Antlitz lässt die Männer glauben und erblühen
Die Front reitet er längs und wie auf einer goldenen Bühne
Lässt er Worte funkengleich von seiner Zunge sprühen 

 

Die Hände seiner Krieger greifen ihn und wollen ihn berühren 
Der schöne Totila, der Glücksbringer der gotischen Armee 
Und wollen nur den Saum an seinem Mantel spüren 
Die großen Gotenkrieger voller Ach und Weh 

 

(Und die Barden singen und ihre Stimmen klingen durchs Tal) 

 

Sein Gegner Narses, Kaiser Justinians erster General  
lässt den eitlen Gotenkönig so tanzen und spazieren
lockt ihn durch Warten, winkt hinterrücks die Reiter still ans Tal 
Und sieht man den Eunuchen nun taktieren und sinnieren

 

Denn nichts weiß doch der Gotenkönig von den Flanken 
Und dass der Byzantiner Langobarden und Heruler hat 

Und während seine Goten ihm zujubeln und ihm danken 
Wendet sich schon vor dem Kampf gegen die Gotenschar das Blatt

 

Und immer noch lässt Narses, der Eunuch, den schönen Totila spazieren
Und böse lacht er auf, in diesen schrillen, hohen Tönen 
Denn eh der Abend naht wird der Kastrierte jeden Goten hier kastrieren
Wenn er allein dann ist, sich stöhnend das versehrte Fleisch verwöhnen 

 

Es schaudert ihn, er schüttelt sich, doch noch muss er geduldig sein 
Noch steht die größte Schlacht ihm ja bevor 
Und fällt der Gotenkönig auf des Narses List herein 
Öffnet Byzanz den Goten hier ein Höllentor 
 
Minuten bangen Wartens vergehen schon auf beiden Seiten 
Dann endlich stürzen Totilas Mannen wie Berserker in die Schlacht
Und Narses sieht man böse lächeln in die Weiten 
der Berge wo er versteckt die schwere Reiterschaft

 

Und als die Goten ihre weit gerühmte Todesschneise bilden 
Da stürzen schon die Pfeile wie wilde Bienen auf sie ein 
Und von den Flanken brechen grad die tödlich wilden 
herulischen Reiter in die Schlacht herein 

 

Da ists vorbei mit geckem, eitlen Tanz des jungen Recken
Und mit den Worten voller Ruhm und Pracht
Totila will sich noch aus der Schusslinie strecken
Da trifft ihn etwas hart und er versinkt in dunkler Nacht

 

Mit einem Prügel, mit dem man Schweine sonst gefügig macht
Hat ihm ein einfacher Soldat den Kopf gespalten 
frech tritt er in des Goten Aug und Hirn und lacht 
Der Königsmörder kann des Königs Schwert hochhalten

 

Umzingelt fallen in den Schlamm nun Goten über Goten 
Weit trägt der Wind die Schreie und ihr Ach und Weh 
Und Gote über Gote legt sich zu den Toten 
Und ihre Leiber überdeckt der erste Schnee 

 

Und in Kampanien am Lago d´Averno 
Da sitzt er, ganz in schwarz gewandt und spielt 
Die Laute und er singt dazu Hildebrandts Bel-Canto 
Als plötzlich ihm die Laute aus den Händen fällt 

 

denn auf dem Wind da hört er seiner Brüder Schreie 
Und fühlt den Brudermord, wie Totila sich fällt voller weh
Ganz leis schluchzt Teja nun: "Bruder, verzeihe!
Dass ich nicht nah dir war!" und wirft die Laute in den See

 

Und schon verkünden es im ganzen Land die Boten 

 

Hoch lebe Teja

 der Schwarze,

der König

 der Goten ! 

 

Und Narses lässt sich nach dem Sieg die Knaben bringen

Und Sie tanzen für ihn und er streichelt sich das Narbenfleisch

Er weiß in tausend Jahren werden sie noch seinen Namen singen

Ein allerletzter Kampf noch fehlt, dann ist zerstört das Gotenreich

 

Nur eine finstere Wolke dunkelt über seinem Himmel

Teja der Schwarze von Ravenna, Kriegerpoet mit  sanftem Blick

Reitet auf Alewar, dem treuen Schimmel

Gelingt es ihm,  zu wenden noch der Goten Glück ?

 

Denn Narses weiß, er muss den schwarzen Teja schlagen

Heim in Byzanz becirct sein größter Widersacher Belisar

Justinian den Kaiser und Belisar wird’s wagen

Er will die ganze Macht mit Hilfe von Theodora

 

(Des Kaisers Frau Theodora Augusta

Bevorzugte den sehr potenten Belisar)

 

Teja der schwarze, letzter König der Ostgoten

Legt seine schwarze Plattenrüstung ab

Er hält Totilas Mantel in der Hand, den roten

und flüstert:" steig nach Walhall aus deinem Grab

 

Denn die Walküren schickte Odin dir

Du bist nun selber Ansis, Ase, Gott, mein König

Und tief im Herzen spüre ich du bist bei mir

Wenden gemeinsam wir der Byzantiner bösen Blick ?

 

So viele Schlachten habe ich geschlagen

und bin vor niemandem gestürzt ins Knie

Hab nur noch Bauern, diese letzte Schlacht zu wagen

Ich wähne: soll nicht wer noch fliehen kann entfliehen ?

 

Ist denn mein Schicksal dieses große Volk zu legen

Als Totengräber in bitterer Krume fremder Erde ?

So flehe Ansis Odin an! Ach fleh für uns um seinen Segen!

Das nicht die letzte Schlacht zerschlägt der Goten Herde

 

Ich kann in meinen Händen nicht mehr halten

als was die Arme eines Menschen können tragen

Doch Odin kennt auch Wunderwalten

Also will  das Orakel ich befragen

 

Nackt macht sich nun der Gotenkönig

und wäscht die alten Narben seiner Haut

Sein Herz ist schwer und weit vom Glück

Als er zur Esche der Druidin schaut

 

Und wie Odin ihn geschaffen hat

Ganz nackt, allein in kalter Winternacht

tritt er vor sie und legt vor ihr die alten Eide ab

Und sie leckt seine Hand und eine alte Kraft erwacht

 

Und an dem Tor des alten Schreines nun die Wölfe heulen

Und Raben stoßen durch die Winternacht

Und still werden die Bären und die Eulen

als ein alter Mann den Kreis betritt und lacht

 

Trägt  Lederhosen und den Wolffellmantel

und eine Augenklappe und einen langen, grauen Bart

Er der auch unerkannt auf Erden manchmal wandelt

Teja kniet und flüstert nur: "Harbadr !"

 

Der Alte kniet sich nieder zu dem grimmen Helden

packt ihn am Kinn,  zieht ihn zu seinem Blick heran

im Aug des Gottes liegt das Schicksal aller Welten

darin lodert und brennt der Goten allerletzter Gang

 

Und wie die Tränen in den schwarzen Bart ihm fließen

Und Teja weiß, dass nun das große Ende naht

lässt Odin in dem Schnee die Triebe einer Ulme sprießen

und zeigt,  dass auch der Goten Ende einen neuen Anfang hat

 

Es streicht der Gott von Tejas dunklem Lid die Tränen

reicht ihm schweigend wie die Nacht den güldnen Schild

Und wie nun Teja aufblickt ist der Gott nicht mehr zu sehen

doch brennt des Gottes Wut nun in ihm gänzlich frei und wild

 

Er weiß, er wird das Schicksal nicht mehr wenden

Er weiß, was kommen soll, das wird geschehen

Und auch sein Schicksal wird mit dem der Goten enden

Doch bis zum Ende schwört er, wird er widerstehen !

 

Narses schreckt schweißgebadet aus dem immergleichen Traum

hoch und kann sich lange nicht beruhigen und sein Herz

sucht einen Ausgang,  findet nur den nächsten leeren Raum

und sehnt sich doch so sehr heimwärts

 

Doch finster ist es in der Nacht hier am Golf von Salerno

wenngleich es rauscht ihm wie sein Blut ins Ohr das Meer

Er fürchtet dieses Rauschen,  das stets anwächst, ein Crescendo

Er schreit mit dieser hohen Stimme nach dem Seher

 

Der Magus kommt und deutet ihm kunstvoll die Sterne

und es beruhigt den genialen aber sehr fragilen Geist

Und Narses äugt angstvoll zum Berge in der Ferne

 ist fast am Ziel und fühlt sich dennoch nicht bereit

 

Da ist sie wieder diese alte, immergleiche Angst

kurz vor dem Ziel und er beißt sich auf die Hand

und muss beschwören jeden Sieg, den er jemals errang

um zu zertrennen dieses geisterhafte, dunkle  Band

 

das ihn immer wieder Ketten will und unwillkürlich presst er

zusammen seine Beine auf die leere Stelle und der Schmerz

durch Bisse in das weiche Fleisch beruhigt sehr

und endlich, endlich beruhigt sich auch sein Herz

 

Er atmet tief, er atmet ein,  er atmet aus

Dann blickt er auf den Berg hinaus

Den Milchberg

Fort nun mit dem Zwerg

der Nacht

Erwache

genialer General

 

Derweil die Goten schon am Berge lagern

Darunter viele Kinder, Frauen, Bauern

Und immer noch liegt Tejas Hadern

über allen Türmen, Toren, Mauern

 

Er wird sein Leben hier beenden

Doch was es für ein Leben war

Das erste Blut an seinen Händen

der erste Duft von  Frauenhaar

 

Und alles zieht an ihm vorbei in Bildern

und alles zieht durch ihn hindurch wie Wind

Kurz nur  das Menetekel mildern

Hoffnung die langsam verrinnt

 

(Vom Milchberg fort

zum Milchberg hin)

 

Da ist die Schneise, die den Berg vom Tale trennt

gerade breit genug für einen breiten Mann

Und Teja hält den Schild nun und erkennt

Wo Odin das Geschenk hinsann

 

(und der Tag zieht auf und die Männer ziehen zum Berg

Die allerletzte Gotenschar beginnt das letzte Gotenwerk

Wie Fluten wabern die Byzanter in dem breiten Tale

Und pflocken auf die gülden-roten Adlerfahnen)

 

Und Teja seufzt, betritt allein die Klamm

sein Bruder Aligern folgt ihm sodann

 

Sehet den Schild und ihn sich stemmen,  wie EIN Wille

in den nur mannesbreiten Gang

Des Odins Zorn allein hält diese kleine Menschenhülle

in der das Gjallahorn erklang

 

Und Mann um Mann brandet nach vorn

 zu fällen in den Staub den Helden

Doch noch und nöcher klingt das Horn

und jeden Schlag er dreifach wird vergelten !

 

Es schützt die Klamm des Gottes güldner Schild

und die von Gotteskraft durchtauchte, starke Hand

Wie von Sinnen singt der schwarze Teja frei und wild

Und schleudert Mann um Mann in roten Sand

 

Und Mann um Mann fällt vor dem Held nun hin zu Boden

Und blutet seinen letzten Seufzer aus

Zertrümmert liegen sie, die Toten

des finsteren Níðhöggrs Schmaus

 

Und wie ein Fels steht er im stillen Spann der Gasse

wirft Speer um Speer und Aligern reicht schon den Neuen

Das Aug des Todesengels leuchtet rot wie Blut im Hasse

tritt ihre aufgerissenen Leiber zu den Säuen

 

Berserkerwut die Odin nur den mutigsten entsendet

durchfährt den letzten König der Ostgoten

Und wenn sein Leben hier auch endet,

welch Schrecken hat er nur entboten !

 

Seit Stunden tobt die Schlacht am Mons lactarius

Und immer noch hält Teja ganz allein die Klamm

Da rutscht er beim Senken des Schilds im Blut aus

schon saust ein Byzantiner Speer heran

 

Tief sticht der Speer in Tejas Seite

Der Held, er taumelt, seufzt und fällt

Das letzte was er sieht ist dieses wunderschöne weite

tiefblau verweinte Himmelszelt

 

Und nichts hält mehr den Held

In dieser Welt

 

Ein Herzschlag Stille

Und dann vergeht der große Wille

 

Was bleibt ?

 

Wohl nur Der Schreckensschrei der Boten

Da fällt er

 

Teja

 

letzter König der Goten

 

 

 

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vor 4 Stunden schrieb ferdi:

Hallo Dionysos!

 

Ich schreibe einmal etwas zu meiner "Lesererwartung". In allen drei vorgestellten Teilen ist der Fokus eine beachtliche Zeit lang auf Narses; die restliche Zeit beim eigentlichen "Helden" Teja. Dieser Grundaufbau bedeutet für mich, eigentlich, dass ein Konflikt zwischen diesen beiden Personen der "Antrieb" der Handlung ist; dass ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Zwänge und Wünsche und Umstände die Handlung im Bezug aufeinander vorwärts bringen bis zur Lösung des Konflikts. Das geschieht aber kaum, die beiden Figuren stehen seltsam einsam nebeneinander – eigentlich sogar bis zu dem Punkt, dass ich mich frage, warum Narses überhaupt vorkommen muss in der Erzählung (wobei "episches Erzählen" aber an sich zur breiten Darstellung neigt und oft redundante oder nur schmückende Passagen enthält!).

 

Aber, nicht falsch verstehen: Das ist wirklich nur meine Erwartung, aus deren Nichterfüllung bei mir ein Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf den Text erwächst, ein gewissen Abstandhalten. Das sagt nichts über den Text an sich aus, es kann ja sein, dass er aus einem anderen Blickwinkel heraus sehr wohl alles nachvollziehbar und eng aufeinander bezogen ist!

 

Gruß,

 

Ferdi

 

 

 

Hi Ferdi, 

 

danke für Dein Feedback. Ein sehr interessanter Punkt, gut hergeleitet, den ich so gar nicht gesehen hatte. Eröffnet mir neue Perspektiven  

 

mes compliments 

 

Dio 

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Der geniale Abschluss einer martialischen Saga! 

Leider nicht recht gewürdigt, weil zu wenig likes... versteh ich nicht. 

Mindestens Zehn Herzen wären verdient. Die gewählte Sprache ist stimmig und die Bilder lebhaft und episch. 

Wäre ein guter Film! 

 

So... ich hab jetzt eine unglaubliche Lust mir eine doppelseitige Axt zu schnappen... und... und... wie ein Berserker Holz zu hacken! Oder Sackhaare spalten!

 

LG JC 

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vor 25 Minuten schrieb Joshua Coan:

So... ich hab jetzt eine unglaubliche Lust mir eine doppelseitige Axt zu schnappen... und... und... wie ein Berserker Holz zu hacken! Oder Sackhaare spalten!

 

 

Ich freue mich dass du auch so viel Spaß damit hattest wie ich

 

Mes compliments

 

Dio

 

 

 

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