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Was geht hier vor?

 

Ein Ahornblatt 
gegen das Sonnenlicht gehoben, 
schien mir, als ob es einen Baum
abbilden wollte, dessen Geäst
bedroht von Flammenglut,
in dessen Stamm noch dunkles Grün,
doch auf der Rinde schwarzer Flor.

 

Plötzlich Bilder von brennenden Wäldern
in Kalifornien, von Brandrodungen
im Amazonas, von Bränden
in der Türkei, Griechenland, 
unerwartet, unerwünscht vor Augen. 

 

Kann ich mich nicht mehr
unbefangen über Farben
eines Herbstblatts freuen,
ohne an die Schändung von 
Klima und Natur zu denken?

 

Was geht hier vor?
Was machen solche Bilder mit mir?
Wie sie aus der Seele löschen,
wenn von Mengen von ihnen
sie täglich überfluten?

 

Welche sollen, müssen bleiben?
Welche wandern auf den Infomüll?
Fragen über Fragen.

Eine Antwort für alle gibt es nicht.

In seinem Innern könnte jeder seine finden.. 

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Hallo Carlos,

 

deiner Feststellung, Carlos, "Anstatt Wasser auf dem Mars zu suchen, die Verbreitung der Wüsten zu bremsen." kann ich uneingeschränkt zustimmen, nur sehe ich keinerlei Bezug zum inhaltlichen Anliegen (z.B. Medienkritik, Infomüll, Perspektivenänderung u.a. m.). Schade, deine Meinung hätte mich sehr interessiert.

 

Hallo Uschi,

 

 du schreibst: "die Wahrheit ist doch auch im Kopf und ist sie nicht im Kopf, dann ist sie nirgendwo...!" Ich denke. "Kopf" heißt in erster Linie Verstand, und dieser ist nicht der allein seligmachende Wahrheitsgeber.. Der Satz mag für einen Juristen zutreffen, keinesfalls aber für Menschen in schweren seelischen Krisen. Hier findet die Wahrheit andere Wege z.B. über Emotionen und/oder Gefühle.

Dank dir fü+r deine Anregung.

 

Herzlichen Gruß

Carolus

 

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Hallo Carlolus,

 

das Bild, das sich Dir gezeigt hat im Blatt

und dann in Deinem Inneren belichtet worden ist

um sich zu diesem außergewöhnlichen Gedicht zu formen,

 

ist ergreifend.

 

Als wären die Blätter der Bäume plötzlich Botschafter geworden, die für Mutter Erde sprechen ....

 

Vielleicht waren sie ja schon immer Sendboten aus dem Inneren -- Boten der Erdenseele.

 

Für mich wäre Dein Gedicht bereits abgeschlossen

nach dem ersten farbigen Block .

 

Die expressiven Bilder zünden einen solchen Funken in mir,

dass die Fragen automatisch entstehen.

 

Beim Lesen des zweiten farbigen Blocks geht es mir so,

als würde mich einer beim tiefen Betrachten eines wundervollen Bildes dabei stören,

meine eigenen Gedanken zu entwickeln

 

herzlich

 

Sternenherz

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Hi Carlos,

 

das Löschen der gesehenen Bilder hat auch mich beschäftigt. Man kann sie nicht aus der Seele löschen, sie sind für immer eingebrannt (das ist mein persönliches Fazit), man kann sie vergessen, zeitweise oder für immer, aber in der Seele bleiben sie hängen. Deshalb versuche ich sehr gut aufzupassen.

Ich finde auch, dass  die häufigen Wiederholungen im TV manche Menschen abstumpfen, andere wiederum werden noch empfindlicher. 

Ungewollte Bilder drängen sich häufig auf, täglich, öfters mal. Woher kommen die Gedanken? Warum tauchen Bilder plötzlich auf.

 

Dem Kommentar von Sternenherz möchte ich mich anschließen, denn auch mir ging es so, dass der erste Block für sich ganz und gar aussagekräftig ist. Der 2. Block wiederum behandelt die Frage nach dem Infomüll und wie damit umgehen. Gut ist, dass du die beiden schon mal farblich vorsortiert hast, vielleicht wären zwei unterschiedliche zu überlegen.

Haben wir das überhaupt in der Hand. Bewusst Bilder, Infos auf den Müll zu werfen, oder sortiert unser Gehirn automatisch. Was wird als "notwenig" im Vordergrund gespeichert und was verfällt wie Atommüll nach einer bestimmten Zeit (Ja, auch Wissen hat eine Halbwertszeit nach der es verfällt wenn es nicht mehr abgerufen wird).

 

Liebe Grüße

Sali

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Lieber Carolus, 

mehrmals habe ich dein Gedicht gelesen mitsamt Kommentare. 

Was du schreibst, deine Fragen, sind so was von Wichtig, dass ich mit der Antwort zögere.

Es gibt nämlich verschiedene Faktoren, die berücksichtig werden müssen. 

Du fragst dich, ob du über einen schönen herbstlichen Anblick freuen kannst, in Anbetracht der Wald- und Urwaldvernichtung in vielen Teilen der Erde, hauptsächlich von Menschen betrieben, die nur den Profit vor Augen haben.

Zwei Drittel der Wälder Costa Ricas, zum Beispiel, wurden systematisch beseitigt, um Ananas Plantagen zu unterhalten. 

Nun, im Supermarkt keine Essreife Ananas aus Costa Rica zu kaufen, damit die Wälder verschont bleiben ... Wer tut das? 

Man sollte auch keine Avocados aus Chile, Perú, Brasilien, Mexiko, etc. kaufen, die soviel Wasser brauchen, dass sogar Flüsse abtrocknen. 

Das Gleiche gilt für Bananenplantagen. Etc. 

In den Ländern, die von der Exportaktion solcher Produkte leben, gibt es ein paar Leute, die sich bereichern. Aber unheimlich viele leben auch davon. Sie würden nicht mit guten Augen sehen, dass ich im Supermarkt, aus ethischen Gründen, eine Ananas oder ein Avocado verachte ... 

Jeder junge Mensch möchte Leben und glücklich sein, sich verlieben, eine Familie gründen, ein eigenes Haus haben, in Urlaub fahren, Hobbys nachgehen, etc.

Man kann nicht aufhören zu leben, weil in anderen Teilen der Welt soviel Elend herrscht.

In jenen Teilen der Welt, übrigens, Reiche und wohlhabende Leute haben kein Mitleid mit den Armen Landsleuten. In Indien, zum Beispiel, gehen die Leute an Sterbenden vorbei, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, da ist alles Karma.

Was für die meisten Menschen in der dritten Welt zählt ist die eigene Familie. Jeder versucht, sich und seine eigene Familie zu retten. Da gibt es nicht, wie in Deutschland, ein funktionierender Staat der sich um die Infrastruktur kümmert.

Betrachtet man die Menschen, die es schaffen, in Europa Fuß zu fassen, sieht man, dass alle versuchen, sich durch ein Geschäft zu bereichern, meistens gastronomischer Art. Natürlich nicht allen gelingt das, aber sie zerbrechen sich nicht den Kopf über das Schicksal der Zurückgebliebenen ...

Weißt du wer sind die größten Befürworter der Mauer zwischen Mexiko und den USA? Die Mexikaner die sich in den USA etabliert haben. 

Die meisten in den USA lebende Latinos haben Donald Trump gewählt.

Lieber Carolus, du kannst ruhig jenes Herbsblatt gegen das Licht halten.

Liebe Grüße

Carlos

 

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Lieber Carlos,

 

herzlichen Dank für deinen umfangreichen Beitrag!

 

"Faktoren, die berücksichtigt werden müssen", habe ich mir genau ang3eschaut, z.B. die Waldvernichtung  zugunsten des Ananasanbaus, der extreme Wasserverbrauch für Avocadoproduktion, die politischen Strukturen in Drittländern, wo wenige reich und viele immer mehr in die Armut abrutschen. Ich kenne diese aus Lateinamerika aus eigener Anschauung.Was immer es sei, das  Wohlstandsgefälle zwischen reichen und armen Staaten u.a.m. aus allen Beispielen spricht der menschliche Egoismus und der Wille möglichst gut zu überleben.

Aber ist letzteres möglich angesichts der allgemeinen Weltlage?

 

Jeder Staat verteidigt seine nationalen Interessen z.B. Indien erweitert die Kohleförderung, China

reduziert keinesfalls die über 1000 Kohlekraftwerke, in Europa die Beispiele Polen und Ungarn.

Dazu eine zerstrittene EU, in der der Spaltpilz mit einem zunehmend nationalen Virus einhergeht.

Schließlich der globale Ost-West-Konflikt um die Weltführung zwischen USA und China, der zu steigenden Rüstungskosten führt.

 

Ich breche hier ab. Glauben die politisch Verantwortlichen, die konsumbewussten Bürger im Ernst,

dass sie mit ihren herkömmlichen Methoden die Zukunft bewältigen können? Oder muss die Natur alle Menschen erst mit harten Schlägen aus Wassermangel, Überschwemmungen, Erdbeben, Extremwetterlagen, Hitze, Temperaturanstieg soweit prügeln, dass sie erkennen:  Mit der herkömmlichen Denk-und Produktionsweise, der ungleichen Verteilung des Reichtums in der Welt kann es  so niemals weitergehen.

Jedenfalls stehen uns harte Zeiten bevor, bis ein neuer Geist sich in der Welt, wenn überhaupt,  einstellt.

 

Das Ahornblatt ist jetzt verdorrt. Im Norden Kaliforniens hat es kräftig geregnet.

 

Herzlichen Gruß

Carolus

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Hallo Sternenherz,

 

ein herzliches Dankeschön für deinen einfühlenden Beitrag zu diesem Text.

Du siehst sehr wohl die beiden unterschiedlichen Blöcke und meinst zutreffend, beide könnten für sich alleine bestehen. Nur der verbindende Gedanke für beide war für mich die erschreckende Einsicht, nicht mehr unbefangen wie ein Kind die Schönheit eines einzelnen Ahornblattes betrachten zu können, ohne gleich an irgendeine Weltmisere denken zu müssen. Die dritte Strophe verbindet die beiden inhaltlich unterschiedlichen Blöcke, und die Fragen folgen dann wie von selbst. Meine Intention war schlicht, einfach mal über deren Hintergrund nachzudenken.

Herzlichen Dank auch für dein anerkennendes Lob. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

 

Lieben Gruß

Carolus

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Hallo Carlolus,

 

ein empathisches Gedicht zum Zeitgeschehen, danke. Was mir auffällt, sind die letzten beiden Zeilen: 

 

"Eine Antwort für alle gibt es nicht.

In seinem Innern könnte jeder seine finden."

 

Die erste Zeile scheint ein performativer Widerspruch zu sein, denn dieser Satz zeigt sich als für alle gültige Antwort - und widerspricht sich damit selbst.

 

Die zweite, also letzte Zeile, scheint das Credo der modernen Dichter zu sein, dass jeder seine eigene Wahrheit finden könne. Aber dies vernachlässigt, dass wir uns gemeinsam über unsere Wahrheit austauschen können und dies dann bestätigen zu suchen, um zu erkennen, dass es vielleicht doch eine Wahrheit gibt, die uns nicht voneinander trennt, wie es der letzte Satz assoziiert.

 

Gruß, 

Thomkrates

 

 

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Hallo Thomkrates,

 

du meinst, "Die zweite, also letzte Zeile, scheint das Credo der modernen Dichter zu sein, dass jeder seine eigene Wahrheit finden könne."

 

Dazu ein Bild aus der Antike. Stell dir vor, die Bürger einer Stadt stehen auf dem Markt-und Versammlungsplatz  im Kreis um eine Statue, eine Darstellung der "Wahrheit". Jeder Bürger soll nun genau beschreiben, was er von dieser Statue von seinem Standpunkt aus sieht.

Die Darstellungen aller Bürger ergäben dann die "Wahrheit" über die Statue wieder.Nicht genug, wiederholt man diese Prozedur zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten, zu verschiedenen Jahreszeiten: jedesmal würde die Gesamtdarstellung aller Wahrnehmungen anders ausfallen. Überträgt man dieses Verfahren auf die gesamte Erdbevölkerung, wird deutlich, dass die Wahrheit für alle schwerlich zu finden ist.

 

Freundlichen Gruß

Carolus

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Hallo Carlolus,

 

das geht auch mit Indien und einem Elefanten, der verschiedenen Blinden tastend gezeigt wird und jeder an einem anderen Körperteil des Elefanten tastet. Ohr, Rüssel, Fuß, Schweif, Bauch, Rücken. Und jeder zu einem anderen Bild der Wahrheit Elefant kommt.

 

Das sind aber Perspektiven der Wahrheit, die Relativität der Wahrheit. Wo es aber eine relative Wahrheit gibt, sollte es auch eine absolute Wahrheit geben. Wer aber absolut behauptet es gäbe keine absolute Wahrheit, errichtet eine absolute Wahrheit und befindet sich damit in einem performativen Widerspruch.

 

Gute Grüße,

Thomkrates

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Hallo  Thomkrates,

 

über deine Sentenz  "Wo es aber eine relative Wahrheit gibt, sollte es auch eine absolute Wahrheit geben." lässt sich trefflich streiten, und das beginnt bereits mit dem Wort "Absolut". Ich verstehe darunter "das von allem Losgelöste, Grenzenlose, Bedingungslose". Wie vermag ein Mensch in diesem Sinnzusammenhang die damit umrissene Wahrheit zu erkennen?

Durch eine Offenbarungsreligion, durch Spekulation oder?

In meinem Text habe ich nicht von einer "absoluten Wahrheit"  gesprochen, allenfalls von

einer Annäherung an Wahrheit. 

 

Freundlichen Gruß

Carolus

 

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Hallo Carlolus,

 

ich hatte mich auf die letzten beiden Zeilen bezogen. Die klangen mir als performativer Widerspruch:

"Eine Antwort für alle gibt es nicht", (Verdacht auf performativen Widerspruch)

Und:

"In seinem Inneren könnte jeder seine finden."

 

Die Aussage, dass jeder in seinem Inneren seine eigene Antwort findet, ist zudem etwas fern von intersubjektivem Austausch und dem Phänomen, dass wir Menschen uns sehr wohl einigen können, was wahr ist und gültig. Behielte jeder seine eigene Antwort nur als seine eigene Antwort, fehlte die intersubjektive Kommunikation und damit der menschliche Austausch und damit eine Prüfung an anderen und der Welt, inwiefern die eigene  Antwort wahrhaftig und echt ist.

 

Die letzte Zeile spiegelt, in meinen Augen, eine pluralistische Indifferenz, die der narzisstischen Interpretationsvielfalt Tür und Tor öffnet und sich damit von Wahrhaftigkeit und Wahrheit entfernt. Was ich übrigens bei einigen zeitgenössischen Dichtern in den letzten Jahren so sehe.

 

Annäherung an Wahrheit ist natürlich möglich, aber nicht in dem Sinne, dass sie nie erreichbar wäre.

 

Herzlich,

Thomkrates

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Hallo, Thomkrates,

 

über deine Stellungnahme habe ich mich gefreut.

 

Die zitierte Stelle kann ich inhaltlich voll bejahen, denn sie zeigt eigentlich das Selbstverständliche: die kommunikative Interaktion von Menschen, um das bestmögliche, gemeinsam Zutreffende für die Beteiligten herauszufinden. Dabei ist es durchaus hilfreich, durch Erfahrung und Einsicht einen eignen Standpunkt, eine eigene Antwort auf die gestellten Fragen zu finden. Ein kritikfreies Beharren auf der eigenen

"Wahrheit" ist dabei eher ein Fall für Psychiater.

 

Danke für deinen Beitrag.

Herzlichen Gruß

 

 

Carolus

Am 10.11.2021 um 17:00 schrieb Thomkrates:

Behielte jeder seine eigene Antwort nur als seine eigene Antwort, fehlte die intersubjektive Kommunikation und damit der menschliche Austausch und damit eine Prüfung an anderen und der Welt, inwiefern die eigene  Antwort wahrhaftig und echt ist.

 

 

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