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Was rumpelt da durch tiefe Pflasterpfade?
Welch Truppe trifft bei noblen Bürgern ein?
Woher sie kommen, welcher Art Gestade,
wird man erkennen mit dem ersten Schein.

Was wollen sie in unsre Welt eindringen?
Wer gibt den Vagabunden dieses Recht?
Wenn sie von Einheit und der Freiheit singen,
wird da nicht jedem braven Manne schlecht?

Was wohl bezwecken sie mit ihren Wagen?
Was mit anstößigem Brimborium.
Wir können es wohl unumwunden sagen,
weil wir es wissen. Deshalb und darum!

Wenn wir das eigen Hab und Gut erhalten,
weil froh wir sind, daß Gott uns hat bedacht,
warum sollen wir nicht dem ewig Alten
was zugestehn? Weil‘s uns zu uns gemacht.

Was springen sie jetzt rum wie tolle Katzen,
wie grade erst dem Irrenhaus entflohn?
Wie schamlos machen selbst die Kinder Faxen?
Wo ist die Zucht und wo der Ordnung Lohn?

Wer kann bestreiten, sobald alle schlafen,
wenn sich die Stadt erneut ins Dunkel hüllt,
wenn trennen sich die Bösen von den Braven,
wie sich dann manche Räuberkiste füllt?

Was ist da los? Warum rennen die Leute,
welche vor kurzem noch den Mummenschanz,
welcher nur Einfalt und Unzucht erfreute,
wahrnahmen, als sei es ein frommer Tanz?

Was schreien sie vom riesengroßen Feuer?
Wer hilft und wessen Leben in Gefahr?
Wem ist der Einsatz wahrlich nicht zu teuer?
Wo ist das Kind, das grad mal sieben Jahr?

Wie schreit der Vater, barmt die arme Mutter,
wie händeringend zu den Himmeln rauf.
Wer aber wär schon gerne Flammenfutter,
wenn man entgehen kann der Parzen Lauf.

Wir alle stehen weiterhin gebunden,
wie tumbe Lämmer vor dem Schlachterbeil?
Wohin ist nur der Gaukler schnell verschwunden?
Was wollte er mit Stange und mit Seil?

Wie blendend heiß die lodernd Flammen schlagen!
Wie aus dem allertiefsten Höllenschlund!
Wie wird man um das kleine Kind nun klagen,
weil es gerissen aus der Eltern Rund.

Wieso nur haben alle hohen Götter,
warum das Schicksal sie so hart zerstört?
Weil heute wir hier jene fremden Spötter
walten und schalten ließen? Ungestört?

Was sollen wir hier ohnmächtig noch warten?
Wer kümmert sich um unser eignes Heim?
Wenn später dann die Spendengänge starten,
werden wir helfen. Das muß wohl so sein.

Wartet noch! − Halt. Da zeigt sich eine Stange,
woran ein Seil gekonnt befestigt ist.
Worauf ein Mann mit Kind nicht schaut erst lange,
weil Satans Glut bereits am Umhang frißt.

Wie wir es oft im Varieté gesehen
wirft er das Seil mit eingeübter Hand
weit zu den Häusern, welche jetzt noch stehen,
weil sie verschont der ungelöschte Brand.

Welch Kraft läßt nun den Retter jener Kleinen
wie einen Held die Straße überquern?
Wo sich alsbald die Glücklichen vereinen.
Weshalb man auch den Mutigen kann ehrn.

Sollten wir nun aus jenem etwas lernen?
Es ist die Dummheit, die das Sein einengt.
Von einem kann sich niemand weit entfernen.
Das Leben selbst ist‘s, das den Schein verdrängt.

Denkt freilich wer, dies Urteil mag nicht binden,
der kennt die Meinung braver Bürger schlecht.
„Bei Disteln kann man mal ‘ne Rose finden.“
Als Merkmal sind die Dornen ihnen recht.

Ein welches Kainsmal hat das fremde Wesen,
daß alles Schlechte man ihm zugesteht.
Hingegen konnte man was Gutes lesen:
„Die Ausnahme, wovon die Regel lebt!“

Kann man denn alle Menschen nicht gleich sehen,
auch wenn sie etwas unterschiedlich sind?
Sollte sich einer leisten ein Vergehen,
geht es um ihn! Justitia, zeig dich blind.

 

[2019]

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Lieber @WF Heiko Thiele, in Teilen erinnert mich das Gedicht an die gegen die Corona-Regeln verstärkt auftretenden "Spaziergänger". Das diese gekonnt dargebotenen Verse aber von 2019 zu sein scheinen, liege ich wohl damit schief.
 

Trotzdem mache ich mir meinen eigenen Reim auf so Vieles, was ich daraus erlese.

 

Bravo - Melda-Sabine 

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