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Unten, zwischen braunem Gesang des Abendlichtes und verworfenen Liebesversen, liege ich, gebettet in das herbstliche Laubwerk meiner welkenden Lebensblüte. Ich habe diese in eine seltsame Vase (Vase, die auch Papier sein könnte) gestellt und seltsames Wasser drein gegeben. (Wasser der Inspiration) Manchmal scheint mir die Vase zerbrochen in tausend Scherben, niedergetrampelt von dem Elefanten (dem Niedermacher Welt), wie auch meine Seltsamkeit, die einer dichterischen Seele niedergedrückt wurde durch den Elefanten (dem tristen Alltag), der darüber hinaus an allen Seelenwassern zehrt.

Der trauernde Mond, der sich im Viereck meines Fensters verirrt hat, flüstert in silbernen Wiegenmelodien. Wir sind Flüchtlinge in dieser Nacht, flüstert er, ganz vereinsamt, antworte ich. Wir laufen, an dem Traum entbrannt. Wir irren durch die Nacht um sich geborgen zu wissen in milden Armen und nichts weiter begehrend als einen Duft einer weiblichen Fremde, singen wir silbern in das Dunkel. Ich aber denke mir heimlich: Und sich an roter Lippen Küsse zu verbrennen, das begehre ich So urteile ich mein Innerstes betrachtend, meinem Freund für einen kurzen Moment angewandt zu der dunkelsten Ecke des Zimmer schauend. Dunkel, das noch weiter dunkelt, je mehr ich mit meinem Freund eine Unterredung halte. Dennoch von dunkelstem Dunkel, das noch dunkler wird, als es zuvor nur das dunkelste Dunkel war, uneingeschüchtert fahre ich fort: Ja, hier unten leide ich Gleiches, wie du droben, du ersehnst und erleidest im Sehnen, wie ich hier unten im Sehnen leide. Er stimmt dem zu und nach kurzer Bedenklichkeit, weint er eine silberne Träne und legt mir einen lichten Vers vor mein Bett.

 

Lichter Vers: Ich bin in dieser, einen Welt gefangen, doch lichtschwangere Verse mögen mich eine, bessre Welt entbinden lassen.

(Erst später begriff ich, also nach dieser Nacht, das der Mond in meinem Fester nur solange gefangen war, wie ich in meinem Sehnen verfangen, einen Kerkerfreund suchte. Und um einen Kammergesellen, Solchen nah an meiner trauernden Brust erbat. Der Mond hat mir diesen Vers geschenkt, da er mir die Freundschaft kündigen wollte, aber sich eigentlich dadurch als ein wahrer Freund bewies. Ja, er wollte mich aus dem Gefängnis befreien. Ja, dafür musste er mir die Freundschaft kündigen, denn wenn ich keinen Freund hatte, mit dem ich mein Sehen teilen konnte, würde ich, so meinte er zumindest, als er mir diesen Vers gab, mein Sehen nicht als Gefängnis betrachten. Sondern! mit einem Vers mir behelfen und dem Sehnen abschwören, aus der Brust fliehen, wenn ich nur einen Vers dichtete, der mich in bessre Welten führte. Aus der Brust fliehen heißt ja, das die Brust verblutet in die Zeichen, wie es Verse sind. Blut ist stark in seiner Fähigkeit zu Dienen dem Leben, wenn es durch einen Vers gebunden ist und befähigt wird zu beschwören eine Wirklichkeit, die Wahrheit trägt und erträglich macht gegen die trügerischen Einfältigkeit der Welt. Aber das begriff ich erst nach dieser Nacht. Als ich den Vers las, las ich ihn und ließ das dunkelste Dunkel weiter dunkler werden, denn ich sag und unterhielt mich weiter mit dem Mond.)

 

Wir singen, unterhalten uns und so erinnern wir uns gegenseitig an unsere Einsamkeit, das über Stunden hinaus. Da ich liege und du wanderst mit schwerem, kummervollem Schritt im Viereck meines Fensters. Manchmal glaubte ich die Nacht erschüttert zu wissen von meinem Sehnen. Ja, mitfühlend, sah ich sie mir ihre schwarze Tochter entgegenschicken. Die mir zur Abhilfe einen blauen Faden weben vermochte, den ich nur zu folgen brauche um aus dem Labyrinth meiner trauernden Brust heraus zu finden.

Dieses trifft auch wirklich zu. Wie ich den Faden wirklich durch einen Fensterspalt in das Zimmer hineinhängen sehe. Ich klammere mich an den Faden. Ich folge diesem blauen Faden durch modere Winkel und kaltes Gestein, von einem Gedanken an Rettung, der endgültige Erlösung, erfühlt.

 

ICH im Labyrinth: Da sitzt ein nacktes Kind und weint. Es ist mutterseelenallein und weint, denn ihm fehlt die Wärme, vielleicht wie sie eine mütterliche Fürsorge bieten kann. Ich trete näher und halte einen Bonbon hin. Ich schaue nicht aus wie eine Mutter, aber vielleicht mag es mein Bonbon, oder sieht das als ein Zeichen des Mitgefühls. Das Kind sitzt da, unbeachtet meiner Gesten der Hilfe und schaut auf die Kerze, an deren Schein eine Motte hungert. Ich wünschte es wäre dort ein Falter, denke ich mir und wünsche es dem Kind. Doch da ist kein Falter, der ja wie ein Wunsch wäre. Das Kind kriecht in sich zusammen und zittert an der Kälte, wohl an Solcher der Einsamkeit. Ich widme mich trotz, vielleicht schweren Herzens, dem Faden und seinem weiteren Verlauf. Ich biete meine Hand, eine herzliche Hand, dem Kind an. Aber es ritzt etwas mit Scherben einer Vase auf die Steinwände, die ja Einsichten sind über die böse Welt. Vielleicht zeichnet es einen Falter, ich kann das nicht weiter verfolgen, ich wünschte das Kind könnte noch einen Falter zeichnen auf die kalten Steinwände des Labyrinthes.

 

Ich ziehe mich weiter aus der Verstrickung mit dem Kind hinaus und es scheint mir leichter zu werden in der Brust. So drücke ich fester den Kopf in die Federn, aus denen schon einer Sehnsuchtsfremde Duft entweicht.

In suspenso: So erklimme ich, nun einschlafend. und schon liebestoll in dem dämmernden Wehen eines Traumes die Zeiger eines sinnlichen Sommers. Wo ich wandele in den Alleen der Zweisamkeit.

 

Hier angekommen, stellt sich mir ein jungfräuliches Wild vor.

Ich bin noch jung, sagt sie schüchtern, meint aber dann ganz laut, an meinen Mund trage ich jedoch Honigblüten. Und du bist alt, sagt sie unverklemmt. Ich will dir aber gewähren, wie du mich auch begehrst, meint sie, nicht wörtlich, dieses dichte ich nur ihren Blicken zu.

 

Aber ich höre kaum noch hin, was sie außerdem noch sagt, das sie weiter spricht, auch wenn ich nicht hinhöre, ist mir nur willkommen. Ich bin abgelenkt und ihre Wörter werden übertönt von meinem Herzen, das so laut vor Hunger schlägt, dem Hunger nach diesen Honigblüten, die sie auf ihren Mund trägt. Ich erwidere ihre Blicke kaum, diese die mir sagen, dass sie mich begehrt, da ich über ihren Mund mit den Honigblüten staune und diese begehre. Dann hört sie auf zu reden und schüttelt ihre schwarze Mähne, aus den Locken lösen sich unreife Bekenntnisse der Sympathie. Sie will mich näher kennen lernen, sagt sie, ohne es zu sagen, aber da ich hellhörig bin für ihre Honigblüten, die nun zart und unscheinbar erblühen, weis ich, dass sie mich mag. Sie lädt mich ein, wenn ich das Schauspiel mit dem Schütteln ihrer Mähne weiterverfolge, auf seinem Rücken zu reiten in das Tal der lustlodernden Empfindungen. So ihren Rücken krümmend verlautet sie mir ganz wortlos eine Einladung: mich fortzutragen in das Tal.

 

Jungfräuliches Wild spricht: Ich bin noch jung, doch erkenne ich die Verse wahren Sehnens. Ich will dich in die Wildnis führen, dort wo unsere Nacktheit inniger wird und unsere Küsse unser Innerstes preisgeben!

 

Ich weis nicht warum, ich sage nur: Beiße mir in den Nacken und trage mich hinfort aus den Grenzen des Dunkels. Ich weis nicht warum, nah der Vermutung, dass dieses Wild auch für reife Weiblichkeit bürgt, die ich zu genießen verstehe. Mag sein einfach aus der Verbrüderung unserer Sehnsucht, weis ich um die Geborgenheit, wie bei einem Freund. Sie beißt zart und fürsorglich zu. Sie trägt mich und mancher Wind wird gesprächig, der blaue Himmel scheint blauer zu werden, voller Heiterkeit. Wolken, die Alles sein könnten, wenn man sie befragt mit seiner Phantasie, sie sind hingegossen in der Lust an Träumbildern. So trägt sie mich vorbei an…zu dem Fluss.

 

Als wir an einen Fluss vorbeikommen, an dem auch die Lebensbäume rasten und Sterne sich reinwaschen vor aller Zeit. Sehe ich im Spiegelbild des Wildes ihr wahres Wesen. Das mich just im Augenblick dieses Erkennen zehrt in die Tiefe des Flusses. Ich ertrinke, doch ich vergehe nicht, sondern werde wacher an meiner Sehnsucht.

 

Du darfst mich Küssen! (endlich)

Sie zieht mich in diese Tiefe dieses Flusses, der nun brennt, aus dem im schwarzen Rauch Bekenntnisse an der verruchten Lust aufsteigen. Sie ertränkt mich in diesen brennenden Fluss. Der Mond wankt und Sterne sähen ihre Ewigkeit in unser Lager. Bauchfalter feiern selbstherrlich Fest der lodernden Gefühle. Lippen. Lippen die so vor Rot bebend, dass mich ein Schwindel ergreift. Schweiß der Lust verirrt sich und lässt sein Versprechen in dunklen Flecken auf den Laken.

 

...

 

Kurz bevor mich wieder der Tag ergreift, sammle ich den Tau meiner nächtlich Verse, der in Betttüchern dunkelt. Und trinke ihn, berausche mich an Bildern der Hingabe und den Bauchfaltern, in deren Stimmungsflug ein fernes Wesen mit weichen Lippen mich unterrichtet hat. Und die so in Rot umschlungen waren, Küsse spendend, die mein Innerstes berührten.

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