Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Lebenswille

 

Atem bewegt

sich, mich

nach innen, außen

verwirbelt am Rand

wird unsichtbar, tauscht

Luft gegen Leben

hält immer die Schwebe

aus Kühl, Wärme

verspricht Gesang

des Herzens Lebenswillen

geschieht, wird geschehen

und werden, lässt Willen zu

hält seine Grenzen

lebendig um mich

darf meine Seele

in Geborgenheit wiegen.

 

(aus der Serie „Affirmationen“)

  • Gefällt mir 1
  • in Love 1
  • Schön 4
Geschrieben

Moin Peter

 

Eine herrliche achtsame Betrachtung der Dinge und Abläufe liegt dir absolut. 

Zeilen und Sätze leicht wie atmen und so natürlich, würde ich sagen, beim lesen. Frei von der Färbung einer Bewertung. Simple Betrachtung. Simpel betrachtet das scheinbar komplexe. 

Ich liebe es! 

 

LG Dr. Coan 

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
Geschrieben

Guten Morgen, Ponorist,

 

Affirmation - eine positive Einschätzung/Bewertung, das trifft hier auch zu.

 

Was ich sehr interessant finde und was mich deshalb zu diesem Kommentar bewog, ist der Rhythmus. Der ist sehr 'lebendig', ich kann ihn durchaus als Atemzüge wahrnehmen. Einatmen - ausatmen, Spondeen - Daktylen. Und Jamben. Ins 'Stocken' komme ich beim Lesen nicht, allerdings gibt es manchmal 'Atempausen', diese nehme ich jedoch nicht als 'die Luft anhalten' wahr, nein, sie beeinflussen die 'Atemtechnik' hier, aber die 'Luft' wird hier nicht zu lange 'angehalten'. Und all das, das Fließen des Atmens - ein, aus - die kurzen 'Atempausen', tieferes und weniger tiefes 'Atemholen', fügt sich für mich zu einem lebendigen Rhythmus, der mich tatsächlich ans Atmen erinnert.

 

Beim ersten Lesen (ja, ich lese immer mehrmals) dachte ich bei 'aus Kühl, Wärme' unwillkürlich: Müsste es nicht Kühle heißen, das ist also eine Elision, hm, sie ist aber nicht notwendig - und dann dachte ich, beim erneuten Lesen: Doch, natürlich. Spondäus. Eine 'Atempause' zwischen Kühl und Wärme, das ist ja auch der wahrnehmbare 'Effekt' dabei: sich, mich / Luft gegen / Kühl, Wärme ... 

 

Ebenfalls interessant in dieser Hinsicht finde ich die beiden Versanfänge mit 'hält'. Da es hier kein einheitliches Metrum gibt, überlässt, so finde ich, das Gedicht mir, der Leserin, die Entscheidung, ob ich sie als betonte oder unbetonte Silbe 'nehmen' möchte. Jaja, ich kann schon wieder fast hören, wie jemand sagt: Aber die Versanfänge sind ansonsten unbetont und die folgende, betonte Silbe, also ist das eine Senkung und so weiter. Für mich gibt es dabei zwei Möglichkeiten (erinnert mich wiederum an Ein- und Ausatmen), eine 'metrische' und eine 'inhaltliche' - verstärkt wird dieser Eindruck noch bei mir durch die Aussage der Verse: 'hält immer die Schwebe' und 'hält seine Grenzen'. Und das passt für mich zu einer betonten Silbe bei den beiden 'hält'. Durch die inhaltliche Bedeutung, die du auf sie gelegt hast. 

 

Dadurch, dass der Atem, nachdem er am Rand verwirbelt, unsichtbar wird, gibt mir das Gedicht eine Vorstellung - es ist Winter. Diese Vorstellung unterstützt auch der Vers mit 'Kühl, Wärme'. Kühle Luft einatmen, und vom Körper erwärmte Luft ausatmen. Im Winter kann man dabei gut beobachten, wie der Atemnebel 'verwirbelt'. Und dann, wenn die ausgeatmete Luft wieder abkühlt, wird sie 'unsichtbar'.

 

Es lassen sich Atemtechniken erlernen - und dazu habe ich persönlich etwas zu sagen. Als allergische Asthmatikerin wurde ich 'Herrin' über asthmatische Anfälle, genau dadurch. Durch bewusstes Atmen, durch bewusst herbeigeführte Entspannung. Das ging nicht von heute auf morgen, es dauerte Jahre, aber dann hatte ich mein Asthma im Griff und das ohne Medikamente. Glücklicherweise nahmen Intensität und Häufigkeit der Attacken auch zunehmend ab, als ich älter wurde. Heute werde ich lediglich 'kurzatmig', aber die letzte, wirkliche Asthmaattacke liegt nun fast ein Jahrzehnt zurück. 

 

Und es gibt auch Atemreisen, Atemtherapien (damals, als ich jünger war, noch nicht, leider, ich musste mir das selbst beibringen) und weiteres. Eine sehr interessante und positive Erfahrung machte ich, als ich in Kochendorf das dortige Salzbergwerk besuchte. Ich war damals 18, 19 Jahre alt. Die Luft dort war - unglaublich. Ich kam 'von oben', wo die Pollen munter flogen und plötzlich war da diese 'balsamische Luft'. Innerhalb von wenigen Minuten konnte ich so mühelos und so tief einatmen, dass ich, wirklich, am liebsten dort geblieben wäre. Meine verkrampften Bronchien entkrampften sich und mein Atem floss so unangestrengt, so leicht und unbeschwert ein und aus - es war wie eine 'Befreiung' für mich. 

 

Auch das Meer verbinde ich persönlich mit 'durchatmen', ganz besonders die 'raue Seeluft'. Im Alter von 14 fuhr ich mit meinen Eltern auf eine 'Verlängertes-Wochenende-Reise' nach Italien, im April. An den Besuchen des Vatikans und des Turms von Pisa nahm ich teil, aber beim Kolosseum sagte ich dann nein. Ich blieb in der Pension, denn vom Hintereingang aus ging es eine Treppe hinunter - direkt ans Meer, zu einem kleinen, sehr kleinen 'Strandstück'. Und dort verbrachte ich den ganzen Tag, sah aufs Meer hinaus, ließ den rauen Aprilwind um mich - und durch mich! im Sinne des Atmens - wehen, sammelte Muschelschalen im Sand und unterbrach lediglich kurz, als mich die Besitzer der Pension zum Mittagessen riefen. Einer der schönsten Tage meines Lebens, den ich damals dort verbrachte. Nur ich, mein tiefes Atmen, der Wind und das Meer.

 

(Allerdings - das Essen dort, das muss ich erwähnen. Denn besser gegessen habe ich weder davor noch danach, das gilt bis heute. Muscheln, Meeresfrüchte - hereingetragen, durch die Gaststube, in Eimern und Behältern und ein Stündchen später auf dem Teller. Ich kannte damals weder Muscheln noch Meeresfrüchte. Ich probierte, zunächst ein bisschen 'skeptisch' - und dann aß ich und aß ich und aß ich, als ob es 'kein Morgen mehr gäbe'. Das war so köstlich - unbeschreiblich. Seither kann ich mit TK-Produkten nichts anfangen - Gummringtintenfische und nach Fisch riechender Fisch und Ähnliches ... ich kenne 'das Wahre'. Und ein Vergleich ist da überhaupt nicht möglich - da 'liegen Welten dazwischen', aber wirklich!)

 

Atmen ist Leben. Es ist 'unwillkürlich', denn wir können den Atem nur kurze Zeit anhalten, dann zwingt unser Stammhirn uns dazu, wieder einzuatmen. Deshalb dauert es ja auch so lange, zu lernen, das Atmen mit dem Willen zu beeinflussen. Und die Beeinflussung hat Grenzen, ist beschränkt auf die Einflussnahme auf den Atemrhythmus, die Tiefe der Atemzüge etc. Wir können das Atmen ebenso wenig einstellen wie wir das Schlagen des Herzens stoppen können. Und das ist lebenswichtig so. (Leider gibt es vereinzelt Menschen, bei denen das nicht funktioniert. Heutzutage können sie mit Hilfe der modernen Medizin und Technik überleben, das freut mich sehr für diese Menschen; früher war dieser Defekt ein Todesurteil, denn er macht es unmöglich, zu schlafen.)

 

Sehr gerne mitgeatmet und schöne Erinnerungen durchgeatmet. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

  • Danke 1
Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Joshua Coan:

Eine herrliche achtsame Betrachtung der Dinge und Abläufe liegt dir absolut. 

Zeilen und Sätze leicht wie atmen und so natürlich, würde ich sagen, beim lesen. Frei von der Färbung einer Bewertung. Simple Betrachtung. Simpel betrachtet das scheinbar komplexe. 

Ich liebe es! 

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, lieber Josh. Ja, etwas ohne Wertung zu betrachten, finde ich, ist eine Grundeinstellung von Achtsamkeit. Nur so kann man der wahren Natur der Dinge auf den Grund gehen und viel mehr in ihnen erkennen, als sie zu sein scheinen. So ist in jedem Atemzug eine ganze Welt, ein ganzes Leben, eine Existenz.

 

 

vor 12 Stunden schrieb Anonyma:

Was ich sehr interessant finde und was mich deshalb zu diesem Kommentar bewog, ist der Rhythmus. Der ist sehr 'lebendig', ich kann ihn durchaus als Atemzüge wahrnehmen. Einatmen - ausatmen, Spondeen - Daktylen. Und Jamben. Ins 'Stocken' komme ich beim Lesen nicht, allerdings gibt es manchmal 'Atempausen', diese nehme ich jedoch nicht als 'die Luft anhalten' wahr, nein, sie beeinflussen die 'Atemtechnik' hier, aber die 'Luft' wird hier nicht zu lange 'angehalten'. Und all das, das Fließen des Atmens - ein, aus - die kurzen 'Atempausen', tieferes und weniger tiefes 'Atemholen', fügt sich für mich zu einem lebendigen Rhythmus, der mich tatsächlich ans Atmen erinnert.

Vielen lieben Dank auch für Deinen ausfühlichen Kommentar, @Anonyma. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich von der ganzen Vers-Theorie nicht viel Ahnung habe. Der Rhythmus spielt natürlich eine Rolle, muss einen gewissen Fluss haben und dem Gefühl nach stimmig sein. Es ist ein wenig wie mit Musik, bei der mir eine genauere Analyse leichter fiele, aber zu viel Theorie könnte mich vom Kern ablenken, obgleich sie sicher helfen kann, aus einer kreativen Sackgasse heraus zu kommen. Vielleicht sollte ich mich damit Mal beschäftigen.

An manchen Stellen habe ich, um Wiederholungen zu vermeiden, versucht, manche Ausdrücke nach vorne und hinten zu beziehen, z.B. "des Herzens" im Sinne von "Gesang des Herzens" und "des herzens Lebenswillen"; oder "außen verwirbelt", "verwirbelt am Rand", "Rand wird unsichtbar"... sollte so ein wenig verschachtelt rüberkommen. Schließlich beeinflussen sich manche Atemzüge auch gegenseitig.

Das Faszinierende am Atmen ist ja, dass es die kurzfristigste Lebensfunktion ist, die wir bewusst steuern können. Sie resoniert dadurch mit allen möglichen köperlichen und emotionalen Zuständen in Körper und Geist - das hast du ja selbst erfahren. So erschließt sich nahezu jede innere Bewegung durch achtsame Betrachtung des Atmens, ohne Ziel, ohne Wertung, aber durchaus gesteuert. Affirmationen helfen mir, mich auf diese wichtigen Ressourcen zu besinnen.

 

Herzlichen Dank auch an alle anderen für die zahlreichen Likes und für's Lesen.

VLG Peter

  • Gefällt mir 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.