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Vom Fadenschein

 

Vergiss das Pack! Devot blickt es nach oben,

um nächtens stumme Sterne auszufragen;

sie sollen strahlend hell die Wahrheit sagen

und blinzeln doch nur blind aus starren Sphären.

 

Für mich sind Sterne tot! Dem Erdenvolk enthoben.

Mir spricht der Himmel klarer an bewölkten Tagen,

wenn Aeols Winde Wattewesen jagen,

die sich, sich wandelnd, in die Zukunft toben.

 

Wie düster ist der Lug der Astrologen.

Sie lehren, dass wir Fädenpuppen gleichen

und sterngebunden zu den Gräbern schleichen.

 

Mich hat dein Spaß am Wolkenspiel bewogen

dir frech und sorglos einen Kuss zu geben;

als Wolkenschmied - und Hans im Lotterleben.

 

 

 

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Hallo Gaukelwort,

 

es gibt ja bekanntlich zwei Arten von Gauklern. ^^ Wortakrobatik ist schließlich auch Kunst, das wäre die eine Art, siehe hier und deinen Namen.

Die andere Art, das sind die Täuscher, die anderen etwas vormachen. Wie eben die Astrologen. Mich interessierte das mal, die 'Sache mit der Astrologie'. 

 

Dabei fand ich so einiges heraus. Unter anderem, dass die Sternbilder sich heute überhaupt nicht mehr da befinden, wo sie waren, als die dumme Idee der Astrologie begann. Tja, von daher liegen die Astrologen heutzutage nicht nur buchstäblich, sondern tatsächlich 'daneben', mit ihren 'Vorhersagen'. Und außerdem haben bereits damals die ersten Astrologen geschummelt. Der Kreis des Zodiak - um den in zwölf schön gleichmäßige Segmente aufteilen zu können, ließen sie ein Sternbild einfach unter den Tisch fallen: Das Sternbild der Schlange. Müssten eigentlich dreizehn Sternbilder sein - und warum muss ich dabei jetzt an Studien und Statistiken, an Cholesterin und an Spinat denken, ach, nicht egal, aber ein anderes Thema, das würde hier zu weit führen, denn es gäbe da auch eine Menge dazu zu sagen. Fiel mir lediglich so nebenbei ein. :whistling:

 

Und ich mag in dem Zusammenhang besonders den Beginn der zweiten Strophe:

 

vor 2 Stunden schrieb Gaukelwort:

Für mich sind Sterne tot! Dem Erdenvolk enthoben.

 

Nicht nur für dich - denn die meisten sind 'tot'. Mir entzieht sich wirklich, wie man heutzutage, wider besseren Wissens, daran glauben kann, dass man aus Sternen, die schon seit langer, sehr langer Zeit gar nicht mehr existieren, die Zukunft herauslesen kann - und ausgerechnet speziell für Menschen. Ja, klar, das ist mal wieder die altbekannte Selbstvergöttlichung - Sterne sind für uns da, und nur deshalb und überhaupt. Seufz.

 

vor 2 Stunden schrieb Gaukelwort:

Wie düster ist der Lug der Astrologen.

Sie lehren, das wir Fädenpuppen gleichen

und sterngebunden zu den Gräbern schleichen.

 

Ja, das ist düster. Weil es Lug und Trug ist - sprich, Betrug. Aber mit Aberglaube ließ und lässt sich eine Menge Geld machen. Der Unterschied zwischen all diesen esoterischen Ratgeberbüchern und Horoskopen ist nicht vorhanden. Die gleichen Tricks, mit denen gearbeitet wird. Psychologie und Manipulation, Fangfragen. Ob Horoskop oder Charaktereigenschaften von Sternzeichen - bewusst und gezielt so 'schwammig' und so vielfältig auslegbar gehalten, damit auch jeder irgendwie irgendetwas darin finden kann, bei dem er oder sie dann denkt: O ja, also darin erkenne ich mich wieder, das stimmt. Besonders positive Charaktereigenschaften werden gerne geglaubt, versteht sich.

 

Negative Charaktereigenschaften oder Zukunftsvorhersagen dürfen da natürlich auch nicht fehlen. So ganz ohne etwas Negatives, das wäre schlecht für die 'Glaubwürdigkeit'. Aber immer schön 'weichgespült', nur so 'ein bisschen negativ'.  Da denkt sich manche(r) dann: Hm, ja, auch das stimmt schon so irgendwie ... ist aber auch gar nicht sooo schlimm, nur ein ganz kleines 'Charakterfehlerchen' ... und bei der Zukunftsprognose wird ja auch gleich gesagt, was man gegen irgendwelche 'Gefahren' oder 'ungünstige Ereignisse' machen kann und soll. Psychologisch so getrickst, dass die Menschen, die daran glauben, dann denken, dass ihre 'Vorsichtsmaßnahmen' geholfen hätten, etwas zu verhindern. Die Sterne jedenfalls schweigen, denn sie haben auch nichts zu sagen - was im Vakuum aber eh nicht hörbar wäre, hm? Und außerdem - sowohl die esoterischen Ratgeberbuchautoren als auch die Astrologen verkaufen außerdem ja auch noch allerlei 'Beiwerk', wie Amulette, 'geweihte' Gegenstände, magische Halbedelsteine und ähnliches Zeug, das vor allem - teuer ist. Jaja, das wirkt schon - allerdings auf Geldbeutel und Bankkonto ... im positiven Sinne ausschließlich seitens Astrologen und anderer Schwindler, im negativen Sinne seitens deren 'Kunden' ...

 

Auch wenn das jetzt in deinem Gedicht nicht erwähnt wird - es gibt Leute, die an das keltische Baumhoroskop glauben. Nun, da sollte man schon wissen, dass die Kelten - nie eines hatten ... sprich, es ist eine reine Erfindung der 'Neuzeit' und hat mit Kelten oder sonstwem nicht das Geringste zu tun. Aber, nun, wenn sich damit Geld machen lässt, ist Mensch ja immer ziemlich kreativ, stimmt's?

 

vor 2 Stunden schrieb Gaukelwort:

Mich hat dein Spaß am Wolkenspiel bewogen

dir frech und sorglos einen Kuss zu geben;

als Wolkenschmied - und Hans im Lotterleben.

 

Die ersten beiden Verse und die erste Hälfte des letzten Verses gefallen mir sehr gut! Aber Hans im Lotterleben, gut, Hans im Glück reimt sich nicht auf geben. Aber, hm. Lotterleben ist irgendwie - na ja. Es bedeutet ja nicht nur ein 'moralisch nicht einwandfreies', sondern auch ein 'ausschweifendes' Leben und im Sinne von 'verlottert = liederlich, verwahrlost', da 'schmeckt' mir das nicht so recht, das ist mir als Abschluss hier einfach zu negativ besetzt. Wie die jungen Leute sagen, für mich 'funzt' das hier nicht als Pointe. (Wer nicht an die Sterne glaubt, ist ja kein liederlicher Mensch, sondern lediglich ein 'ungläubiger Thomas' für die gläubigen Anhänger der Astrologie.)

Der Wolkenschmied (ein jeder ist seines Glückes Schmied), der passt wunderbar. Ich wünsche mir ein anderes Wort für 'Lotter', vor dem 'Leben', ein positiveres. Aber, wie immer, das ist mein persönliches Empfinden, mein Eindruck und daher auch nur meine Meinung. Das soll nicht heißen, dass du etwas ändern musst, kein Gedanke. Ich wollte dir lediglich rückmelden, wie es auf mich wirkt.

 

abba - abba - cdd - cee. Ein gelungenes Sonett, auch formal gefällt es mir sehr gut, besonders im zweiten Quartett der erste Vers, der eine, wie ich finde, abgesehen vom Inhalt, auch eine gute Überleitung zur Antithese ist. Der Himmel spricht in dieser klarer (als die Sterne, ich denke dabei jetzt auch an 'Sternennebel' und an be-nebelt und Ver-nebelung etc. :wink:), denn Bewegung (hier die Wolken), die ist tatsächlich - alles. Ob für winzige Lebewesen oder für das ganze Universum. Man könnte sagen, darum geht's - in Wirklichkeit. Auch der Klang der Alliterationen gefällt mir gut - ich arbeite selbst ja auch sehr gerne damit. (Und, ganz kurz noch zu den 'Sphären' - stört mich überhaupt nicht. Die Kombination 'starren Sphären' ist viel zu gut, um sie dem vielgepriesenen, reinen Endreim zu opfern. In 'starren' steckt für mich auch 'blicken-starren' mit drin. Richtig gut, finde ich. Also ändere das ja nicht, sonst ----> :omabrathau2:)

 

Gerne gelesen und meine 5 Cent an Gedanken dazu dagelassen! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Guten Morgen Anonyma,

 

vielen Dank, dass du mich an deinen weitreichenden Gedanken zu meinem fadenscheinigen Gedicht teilhaben lässt. Es bedeutet mir echt viel, wenn ich erfahren darf welche Wirkung meine Zeilen haben, und was (von dem Gedachten) sie transportieren. Für dieses, aber auch für folgende Gedichte...

 

Ja, mir ging es tatsächlich darum am Beispiel der Astrologie zu hinterfragen? Nö, wohl doch eher publik zu machen, was ich über „solche“ Geschichtenerzähler denke.

 

Ich bin mit übervollem Herzen Dichter und somit Geschichtenerzähler. Und ich bin zudem so neugierig, dass es die reine Pest ist... Äh Lust, Lust wollte ich schreiben. Und das ist die Grundlage jeder Wissenschaft. (Die nie unumstößliches Ergebnis, sondern immer ein Prozess des ständigen Hinterfragens ist.)

 

Dort wo Geschichten erzählt werden, und jeder der sie hört weiß, dass es sich um Geschichten handelt, ist alles im Lot. Und dort wo Wissenschaft offensichtlich und VON WISSENSCHAFTLERN erklärt wird, anhand von Ergebnissen, die auf der Grundlage von wissenschaftlich fundierter Forschung anerkannt wurden, da ist auch alles im Lot. Selbst wenn Quermeinungen geäußert und als solche erkenntlich präsentiert werden geht das klar...

 

Aber sobald sich jemand aus Kalkül, Dumm- oder Feigheit einen Vorteil zusammen lügt und ihn im Wolfs- Schafs- Engels- Einhorn- Wissenschafts- oder auch Götterpelz auf die Menschheit hetzt, sollten geeignete Maßnahmen... Und da die Öffentlichkeit betroffen ist, könnte (nach einer Belehrung? Ermahnung?) (im Wiederholungsfall?) der gute alte Pranger mit ausreichen Pferdemist oder Kuhfladen... So würde dann der Bullshit auf den Verursacher zurückfallen... Dein Beispiel von der „verschwundenen Schlange“ ist hier sehr passend. (Gäbe es sie noch wäre sie kein Beweis für die Richtigkeit der Astrologie... Aber die Art ihres Verschwindens bzw. ihre Unterschlagung gibt Aufschluss über die Verwender dieser „Kunst“. Es wird halt passend gemacht...)

 

Über das „Lotterleben“ werde ich nochmal in Ruhe nachgrübeln.

 

Soweit mal vorab... Verlottern (lassen) steht für mich für vernachlässigen. Ja, na klar, mit erhobenen Zeigefinger dahinter. Aber wer erhebt denn den Dudu-Finger? Doch jemand der meint, er wisse, wie es sein sollte wenn alles seine Ordnung hat. Aber gibt es diese denn Überhaupt? Und wo beginnt „Lotter“. So zum Beispiel auf einer Skala vom versüfften Pubertätszimmer über WG im Abbruchhaus zu trautem Heim. Oder doch erst weiter unten? Fester Wohnsitz im Auto? Oder noch später - ab der Matratze unter der Brücke? Und selbst dort gibt es Menschen die nach Möglichkeit auf sich achten... Oder ist „Lotter“ eine innere Haltung? Ein verzweifeltes sich der Not übergeben bzw. sich aufgeben. War Bukowski verlottert oder „nur“ verlebt oder nicht mal das?... Und war er zufrieden? Glücklich? Wir müssen „Lotter“ einfach größer denken...

 

Möglicherweise ist „Lotter“ meine Sehnsucht, nach einer Welt in der dreckige Fingernägel ein Zeichen für begeistertes „Begreifen“ und saubere für manikürte Manipulation... Ne, Quatsch, weg mit den Schubladen...

 

Und na klar, die (starren) Sphären stehen ohne Reim. Ich habe sie samt der Zeile außerhalb und bezugslos zu dem (Sonett)System platziert. Und das bleibt auch so. Und es fällt nicht mal sofort auf. Man muss erst darauf kommen. Eine kleine Gaukelei – oder Eitelkeit – oder beides...

 

 

 

Hallo Ilona,

 

dein Lob freut mich auch, und auch, dass es dir nicht vollends die Worte verschlagen hat. Das wäre sehr schade gewesen. So weiß ich nun, dass dieses „Fastsonett“ auch zu dir gesprochen hat. Eine ansprechende Verbindung ist das Schönste, was man sich von einen Gedicht wünschen kann.

 

 

 

Hi Fietje,

 

ja, ich glaube das „Lotterleben“ haben wir alle schon mal mit diesem oder einen Sinngleichen Wort vorgehalten bekommen. Und mit größter Wahrscheinlichkeit als Kind oder Jugendlicher. Mit enttäuschtem Tonfall und möglicherweise verstärkt durch ein mahnendes Kopfschütteln... Ein ungutes Gefühl ist das. Enttäuschte Eltern sind uns noch unangenehmer noch als verärgerte Eltern. Irgendwie so halt... Wie schon zu Anonyma gesagt, diesen Gedanken werde ich nochmal näher in Augenschein nehmen. Vielleicht fällt mir etwas aussagekräftigeres dazu ein.

 

Die Zeile war als:

 

die sich, sich wandelnd, in die Zukunft toben.

 

gedacht.

 

Doch du hast recht, diese Zeile ließe sich auch anders betonen. Sie ist nicht so starr ins Metrum gewoben wie die anderen. Das war keinesfalls beabsichtigt, aber jetzt wo du es erwähnst, fällt es mir auch auf. Doch gerade in der „Wandelzeile“ erscheint es mir sogar passend.

 

 

Vielen vielen Dank für euer Lob und euer Interesse.

 

Vom Gaukel

 

der in ganz speziellen Momenten auch dem Fadenschein etwas abgewinnen kann. Z. B. wenn die Augsburger Puppenkiste mit im Spiel ist...

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