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Asterix im Krieg


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Ja, es ist eine undendliche Geschichte ohne Ende

Band zweitausendzweiundzwanzig.

Alle Welt ist in Frieden.

Alle Welt, nein, nur ein kleines Dorf am Rande der Welt erlebt Krieg.

Gerade erst wurde der Rahmen meiner friedlichen Vorstellungswelt wieder gesprengt.

Und wie aus der Pistole geschossen und auf Kommando

ziehen Worte und Gedanken in den Krieg.

Im Grunde hatte ich die Lunte schon vorher gerochen.

Ich werde meine inneren Verteidigungslinien weiter nach vorne schieben müssen.

 

Selbst die nachbarlichen Pflanzen schießen in aller Übergriffigkeit wie wild ins Kraut

und wahllos in die Höhe. Sie verdüstern mein Leben.

Manche schlagen aus, überwuchern mein Grundstück von allen Seiten her,

und überall verbreiten sich schnellwachsende, übelriechende Kräuter,

welche die Stimmung vergiften.

 

Ich wohne in einem kleinen, beschaulichen Dorf

mit recht bescheidenen und im Grunde beschränkten Ansichten.

- also die Ansichten von dem Dorf wohlbemerkt.

Sie spekulieren auf mein Haus und mein Grundstück, und das schon seit Jahren.

Aber den Gefallen tue ich Ihnen nicht. Das älteste Haus vorort ist schließlich das Haus meines Großvaters.

umgeben von einer neuen Siedlung.

Meine Haare sind feuerrot, ich hinke und bin alt, das reicht hier aus.

Nicht auszumalen, wenn ich ihnen einen Akzent zu bieten hätte, 

eine andere Sprache, Hautfarbe oder Religion...

dann hätten sie einen Grund.

 

Unser aller Leben ist endlich und eigentlich eine ewige Schlacht.

Schwer zu sagen, wann die letzte Schlacht endlich geschlagen sein wird,

und ob wir dann alle tot sind? In den Gärten wird z.Zt. mächtig aufgerüstet, zum „Häuserkampf“.

Akku- Mäher und Häcksler gegen Motorsägen,

der unschuldige Rasen wird nebenbei gesprengt.

Auch ihre grölenden Grillfeste haben System.

Sie sind Teil einer psychologischen Kriegsführung.

 

Seit Jahren weht mir ein kalter, schneidender Wind entgegen,

er schlägt mir von vorne in mein Gesicht, welches einem Schlachtfeld gleicht.

An Wochenenden ist der scharfe Wind gewürzt und durchmischt mit Rauchwolken

von  verbranntem Fleisch.

Furcht und Ärger haben mir schon erhebliche Furchen beigebracht,

und Krähenfüßchen an den Augen erzählen von meinen verkrampften Versuchen,

den Ärger einfach freundlich wegzulächeln oder herunterzuschlucken.

Warum? - nun, weil ich darüber stehen und lächelnd siegen will.

Ich werde sie mit einem entwaffnenden Lächeln erschlagen.

 

Die Meisenknödel für harte Zeiten müssen eindeutig höher gehängt werden.

Vermutlich verspüre ich diese unsichtbare Drohkulisse auch schon viel zu lange in mir,

welche da unaufhaltsam immer näher heranrollt.

Ich habe alles gehörig unterschätzt, und leide wohl selbst schon unter Realitätsverlust.

Wenn ich einmal  von hier wegziehen muss,

dann werde ich mein Haus einer afrikanischen Flüchtlingsfamilie

übergeben, einer freundlichen Großfamilie versteht sich, und zwar  kostenlos...

nein, einem arabischen Clan, die lassen nicht mit sich spaßen, die machen sofort ernst.

 

Mein Garten steht auch noch direkt mit der Front zur Straße,

einsehbar, verletzlich und ungeschützt und zwar genau an der Stelle,

wo die Dinge sich offenbar jederzeit dramatisch ändern könnten,

eine Sackgasse mit schwungvollem Wendehammer.

Ich bin eingekesselt, und meide die offene Straße, bzw. die offene Konfrontation

eben wegen meiner idiotischen Nachbarn!

Ich gehe früh morgens, und komme in der Dämmerung über einen schmalen

Hintereingang wieder hereingeschlichen.

 

Ihre Kinder sind Terroristen, ausnahmslos.

Plärrende Terroristen auf dröhnenden Motorrädern, auf Mountainbikes und auf stinkenden Aufsitzrasenmähern,

ständig auf Parouille im albernem Militäroutfit, kahlrasiert und die meisten

mit einer aufgedunsenen Obelix- Figur, kraftfutterernährt.

Mit Luftgewehren beschießen sie die Vögel in meinem Garten.

und vor ihren Häusern weht die Fahne der nationalen Wohlgesinnung.

Die Jüngsten sind die schlimmsten, die haben erst kürzlich meine Mülltonne angezündet.

Und ihre gemeinsame Sprache enthält eine gemeine, ätzende Streumunition.

Sie nennen mich "die Hexe", und die Strafe, welche sie sich für mich ausgedacht haben,

heißt " Ignoranz".

 

Tiefe, unüberwindbare Gräben sind mit den Jahren entstanden.

Hinter dicken, vergitterten  Panzerglasscheiben

wohne ich gerade einem völlig unerwarteten Kamikazeangriff bei,

der den Rahmen meiner friedlichen Vorstellungswelt wie oben erwähnt zerstört hat.

Ein Anschlag auf meine friedliche Welt an einem frühen, friedlichen Morgen,

die  gestreifte Raubtier - Katze vom Nachbarn zur Linken

hat sich unvermittelt auf meinen hungrigen Jungspatzen gestürzt,

hat sofort ein Rotkehlchen aus ihm gemacht. Zwei Stunden später wird unter selbiger Futterstelle

ein Star erdrosselt. Ich werde ihn abhängen müssen, den Knödel, er hängt viel zu tief.

 

Als sich von Osten her lautlos die Panzerschildkröte meines verhassten Nachbarjungen zur Rechten nähert,

spüre ich ein leises unerklärliches Triumphgefühl in mir aufflackern. Bingo,

endlich, ein befreiender Gedankenblitz. Diese Schnappschildkröte heißt wohl Asterix.

So wurde es ihr zumindest auf den Panzer eintätooviert. Sie durchquert meinen Garten, sooft sie will.

Sieht aus wie ein herrenloser, getarnter  Helm, welcher kopflos unter der Grasnarbe umherirrt.

Ich werde sie mir gleich schnappen, sie soll nicht umsonst Schnappschildkröte heißen.

Wie gesagt, ich bin im Krieg. Aber was ist aus mir geworden,

was haben die Worte und Gedanken in all der Zeit nur aus mir gemacht?!

Wie lange werde ich brauchen, um meine eigene Verrohung und Schlaflosigkeit zu überwinden und wegzuschlafen.

 

Hecken schützen mich vor den gehässigen Blicken der jungen Heckenschützen von Gegenüber.

Sollen sie die Hexe in mir doch jetzt ruhig einmal genauer kennenlernen!

Werde die Hecken und Bäume niederreißen lassen, Freude schöner Götterfunke in Dauerbeschallung,

Ich pflücke Kräuter und koche wieder mal vor Wut. Jawohl, werde gleich rübergehen,.

werde ganz freundlich und wie selbstverständlich bei den Nachbarn schellen.

Werde das Tauwetter in unserer Siedlung einläuten.

Ich kann auch Frau Lenz!

 

Nun, sie werden nicht öffnen, weil sie zurecht argwöhnisch hinter ihren Spionen lauern.

Ich werde ihnen ihre Tiere am besten kalt servieren, diese feierlich auf einem

Teppich von Granatapfel und Zimtparfait mit einer frostigen Kindertellermine

vor die Türe stellen: den gequirlten Inhalt des herrenlosen Helms  und Kater in fritierten Streifen.

"Mit freundlichem Sonntagsgruß von Nebenan!" werde ich in den sprachlosen Wendehammer brüllen.

Welch ein mieses Pack! Und es tut mir so leid, mir solches täglich von der Seele schreiben

und sogar meine Leserschaft damit belästigen zu müssen.

Ab sofort werde ich die Strategie des ewigen Lächelns ändern.

Ich will mich befreien, damit mir endlich ein anderes Arsenal von Worten zur Verfügung steht.

 

Will es doch noch zum Schluss Frühling werden wollen in mir?

Das ist nicht abwegig, zumal meine Phantasie hier so muntere Purzelbäumchen schlägt.

Und die frisch geschlagenen Purzelbäume werde ich ihnen bald über dem Zaun hängen. 

Sie werden bei ihnen Kollateralschäden der Beschämung und Verunsicherung verursachen,

ganz bestimmt sogar, das lässt sich gar nicht vermeiden.

Mögen ihnen zu ihrer Verwunderung saftige Schweinshachsen aus den Ohren wachsen.

Mit meiner Albernheit haben sie nicht gerechnet, da haben sie noch keine Abwehrstrategien entwickelt.

Man wird sagen, "die Alte ist jetzt auch noch verrückt geworden!" sollen sie doch!

 

Solche Bilder befreien meine Gedanken, und nur darauf kommt es mir momentan an.

Beim Überraschungsmanöver muss ich zu allererst an mich denken.

Es ist einfach davon auszugehen, dass jeder an meiner Stelle solche Gefühle hegen würde,

mit denen er zu kämpfen hat. Das ist doch völlig logisch.

Ich liebe den Kampfgeist von Asterix und Obelix, aber ich mag nun mal keine gegrillten Schweinshaxen,

besonders nicht an jedem Wochenende mit grölender Beilage.

Der Geruch ist einfach widerlich, und ihre Gesänge sind mit der Zeit unerträglich.

ich bin eingekesselt von hunderten von nervigen Troubadixen.

 

Wir sind begrenzt, und das Leben ist endlich.

Wie schön waren doch die Zeiten,

als es immer nur einen verlässlichen Dorfidioten gegeben hat,

den man bequem in den Baum hängen konnte,

hoch oben zu den Meisenknödeln...

 

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Liebe @Melda-Sabine FischerUnsinn -  Wahnsinn? Das zynische Vokabular ( auch einer martialisch anmutenden Kriegsrhetorik), welches die grausame Wirklichkeit leugnet, schönredet, anfeuert, verdrängt, überspitzt oder ignoriert hat für mich eine groteske, schon beinahe comic- haft anmutende Seite, die absurd ist und in den Alltag eingebaut wird. Denn es fehlen dabei  immer genau die Worte, die gesagt werden müssen. Danke, für dein Feedback,

LG, Amadea

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