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Hallo Noel,

 

im Zentrum Deines Gedichtes steht ein umfasssendes Naturbild: der Winter. Das LI identifiziert sich aber nur mit ausgewählten Aspekten des Wintertypischen, einer merkwürdig mystisch einhüllenen Kälte etwa, wie Du sie etwa mit dem Bild "silberber Seide" in der Vorstellung Deiner Leser entstehen lässt. Zum einen beschreibst Du mit "silberner Seide" sicher den Rauhreif, aber der vergegenständlicht sich in Deiner Beschreibung zu einem verhüllenden, feinen, anschmiegsamen Gewebe und so bekommt die Beschreibung der Kälte in Deinen Versen etwas "Anziehendes" und zwar im doppelten Wortsinn.

 

Es fällt mir auf, das in Deinem Gedicht das Bild des Winters vom Beginn zur Mitte hin mit immer "wärmereren" Farben gezeichnet wird. Zuerst die spröde, klirrende Kruste: hart, dann die Seide: halbtransparent, weich. Dann – und noch weniger "substantiell" eine Wolke.

 

An dieser Stelle will ich sagen, dass mir das Gedicht insgesamt recht gut gefällt, aber die Adjektive "wattig" und "wabernd" (und das trotz Alliteration) scheinen mir etwas flach: den wabernden Nebel sieht man gewöhnlich in Krimiverfilmungen aus den 60ern, vielleicht kannst Du unverbrauchtere Bilder finden.

 

Interssanterweise, "bricht" das Gedicht an dieser Stelle, und zwar nicht ein, sondern in eine andere Richtung, denn Du beziehst in Dein Winterbild weiteres Naturbild ein, das Meer. Da ist zuerst die "wonnevolle Woge", ein Bild, das man, wenn man es isoliert betrachtet, eher dem Sommer zuordnen wollte, wenn nicht im Zusammenhang die Worte "Stille" und "Leere" den Leser athmosphärisch zurück in das Winterbild zögen und damit einen weiteren Wesensaspekt der Innensicht des LI beleuchten würden.

 

Die "wonnevolle Woge" steht im Kontext mit den folgenden Zeilen auch für "Ausbruch", für "Leben", wie in der Zeile "Ich bin die Gischt..." , eine kraftvolle Matapher, deutlich wird.

 

Das Gedicht schließt mit den Versen "Und die grausigen Flausen wettergewaltiger Winde". Ich meine, den Sinn dieses Bilds in seiner Bedeutung zu verstehen: Es meint das lebendige Abweichen vom Gewohnten, die Lust am Experiment, ein Stückweit auch die Einbeziehung von Gewalt als Ausdruck von Lebendigkeit.

 

Abschließend fällt mir noch auf, dass die Zeilenanfänge teilweise groß, teilweise klein geschrieben sind. Das solltest Du vereinheitlichen. In der Überschrift lese ich auch noch "Winterexperiment" als Titel, dann hast Du Dich aber wohl entschlossen es "Winter" zu nennen. "Winter" ist sehr allgemein, für einen Titel nicht unbedingt prägnant, aber im Kontext treffend. Als Gedicht im Vergleich innerhalb seiner Gattung würde ich es nicht als experimentell bezeichnen.

 

Jetzt bin ich gespannt, ob ich Deine Intention so richtig herausgelesen habe.

 

Gruß

lesemutschreibewut

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Hallo lesewutschreibemut

 

Als erstes einmal vielen Dank für deine umfangreiche Interpretation und die Hinweise.

Dir sind einige Dinge aufgefallen, die ich so noch nicht gesehen hatte.

Mein Ziel bei diesem Gedicht war es, den Winter auf unterschiedliche Weise darzustellen. Einfach gesagt, habe ich mir gedacht, der Winter kann wunderschön anzusehen sein ("Seide"), still, aber auch stürmisch und ungemütlich, usw...

Ich habe dabei versucht das ganze mit unterschiedlichen Gefühlen zu verbinden.

Außerdem wollte ich versuchen, ob das Gedicht nach Winter klingt. Zischlaut für etwas zischendes, w für etwas weiches, usw...

Ich weiß nicht recht ob das gelungen ist. :oops:

Mir gefällt besonders deine Interpretation von den "grausigen Flausen wettergewaltiger Winde" sehr gut. :wink:

Was die Zeilenanfänge betrifft, so muss ich dir rechtgeben. Die sollte ich vereinheitlichen.

Und der Titel des Gedichtes ist tatsächlich einfach nur "Winter".

Also nochmal vielen Dank für deinen Komentar.

 

LG noel

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