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Feedback jeder Art Kormoran

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  • Dionysos von Enno
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  • Teilnehmer
Sein langer Hals reckt sich wie Hände die gefunden haben​
Die nichts mehr halten nur noch sind​
Er ruht als könnt er sich am Winde laben​
als sei er selber wie der Fels auf dem er thront ​
bestimmt​
nur noch zu​
sein ​
 ​
Und tief in seinem vogelgelben Augenschein ​
schreit eine urzeitliche Echse in die Nacht​
Des ganzen Vogels Ahnen ruhen alle ​
 auf dem stillen Bein ​
als sei ein ganzer Tag​
aus einem stillen Dunkeln   ​
aufgewacht  ​
Hochgehalten ​
um zu​
fliegen ​
 ​
Doch reckt er nicht die Flügel nicht die langen Beine ​
Er steht wie Hände die zum Beten aufgeschlossen sind ​
Und still fällt auf ihn eines Sonnenstrahles reine ​
zeitlose Wärme wie​
Elternliebe auf ein Kind ​
und legt den Kopf so schräg ​
als wollt er​
weinen ​
 ​
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 ​
 
Moin @Dionysos von Enno,
 
das ist sprachlich wirklich ganz wunderschön!
Hat mir sehr sehr gefallen, dein Schreibstil gefällt mir gut 🙂
 
Da ich auf Arbeit bin, diesmal nur die Gefallensbekundung 😉
Es gibt zwar auch die ein oder andere metrische Unsauberkeit, die ich hervorheben könnte.
Aber da habe ich gerade keine Lust drauf und erfreue mich einfach an deiner schönen Sprache.
 
LG Dali Lama
 
Lieber @Dali Lama
 
vielen Dank für Deine Rückmeldung zu meinem Text. Sehr gerne kannst Du natürlich später die Unsauberheiten, die Deinen Lesefluß gestört haben, ergänzen oder auch sonstige Kritik. Deine Gefallensbekundung freut mich natürlich sehr (Schreibstil/schöne Sprache) 
 
Hi @ferdi
 
Eine komisch-satirische Nachahmung oder Umbildung eines berühmten, bekannten meist künstlerischen, oft literarischen Werkes oder des Stils eines berühmten Künstlers = Parodie soll es sicher nicht sein, ist keineswegs meine Intention. Eine gewisse Schwelgerei in diesen Begriffen kann man mir sicherlich vorwerfen. Allerdings steht es mir nicht zu, die Eindrücke der geneigten Leser zu bewerten, wenn es also so auf Dich wirkt, ist es auch eine interessante Information für mich. 
 
Zu meiner Verteidigung kann ich nur noch vorbringen, dass ich Rilkes poetische Sprache so sehr liebe und auch seine „Ding-Gedichte“ und fühle mich in dieser Schwelgerei sprachlich harmonisch so sehr wohl,  bin also, sofern man diese verkürzende Abwertung gelten lassen möchte, gerne mit dem Rilke-Virus infiziert. Für mein Verständnis kann es nicht genug „Rilke-eske Gedichte“ auf der Welt geben. 
 
Schön finde ich natürlich Deine Aufforderung, zur eigenen Sprache zu finden. Ich glaube nicht unbedingt, dass das eine das andere ausschließt und werde auch zukünftig das eine tun ohne das andere zu unterlassen.
 
Auch in Deiner Rana-Saga von Prinz Klappstuhl  (die einzigen längeren Werke, die mir jetzt von Dir gerade in Erinnerung sind) hast Du ja sehr häufig bereits von alten Meistern benutzte Metrik und Formalismen verwendet, berühmte lyrische Konstruktionen sehr gekonnt auf dein Frosch-Thema abgewandelt und ich habe es sehr genossen. Ob man sich immer frei machen kann von dem Vorwuf: „Das klingt wie der und der..“ wage ich zu bezweifeln. Dafür sind wir ja auch als Schreiber eben immer auch selber „Fans“ von irgendwem. 
 
Vielleicht gibts Du einmal Rückmeldung, solltest Du zufällig ein Gedicht lesen, wo Du der Auffassung bist, hier habest Du nun mich reden hören. 
 
mes compliments
 
Dionysos 
 
Lieber @Dali Lama


 


vielen Dank für Deine Rückmeldung zu meinem Text. Sehr gerne kannst Du natürlich später die Unsauberheiten, die Deinen Lesefluß gestört haben, ergänzen oder auch sonstige Kritik. Deine Gefallensbekundung freut mich natürlich sehr (Schreibstil/schöne Sprache) 
Moin @Dionysos von Enno,
 
na, so soll es sein 😄 

Ja, den Rilke spürt man hier, den mag ich auch sehr gern. Ganz offensichtlich störe ich mich daran nicht 😄 
So oder so ist mir alles recht, was nicht die Sprache vergewaltigt.
 
Inhaltlich bliebe hoch zu überlegen, ob du inhaltlich hier allein auf der Kormoran-Ebene bleibst, oder ob eine symbolische Ebene darunter liegt. Ich musste dafür erstmal schauen, wer der Kormoran überhaupt ist, den kannte ich nicht. Scheint offenbar ein ziemlicher Plagegeist zu sein, weil er alle Teiche leerfrisst.
Kleiner Funfact dazu: Ich habe dann auch bemerkt, dass der Kormoran offenbar als Inspiration für das Pokemon "Urgl" hergehalten hat, DAS kenne ich natürlich! Ein richtiger Gierschlund, der den Schnabel nicht voll bekommt. Das passt ja gut^^
 
Ansonsten geht der Vogel mythologisch offenbar von Sonnenbringer bis böses Geister-Omen einmal querbeet.
Bildsprachlich passt das Beten bei dir sehr gut, seine ikonische Flügeltrocken-Pose symbolisiert das christliche Kreuz und steht offenbar für Adel und Opfer.
 
Schauen wir noch einmal auf die konkreten Darstellungen je Strophe:
Sein langer Hals reckt sich wie Hände die gefunden haben


Die nichts mehr halten nur noch sind


Er ruht als könnt er sich am Winde laben


als sei er selber wie der Fels auf dem er thront 


bestimmt


nur noch zu


sein
Bilder und Inhalt:
Ich wollte hier zunächst herauslesen, dass es hier um ein meditatives in sich Ruhen geht. Dazu passen die "Hände, die gefunden haben", die nur noch sind, genau wie der Fels und eben der Vogel selbst. 
Dazu passt aber nicht, der lange Hals, der sich eben doch nach etwas reckt, weil er etwas gefunden zu haben scheint, was seine Aufmerksamkeit verdient. Widersprüchlich erscheint dabei der Vers "Er ruht als könnt er sich am Winde laben" - denn hier wird das Ruhen, das Nichtstun einer durchaus aktiven Handlung, dem Laben angehängt. Dieses Durcheinander von Passivem und doch Aktivem kann ich mir gerade nicht erklären.
 
Metrum und Reim: 
Ich füge hier mal die umgebrochenen Verse für die Übersichtlichkeit beim Metrum wieder zusammen:
xXxXxXxXxXxXxAa
xXxXxXxB
xXxXxXxXxAa
xXxXxXxXxXxXxB
XXxC
 
Metrisch ist das einzige "Problem" hier bei "nur noch zu sein" - die Betonung soll auf dem "noch" liegen. Das kann sich aber gegen das "nur" davor nicht wirklich durchsetzen, ich sehe eher beide betont.
Ansonsten fällt eine starke Varianz in der Anzahl der Versfüße auf. Das ist aber auch wichtig. Denn es erlaubt gerade nach den sehr langen V1 und V4 ein Durchatmen und Ruhen, ansonsten wäre diese Strophe sicher sehr erschöpfend. 
Der abschließende sehr kurze Vers mit Reimwaise wird dadurch sehr eindrücklich - obgleich er sprachlich Vers 2 kopiert.
"bestimmt" reimt unrein auf "sind", das ist rein fachlich ein wenig Schade, aber kein Drama^^
 
Und tief in seinem vogelgelben Augenschein 


schreit eine urzeitliche Echse in die Nacht


Des ganzen Vogels Ahnen ruhen alle 


 auf dem stillen Bein 


als sei ein ganzer Tag


aus einem stillen Dunkeln   


aufgewacht  


Hochgehalten 


um zu


fliegen
Bilder und Inhalt: 
Mir gefällt hier dieser Bezug auf das genetische Erbe des Vogels, sowohl auf die unmittelbare Vogelfamilie, die ja auch in S3 nochmal thematisiert wird, als auch auf die Abstammung von den Dinosauriern. Zweiteres bringt hier mit diversen Bildern durchaus eine gewisse Anspannung und Gefahr in den Text: "vogelgelbe Augen", "schreit" und "urzeitlich", da denke ich an etwas Lauerndes, Harrendes, bereit zu jagen. Das ist für den Spannungsbogen auf jeden Fall hilfreich, die erste Strophe hat ja (wenn auch teils inkonsequent) ein sehr gemütliches Bild gezeichnet.
Diese Spannungslage wird aber gleich wieder aufgelöst, wiederum durch "ruhen", "still" und nochmal "still" - Die Dopplung von "still" erscheint mir unglücklich. Der Vogel ist also nicht wirklich "aufgewacht", da wird nichts "hochgehalten" und er wird gleich nicht "fliegen", diese angedeutete Energie und Aktivität verpufft als Möglichkeit (sei) - all das ist nur tief im Vogel versteckt, es kommt nicht tatsächlich heraus. Das Ruhen ist hier übermächtig, es gibt kein urzeitliches Erwachen, aber wir haben einen kurzen Blick darauf erhascht, was wäre, wenn.
 
Ich persönlich hätte dem Urzeitlichen hier vielleicht mehr Freiraum gegeben und sämtliche Bildlichkeit des Ruhens in die erste Strophe gesetzt, damit auch dort die Konflikte von Passivität und Aktivität aufgelöst. 
Strophe 2 hätte sich dann ganz dem Urzeitlichen, dem Aufbäumen, einem lauten, wachen Moment des Federschüttelns und Krächzens widmen können, das die Ruhe unterbricht.

Rein grafisch finde ich es in S2 schön. dass die Verse noch weiter aufgeteilt sind und die Strophe so länger ziehen. Das deutet den sich urzeitlich aufbäumenden Vogel schön an.
 
Metrum und Reim:
xXxXxXxXxXxC
xXxXxXxXxXxD (aber nur weil die 3 unbetonten Silben von "urzeitliche" im Deutschen nicht möglich sind 😄 )
xXxXxXxXxXxXxXxC
xXxXxXxXxXxXxXxD
XxXxXxEe
 
Metrisch hier etwas ausgeglichener, V1 und 2 sind identisch, genau wie Vers 3 und 4.
Vers 5 (beginnend bei "Hochgehalten" startet wie V5 in Strophe 1 wieder mit betonter Silbe und ist stärker verkürzt, womit er wieder eine Sonderstellung erhält.
 
Anders als S1V5, der in Strophe 2 doch noch Reimpaare erhalten hatte (und anders als der letzte Vers in S3), ist "fliegen" aber wirklich eine Waise - schade fast, die strophische Verbindung untereinander wäre im jeweils letzten Vers doch immer ganz nett gewesen.
In dieser Strophe sind alle übrigen Reime diesmal auch rein.
 
Doch reckt er nicht die Flügel nicht die langen Beine 


Er steht wie Hände die zum Beten aufgeschlossen sind 


Und still fällt auf ihn eines Sonnenstrahles reine 


zeitlose Wärme wie


Elternliebe auf ein Kind 


und legt den Kopf so schräg 


als wollt er


weinen 
Bilder und Inhalt:
Hier wird nochmal ganz klar gemacht, dass das Aufbäumen aus S2 wirklich nur eine ganz tief versteckte Idee, ein Abglanz seines Erbes ist, aber es nicht wirklich stattfindet. Er bewegt sich nicht, er steht weiter in seinem eigenen Sein nur da, wie in S1. Hier schwingt damit auch irgendwie Wehmut mit, der Bezug auf die Ahnen, die Familie aus S2 ist hier wieder Thema, wird vertieft. Gleichzeitig ist es aber vielleicht auch ein Beweinen dieses verlorenen, wilden, urzeitlichen Erbes. 
Das Bild des Betens (das sich in diese christliche Symbolik mit dem Kormoran, wie er da mit ausgebreiteten Flügeln wie ein Kreuz steht) passt wie gesagt sehr gut und bringt hier Aspekte von Dankbarkeit aber auch Verzweiflung und Flehen mit rein.
 
Metrum und Reim:
xXxXxXxXxCc
xXxXxXxXxXxXxB
xXXxxXxXxXxCc
XxxXxxXxXxXxB
xXxXxXxXxCc
 
In ihrem Umfang sind alle Verse (wieder zusammengefügt) hier nun ähnlich lang. Metrische Schwierigkeiten gibt es durch "still fällt auf ihn" in V3, da "still" und "fällt" beide sehr stark betont sind, während "auf ihn" auch vor dem "eines" eher schwach sind. 
Auch "zeitlose Wärme wie" im zusammengefügten V4 wird daktylisch betont, das war so der größte Stolperer.
 
Die Reime sind hier interessant, denn "Beine", "reine" sowie "weinen" sind verlängerte Reime (gibt es dafür eigentlich ein Fachwort?) von "sein", "Augenschein" und "Bein" aus den anderen Strophen. Die beiden übrigen Verse greifen ihrerseits den Reim auf "sind" bzw. unrein mit "bestimmt" aus S1 wieder auf. Das mag ich durchaus gern, denn das hypothetische Aufbäumen in Strophe 2 wird dadurch gänzlich zurückgeführt zur Ruhe der ersten Strophe.
 
Und Ende!
Nach dieser etwas detaillierteren Betrachtung finde ich es fast sträflich, dass in Strophe 2 kein tatsächliches Aufbäumen beschrieben wird. Der Vogel wird ja keinesfalls ausschließlich ruhig dasitzen. Wie gesagt, ein Flügelschlagen, ein Krächzen etc. wäre ja als Spannungsbogen ganz...spannend. Gerade vor dem angedeuteten urzeitlichen Hintergrund.
 
Das alles trübt aber meine Begeisterung über den Stil und deinen Text als Ganzes aber auch nur bedingt. 
Wie gesagt, die kleinen Fehlerchen sind ärgerlich, teilweise sicher auch vermeidbar, aber erwähnt sollten sie nun des vollständigen Kommentars wegen sein 😉
 
Immer noch gern gelesen, 
LG Dali Lama
 
@Dali Lama hi dali das ist ein sehr wertiges und ganz tief eintauchendes Feedback/ Analyse. Da brauche ich etwas Zeit um zu antworten weil da so viele tolle Gedanken drin stecken!! Bitte sieh es nicht als unhöflich an -
ich denke am Wochenende habe ich genug Zeit und außerdem möchte  ich das mehrmals lesen und alles schön wirken lassen 
 
merci !
 
mes compliments
Dio 
 
Lieber @Dali Lama
 
nochmals Danke für Dein Eintauchen ins Gedicht und die Fundstücke, die Du mitbringst. Ich habe dazu folgende Assoziationen: 
 
nhaltlich bliebe hoch zu überlegen, ob du inhaltlich hier allein auf der Kormoran-Ebene bleibst, oder ob eine symbolische Ebene darunter liegt. Ich musste dafür erstmal schauen, wer der Kormoran überhaupt ist, den kannte ich nicht. Scheint offenbar ein ziemlicher Plagegeist zu sein, weil er alle Teiche leerfrisst.
Kleiner Funfact dazu: Ich habe dann auch bemerkt, dass der Kormoran offenbar als Inspiration für das Pokemon "Urgl" hergehalten hat, DAS kenne ich natürlich! Ein richtiger Gierschlund, der den Schnabel nicht voll bekommt. Das passt ja gut^^


 


Ansonsten geht der Vogel mythologisch offenbar von Sonnenbringer bis böses Geister-Omen einmal querbeet.


Bildsprachlich passt das Beten bei dir sehr gut, seine ikonische Flügeltrocken-Pose symbolisiert das christliche Kreuz und steht offenbar für Adel und Opfer.
 
Ich hoffe doch, dass die unter dem Kormoran liegende Bezugsebene sichtbar geworden ist und Du selber deutest Sie in Deinen letzten Zeilen des Abschnitts auch für mein Verständnis gut aus.  Besonders gereizt hat mich das "Abwarten" des Tieres, das für einen Menschen fast wie eine heilige Geduldsamkeit aussieht, die natürlich dem schöpferischen Geist Tür und Tor öffnet. Da lag, wie Du bezugnehmend auf die Gestalt schreibst, das Bild der betenden Hände nicht weit. 
 
Mit Pokemons kenne ich mich wiederum nicht aus, aber die Einnahme von Welt durch den Akt des Fressens kann in der künstlerischen Überarbeitung gut für "Verarbeitung von Welt" stehen. Insofern bekäme der Kormoran sogar eine völlig andere Bildebene, wollte man diese Bezugnahme auf seine offensichtliche Gierigkeit weiter verarbeiten. Ein interessanter und inspirierender Gedanke, lieber Dali !
 
ch wollte hier zunächst herauslesen, dass es hier um ein meditatives in sich Ruhen geht. Dazu passen die "Hände, die gefunden haben", die nur noch sind, genau wie der Fels und eben der Vogel selbst. 
Dazu passt aber nicht, der lange Hals, der sich eben doch nach etwas reckt, weil er etwas gefunden zu haben scheint, was seine Aufmerksamkeit verdient. Widersprüchlich erscheint dabei der Vers "Er ruht als könnt er sich am Winde laben" - denn hier wird das Ruhen, das Nichtstun einer durchaus aktiven Handlung, dem Laben angehängt. Dieses Durcheinander von Passivem und doch Aktivem kann ich mir gerade nicht erklären.
 
Das "Laben am Wind" sollte als Bild in der Tat eine Selbstgenügsamkeit vermitteln. DIESER Kormoran ist nicht mehr auf das Suchen nach Futter angewiesen. Er kann auch in seiner ikonischen Pose überleben, weil er sich nur "vom Wind ernährt". 
 
Das Bild des Betens (das sich in diese christliche Symbolik mit dem Kormoran, wie er da mit ausgebreiteten Flügeln wie ein Kreuz steht) passt wie gesagt sehr gut und bringt hier Aspekte von Dankbarkeit aber auch Verzweiflung und Flehen mit rein.
 
Das Kreuz war im gnostischen Christentum immer eine Allegorie für das auf Raum und Zeit genagelte Selbst und hatte keine positive Bedeutung. Insofern ist die Verzweiflung und das Flehen, das sich in Dir geformt hat, mit dem an sich ruhenden, harmonischen Bild gut vereinbar, meine ich. 
 
Nach dieser etwas detaillierteren Betrachtung finde ich es fast sträflich, dass in Strophe 2 kein tatsächliches Aufbäumen beschrieben wird. Der Vogel wird ja keinesfalls ausschließlich ruhig dasitzen. Wie gesagt, ein Flügelschlagen, ein Krächzen etc. wäre ja als Spannungsbogen ganz...spannend. Gerade vor dem angedeuteten urzeitlichen Hintergrund
 
Die Ausarbeitung der Urzeitdynamik, des Dinousaurerschreis, ist ganz spannend und ich habe auch darüber nachgedacht. Dadurch würde eine Dynamik in das Gedicht kommen aber es würde auch eine völlig andere Aussagekraft bekommen. Das "Ruhen in den Beinen" ist ja auch ein Bild der Evolution ("ruhen alle auf dem Beine") wie das Aufbäumen des ganzen Vogels auch ein spirituelles Erwachen darstellen kann (Kundalini-Schlange!). Dazu würde die unbedingte Wärme der Liebe (WIE elterliche Liebe) am Ende passen, ebenso wie das Weinen aus Ergriffenheit, Weinen als neben dem Lachen vielleicht menschlichster aller Gefühlsausdrücke. 
 
Vielen Dank für Deine Besprechung !
 
mes compliments
 
Dionysos 
 
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