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Grenzen der Sprache


Cornelius

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Dank an Ponorist, dessen Gedicht "Ein Leut" die Anregung gegeben hat...

 

Es sitzt allein auf freiem Feld

am Rande seiner kleinen Welt

ein Wandersmann, rechtschaffen müde,

in selbstgewählter Solitüde,

schaut auf zum Himmel über Herne

und zählt versonnen ein paar Sterne.

 

Er grübelt: "Wieder traf ich heute

auf meinen Wegen viele Leute.

Nun weile ich hier ganz allein,

doch nur 'ein Leut' kann niemand sein.

Es fragt sich, selbst wer Leute liebt,

warum sie's nur im Plural gibt.

 

Nun bin ich satt, dank Dosenwurst.

Ein Weißbier löschte meinen Durst.

Für dies Gefühl ein Wort zu haben,

muss tief ich in der Truhe graben,

die mir die Muttersprache schenkte

und in mein weiches Hirn versenkte.

 

Gar emsig wühle ich im Schrein

nach Worten für 'nicht durstig sein',

doch meine Suche bleibt vergeblich.

Die Sache scheint nicht unerheblich.

Hier fehlt empfindlich die Vokabel,

die mundgerecht für meinen Schnabel.

 

Warum die Sprache just versagt,

wenn uns kein Durstgefühl mehr plagt?

Und wer erklärt mir messerscharf,

warum ich existieren darf -

man sage es mir klipp und klar -

niemals als 'Leut' im Singular?

 

Durchlitten Schiller oder Goethe

beim Schreiben jemals solche Nöte?

Wer hat sie überhaupt erfunden,

die deutsche Sprache, oft geschunden?

Man kann den Kommentar sich sparen,

wenn wir's am Ende selber waren."

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Lieber @Cornelius

 

Sprache hat ihre Eigenheiten und auch Ungereimtheiten. Wobei Dialekte sehr ursprünglich und erfrischend wirken. 

Die Amtssprache ist dagegen eine trocken nüchterne Angelegenheit, dem juristischen Kauderwelsch entnommen. 

Die feine Sprache der Lyrik und Poesie hebt sich deutlich vom alltäglichen Sprachgebrauch ab und vermag den Leser/Hörer zu verzaubern. 

 

Deine Zeilen verleiten zum Schmunzeln durch den hintergründigen Humor. 

 

LG Herbert 

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Hallo Cornelius,

vielen Dank für dieses amüsante Gedicht und die Erwähnung der bereits angekündigten Inspiration. Sprache kann ja letztlich nicht grenzenlos sein, aber umso witziger finde ich, dass manchmal irgendwo in der Mitte gewisse Löcher klaffen. Vermutlich hat das kulturhistorische Gründe. Häufig werden dann Wörter aus anderen populären Sprachen entlehnt, wie z.B. Wochenende, das im Polnischen weekend heißt, da es früher nur einen freien Sonntag gab. Auf eine bemerkenswerte Lücke in der deutschen Sprache hat mir einmal eine türkische Arbeitskollegin aufmerksam gemacht: sie wunderte sich darüber, dass der Ehemann der Schwester und der Bruder des Ehemanns beide als Schwager bezeichnet werden, obwohl sie aus ihrer Sicht ganz unterschiedlich verwandt sind. Das Türkische kennt da wohl mehr Feinheiten. Dafür gibt es aber auch sehr schöne deutsche Wörter, die sich kaum präzise übersetzen lassen, wie z.B. Habseligkeiten, das einmal mit einem Preis als das schönste Wort gekürt wurde.

 

Gerne mehr davon, Sprache bleibt spannend und durch das Loch in der Mitte der Horizont weit. In diesem Sinne, alles Gute und VLG

Peter

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Guten Abend Peter,

 

selbstverständlich liebe ich die deutsche Sprache (ich hoffe, das merkt man meinem Gedicht auch an). Natürlich hat jede Sprache ihre Eigenheiten und ihre besonderen Stärken - und jede Sprache "tickt" auf ihre ganz eigene Weise. Es gibt ganze Studiengänge und Regalkilometer von Büchern darüber, wie eine Sprache das Denken ihrer Sprecher beeinflusst und umgekehrt. 

 

Wenn eine gute Fee mir einen Wünsch erfüllen wollte, würde ich mir wünschen: Alle Sprachen dieser Welt auf muttersprachlichem Niveau zu beherrschen.

 

Gruß

Cornelius

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