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29.05.2022

Der Klang

 

Von allem Urgeschrei der Welt

löste sich einst Dein Lebenslaut

und ist seither in feiner Kraft zu hören.

 

Ertönst Du stärker:

in melodischerer Weise.

 

Ertönst Du schwächer:

in weiserer Melodie.

 

Im rauschenden Leben

bist Du

der Klang.

 

S. Athmos Welakis

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Hallo @S. Athmos Welakis


irgendwie erkenne ich mich selbst in der lyrischen Darstellung deines Lebensklangs, der sich aus dem Urgeschrei der Welt löst, wie ein Echo meinerselbst.

 

In der stärkeren, melodischeren Äußerung „des Klangs“ sehe ich eine Analogie zu meinen Momenten der Leidenschaft und Energie, während die schwächere, weisere Melodie in mir die Zeiten ruhiger Reflexion und reifer Einsicht widerspiegelt. Es ist, als ob das Gedicht mir einen Spiegel vorhält, in dem ich das Amalgam von Stärke und Schwäche, von Wissen und noch zu Lernendem, fühle.

„Vox populi, vox dei“ scheint mir hier treffend - die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes. Dies unterstreicht die universelle Resonanz des individuellen Klangs in der kollektiven menschlichen Erfahrung und Verarbeitung dieser.

 

Als literarische Entsprechung würde ich Goethes “Faust” anführen, speziell die Szene im Himmel, wo die himmlischen Stimmen das fortwährende Streben des Menschen nach Erkenntnis und Vollkommenheit preisen. Musikalisch sehe ich eine Parallele in Beethovens „Mondscheinsonate“ (Erster und dritter Satz), die sowohl die Kraft als auch die Zerbrechlichkeit des menschlichen Geistes musikalisch einfängt und damit das Wesen Deines Gedichtes wunderbar widerspiegelt.

 

Mir gefällt sehr die „feine Kraft“ und die „weisere Melodie“. Das sind Dinge, die ich in der Lyrik sehr schätze: Keine unbedachte Verwendung von Adjektiven. Dein Werk würde sich gut im Kleid eines Amphybrachis fühlen, vielleicht sogar stünde dem Ständchen ein Trochäus. Aber um ehrlich zu sein, sehe ich hier keine Notwendigkeit einer festen Form.

 

Gern gelesen!

 

lg EV

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Lieber Athmos, egal in welcher Weise, der Klang, der einmal berührt hat, den erkennst du immer wieder. 

 

vor 10 Stunden schrieb S. Athmos Welakis:

Im rauschenden Leben

bist Du

der Klang.

Das gefällt mir besonders. Das LD scheint immer zu dem LI durchzudringen. 

Dein Gedicht offenbart große Gefühle. Es beschreibt eine tiefe Verbundenheit, Respekt und Wertschätzung. 

 

Liebe Grüße Juls

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@Eisenvorhang @Darkjuls

 

Ihr Lieben, Eisenvorhang und Julie.

 

Eure Kommentare haben mich bewegt. Besonders hat mich Deine intensive Beschäftigung, Eisenvorhang, mit meinem Thema und Dein Dich darin wiederfinden beeindruckt.

 

Das lese ich aus Deinen Zeilen: Die 'weisere Melodie' und die 'melodischere Weise' sind so etwas wie der Atem des Lebens: Einatmen, reflektieren und wachsen, dann Ausatmen, bewirken und gedeihen lassen. Ich finde, das ist eine schöne Perspektive, die noch darüber hinaus geht, was ich im Sinn hatte:

 

Diese Zeilen hatte ich spontan für eine liebe Person geschrieben, nachdem bekannt wurde, dass sie an Krebs erkrankt war. Sie war und ist hochintelligent und immer hilfsbereit, dabei aber stets bescheiden und zurückhaltend. Mir war es wichtig zu betonen, dass sie auch weiterhin eine ungebrochene Bedeutung hat. Eine 'feine Kraft' will gar nicht nur an Stärke gebunden sein, sie mag gerade, wenn sie schwächer wird, noch an Weisheit gewinnen. Solche Menschen werden nie an Geltung verlieren, sie haben sich längst über das allgemeine Rauschen erhoben und einen bleibenden Klang in unser Bewusstsein, in unsere Herzen gesetzt. Du, liebe Julie, hast meine Absicht genau erkannt: tiefe Verbundenheit, Respekt und Wertschätzung zurückzugeben.

 

Zur Form. Bei mir ist das so: Wenn ich einen Impuls für ein Gedicht spüre, dann fügen sich Inhalt und Form spontan zu einer Einheit. Zwar ergibt es sich regelmäßig, dass das Gedicht im Werden anfängt zu leben und Form und (vor allem natürlich) Inhalt sich weiterentwickeln. Oft entstehen dadurch aber Veränderungen, die mir das Ergebnis dann nicht mehr authentisch erscheinen lassen, so dass ich sie verwerfe. Die Unterschiedlichkeit möglicher Gestaltungsformen sehe ich als ein Geschenk, dass dem Inhalt erst die Breite verleiht sich auszudrücken. Deshalb ist auch jedes meiner Gedichte in seiner Form individuell. Natürlich bin ich, wie wohl jeder, in seinem Ausdrucksspektrum begrenzt. Gerade das ergibt dann aber eine Vielfalt, wenn verschiedene Menschen sich des gleichen Themas annehmen.

 

@heiku @Fehyla @Cornelius

 

Auch Euch vielen Dank für Eure Wertschätzung.

 

Liebe Grüße und besinnliche Feiertage,

Athmos

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