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Geschrieben am

Es liegt hier, wie du selber siehst,

Geröll bis hin zur Felsenwand.
Danach führt, wenn du höher strebst,
ein schmaler Steg durch tiefe Schlucht.

Nun ragt ein schwarz und ungestüm
vom Winterwind gebeugter Wald
gen Himmel, der schon näher ist,
als manch ein Wesen ihn erträgt.

Noch kannst du umdrehn, wirst jedoch
nicht Herr mehr deiner Sinne sein.
Im Schatten vor dir liegt ein Pfad,

der durch die Lüfte aufwärts führt.

Noch niemand kam von dort zurück,
um zu berichten, was geschieht.
Ein Ende wird's, des sei gewiss.

Der Herr steh deiner Seele bei.

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Geschrieben

Hallo, lieber Uwe

Spannend geschrieben. Schön mystisch, märchenhaft, sagenhaft.
Das Schlimme an den Trollen ist, sie breiten sich auch im Internet aus sind böse und verbreiten Unwahrheiten.“
Manche Trolle gewinnen sogar Wahlen. Ojemine!

 

Herzliche Grüße

Josina

Geschrieben

Hallo Josina,

 

Der traditionelle norwegische Bergtroll wird dir im Normalfall nichts tun. Wenn du allerdings in seinem Reich herumstapfst und Orte aufsuchst, wo du definitiv nicht hingehörst - und dann auch noch höher hinauf willst ... also, ich hab dich jedenfalls gewarnt.

 

Ich danke dir und grüße dich!

Uwe

 

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Geschrieben

Hallo Uwe,

Also, mir gefällt deine B Version sehr gut! Es liest sich richtig gut mit diesem Metrum und die Geschichte nimmt einen mit auf eine schöne Reise.

Die einzige Stelle wo ich beim Lesen etwas aus dem Rhythmus gekommen bin, ist das "um zu berichten" hier:

 

     Noch niemand kam von dort zurück,
     um zu berichten, was geschieht.

 

Die Betonung liegt ja auf "zu" und "..richten" und das klappt auch im Metrum, nur war es bei mir so dass ich "um zu" ohne Betonung gelesen habe (oder sogar mit Betonung auf "um", glaube ich?) und da war der Fluss etwas weg. Das ist aber sicherlich mein Fehler denn wenn man sich gut aufs Metrum konzentriert dann wird man automatisch "zu" betonen. Weil ich weiß dass du mit der ungereimten Form mit Metrum experimentierst wollte ich dir einfach nur dieses Empfinden mitteilen. Das war die einzige Stelle im Gedicht wo es mir aufgefallen ist. Ich habe das auch oft in meinen Texten wo ich selber nicht richtig verstehe wieso ich das empfinde. Vielleicht gibt es ja Experten im Forum die das auch empfunden haben und mir erklären können wieso mich das aus dem Rhythmus bringt. Aber, wie gesagt, es hängt sicherlich nur an mir, und du kannst das einfach ignorieren.

Ich freue mich schon auf weitere ungereimte Gedichte mit Metrum von dir!

Liebe Grüsse, Jacques

 

Geschrieben

Hei Jacques, 

 

Vorfreude ist die beste Freude!

Die anderen beiden Versuche (siehe demnächst) haben eigentlich nicht geklappt.

Ungereimt mit Metrum funktioniert in einem Sonett zum Beispiel gar nicht - und da habe ich sozusagen den Beweis erbracht und erwarte Likes im Minusbereich. :classic_smile:

Du darfst mich aber gerne widerlegen.

 

"... um zu berichten ..." Ich lese (und schreibe) es in der Tat mit Betonung auf "zu", mit dem Metrum. Wenn noch weitere Leser an der Stelle Schwierigkeiten haben, sollte man vielleicht umbauen.

 

Ich möchte dir übrigens noch einmal ausdrücklich danken, denn du hast mich durch deine Experimente mit dieser Form (Metrum, kein Reim) darauf gebracht, es ebenfalls auszuprobieren.

Sonst macht das überhaupt keiner - oder habe ich da den falschen Eindruck?

 

Abendlichen Gruß!

Uwe

 

Geschrieben

Hei Uwe,

Zu viel der Ehre, aber freuen tut's mich dann doch wenn ich meinem Lehrer etwas zurückgeben kann. 😀

 

Bei mir war es @Claudi die mich in diese Richtung orientiert hatte, beim Gedicht "Das Boot", als sie schrieb:

 

Ja, finde ich auch. Und ich sehe, dass die reimlosen Verse dir liegen. Probiere ruhig mal aus, wie es läuft, wenn du zwar im Metrum bleibst, aber sprachlich mehr Freiheit hast. Auch die Kadenzen, also weibliche bzw. männliche Endungen der Verse, könntest du frei variieren. Die nicht in Strophen gegliederte Versform, bei der sich ein Vers an den nächsten reiht, nennt man übrigens stichisch.

 

Liebe Grüsse, Jacques

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Ich danke euch:

@Josina und @Jackybee

für schöne, aufschlussreiche Kommentare (und Likes).

Mein Dank geht ebenfalls an die Liker:

@Missgunbar @Zorri @Cornelius @Flutterby @Vetula @Wolfgang @Monolith 

 

Ich habe noch keine feste Meinung zu diesen metrischen Nicht-Reim-Gedichten, aber es ist interessant, damit herumzuspielen. Und ich kann mir durchaus vorstellen, diese Form gelegentlich zu verwenden.

 

Natürlich war's auch nett, über norwegische und schweizer Trolle zu reden.

Eine gute Sache, Gedichte schreiben!

 

Ich grüße euch:

Uwe

 

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Uwe,

 

dies sind ja wirklich zwei recht unterschiedliche Gedichte zum gleichen Thema! Ich stelle sie mal gegenüber, da du die Postingbegrenzung ja eingehalten hast und nun nichts mehr dagegen spricht:

 

Gereimt:

 

Steige bergwärts, Schritt für Schritt,

lauf vorbei am letzten Haus.

Nimm dir einen Bergtroll mit:

Der kennt sich hier bestens aus.

 

Bald siehst du die Trollschafherden,

die kein Schäfer jemals schert.

Willst du selbst kein Bergtroll werden,

mach jetzt auf der Stelle kehrt.

 

Bist du einmal hochmarschiert,

kommst du niemals mehr zurück.

Keine Ahnung, was passiert,

doch passieren tut's. Viel Glück.

 

 

Ungereimt:

 

Es liegt hier, wie du selber siehst,

Geröll bis hin zur Felsenwand.
Danach führt, wenn du höher strebst,
ein schmaler Steg durch tiefe Schlucht.

Nun ragt ein schwarz und ungestüm
vom Winterwind gebeugter Wald
gen Himmel, der schon näher ist,
als manch ein Wesen ihn erträgt.

Noch kannst du umdrehn, wirst jedoch
nicht Herr mehr deiner Sinne sein.
Im Schatten vor dir liegt ein Pfad,

der durch die Lüfte aufwärts führt.

Noch niemand kam von dort zurück,
um zu berichten, was geschieht.
Ein Ende wird's, des sei gewiss.

Der Herr steh deiner Seele bei.

 

Das ungereimte Gedicht liest sich geschmeidiger, was aber vor allem am jambischen Versmaß liegt. Hättest du dies auch für das Reimgedicht verwendet, würde ich mich rein vom Lesegenuss wohl für die gereimte Form entscheiden. 

 

Da hier aber auch das Unheimliche mitschwingen soll, kommst du allein wegen der härteren Trochäen hier bereits mit drei Strophen aus. Mehr musst du gar nicht sagen, um die Stimmung auszudrücken. Viel mehr hätte ich in dieser Form allerdings auch nicht lesen wollen.

 

Ganz anders geht es mir bei der ungereimten Variante. Reimlose Verse sind halt wunderbar für lange Erzählungen mit ganz viel Handlung und sehr detailreichen Beschreibungen geeignet. Hier hätte ich noch lange weiterlesen können, wenn noch konkretere Warnungen auf mich gelauert hätten.

 

Auffällig ist, dass du die Vorteile der Reimlosigkeit hier noch nicht voll ausgeschöpft hast. Die Versendungen sind so klangvoll, dass sie ohne weiteres auch Reime zugelassen hätten, (typisch Reimer halt). Ohne Reimzwang sind aber auch richtig sperrige Wörter am Versende möglich, auf die sich niemals ein Reim finden ließe. Auch die Strophen müssten ja nicht vierzeilig sein bzw. überhaupt gleichmäßig sein. Da könntest du noch eine Menge ausprobieren, wenn du Lust hättest!

 

Andererseits: Wenn du kein Freund langer Gedichte bist, warum solltest du dich umstellen? Da du ja im Reimen alles andere als unbeholfen bist und Reimgedichte beim Publikum sowieso die beliebteren sind, dürfte das Ausprobieren reimloser Formen für dich wohl eher auf ein "spaßeshalber" hinauslaufen.

 

Am 7.11.2024 um 19:20 schrieb Stavanger:

"... um zu berichten ..." Ich lese (und schreibe) es in der Tat mit Betonung auf "zu", mit dem Metrum. Wenn noch weitere Leser an der Stelle Schwierigkeiten haben, sollte man vielleicht umbauen.

 

Ne, umbauen muss hier nicht sein, da die beiden Silben ja nur leichte Bausilben sind. Wow, @Jackybee, du hast aber ein feines Gehör! Stimmt, "um" ist tatsächlich etwas stärker betont als "zu". Das spielt hier aber keine große Rolle, da das Metrum ja sonst sehr eindeutig ist und "zu" als mittlere von drei unbetonten Silben hier automatisch leicht angehoben wird. Es ist sozusagen stellungsbetont.

 

Zum Lesen ist es völlig okay. Im Vortrag könnte man sogar sehr gut "um zu berichten" betonen, damit das Metrum nicht zu übertrieben hervorklingt. Die Versanfänge in jambischen Versen beginnen übrigens häufig mit einer versetzten Betonung oder auch mal mit zwei betonten Silben. Die werden dann als "schwebende Betonung" gelesen, also etwa gleichstark betont.

 

LG Claudi

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