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Alltag


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Ich begebe mich hinab in die stinkende Unterwelt, die ich jeden Morgen mein Ziel nenne. Um mich herum wandeln Zombies mit ausdruckslosen, hässlichen Fratzen, stumm schreiend und doch viel zu laut schweigend. Meine Füße finden die Stufen der militärisch eintönig verlaufenden Treppe, ich komme an.

Mein Hintern bewegt sich automatisch auf einen der gelben, charakterlosen Sitze zu, von tausenden müden Geistern weißgeblichen und mit Dreck überzogen. Ich setze mich in die Kuhle.

Mein Gehirn nimmt die Reihe der ferngesteuerten Plastikgestalten nicht mehr wahr; Es ist schon zu abgestumpft. Ich schließe die Augen.

Ein Licht kommt. Es ist warm und freundlich, und doch nur ein Funke in der weiten Ferne. Ich mache meine Augen auf: Ich sehe sie.

Ihr Auftreten ist nicht absonderlich, doch selbst die aufgerissenen Mäuler der batteriegesteuerten Alltagsmenschen schließen sich gezwungen bei ihrem Anblick.

Sie nähert sich mir. Ich versuche wegzuschauen, denn ich empfinde mich als einen peinlichen Eindringling in ihre Aura der Wärme und Hoffnung. Ich schließe meine Augen erneut.

Das Licht dringt zwischen meine Augenlider und erfüllt mich ganz und gar. Ich schwelge in diesem Moment der Freude. Ich öffne die Augen und sehe. Sie hat sich neben mich gesetzt.

Ich schließe erneut die Augen. Das Glück wärmt meine Sinne, die Fratzen verschwimmen zu einer wunderbar bunten Masse ohne grau.

Ein Geräusch nähert sich mir aus dem endlosen Schlund aus Schwärze.

Ich öffne meine Augen. Die U-Bahn ist längst weg. Mit ihr mein Licht.

Das Grau verschlingt alles.

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