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Jetzt schlägt’s Dreizehn

13 in kurzer Gedichtform verfasste Geschichten um „berühmte letzte Worte“

( schwer, sie in eine Kategorie einzuordnen, da ich's aber nicht bierernst meinte

und das meiste davon mehr oder weniger komisch ist... landet das Werk eben hier.

Es ist auch wirklich "zusammenhängend" entstanden,

also will ich's nicht zerstückeln ).

 

 

1 ) Der Naturwissenschaftler

 

„Ein unerwartetes Wunder...“

 

„Immer wollen sie was wissen

Und sie machen ihre Tests,

doch wissen dann noch nicht genug.

Wenn ich für die Forschung sterbe

ist’s nur ein Tod unter vielen“,

sprach das Tier aus dem Professor,

der nach vielen Stunden Arbeit

müde dasaß im Labor.

Er sah auf die Versuchskaninchen

und verstarb wie eins von ihnen.

 

2 ) Die Professionelle

 

„Aus Gewohnheit gut...“

 

Vom ältesten Gewerbe

am Körper längst verbraucht

und auch nicht mehr ganz helle

war die Salome,

das war ihr Künstlername.

„Mach schnell, ich bin geschlaucht !“

begrüßte sie den

Sensenmann

im Separee.

 

3 ) Der Geistliche

 

„Die fehlende Zeit...“

 

Ein Pfarrer, der es liebte, von der Kanzel

den Gottesdienstbesuchern stets zu drohen

dass sie, wenn sie das Sündigen nicht lassen,

in Höllentöpfen sieden werden,

kam in der Todesstunde sehr ins Schwitzen.

„Ach Gott, ich hab vergessen, wenn ich drohte,

den Sündern von Vergebung zu erzählen !

Oh bitte, schenk mir Zeit, es anzufügen !“

Und trotzdem ließ der Herr ihn sterben,

vielleicht in seinem Höllentopf auch sitzen.

 

4 ) Junger Adel

 

„Bruderliebe, zweigeteilt...“

 

Ein Kronprinz, den einst, auf der Jagd,

ein „Querschläger“ getroffen hat,

ließ seinen Bruder zu sich kommen,

der ebenso dran teilgenommen.

„Du Dummkopf willst den Thron wohl erben ?

Du hättest besser zielen müssen !

Nicht ich, nein Du wirst heute sterben !“

Ein Dolch, versteckt unter nem Kissen,

drang nun durch des Verräters Leib.

„Ich bin nicht schuld, es war mein Weib...“

hob dieser an zur letzten Rede,

kam ins Röcheln, spuckte Blut,

griff zum Halt nach der Tapete

und fuhr dann fort mit letztem Mut:

„...das wollte, dass ich König werde,

drum bring auch sie unter die Erde,

ich schwör dir, Bruder, es ist wahr...

verzeiht mir, Du und auch Papa !“

Doch beide Prinzen starben dann.

Der Kronprinz log den Bruder an,

hatte ihn bloß zu sich gebeten,

um im Triumphe abzutreten.

 

5 ) Der Jurist

 

„Wenn der Schlaf die Erinnerung raubt...“

 

Der alte Richter im Talar

nahm seine Umwelt nicht mehr wahr

er hielt sich selber fürs Gesetz

der Rest war sowieso Geschwätz

„Ich zeig’s euch Redeakrobaten,

Rechtsverdrehern, Advokaten !

Wer schuldig ist, wird doch bestraft,

ich misch jetzt einen Todessaft

hinein in diese Whiskyflasche

und tu sie in die Aktentasche,

besuch damit die Euretwegen

freigekommenen Halunken !“

Am nächsten Morgen, leicht daneben,

hat er den Whisky selbst getrunken.

 

6 ) Der Mysteriöse

 

„Was man nicht vergessen kann...“

 

Als Merlin starb, mit Zauberstab...

natürlich in der Hand,

da ließ er Artus rufen,

weil kein besserer sich fand,

um ihm ins Ohr zu flüstern:

„Zieht das Schwert nicht aus dem Stein,

dann wird der Tölpel, der es tut

uns stets zu Willen sein !“

 

7 ) Der Schauspieler

 

„Eine allerletzte Gelegenheit...“

 

Der große Mime, schon im Greisenalter

und lange Jahre nicht mehr auf der Bühne

er wollte noch ein mal den Hamlet geben...

zu spät. Da lag er kreidebleich im Sarg,

der aufgebahrt zu seiner letzten Ehre

zum letzten Mal ein Publikum ihm brachte,

das dachte, seine Stimme käm vom Tonband:

„Es ist was faul im Staate Dänemark !“

 

8 ) Alter Adel

 

„Gut vorbereitet...“

 

Die hochbetagte Baroness,

Mäzenin feiner Künste,

sie naschte gern was Süßliches

und war auch nicht die Dümmste.

Sie wartete auf den Baron,

damit er sie ins Jenseits bringt,

denn dort, im Jenseits, war er schon.

Sie hörte, wie Musik erklingt,

da wusste sie, jetzt ist’s so weit

und naschte noch ne Kleinigkeit,

um dann des Gatten Hand zu fassen:

„Du hast Dir wirklich Zeit gelassen...

ne schöne Zeit ist es gewesen.

Gemälde sehn und Bücher lesen,

abhold der reinen Fleischeslust. –

Hab’s ohne Dich ja nicht gemusst ! –

Jetzt ist der Urlaub wohl vorbei...

na gut, ich mach mich schon mal frei.“

Dazu ist’s dann nicht mehr gekommen,

er hat sie auch im Kleid genommen.

9 ) Der brotlose Künstler

 

„Eine späte Erleuchtung...“

 

Ein Maler, ein verkannter,

den man auch nie kennen sollte,

griff nach Pinsel und Palette

und trat vor die Staffelei,

doch

als er die Leinwand ansah

warf er alles aus den Händen,

und sagte, eh der Schlag ihn traf:

„Das Weiß ist einwandfrei !“

 

10 ) Der Philosoph

 

„So bleibt vieles ungeschrieben...“

 

Gebeugt über den Schriften

und wie so oft am Suchen

nach einem weisen Wort, das er

dort einmal unterstrichen hat

um’s dann korrekterweise

mit Namen und mit Quelle

in einen seiner schlauen Briefe

einzubauen als Zitat

erwischt den Philosophen

ganz gegen seine ruhige Art

die böse Tort der Ungeduld

die er so gerne schelten tat.

„Verdammt sei Aristoteles !

Es stand doch bei Diogenes !

Und wenn ich es bei dem nicht finde...

leckt mich doch, Gesinde !

Ihr kotzt mich schon ein Leben lang

mit eurem Schmarren endlos an,

und doch hab ich’s mit euch vertan.“

Da war’s vorbei. Dem alten Mann

sollt so sein allerletztes Schreiben

leider unvollendet bleiben,

da ihm, erdrückt vom Bücherkram,

ein Herzinfarkt dazwischenkam.

 

11 ) Die Ordensfrau

 

„Was Wichtiges zur unbedingten Weitergabe...“

 

Die kranke Mutter Oberin,

umringt von ihren Schwestern,

rief nach ihrer Nachfolgerin.

„Zur Strafe, wenn sie lästern,

lass alle Gurken und Bananen

aus dem Kloster schaffen !“

Nach dem Geflüster kam ein „Amen“,

dann ist sie entschlafen.

12 ) Der Politiker

 

„Ein Wort zu viel...“

 

Ein Präsident im Ruhestand

natürlich in Amerika

und dort auch ziemlich lang im Amt

als noch der eiserne Vorhang war

der gab noch mal ein Interview –

tatsächlich auf dem Sterbebett –

mit dem Reporter längst per Du

der’s dann verschwieg aus Pietät.

Man bot ihm zwar ne Stange Geld

und hätt es gerne abgedruckt

doch vorenthalten wurd der Welt

was jener Staatsmann ausgespuckt:

„Ich hasste die Sowjetunion

hätt gern den roten Knopf gedrückt

das ganze Kommunistenpack

ratzfatz zum Teufel heimgeschickt

doch ich war nur der Präsident

und der hat gar nicht diese Macht

hätt ich getan, was mir gefällt

dann hätte man mich umgebracht

und als ich dann in Rente ging

da kannt ich gut den wahren Feind

der virulent Demokratien

bedroht, und längst in ihnen keimt.

Wer ist es, der das Spiel bestimmt

und Stück um Stück die Freiheit nimmt ?

Such sie Dir aus, die Flagge, das Land

das Geld hat alle in der Hand

und dann kommst Du, als

Patriot !“

Nach diesem Wort, da war er tot.

13 ) Der Cineast

 

„Einsamkeit hat einen Namen...“

 

Da war kein Schlitten,

gar nichts, was der Industriemagnat,

der einsam saß in seinem großen Haus,

als Kind so sehr geliebt hat,

damit seine Angst, dass man ihn davon trennt

hervorscheint, als er dann alleine starb,

und trotzdem sagt er: „Rosebud.“ !

 

Rupert 25./26.3.2011

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