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*noch kein Titel*


Black Valentine

Empfohlene Beiträge

Hallo Leute!

 

Ich poste hiermit eine Geschichte von mir, auf die ich sehr stolz bin, die aber eine Ewigkeit in der Ecke lag...

Sollte dieses hier in die "Schreibwerkstatt" verschoben werden, ist das in Ordnung. Ich habe hier einen Thread geöffnet, weil ich weitgehend fertig bin und eben "Kleinigkeiten" fehlen.

Ich hab leider noch keinen Titel dafür, ich weiß nicht mal, ob ich schon ganz fertig bin... Ich stelle es in Kapitel unterteilt hier rein, da es sonst zu lang wäre und auf die Dauer wahrscheinlich nicht zu ertragen xD .

Was mich selbst vor allem an dieser Geschichte stört, sind diese englischen Namen... Die Kapitelüberschriften waren vorher auch auf Englisch, doch das habe ich nun geändert, weil ich es nicht mehr schön finde... Die Eigennamen werde ich später nochmals überarbeiten.

Ich würde mich sehr über Kritk freuen, um zu wissen, woran ich bin!

 

Lg, Blacky 8-)

 

 

I. Kapitulation

 

Evangelina schloss ihre Augen und lehnte sich an einen Grabstein des Broken Hill Cemetery. Sie atmete die kühle Mitternachtsluft ein und aus, während sie sich weiter in ihren Mantel einschmiegte. In ihrem Kopf hörte sie immer wieder seine letzten Worte, bevor Ambrose sich die Saint Angels Bridge, auf der sie so viele schöne Stunden verbracht hatten, hinunter gestürzt hatte und in den Fluten des Tallans Streams ertrunken.

Noch bevor die Kirchturmuhr zum zwölften Schlag ansetzten konnte, stieg seine Seele empor, auf ewig verdammt, in der Welt der Lebenden zu weilen, wie es den Selbstmördern als Strafe vorsteht. Evangelina beobachtete zitternd den kleinen Trauerzug aus drei Personen den Weg hinunter zu dem Platz gehen, der nur den Verdammten und Geächteten bestimmt war und nie von einem ehrfürchtigen Gläubigen betreten wurde.

Selbst Mördern und Schändern wurde ein respektvollerer Ort der Ruhe zugewiesen. Nicht viele Gräber lagen an diesem verfluchten Platz, den selbst die Kinder mieden, mit ihren Zeigefingern darauf zu zeigen, doch es waren genug Gräber, als dass jedes weitere, beschämender für die Gemeinde sei. Nicht einmal der gütige und äußerst verständnisvolle Reverend Graham nahm an der Prozession teil, da er zu sehr die Strafe Gottes fürchtete, die nach dem auf ihm lasten würde. War er es nicht, der Ambrose in der Kirche schlafen lies, da er sonst jämmerlich unter der Brücke bei den Ratten hätte schlafen müssen? Hatte der Reverend ihm nicht Arbeiten verschafft, dass er ein wenig Geld verdienen konnte, um sich am Leben zu halten? War es nicht Reverend Graham, der Ambrose so viel Lob und Trost geschenkt hatte, in guten wie in schlechten Zeiten? War es nicht der gute alte Reverend, der Ambrose' Beerdigung bezahlte, damit er nicht als Leichenbündel mit so vielen anderen in ein Loch geworfen und vergraben wurde? Und doch nahm der Reverend nicht an dem Festzug teil, obwohl er seinen Freund Ambrose so ins Herz geschlossen hatte und sich nun jeden Tag um dessen Hund Meggie kümmern wollte. War es nicht schon genug Schande für ihn, wenn die unverständnisvollen Menschen in Broken Hill tuschelnd an ihm vorbei gingen und ihn mit ihren dummen Blicken löcherten. Keiner verstand, warum er mit einem Vogelfreien, einem Herumtreiber Umgang gehabt hatte und sich nun auch noch seinen Hund anvertrauen konnte. Doch Reverend Graham war der einzige Mensch, den Meggie mochte, denn er war auch der einzige Mensch, der Ambrose' Seele und sein Innerstes gesehen und ihn so auch behandelt hatte. Sei er noch so betrunken in den Gängen des Mausoleums oder einer der Gruften der Adeligen eingeschlafen, war Reverend Graham immer neben ihm und hatte ihn mit einem Lächeln und einem "Wehe dir, wenn dich hier die Dörfler finden! Die scheuchen dich mit Mistgabeln bewaffnet hier heraus und verbrennen dich wie eine Hexe!" zugedeckt und war in die Kirche gegangen, um ein Gebet für ihn zu sprechen und ihn von seinen Sünden zu erlösen.

Armer Reverend. Mochte er die Trauer und das Missverstehen über seinen Tod gut überstehen, hoffentlich konnte sein altes Herz die Schmerzen ertragen, wenn Meggie über den Friedhof zu Ambrose' Grab hüpfte und an der Oberfläche vergeblich nach ihrem Herrchen scharrte und winselte. Und mochte das Heulen der armen kleinen Hündin nicht so laut und herzzerreisend sein, dass der Alte seinen Schlaf fand. Wie traurig musste es für ihn sein, dass er keinen Abschied nehmen konnte und nun Spott und Hohn ertragen musste als Freund eines Selbstmörders. Doch er kannte nichts für die Vorurteile der Menschen und nun musste er für diese Dummheit leiden. Möge Gott bloß seine Hand schützend über den Reverend halten, wenn er es schon nicht bei Ambrose getan hatte!

Der Leichenzug war an seiner Stelle stehen geblieben und legte nun einen hölzernen Sarg in ein ausgehobenes Loch. Evangelina beobachtete die dunklen Gestalten, wie sie mit Schaufeln geschwind das Grab mit Erde bedeckten. Hatte sie nicht noch gestern Blumen mit ihm in den Tallans Stream geworfen und mit ihm über die Welt geredet? Es kam ihr wie eine verblasste Erinnerung vor, oder wie ein seltsamer Traum, der sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte. Heute morgen hatte sie die schrecklichen Nachrichten gehört, als sie gerade auf dem Weg zu Reverend Graham war, um ihn nach etwas Arbeit zu fragen, oder ihm zumindest im Garten zu helfen. Doch nun plagte sie die Gedanken, die Ambrose wohl zu solch einer schrecklichen Tat gezwungen hatten. Sie wusste, dass es ihm schon lange nicht mehr gut ging, doch hatte sie nie vermutete, er könnte sich das Leben nehmen. Hatte ihm die Lehre des Reverend nicht viel geholfen und er war nicht aus seinem Trug herausgekommen.

Hätte sie nur mehr über seinen Weg erfahren, von wo er gekommen war, was er einst hier suchte. Das einzige, was sie wusste, war, dass es ein ziemlich langer und schmerzhafter Weg gewesen sein musste, wenn seine makellosen Gesichtszüge hätten sprechen können. Wahrhaftig, er war ein wunderschöner Mann Mitte 20 gewesen, groß, mit schulterlangen blonden Haaren, eisblauen Augen. Meist trug er die selben ausgefransten Hemden und zerrissenen Jeans. Er sah etwas fremd aus, wenn sich sein dünner Körper in die Weiten seiner Kleidung schmiegte, doch war liebenswürdig zu beobachten, wenn sich ein kleines Lächeln auf seinem dreckverschmierten Gesicht abspiegelte und seine Augen anfingen zu leuchten.

Er sprach nicht viel und wenn er sprach, dann erfüllte seine Stimme sofort die Herzen aller. Er erzählte niemals über sich, sondern hörte nur den anderen Menschen zu, die ihn akzeptierten. Nein, er tat keiner Fliege etwas zu leide, er war fast ein bisschen wie Reverend Graham. Schon bevor sich die beiden kennen lernten.

Evangelina kannte Ambrose seit einem Jahr. Hatte er sie aus den Fluten des Tallans Streams gerettet und war Hilfe suchend dem Reverend in die Arme gelaufen. Ja, sie hatte versucht sich das Leben zu nehmen, im Schlamm des Flusses zu liegen, während alle anderen verdammten Seelen um sie herum schwammen und sie mit ihren Trauergesängen begrüßten. Doch erst später hatte sie vom Pfarrer gelernt, dass der Freitod die größte Sünde überhaupt sei und für ewig bestraft werde. Selbst das Darübersprechen sei eine Sünde. Und als er dies gesagt hatte, bekreuzigte sich der Alte und sprach eilig ein Gebet auf. Evangelina und Ambrose hatten ihn ausgelacht und sich weiter über andere Themen unterhalten, um des Reverends weiße Weste nicht mit Unnötigkeiten zu beschmutzen. Selbstmord. Es wurde nicht einmal geflüstert. Weder der Freitod, noch die Selbstentleibung hatten Platz in den Mündern der Menschen. Begraben an einer beinahe unbegehbaren Stelle des Friedhofes, weit weg von Gottes Augen, mussten die Geschundenen in der verdorbenen Erde weiterleiden. Nicht einmal im Tod wurden die armen Seelen gelobt, sondern mussten Gottes Strafe nachgehen. Ambrose glaubte nicht an Gott. Oder an irgendeinen Gott. Zumindest nicht mehr. War er in seinem Leben schon sooft von Gott enttäuscht worden, dass es keinen Sinn mehr machte, in die Kirche zu gehen und zu gerade diesem zu beten? Doch er war gutmütig genug, um Reverend helfend zu Seite zu stehen und auch von ihm Hilfe zu erlangen. Der Alte respektierte zur gleichen Zeit die Gottlosigkeit des Jungen und versuchte ihn auch nicht zu bekehren. In einer Gemeinde, die nur aus gläubigen Katholiken bestand, war das nicht gerade eine Alltäglichkeit, dass Ambrose respektiert wurde. Weder die Sache mit seinem Glauben, noch die Tatsache, dass er kein Zuhause hatte, geschweige denn eine Arbeit. Für die Leute war er ein Sohn des Teufels, der geschickt worden war, um Unheil und Übel in das Dorf zu bringen.

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Also mich machts neugierig auf mehr

 

Du solltest nur noch mal die Gramtik und deine Wortwahl überprüfen das passt an ein paar Stellen noch nicht ganz, aber ansonsten finde ich es gut lesbar. Auch der Inhalt überzeugt und macht neugierig darauf wie es weitergeht. Was die Englische Umgebung und die Englischen Namen angeht ists ok, ich glaube nicht das du das ändern solltest, Inhaltlich passt das ganze gut nach England meiner Meinung nach. Eine Deutsche Umgebung zu finden in der der Inhalt so glaubhaft rüber kommt ist denk ich schwer.

Aber eine ganze Geschichte ist das noch nicht, oder? Du schreibst das du nicht weist ob du schon damit fertig bist, also das was du gepostet hast ist meiner Ansicht nach noch nicht fertig, ein fertiges Kapitel- ja, aber keine fertige Geschichte!

Bei dem Titel kann ich dir nicht helfen, vieleicht wenn ich mehr davon gelesen habe.

Alles Liebe

Angel

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Nein, Angel, dies ist nicht die ganze Geschichte ^^. Sie umfasst bist jetzt etwa sechs Kapitel, wobei diese etwas kürzer sind als das erste ^^.

 

Ah, wegen Wortwahl und Grammatik schau ich auf jeden fall nochmal, da mich das selbst arg stört ^^. Danke für diese Aufmerksamkeit ^^.

 

Daran hab ich gar nicht mehr gedacht... Stimmt ja, es spielt im schönen England, besser gesagt im schönem Schottland ^^. Mich stört es irgendwie, dass in einem deutschen Text so viele englische Namen sind, irgendwie passt das nicht ^^, aber ich werde erst einmal sehen, wie die Geschichte noch zuende geht und dann eventuell ^^ umändern.

 

lg, Blacks

 

PS: das 2. Kapitel poste ich vorraussichtlich morgen ^^, da es noch überarbeitet werden muss.

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und weiter gehts... Viel Spaß!!

 

II. Gewohnheiten

 

Evangelina musste schmunzeln. Ambrose war schon nicht gerade die Art Mann gewesen, die es sonst hier gab. Er war anders. Er strahlte etwas aus, das man niemals hätte beschreiben können. Er war so verletzlich und trotzdem schützend zugleich. Wie oft war sie sicher und wohlbehalten in seinen Armen eingeschlafen? Und wie lange hatten sich die beiden schweigend gegenüber gesessen, bevor sie sich plötzlich in einem ewigen Kuss verloren? Keine ihrer Sinne vermochte, es ihr zu sagen. Und wie oft saß sie neben ihm, während er eine Nadel an der Flamme einer Kerze hielt und sich mit gestohlener Tinte ihren Namen in die Haut stach, auf ewig bindend und unter höllischen Schmerzen, nur um sie zu beeindrucken. Oder er braute ihr aus verschiedensten Kräutern und Pflanzen Tränke, die sie beide für Stunden, manchmal sogar Tage in die buntesten Träume verstießen und sie die fantastischsten Wesen sehen ließen. Doch vor allem befreiten sie beide von den irdischen Schmerzen. Sowohl die innersten in ihren Seelen und Herzen als auch die in ihren Eingeweiden. Hatten sich die beiden betrunken von Liebe und Whiskey verloren und von der aufkommenden Kälte versteckt.

Er hatte sie immer trösten können, sei es auch, dass er unerträgliche Schmerzen hatte. Er war wie alles Schöne auf dem Erdkörper, wenn seine Augen Verzweiflung widerspiegelten, sein Körper geschunden war oder seine Gedichte aus Hoffnungslosigkeit bestanden. Er war ein Engel. Mit gebrochenen Flügeln auf dem Boden liegend, verfolgt von der Hand des Teufels. Evangelina war sich sicher, dass er ein Engel war. Wie konnten seine Augen sonst so unsagbar schön leuchten, wenn sein Körper von der Zeit geschunden wurde. Und war es nicht er als einziger auf der Erde, der nicht nach einer unbescholtenen Jungfrau verlangte oder gar wagte von einer zu träumen. Seine Seele war so rein wie die eines Neugeborenen, weder von Boshaftigkeit noch von Habgier befleckt. Doch wenn er sich mit den mutigsten Männern aus dem Dorf prügeln musste, tat er dies nur aus Not. Hätte er lieber die gebrochenen Knochen und die vielen Wunden sein gelassen. Obgleich er oftmals allein auf der Saint Angels Bridge saß und aus Schmerz die Brücke und den Fluss darunter mit seinem eigenen Blut befleckte. Mochte er keinen anderen Ausweg wissen, wenn er keine Kräuter mehr fand oder selbst der gute Reverend keine Medizin besorgen konnte. Stehlen beschwieg Ambrose. Er befolgte das Gebot tagtäglich. Denn er lebte in einer Welt, in der des Menschen wichtigestes Gut deren Besitz war. Nur selten vergriff er sich an der Reichen Hab. Evangelina besorgte die seltsamen Pulver, Tränke oder Salben, die er wusste anzuwenden und damit alle Schmerz verschwinden lassen konnte. Wenn auch nur für ein paar Stunden. Sei es das komisch riechende Kraut, das sie rauchten oder die farbigen Düfte verschiedenst aufgekochter Pilze kosteten, jedes mal wirkte es anders, aber doch auf die gleiche wunderbare Weise. Und das gefiel ihr so sehr, wenn sie in einer Gruft saßen und aus wohltuender Frauenminze Tee kochten und dann unter gelinderten Schmerzen miteinander redeten, Gedichte schrieben oder die wahnsinnigsten Geschichten erfanden. Ambrose trank täglich eine Tasse Frauenminze. Sei es selbst gemacht, selbst auf den Feldern der Bauern gesammelt und waghalsig weggeschafft worden oder aus einer Dose aus dem Markt der Familie McKenney entstammend. Jedes Mal freute sich Evangelina auf das Strahlen seiner Augen, wenn die Schmerzen vergingen und wenn endlich das Blut aufhörte, seine Arme hinunterzulaufen.

Was war dies nicht für ein schöner Anblick! Ihr kleiner zerbrochener Engel war besänftigt! Ihr kleiner blutleerer Engel... Wie schade war es, dass sie nun nie wieder mit ihm eine Flasche Cognac trinken konnte. Nie wieder konnte sie sich an seine weiche Haut schmiegen, dünner, ausgemergelter Körper, doch war er immer noch der eines Engels, der das Gute auf die Welt brachte und dafür sterben musste. Ach könnte sie noch einmal seine zerissene Stimme hören, wenn er Abschiedslieder sang und den Rauch seiner Zigarette in ihr Gesicht blies. Könnte sie ihn noch einmal an sich drücken und ihm ihre Liebe gestehen, sie würde nicht zögern.

Doch sie konnte nicht. Sie hatte zu lange gezögert. War sie gestern doch noch bei ihm gewesen, hatte mit ihm Rosenblätter in den Tallans Stream geworfen und in der Stille war nur das Rauschen des Flusses zu hören gewesen. Während Meggie die Schmetterlinge in der Abendsonne gejagt hatte, hatte Evangelina versucht ihre Gedanken zu ordnen. Die Gefühle fühlten sich anders an, als sie es normalerweise taten, als würde ein Hund versuchen Insekten im Sonnenuntergang zu fangen und danach aufzufressen. Doch belächelte sie das lustige Treiben, sei es auch, dass es ihr nicht zum Lachen zu Mute war. Ambrose hatte die ganze Zeit geschwiegen, die Augen geschlossen gehalten und auf dem warmen Sand des Ufers gesessen.

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Find ich sehr gelungen! Ist es OK für dich, wenn ichs mir Kopier und ausdrucke, dann kann ichs besser lesen?

 

Ich würde die Englischen Namen und Ortschaften lassen in eine Deutsche Gegend mit Deutschen Namen passt es Inhaltlich einfach nicht! Stell dir mal vor die Edgar Wallece Filme würden in einem Deutschen Dorf spielen, das würde einfach gar nicht passen und so ist es mit Romanen halt auch- der Inhalt muss zur Region passen und das tut es hier!

 

Alles Liebe

Angel

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Danke, Angel Nein, ist schon Ok, druck's dir aus! ^^

Leider ist mir keine bessere Überschrift für dieses Kapitel eingefallen... "Pennyroyal Tea" ist "Frauenminze Tee" in Englisch, aber irgendwie passt das nicht genau zum Text, hast du einen anderen Vorschlag?

Viel Spaß beim Lesen!

 

 

III. 'Pennyroyal Tea'

 

Und sie hatte neben ihm gesessen, in Sorge um sein und ihr Wohl. Sie wusste, etwas war anders als sonst, etwas bedrückte ihn mehr, als es sonst immer tat. Doch was? Auf ihre Frage hatte er mit einem sanften Kuss auf ihre Wange geantwortet, sich zurückgelegt und in den Himmel gestarrt. "Die Welt geht nicht unter, Schatz. Heute nicht." Mehr hatte er nicht gesagt. Den ganzen Tag lang hatte er stumm seine Zeit verbracht und abends sich nur mit Blicken mit Evangelina unterhalten. Bis auf diesen einen Satz. Er spukte lange in der Luft um die beiden herum, bevor ihn Evangelina aufgriff und ihn in ihr Herz aufnahm. Mit einem Lächeln hatte sie sich zu Ambrose gelegt und sich mit ihm in seine Jacke eingeschmiegt. Wie sie dieser Moment verzaubert hatte, er würde wohl für immer in ihr wohnen und sie zugleich aufmuntern als auch betrüben, wenn sie an ihn dachte. Hatte er mit diesem einzigen Satz sein Ende angedeutet, Hoffnung erbaut und ihr sogar seine Liebe gestanden, schöner und geheimnisvoller als all die hundert leisen Male davor.

Sie bewunderte seinen Geist. War er immer ruhig und gelassen gewesen. Selbst in seinen dunkelsten Momenten, wenn sein Blut in den Tallans Stream tropfte oder seine Tränen ihn wieder einmal umzingelt und besiegt hatten, erfüllte er Evangelinas Herz. Immer und immer wieder. 'Wage es zu fühlen, wage es zu leben, wage es, anders zu sein, sei nicht ehrlich zu den anderen, sei ehrlich zu dir.' Und darum ist er immer noch lebendig. Denn er wagte all diese furchterregenden Sachen, jeden einzelnen Tag. Mochte er immer noch in den Köpfen jener sein, die ihn in ihren Herzen stätig singen hören. Und seine wunderbare innere Ruhe, die er selbst dann ausstrahlte, wenn er sich nach einem Aderlass sehnte oder euphorisch in fantastisches Glück ausbrach, war nach wie vor da, umzingelte sie und schien sie langsam zu erfüllen. Furcht und Wut hatten ihre mutlose Seele zerrissen und zerschmettert. Tausend Stücke ihrer selbst lagen neben ihr und niemand hätte sie wieder zusammenfügen können. Niemand. Nur Ambrose. Doch er war tot. Und doch wagten es die Engel weiterzufliegen, mit seinem Körper an den Händen. Sie würden über Seen und Meere aus Spott und Hohn fliegen, genau dies fühlte Evangelina, denn sie lag auf dem brennenden Steg in einem dieser Seen. Ambrose hatte sie immer aufgefangen, wenn sie drohte in solch eine Sintflut aus unberechenbarer Schuld zu fallen. Er hatte sie festgehalten, so lange bis sie sich sicher gefühlt hatte und wieder selbst gehen konnte. Doch nun,nachdem sie hätte Ambrose halten sollen, lies er sie nicht mehr los. Und er würde sie niemals frei lassen, das wusste sie, denn seine Seele stand neben ihr, während sein Körper von den Augen Gottes gerichtet wurde.

Gott konnte entscheiden, was er wollte. Ob er Ambrose nun ewig in die Hölle oder ihn als verhasste Kreatur auf die Erde zurückschickte. Seine Seele würde immer rein bleiben, solange sie neben ihr stehen würde, angekettet an das Leben seiner Liebe. Mochte sie etwas für ihn tun können, damit er endlich seine Ruhe fand. Wenn er sie schon nicht zu Lebzeiten bekommen hatte, dann sollte er sie wenigstens haben, wenn er dafür gestorben war. Evangelina würde alles dafür tun, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Hatte er sich nicht schon oft genug gekreuzigt? Beinahe jeden Tag seines Lebens hatte er gelitten, sich gekreuzigt mit kaltem Eisen, und jedes Mal erlosch es seinen inneren Schmerz, um ihn dann in noch gewaltigerer Größe wieder aufflammen zu lassen. Er opferte sich selbst der verwehrten Liebe Gottes hin, damit andere nicht dasselbe erleiden mussten. Vielleicht hatte er einst auf Rosen gelebt, auf ihnen geschlafen und mit ihnen gespielt, doch die Rosen hatten Bienen und Wespen angelockt. Zerstochen und zerschunden auf den schwarzen und blutrot gefärbten Rosen ging er weiter, mit den Insekten im Nacken, solange bis die Rosen schließlich verwelkt waren. Doch selbst dann schien der Duft dieser Blumen weiterhin die wütenden Tiere anzulocken.

Evangelina seufzte und ging vorsichtig von dem Grab, neben dem sie die ganze Zeit gestanden war, auf den Weg. Sie folgte ihm mit leisen Schritten und in ihren Mantel gelullt, bis sie an das Mausoleum gelangte. Die Gedanken in ihrem Kopf rasten. Sollte sie? Mit einem kaum vernehmbaren Nicken klopfte sie sanft auf die alte Eisentür, wobei diese mit Quietschen aufging und ihr einen Blick in das schwarze Innere freigab. Welch grausige Gedanken kamen ihr in den Sinn, die sie dennoch so wunderbar im Herzen erwärmten und sie so wohlfühlend erfüllten, doch sie musste sie wieder abschütteln, um nicht an Ambrose denken zu müssen. Sie fühlte sich so schlecht. Sie konnte sich selbst die Geschehnisse und vor allem ihre jetzigen Gefühle nicht erklären. Hatte sie nicht noch so unendlich viele Aufgaben für dich und ihre Mitmenschen zu lösen, doch sie konnte nicht. Sie konnte wirklich nicht. Und je mehr sie es versuchte, desto mehr schienen sie die Gedanken zu verschlucken. Und sie hörte die Stimmen, die ihr befahlen ruhig zu sein und nicht ihren Ängsten zu trotzen.

Und immer wenn sie diese Geister vorbei fliegen sah, spürte sie die Tränen in ihr aufsteigen. Mochten die Geister doch nur einmal zu ihr kommen und sie trösten! Denn sie starb bei dem Versuch nicht durch die Hände dieser zu sterben. Mochten die Geister sie weiterhin nicht zur Kenntnis nehmen und die Dämonen sie ununterbrochen quälen. Sie wusste, sie war, genau wie Ambrose einst, nur ein Fremder in dieser Welt. Was nützte ihr ein Zeuge ihrer Hoffnung, wenn er nicht mehr beweisen konnte? Sollte sie der Liebe folgen, wenn sie ging?

Evangelina bückte sich und hob eine kleine metallene Büchse auf. In diese waren allerlei Kritzeleien eingeritzt, das Etikett, das den Inhalt der Schachtel kennzeichnete, war halb abgerissen und verdreckt. Doch sie konnte diese Dose und auch den Inhalt dieser. Die strich mit dem Zeigefinger über das Etikett, sodass es wieder lesbar war. 'Pennyroyal Tea' zierte in großen Lettern die Oberfläche, während weiter unten das Siegel der McKenney Familie verewigt war. Evangelina schüttelte die Büchse kurz und als ein Klappern erwidert wurde, ging sie schnell wieder aus dem Mausoleum. Sie mochte diese schrecklichen Sachen nicht in Händen halten.

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Danke, Angel ^^, dir auch frohe Weihnachten!

Hier gehts mal ein kleines Stück weiter:

 

IV. Keine Tränen für eine Heroine

 

Der Inhalt war gleich einer wilden Katze. Kanntest du sie nicht, war sie scheu und kam nicht zu dir, um sich von dir streicheln zu lassen. Sie hatte Angst vor dir, vor Fremden, versteckte sich in Büschen oder auf Bäumen und scheuchte dich weg mit ihren scharfen Krallen und ihrem Fauchen, wenn du ihr zu Nahe kamst. Genau wie die Urteile und Wahrheiten über diesen Inhalt es taten. Doch wenn du einmal das Vertrauen des Kätzchens gewonnen hattest, sie streicheltest, mit ihr dein Essen teiltest und sie vor der nächtlichen Wärme schütztest, dann gehörte sie dir. Und sie würde dich niemals mehr verlassen, denn die einsame Katze war lang genug alleine gewesen und brauchte nun ein Wesen, das mit ihr ein Leben teilte. Solch eine wunderschöne und doch hässliche Arroganz umrankte sie, wenn sie dich anfauchte und deine Hände zerkratzte, als du sie streicheln wolltest. Du hättest aufpassen müssen. Nicht du herrschst über diesem geschmeidigen Tier, sondern sie tut es. Wenn du nach ihr verlangst, wird sie nicht bei dir sein, sondern im Kirchengebäude die Mäuse jagen. Wenn du allein sein möchtest, kommt sie zu dir und umgeht deine Abneigung, und dann sitzt du da und streichelst sie, doch nur solange bis das Schnurren verklingt und du einen weiteren Kratzer auf deinem Arm spürst. Sie entscheidet über dein Leben und deinen Tod, vergiss das nicht. Doch Ambrose vergaß. Denn sie war das Biest, das seine Pfote in Ambrose Schönheit gelegt hatte. Und sie hatte ihn aufgefressen. Die wilde Katze ward sein Haustier, stetig schien sie ihn zu begleiten. In der Dose des einstmals Guten schlummerte nun das Böse im Mantel eines Engels, der seine Schmerzen zu lindern schien und die Narben immer wieder aufriss. Gott mochte den McKenneys danken, dass ihr Markt gleich dem einer Apotheke war. Denn nur so kam Evangelinas Engel über die Runden, wenn er eine kleine Tüte des teuflischen Goldes aus dem Hause deren bekam, sei es, wenn er es stahl oder Evangelina und Reverend Graham es ihm mitbrachten...

Selbst wenn sich Evangelina jedes mal nicht sicher war, ob sie es tun sollten, denn sie hasste die Katze, der Ambrose verfallen war. Vielleicht war sie auch eifersüchtig, dass er mehr nach der Heilung seiner Schmerzen für kurze Zeit als nach ihr verlangte. Vielleicht liebte er das böse Kätzchen, das auf einem Feld aus Unschuld geboren war, mehr als seine große Liebe. Nein. Sie befahl diese Gedanken eilig wieder aus ihrem Kopf. Nein, er hatte nichts so sehr geliebt wie sie, nicht einmal sein Leben. Er war für sie gestorben, durch die Pfoten des Biestes war das nicht Beweis genug? Evangelina hasste sich dafür, dass sie es gewagt hatte, an ihrem Erlöser zu zweifeln. Doch lächelte sie trotzdem, als sie das Bild von ihm vor sich sah, wie er ohne Schmerzen in die tiefen seiner schwarzen Träume versank. Und jedes mal hatte sie sich an ihn gekauert, um seinen dünnen Körper vor der Kälte und den eisernen Dämonen zu schützen, die ihn sonst womöglich weiterhin gequält hätten.

Evangelina wendete ihren Blick von der Dose ab. Sie drehte sich um und ging aus dem Mausoleum. Sie schloss die schwere Eisentür, die an manchen Stellen von rostroten Flecken zerfressen war, und lehnte sich still, kaum atmend, gegen diese.

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V. Blutleeres Engelsmärtyrertum

 

Ihr Herz pochte wild, es schien schon beinahe zu zerspringen, als wäre sie gerade auf der Flucht. Doch sie stand nur dort, gelähmt von dem Schmerz, der sich um ihre Eingeweide schlängelte und sie von innen heraus zu ersticken drohte. Und jeder einzelne Atemzug schien sie weiter anzuzünden, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen.

Welch abgöttischer Wind setzte sich auf ihre Haut, schien mit unsichtbaren Händen nach den Grasbüscheln und sogar den hohen Tannen zu greifen und sie erbarmungslos zu verbiegen. Niemand konnte ihm standhalten. Er war der Herr des Kirchhofes, wenn er die leidenden Seelen der Selbstmörder in eine zweite Agonie stürzte. Doch er tat das alles nur im Auftrag Gottes, der kein Mitleid mit seinen Dienern empfand. All die Märtyrer, die dort begraben lagen, waren für die Liebe des Allmächtigen gestorben, denn die Liebe bestand aus Hass und allem irdisch Bösen. Und diese Helden, Engel, an Gottes Seite geboren und von ihm verstoßen, kamen auf die Erde, um sie zu verändern, und viel zu früh wieder zu streben, als dass sie etwas bewirkt haben könnten. Die Welt stand niemals still, wenn ein Engel sich der verfluchten Menschheit und der Abscheu Gottes opferten. Die Welt hatte nicht einmal eine Sekunde geschwiegen, sondern weiter ihre Lobgesänge an den Herrn verbreitet, die doch nur Kampfschreie gegen das freie Denken waren. Und die Kirche schob weiter Propaganda gegen die Helden, die nicht schwer zu erkennen waren, wenn sie von den dummen Bauern verfolgt wurden und all ihren Stolzes beraubt am dreckigen Boden einer Krypta lagen und dort kaltblütig getötet wurden. Weil sie den Menschen helfen wollten und Gott dies nicht wollte? Wer weiß. Sie mussten fallen, alles verlieren, was sie hatten, stetig mit einem Fuß in den Flammen der Hölle stehen, um später auf ewig verdammt in der Menschenwelt zu schweben? Gott hatte ihnen schon die Flügel gebrochen, wie sollten sie sonst wieder zu ihm zurück gelangen, um ihre blutleere Rache zu vollenden?

Evangelina verfluchte Gott und seine Taten. Ihr Lebenselixier, ihre Liebe hatte sich in eine Symphonie aus Trauer, Bitterkeit, Hass und Melancholie verwandelt. Wie lange konnte sie diese Mischung der Gefühle noch ertragen, ohne unter der Last der Welt zusammenzubrechen, wie es Ambrose zugestoßen war. Und auch sie müsste irgendwann kapitulieren. Sich den Fäusten der Menschheit geschlagen geben. Arglos war sie schon lange nicht mehr, konnte sie nicht mehr sein, in einer Welt wie dieser. Die Geräusche der Nacht zogen klanglos an ihr vorbei, während das monotone Pochen ihres Herzens jeden einzelnen ihrer zaghaften Schritte betonte. Mochte der Himmel noch so vor Freude glänzen, Ambrose hatte sie einst überzeugt, kein Mensch könnte so weit rennen, wie es die beiden taten. Es war so ein unvertrautes Gefühl allein zu sein, doch untreu gegenüber ihrem Engel würde sie niemals sein. Niemals, das hatte sie ihm versprochen. Und nachdem er für sie gestorben war, war das das Mindeste, was sie tun konnte.

Sie fürchtete sich so vor der Dunkelheit, wie sie es noch niemals zuvor getan hatte, als sie an seinem Grab stand. Die drei vermummten Personen standen bedächtig in einer Reihe ein paar Meter weiter und schienen zu Boden zu blicken. Doch sie wusste, sie wurde von ihnen beobachtete. Eine dieser Gestalten kam auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie nahm allen Mut zusammen und blickte hinunter in das Loch, in dem Ambrose' Sarg lag. Welch grausamer Anblick es doch war. Noch grausiger als das Leben selbst schien sein Tod zu sein. Wobei sie immer die Schönheit darin gesehen hatte. Sie fröstelte. Eine einsame Träne lief ihre Wange hinunter und tränkte den Boden mit ihrem Leben. Sie öffnete abwesend die Dose und nahm mit einem sicheren Griff das Messer heraus, das Ambrose Tag und Nacht bei sich getragen hatte. Sie lies es, wie ihre Träne zuvor, auf den Boden fallen und kniete sich so nah wie möglich, an das Loch im Boden. Sie konnte diesen Moment nicht ausstehen und wünschte sich so weit wie möglich von hier weg. Doch sie war immer noch auf dem Broken Hill Cemetery und hielt die Dose über dem Sarg. Sie streckte ihren Arm soweit, wie es möglich war, nach unten, doch die Grube war einfach zu tief. Sie lies die Büchse los, zog ihren Arm wieder zurück und stand mit der Hilfe der Gestalt auf. Sie beobachtete wie die Dose strauchelte und schließlich umkippte. Der Deckel flog auf und der Inhalt verteilte sich auf dem Sarg. Ein weißes Pulver, das Zucker ähnelte, vermischte sich mit hellbraunem nicht kristallinem Pulver und hinterließ so eine Decke auf dem Sarg, in dem sich eine kleine Schachtel Streichhölzer und ein mit Ruß befleckter Löffel schmiegten. Eine weiße Kerze wälzte sich über dieses Schlachtfeld und verschwand schließlich, als sie vom Sarg rollte und in auf den Boden des Lochs fiel. In der von der Kerze hinterlassenen Spur lag eine Nadel, deren Spitze ebenfalls von Ruß geschwärzt war. Eine Rolle weißen Bindfandes rollte und verschwand ebenfalls in den Tiefen der Grube. Aus der Dose lief eine schwarze, dickflüssige Flüssigkeit, umgarnte eine weitere jedoch längere und festere Nadel, deren Lauf sich in dem dunklen Inneren der Büchse verlor, und grub tiefe Rinnen in das weiß-braune Mosaik. Sie trat einen Schritt zurück und begutachtete das Szenario vor ihren Augen. Er würde diese Dinge niemals mehr brauchen. Diese teuflischen Dinge, die ihm das Leben erleichterten und dennoch von Grund auf böse waren und ihn ins Grab brachten. In das Grab, vor dem sie gerade stand. Sie würde niemals mehr sie selbst sein.

Denn ihr Name war Evangelina und sie kam aus den Himmel. Und ihr Leben beleidigte Gott.

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Sooo... dat is der letzte Teil... nu hab ich keine Ahnung, ob ich weiterschreiben sollte...

 

 

VI. Requiem für einen Traum

 

"Est tua culpa, Domine. Tua fabula et tua gloria. Sed non omnia, quae manu tenes, sunt tua! Non sum tua filia. Numquam eram. Memento iniqua numquam regna perpetuo manent. Enim eres diabolus."*

 

*Es ist deine Schuld, Herr. Deine Geschichte und dein Ruhm. Aber nicht alle, die du in den Händen hältst, sind dein! Ich bin nicht deine Tochter. Ich war es niemals. Gedenke, ungerechte Reiche währen niemals ewig. Denn du bist der Teufel.

 

Nun saß Ambrose in der alten Tanne neben seinem Grab und lächelte Evangelina an, während sie leise ihr Gebet sprach.

 

"Sine eo requiescere et noli abscisam alam angeli tangere. In perpetuum. Nam necabas vitam. Et incantabas lacrimas, tristitiam et mortem pro tui facini. Tua ira et tuum odium in nostri laetitia donaverunt dolorem aeternis animalis. Numquam posthac fides habebo. Rapebas meum animum et vendebas ad nemo autem illum Tartarum. Libera me, Domine, ad tuis erroris. Enim inquietum cor meum, donec requiescat in se."**

 

**Lass ihn ruhen und berühre nicht die gebrochenen Flügel des Engels. Für immer. Denn du tötetest das Leben. Und beschworst Tränen, Trauer und Tod für deine eigenen Untaten. Dein Zorn und deine Wut in unserer Freude hat ewigen Schmerz den Geschöpfen geschenkt. Niemals mehr werde ich Vertrauen haben. Du stahlst meine Seele und verkauftest sie an niemand aber Tartaros. Befreie mich, Herr, von deinen Irrtümern. Denn unruhig ist mein Herz, bis es ruht in ihm."

 

Und in dem Moment, als das Räderwerk seines Herzens aufgehört hatte zu arbeiten, wusste er, er war für seine Liebe gestorben.

 

"Meus angelus... Memento, amo te..."***

 

***Mein Engel... Gedenke, ich liebe dich...

 

Und seine Liebe war es wert. Jeder einzelne Gedanke in ihm drehte sich um sie, die völlig neben sich stand und nicht wusste, was sie tun sollte.

Sie wandte sich von seinem Grab ab und ging ein paar Schritte den Kirchhofweg hinab. Warme Tränen hinterließen Rinnsale der Trauer auf ihren einsamen Wangen. Niemals mehr würden seine Küsse diese aus der Kälte zurückholen und im schwachen Licht einer Kerze liebkosen. Wie könnte sie nur ohne ihn leben. Ohne ihr Lebenselixier... Gedankenversunken spürte sie plötzlich eine warme Hand auf ihrer Schulter und als sie sich umdrehte, sah sie eine dieser schwarzen Gestalten vor ihr. Sie konnte nur wage das Innere der Kapuze erkennen, die weit über das Gesicht gezogen war und alles mit Dunkelheit umhüllte. Die Gestalt, die Evangelina unwillkürlich an einen Dämon erinnerte, senkte den Kopf und blickte zu Boden. Seine Hand verkrampfte sich in ihrer Schulter und lies einen erleichternden Schmerz über ihren Körper strömen. Sie wusste, er oder sie versuchte etwas zu sagen, wahrscheinlich wollte es nur sein Beileid aussprechen. Ja, wahrscheinlich war das so. Evangelina drehte sich wieder um und ging zielstrebig weiter von der Person weg, um nicht weitere Tränen an wertlose Versprechen zu verschwenden. Sie wollte niemanden sehen, niemanden fühlen, mit niemanden sprechen, niemanden hören. Und schon gar keine gutgemeinten Aushändigungen an die Melancholie. Ihre Schritte beschleunigten sich, sie wollte so weit wie möglich fort von diesem Ort, der eine abstoßende Anziehung ausstrahlte.

 

Während er die taktlose Melodie eines vergessenen Schlafliedes summte, klanglos und ohne Stimme, lauschte er dem Wind, der unaufhörlich durch die Blätter der Bäume schlug, und beobachtete sie dem großen Friedhofstor immer näher kommen. Nicht einmal der Herr des Kirchhofes konnte sie zurück in seine Hölle ziehen, die von den Geräuschen der Nacht umwickelt wurde. Eine einsame Nachtigall rief nach ihrem Kamerad, der nirgendwo gefunden werden kann. In der Ferne heulte ein Hund, wahrscheinlich nach Liebe und Zuneigung suchend, den Mond betrachtend. Ohne Heim und ohne Wärme musste er die Nacht fürchten. Kreaturen der Finsternis trugen ihren Kampf gegen die Lichtwächter an, tief im Herzen der schwarzen Gestalten füllten sie die Leere mit Tod und Verderben.

 

Ambrose sah seine Liebe entfliehen. Mit ihren Tränen floh sie, doch er würde sie noch mit blinden Augen finden und ihr Atmen mit tauben Ohren hören.

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Du postest schneller wie ich lesen kann :mrgreen:

mach mal kurz Pause, sag dir Neujahr wie ichs im ganzen finde

bis dahin einen guten Rutsch

Alles Liebe

Angel

 

Hi Black Valentine, also wie versprochen heute meine Kritik zu deinem Werk :mrgreen:

 

Ich finde es sehr gelungen, es gehört schon viel Talent zum schreiben dazu eine gute und auch überzeugende Geschichte zu verfassen, deins erfüllt alle Ansprüche die ein Leser hat.

 

Was die Titel der einzelnen Kapitel angeht, so würde ich sie teilweise nochmal überarbeiten:

I und II ist gut, bei III würde ich eventuell "Sucht" nehemen und den Titel "Penroyal Tea" als Titel für die ganze Geschichte wählen, beim kapitel IV- das Wort "Heroine" gibts nicht, vielleicht gefällt dir ja " Die falsche Erlösung" oder einfach "Täuschung", der Titel bei Kapitel V ist sehr gelungen.

 

Bei kapitel I haben sich noch ein paar Fehler eingeschlichen: 5Z1A "ertrank" nicht "ertrunken", lezter Absatz 2Z " um dem Reverend" und 3Z statt "erlangen" vielleicht "empfangen".

 

Ich würde das Ende auch so lassen, ich finde es so abgeschlossen, da es ja um "Ambrose" geht, wenn du es weiterschreiben willst, dann eventuell als eine 2 Geschichte in der du über Evangelina schreibst.

 

Mir gefällt es sehr gut und ich habe es wahnsinnig gerne gelesen.

Alles Liebe

Angel

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