Einmal ging ihr der Sohn verloren, er war 7 Jahre alt. Für 15 Minuten dachte sie, er wäre für immer fort.
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Ein Sommertag. Ein Stadtteilfest im Szeneviertel der Stadt. Die Kapelle spielt Klezmer. Tanzen und lachen gemeinsam, nebeneinander. Durcheinander.
Der alte Fußball zwischen schnellen staubigen Kinderschuhen - hin und her. Auf engem Raum vor der Bühne das hart erkämpfte Spielfeld, mitten zwischen den tanzenden Erwachsenen. Hitzige Rufe aus kleinen Kehlen, auf den Stimmbruch wartend.
Der Sohn der einzig
blonde
Lockenkopf.
Daher gut zu erkennen, auch aus der Ferne.
Und doch.
Er ist plötzlich weg und die anderen spielen ohne ihn weiter, als wäre nichts geschehen.
Die Angst einer Mutter - Das Kind verloren zu
haben -
Nein nicht auszudenken, geschweige denn zu ertragen.
Da der stinkende Kanal. Dort die laute vierspurige Verbindungsstraße. Hier die schwarzen Limousinen der Zuhälter mit ihren verdunkelten Scheiben. Dahinter: offene Hauseingänge heruntergekommener Altbauten in denen die Ratten
lauern.
Und überall -
Menschen.
Nur der eine
- kleine -
nicht.
Sie sucht zunächst stumm. Ungläubig ihrem verlorenen Blick nicht trauen wollend.
Irgendwo wird er schon sein
Bitte Bitte nicht im Kanal
Dann ruft sie seinen Namen. Bahnt sich einen Weg durch die Menge.
Zur Bühne zum Kanal zur Straße zum Ausgangspunkt zurück.
Die kleine Tochter der Freundin in Obhut übergeben.
Suchend.
Herz klopfend.
Atmung eingeschnürt.
Panische Übelkeit.
Schiere Angst.
Dazu der Vorwurf.
Und der Gedanke an den Vater der Kinder.
Seine Vorwürfe.
Ihre Schuld.
Als ihre Kehle die ersten erstickten Schluchzer hervor drückt, steht er plötzlich da.
Hat sie gefunden.
Entrüstet
Aufgeregt
Und sie schließt ihn in ihre Arme.
Hört ihm zu, weil er erzählen muss:
Der andere Junge
Die Tankstelle
Die Schokoriegel
Das fehlende Geld
Die andere Mutter -
„Und dann hat sie ihm voll eine gescheuert weil sie ihn schon gesucht hat, Mama, aber das darf sie doch gar nicht!“
Sie vergräbt ihre Nase in seinen klebrig nassen Locken. Hört auf seine kleine bebende Stimme. Fühlt sein kleines pochendes Herz in ihrer Hand.
Und möchte ihn wirbeln.
Hochwerfen.
Jubeln und schreien.
Ihm fünf Schokoriegel kaufen gehen. Mindestens.
Jetzt sofort.
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Ein Sommertag. Ein Stadtteilfest im Szeneviertel der Stadt. Die Kapelle spielt Klezmer. Tanzen und lachen gemeinsam, nebeneinander. Durcheinander.
Der alte Fußball zwischen schnellen staubigen Kinderschuhen - hin und her. Auf engem Raum vor der Bühne das hart erkämpfte Spielfeld, mitten zwischen den tanzenden Erwachsenen. Hitzige Rufe aus kleinen Kehlen, auf den Stimmbruch wartend.
Der Sohn der einzig
blonde
Lockenkopf.
Daher gut zu erkennen, auch aus der Ferne.
Und doch.
Er ist plötzlich weg und die anderen spielen ohne ihn weiter, als wäre nichts geschehen.
Die Angst einer Mutter - Das Kind verloren zu
haben -
Nein nicht auszudenken, geschweige denn zu ertragen.
Da der stinkende Kanal. Dort die laute vierspurige Verbindungsstraße. Hier die schwarzen Limousinen der Zuhälter mit ihren verdunkelten Scheiben. Dahinter: offene Hauseingänge heruntergekommener Altbauten in denen die Ratten
lauern.
Und überall -
Menschen.
Nur der eine
- kleine -
nicht.
Sie sucht zunächst stumm. Ungläubig ihrem verlorenen Blick nicht trauen wollend.
Irgendwo wird er schon sein
Bitte Bitte nicht im Kanal
Dann ruft sie seinen Namen. Bahnt sich einen Weg durch die Menge.
Zur Bühne zum Kanal zur Straße zum Ausgangspunkt zurück.
Die kleine Tochter der Freundin in Obhut übergeben.
Suchend.
Herz klopfend.
Atmung eingeschnürt.
Panische Übelkeit.
Schiere Angst.
Dazu der Vorwurf.
Und der Gedanke an den Vater der Kinder.
Seine Vorwürfe.
Ihre Schuld.
Als ihre Kehle die ersten erstickten Schluchzer hervor drückt, steht er plötzlich da.
Hat sie gefunden.
Entrüstet
Aufgeregt
Und sie schließt ihn in ihre Arme.
Hört ihm zu, weil er erzählen muss:
Der andere Junge
Die Tankstelle
Die Schokoriegel
Das fehlende Geld
Die andere Mutter -
„Und dann hat sie ihm voll eine gescheuert weil sie ihn schon gesucht hat, Mama, aber das darf sie doch gar nicht!“
Sie vergräbt ihre Nase in seinen klebrig nassen Locken. Hört auf seine kleine bebende Stimme. Fühlt sein kleines pochendes Herz in ihrer Hand.
Und möchte ihn wirbeln.
Hochwerfen.
Jubeln und schreien.
Ihm fünf Schokoriegel kaufen gehen. Mindestens.
Jetzt sofort.