Carolus
Autor
Abend am Bodensee
Am Abend sinkt der Wind
mit sanftem Flügelschlag
vom Hinterland hinab zum See,
lässt sich am Ufer in alten Ulmen
zu Rast und Atemholen nieder.
Mit rauschendem Lächeln
begrüßen ihn die tagesmüden Blätter.
Selbst die Zitterespen wollen
mit raschelnden Fächern nicht zurückstehen.
Sternblüten von Holunderbüschen,
beige und schwer, neigen sich indes
dem Wasser entgegen, als wollten sie
von dessen Wellengekräusel gestreichelt werden.
Schon betritt der scheidende Dirigent des Tages
die Bühne, verneigt sich langsam und bedächtig
vor dem ehrfürchtigem Publikum,
bevor er am Pult den Taktstock erhebt.
Silbern blitzen, blinken Töne übers Wasser,
trennen und vereinigen sich wieder
zu flimmerndem Spiel in unendlich vielen Varianten.
„Nicht genug!“ meinen Komponist und Dirigent.
Mit Zauberkraft, mit der Magie neuer
Tonschöpfung verwandeln sie das Presto
blinkender Silbertöne in einem furiosem Klanggemälde
in reines, gleißendes Gold, bevor es im Wasser
verhallend, noch zuckend verklingt.
Alle Romantiker sind hell entzückt, klicken (!)
stehend Ovationen, während der Dirigent - sich verneigend -
hinter dem Wolkenvorhang entschwindet.