Liebe Lichtsammlerin,
ich danke dir sehr für deinen Kommentar, weil er mir im Vergleich zu meiner Deutung den Weitwinkel anlegt und ich dadurch Dinge erkennen kann, die ich mit den Scheuklappen des Schreibenden nicht gesehen habe. Ich hatte nämlich bei der Niederschrift weniger metaphorisch gedacht (und ich vermute, dass man als Leser schon aus Gründen des Selbstschutzes hier geneigt ist, metaphorisch zu lesen), sondern ganz konkrete Realitäten beschrieben:
Es ging mir um den Völkermord in Ruanda von 1994, der mich aufgrund der enormen Abscheulichkeit und der Fragen, die sich daran über das Menschsein anschließen, nie loslassen wollte. Der Titel spielt auf die zynische Wortklauberei der US-Regierung seinerzeit an, die nicht von einem Völkermord, sondern von "acts of genocide"* sprechen wollte, um sich aus dem Konflikt raushalten zu können. Letztendlich führte das dazu, dass die UN zunächst viel zu halbherzig und insgesamt viel zu spät eingegriffen hat. Da kam es dann tatsächlich zu Szenen, dass die UN Touristen aus dem Land evakuiert hat, während man dem Schlachten tatenlos zusah.
Zu dieser Thematik kann ich nur jedem, der den Film noch nicht gesehen hat, "Hotel Rwanda" empfehlen. Ist aber nichts für schwache Nerven, weil der Film wirklich den Horror dieses Genozids offenlegt (dabei aber noch längst nicht alles zeigt, was daran so abscheulich war) - sehr ergreifend und lehrreich!
LG
*"We have reasons to believe that acts of genocide have occured", sagte damals eine Pressesprecherin des weißen Hauses.
Ein Reporter, der wohl die Bilder von leichengesäumten Straßen im Kopf gehabt haben muss, fragte daraufhin: "How many acts of genocide does it take to call it a genocide?" Darauf dann nur Gestammel.