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  • Lichtsammlerin
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Als du meinen Körper nahmst
war ich schon fort
als du in mir warst
war ich nicht dort
ich sah Hände Hände umklammern
zwei Körper kontrastiert
so groß so klein
leere Augen starrend wohin
 
als du die Hülle von
innen nach außen kehrtest
sah ich ein Tier seine Beute verschlingen
rohes Fleisch in Raubtierklauen
war nicht ich
 
ich sah zwei Welten kollidieren
fand Sternenstaub im Haar
ein grässlich entstelltes Gesicht
für immer eine lange Zeit
als du kein Mensch mehr warst
 
 
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
das ist beeindruckend. Und hart. Da stimme ich avalo zu. 
 
Als du meinen Körper nahmst


war ich schon fort


als du in mir warst


war ich nicht dort
Ein Rückzug nach innen. An einen Ort im Geiste, wo das LD das LI nicht mehr erreichen kann. Noch vor dem Geschehen.
 
ich sah Hände Hände umklammern


zwei Körper kontrastiert


so groß so klein


leere Augen starrend wohin
Hier wird deutlich, dass das LI, von seinem Zufluchtsort aus, wie 'von außen', in der 'Beobachterperspektive' ihren Körper und das LD sieht. Zusieht, was geschieht - ohne daran beteiligt zu sein. Leere Augen - starrend wohin? Irgendwohin, ins Leere.
 
Sehr intensiv, der Begriff 'umklammern'. Große Hände, kleine Hände. Ein großer Körper, ein kleiner Körper.
 
als du die Hülle von


innen nach außen kehrtest


sah ich ein Tier seine Beute verschlingen


rohes Fleisch in Raubtierklauen
Puh - das ist heftig. Die 'Hülle' - der 'leere' Körper des LI, das auch hier 'von außen' zusieht. So heftig, weil die Doppelung dafür sorgt - von innen nach außen gekehrt. Im doppelten Sinn. Ein Raubtier verschlingt seine Beute. Am drastischsten hier - das 'rohe Fleisch'. Denn das ist ein Bild, das von 'ohne Haut, ohne Schutz' berichtet.
 
rohes Fleisch in Raubtierklauen


war nicht ich
Ja. Denn das LI befand sich in sich selbst. Weit fort. 'Jemand anders' ist der Gewalt ausgeliefert ...
 
ich sah zwei Welten kollidieren


fand Sternenstaub im Haar
Das LI beobachtet 'sich - nicht sich' und das LD - zwei Körper und zwei Welten. Die kollidierten. Sternenstaub im Haar - die für mich mit Abstand die wirklich gelungenste Metapher im Gedicht. Ja,  - bei so einer Kollision wird der 'kleinere' zerstört - oder vom größeren 'absorbiert'. 
 
ein grässlich entstelltes Gesicht


für immer eine lange Zeit


als du kein Mensch mehr warst
Reale Zeit (lang) und gefühlte Zeit (immer). Wieder zwei Kontraste. Das 'gräßlich entstellte' Gesicht des LD hat sich in die Erinnerung des LI 'eingebrannt'. 
 
Dennoch - der letzte Vers, er ist nicht gänzlich ohne jeden Funken Hoffnung: 'warst'. 
 
Das wiederum lässt mich überlegen. Alkohol? Drogen? Vielleicht, vielleicht, wer weiß, was 'ist'. Irgendwie möchte ich das LI hier nicht 'aufgeben' ... 
 
Wow. Das hat mich beim Lesen wirklich gepackt, gut durchgekaut und wieder ausgespuckt - das meine ich als echtes Kompliment! Ich bin sicher, du verstehst, wie ich das meine.
 
LG,
 
Anonyma
 
 
Sehr traurige, bewegende Zeilen, liebe Lichtsammlerin, die ich nicht zu deuten wage,
entstanden, so mutmaße ich, aus durchlebtem Leid.
 
Liebe Grüße
Lotte
 
Danke euch, avalo, Anonyma und Lotte!
 
Dass die Worte hart sind und bewegen.. nun, das habe ich in Kauf genommen.
Es war mir.. wichtig.
 
Ein paar Anmerkungen noch, @Anonyma, du hat einmal mehr ganze Arbeit geleistet. Und die schweren Bilder aufgeschlüsselt, sehr treffend, ich kann dem kaum etwas hinzufügen.
So heftig, weil die Doppelung dafür sorgt - von innen nach außen gekehrt. Im doppelten Sinn.
Einzig hier bin ich mir nicht sicher, welche "Doppelung" du ansprichst. Dass das LI von innen nach außen flieht, und zugleich vom LD von innen nach außen gekehrt wird?
Oder eine doppelte Rolle des Erlebens?
 
Dennoch - der letzte Vers, er ist nicht gänzlich ohne jeden Funken Hoffnung: 'warst'. 


 


Das wiederum lässt mich überlegen. Alkohol? Drogen? Vielleicht, vielleicht, wer weiß, was 'ist'. Irgendwie möchte ich das LI hier nicht 'aufgeben' ... 
Nein, ich fürchte, so etwas wie "Hoffnung" gibt es hier nicht. Das LD 'ist' seit diesem Moment kein Mensch mehr, damals 'war' es kein Mensch.. Das ergibt sich vielleicht aus dem vorigen Vers, "für immer eine lange Zeit", zu dem du ja auch schon etwas schriebst. Die "erlebte" Zeit ist hier für immer, unwiderruflich, endgültig.. das gilt auch für den folgenden Vers. Diese Feststellung des LI ist für immer..
 
Wow. Das hat mich beim Lesen wirklich gepackt, gut durchgekaut und wieder ausgespuckt - das meine ich als echtes Kompliment! Ich bin sicher, du verstehst, wie ich das meine.
Ja, gut, wenn du es auch wieder ausspucken konntest. Auf Dauer wäre das glaube ich schwer verdaulich.
Danke dir.
 
 
Liebe Grüße an euch, Lichtsammlerin
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
So heftig, weil die Doppelung dafür sorgt - von innen nach außen gekehrt. Im doppelten Sinn.
Einzig hier bin ich mir nicht sicher, welche "Doppelung" du ansprichst. Dass das LI von innen nach außen flieht, und zugleich vom LD von innen nach außen gekehrt wird?


Oder eine doppelte Rolle des Erlebens?
ich meinte das tatsächlich in Verbindung zum Raubtier. Es verschlingst seine Beute - das ist 'von außen nach innen'. 
Während 'als du die Hülle von innen nach außen kehrtest' -  von 'innen nach außen' ist.
 
Das verstärkt die Wirkung - zumindest auf mich. Weil hier die Kontraste ganz besonders deutlich hervorgehoben werden. Wobei du auch mich jetzt noch auf einen weiteren Gedanken gebracht hast, den ich zuvor selbst nicht so bewusst 'sah': ja, auch die Flucht des LI  - nochmal wow. Das ist dann 'mehr als doppelt', dreifach, sozusagen.
 
Ein starkes Gedicht - auch wenn ich mich damit wiederhole, möchte ich es gerne bei dieser Gelegenheit trotzdem nochmal sagen. 
 
Ich denke, du verstehst es richtig, wenn ich meine: Ganz großes Kino!
 
LG,
 
Anonyma
 
Hallo Anonyma,
 
danke dir, da stand ich wohl auf dem Schlauch.
Dieser 'Kontrast' war mir beim Schreiben gar nicht aufgefallen - so haben wir wohl beide noch etwas neues entdeckt.
Ich denke, du verstehst es richtig, wenn ich meine: Ganz großes Kino!
Ja.. vielen Dank.  (Auch wenn ich auf die Vorstellung gerne verzichten würde, den Film muss ich nicht sehen, wenn ich die Wahl habe..)
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Erschreckend, grausam, aber grandios geschrieben. Mehr möchte ich gar nicht dazu schreiben.
 
Respekt, liebe Lichtsammlerin!
 
Nachtgruß von Letreo
 
Danke dir, liebe Letreo!
 
Wenn du schreibst "Erschreckend, grausam..", dann sind es weniger meine Worte, als mehr die Realität, der diese Worte gebühren. Leider ist die Wahrheit manchmal hässlich.
 
Für die Worte "grandios geschrieben" ein extra großes Danke :attention: da werd ich ja ganz verlegen..
smilie_verl_060.gif

 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
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