Lieber
@Wannovius, liebe
@Vetula,
ich danke euch für eure Worte der Unterstützung.😀
Hallo @Schmuddelkind, ach, würden doch die wahren Schmuddelkinder dein Gedicht lesen und auch verstehen!
Ich befürchte jedoch, sie haben weder Sinn für Poesie noch für Ironie!
Es freut mich, dass viele Poeten deine/unsere Meinung teilen.
Wenn ich so ein Gedicht schreibe, weiß ich genau, dass damit kein AfD-Wähler überzeugt werden kann. Da sollte man sich nichts vormachen - das Weltbild ist zu sehr geschlossen. Insofern geht es mir nur darum, mir was von der Seele zu schreiben und eben auch nach außen zu kommunizieren, dass es (auch hier in Ostdeutschland) Widerstand gibt. Wer nach all der Skandale, Nazi-Parolen und der eindeutig rechtsextremen Positionierung noch immer die Höcke-AfD wählt, gilt für mich nicht bloß als Protestwähler, sondern muss entweder strunzdumm oder eben selbst rechtsextrem sein. In beiden Fällen will ich keine Zeit mehr mit gutem Zureden verschwenden, sondern den Leuten klarmachen, dass sie von der Mehrheit der Gesellschaft nicht willkommen sind und wie lächerlich Menschen außerhalb ihrer Bubble deren Denke finden. Vielleicht gibt es dann sogar eine minimale Chance, dass Leute wenigstens aus Scham zum Umdenken gebracht werden. Aber ja, wie du schreibst: Vermutlich verstehen die meisten von denen nicht einmal Ironie.
Das stimmt. Das sage ich auch immer wieder mir selbst und anderen Mitleidenden und denke, dass es nicht nur das Pfeifen im Wald ist. Tatsächlich sind wir ja auch mehr. Ergebnisse über 30% sind zwar erschreckend, aber bedeuten eben auch, dass 70% in Opposition zur AfD-Ideologie stehen. Das muss man sich auch immer klar machen und vielleicht muss man es eben auch den 30% klarmachen, dass sie nicht über die Mehrheit der demokratisch gesinnten Menschen bestimmen können, dass Empörung kein Argument ist und Wut keine Begründung.
Dennoch hat auch Stephan recht mit seinem Einwand:
das Erschreckende ist, dass die Blauen, die man früher die Braunen nannte, in der ehemaligen DDR Mainstream sind und leider auch in den alten Bundesländern immer stärker werden. Nicht nur Zu-kurz-Gekommene, Abgehängte und Ungebildete, tätowierte Glatzen
besteigen den Zug ins Vorgestern. Sogar Etablierte und Gebildete, große Teile des Mittelstandes springen auf.
In Thüringen gibt es ein unglaubliches Stadt-Land-Gefälle und die Denkweise zwischen dem weltoffenen Jena und den reklusiven AfD-Dörfern könnte nicht unterschiedlicher sein. Ich lebe in Thüringen auf dem Land - allerdings in Stadtnähe, wo die Dinge nicht ganz so schlimm stehen wie ganz weit draußen (z.B. gibt es in meinem Ort auch eine kleine Kommune von jungen Studenten, die natürlich in vehementer Opposition zur AfD stehen). Aber auch hier schon sind einige Menschen sehr starr in ihrer fremdenfeindlichen Sichtweise gefangen und leben in einer solch kleingeistigen Welt, dass auch nur ein Mindestmaß an Medienkompetenz zu fordern, völlig außer Frage steht. Da haben mir Leute bei der Europawahl tatsächlich gesagt: "Bei Twitter melden schon die ersten Leute, dass AfD-Wähler aus den Wahllokalen ausgeschlossen werden." Und die glauben diese Infos auch tatsächlich. Naja, aber wie gesagt: Hier geht es noch.
Aber wenn ich nur ein, zwei Orte weiter raus auf's Land gehe, wo dich am Ortseingang eine riesige DDR-Flagge begrüßt, wo die Leute dich feindselig anschauen, weil sie dich noch nie gesehen haben, wo es nicht wenige Jugendliche gibt, deren größer Traum Traktorfahren ist und wo das Einwohnermeldeamt in einer Art "Scheune" ist, da merke ich, dass ich mit meiner demokratischen, inklusiven Haltung ganz böse in der Minderheit bin. Da ist "Ausländerfeindlichkeit" ein unverfängliches Eisbrecher-Thema, bei dem man erwarten kann, dass der Gesprächspartner das genau so sieht - so wie man sonst vielleicht erstmal über das Wetter oder die Unpünktlichkeit der deutschen Bahn redet. Da sind die Leute dann hochgradig verwirrt, wenn man ihre Fremdenfeindlichkeit nicht teilt - für die ist das fast so, wie wenn dir jemand sagt, dass er es gut finde, dass die Bahn so unpünktlich ist. Und das Verrückte ist: Die sehen so gut wie nie einen Migranten, wissen aber genau, was sie von ihnen halten sollen.
Ich hoffe nur, dass andererseits mein Thüringen nicht darauf reduziert wird, denn es ist sehr viel heterogener, als es von außen den Anschein macht. Ich erfahre hier in meinem Ort als ursprünglicher Wessi keinerlei Ausgrenzung - im Gegenteil: sehr viel Wertschätzung und Unterstützung. Ich bin oft zu Fuß unterwegs und manchmal, wenn ich auch wirklich zu Fuß gehen will, meide ich schon extra die öffentlichen Straßen, weil früher oder später irgendjemand anhält und mich mitnimmt - entweder jemand, den ich kenne oder auch völlig fremde Menschen. Wenn man die Wahlergebnisse nicht kennen würde, könnte man fast sagen: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Man kommt schnell mit den Leuten ins Gespräch, wird eingeladen etc.. Und wie gesagt: es gibt auch sehr weltoffene, progressive Leute in meinem Ort. Und wenn man nach Erfurt, Weimar oder Jena fährt, ist es kaum anders als in Freiburg oder Heidelberg. Thüringen ist also kein Monolith, auch wenn es auf dem Land in der Tat ganz erschreckende Tendenzen gibt.
Irgendwie ist jetzt meine Antwort länger geraten als gedacht. Naja, ist halt irgendwie mein Thema hier.
Jedenfalls noch einmal vielen Dank für eure Worte und auch an alle, die geliket haben.
Liebe Grüße
Schmuddi